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World Athletics Hyperandrogenismus- und Transgenderregeln - Druckversion

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RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Jo498 - 15.03.2018

Hier einige der damaligen Reaktionen (engl.)

http://www.huffingtonpost.co.uk/entry/lynsey-sharp-defends-caster-semenya-comments-after-coming-sixth-in-womens-800m-final-in-rio_uk_57b9ae1de4b0f78b2b4a53c1
https://www.mirror.co.uk/sport/other-sports/athletics/tearful-lynsey-sharp-claims-difficult-8678992
https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/aug/23/caster-semenya-olympic-spirit-iaaf-athletes-women


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - gera - 15.03.2018

(14.03.2018, 22:34)Astra schrieb:
(14.03.2018, 21:51)mic.now schrieb: Oder sind die "normalen" Frauen mehrheitlich mit der derzeitigen Regelung einverstanden?
Ganz sicher nicht, aber keine will von den doch sehr rabiaten Inclusionsfans (mehrheitlich weiblich) zur Schnecke gemacht werden.
ist doch aber schade das sich keine traut eine Meinung zu haben.  Und sagt auch etwas dazu, wie sehr wir alle im allgemeinen Meinungsstrom mitschwimmen ( müssen ? )


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - EAF2017 - 15.03.2018

Sie haben sicherlich eine Meinung. Aber bestimmt keine Lust, sich in den sozialen Medien niedermachen zu lassen. Wer mal nach Lynsey Sharp im Zusammenhang mit Semenya googelt oder sich ihre Twitterseite anguckt, wird das auch verstehen können.
Nicht jeder ist ein Typ wie Harting und geht gern auf Konfrontationskurs.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Jo498 - 15.03.2018

Naja, sie sähen natürlich auch ein bißchen wie schlechte Verliererinnen aus, die sich ärgern, dass eine vorübergehend "entschärfte", aber nun anscheinend unschlagbare Konkurrentin wieder dabei ist (oder mehrere). Wie gesagt, ich glaube, niemand meint, dass es eine einfach zu lösende Situation sei. Bloß sind die Darstellungen (wie in den Guardian-Beiträgen) eben extrem einseitig. Und die Hürden des CAS nach Ablehnung der IAAF-Regelung (Testo-Schwellenwerte), die, was auch immer im Detail man davon halten mag, immerhin ein Kompromisss ist, der beide Seiten berücksichtigt, sind so hoch, dass überhaupt nicht klar ist, wie ein neuer Kompromiss aussehen könnte.
Einzelne Sportlerinnen können sich da eigentlich nur in die Nesseln setzen. Vielleicht hätte eine gemeinsame "Aktion" mehr Aussichten, in diesem Falle wäre es (so absurd das scheinen mag) essentiell, dass nicht nur weiße Sportlerinnen federführend sind, da sonst Karkazis und Co. sofort wieder mit der Rassismuskeule winken können.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - gera - 16.03.2018

wäre in dieser Angelegenheit nicht die Stellungsnahme  eines Athletensprechers angebracht ?
Die gibt es doch von national bis in die IAAF.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Jo498 - 25.03.2018

Ich habe mir nicht den ganzen Thread durchgelesen. Aber eine Frage, die sich mir nach einigen verwunderten bis entrüsteten Kommentaren im Netz nach der CAS Entscheidung bzw. im Rio-Vorfeld stellt, ist folgende: Werden denn für Semenya u. evtl. andere Hoch-Testosteron-Kandidatinnen biologische Pässe und "persönliche Schwellenwerte" geführt?

Als Semenya gezwungen wurde, den Testosteronspiegel auf unter 10 nmol/l (das 3fache eines Wertes, der für "normale" Frauen sehr hoch wäre), zu senken, lief sie 2:00. D.h. ihr natürlicher Wert liegt also bei 10+x und sie ist, selbst mit gegenüber typischen Frauen 3fach überhöhten Werten, in der Weltspitze nicht konkurrenzfähig (vielleicht nachvollziehbar, da viel schwerer als die anderen und der Körper seit Jahren an seine natürlichen Werte "gewöhnt).
Wird denn nun kontrolliert, dass Semenyas "persönlicher" Wert im Rahmen natürlicher Schwankungen eingehalten wird, oder könnte sie praktisch unbemerkt, durch exogene Mittel den Wert (der schon natürlich weit überhöht ist, weit außerhalb jeder Schwelle, bei der normale Frauen gesperrt würden) noch steigern? Oder würde man das leicht nachweisen können? Ich will damit keinen konkreten Verdacht äußern (glaube auch nicht, dass sie das nötig hätte), aber es ergibt sich damit natürlich ein methodisches Problem.

Gibt es denn Daten über die Testosteron-Werte der Frauen, die um 1980 schneller liefen als Semenya heute? Oder ist das, wenn überhaupt nur in Ostblock-Geheimlabors dokumentiert gewesen?

Semenya hat letzte Woche übrigens den alten Südafrika-Rekord Zola Budds (4:01,8) um 7 Zehntel verpasst.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 25.03.2018

Exogenes Testosteron kann in Tests identifiziert werden und würde bei Semenya genauso als Dopingvergehen gewertet wie bei anderen Athletinnen.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Jo498 - 25.04.2018

Nächste Runde:

https://www.standard.co.uk/sport/iaaf-ruling-will-force-caster-semenya-to-reduce-her-testosterone-levels-a3823181.html


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 25.04.2018

Auch wenn ich mich wiederhole: Keine Chance vor dem CAS

Grundlage ist die Bermon-Studie zum Einfluss erhöhter Testosteronwerte auf die Leistung in verschiedenen LA-Disziplinen.

Ergebnis: Signifikante Leistungssteigerungen von 1,8% bis 4,5% in folgenden Disziplinen: 400m, 400mH, 800m, Hammer, Stab

1) selbst 4,5% könnte dem CAS zu niedrig sein
2) aus meiner Sicht viel kritischer: die IAAF-Regelung gilt laut diesem Artikel für folgende Disziplinen: 400m (2,73%), 800m (1,78%), 1500m/Meile - warum nicht über 400mH (2,78%), Hammer (4,53%) und Stabhochsprung (2,94%), wo die Leistungsvorteile größer sind als über 800m, warum über 1500m, wo überhaupt kein leistungssteigernder Effekt nachgewiesen werden konnte?

Selbst wenn Semenya die Regel akzeptiert und wie im NZH-Artikel geschrieben auf die 5000m wechselt - andere Athletinnen werden klagen und vermutlich gewinnen.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - lor-olli - 26.04.2018

Die einzige Chance die besteht solch eine Regel "durch" zu bekommen, wäre eine völlige Neuregelung der bestehenden Regeln zu diesem Thema… Lord Coe etwa hat das durchaus schon angedacht. Die Möglichkeit bestände etwa Maximalwerte für die Teilnahme an Frauen- und Männerwettbewerben generell zu definieren - bei Überschreiten würden Athleten eine Sperre erhalten, analog zu den "Schutzsperren" bei den Winterportlern bezüglich der Hämatokrit-Werte.

Es gibt eine Gruppe von Juristen, die im Vorfeld der Entscheidung des EGMR (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte) zur Aufentshaltmeldepflicht von Athleten, die Paragraphen auf Anfechtbarkeit überprüften - Ergebnis: das EGMR hatte gegen das Kontrollsystem der WADA keine Einwände. (Urt. v. 18.01.2018, Az. 48151/11; 77769/13).) Eine andere Gruppe diskutiert schon seit einer Weile das "Thema Hormonwerte von Frauen", dies ist aber medizinisch bei weitem noch nicht so gesichert wie das Thema EPO, zudem wird ja hier in der Regel nicht manipuliert. (weswegen hier durchaus die Menschenrechtsfrage gestellt werden kann)

Die juristische Frage ist die eine Seite, eine andere ob sich solche Regelungen  im IAAF durchsetzen lassen, schließlich bräuchte auch ein Coe eine Mehrheit und bei den teilweise dubiosen Entscheidungen des IAAF ist das keineswegs sicher, auch wenn wirtschaftliche Interessen (von Verbänden, Sponsoren, Athleten u.a.) durchaus dafür sprächen, dieses Thema zu regeln um es aus den Schlagzeilen heraus zu holen.

Bisheriges Fazit: die geltenden Regeln sind unbefriedigend, sowohl für die betroffenen Athletinnen, wie auch für die Leichtathletik insgesamt, wie lange sich neue Regelungen hinziehen können, beweisen ja erfolgreiche Klagen vor dem CAS (Pechstein). Im nationalen Recht ließe sich dies leichter regeln, aber hier geht es um internationales Recht und die in der Regel erfolgreichste Strategie ist zu erst einmal die Blockade. Wir dürfen uns also noch viele Jahre an dem Thema erfreuen… Druck machen könnten vermutlich am besten die Konkurrentinnen von Semenya und Co., indem sie sich in einer spektakulären Aktion weigerten gegen diese anzutreten.

Sehe ich zwar nicht kommen, aber die "wirtschaftlichen Interessen" würden hier schnell eine Regelung finden! Doch wären diese Athletinnen bereit sich zu "opfern"? Wenn man jetzt noch betrachtet, dass in mehreren Ländern ganz gezielt nach Frauen mit Hyperandrogenismus gesucht wird… das PCOS-Syndrom (polyzystisches Ovarsyndrom = ein ungleiche Verteilung von männlichen und weiblichen Hormonen) betrifft ca. 5-10% der Frauen weltweit. Die große Differenz der Prozentzahlen ergibt sich aus den global sehr stark differierenden Zahlen und obendrein sind nicht alle PCOS Varianten glech leistungsfördernd…