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World Athletics Hyperandrogenismus- und Transgenderregeln - Druckversion

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RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - highjumper83 - 17.10.2018

Ich hoffe die Regel ist so wasserdicht, dass das CAS die Klage abweist und dann endlich mal Ruhe einkehrt.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 17.10.2018

Meiner Einschätzung nach wird der CAS die Regeln mit Schwung in die Tonne treten. Zum einen, weil die wissenschaftliche Studie, die die neuen Regeln begründen soll, gravierende handwerkliche Fehler aufweist, zum anderen weil die gesellschaftliche Stimmung zu diesem Thema eindeutig nicht den IAAF-Positionen entspricht. (s. entsprechende Beiträge auf den vorherigen Seiten).


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Robb - 17.10.2018

Wie kann eine Regel wasserdicht sein, die nur auf bestimmte Athleten zielt? Ist das Hammerwerfen immer noch ausgenommen?


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 17.10.2018

Es geht ja nicht nur um die inkonsequente Anwendung der Studienergebnisse (ja, das Hammerwerfen ist immer noch ausgenommen), sondern vor allem darum, dass die in der Studie verwendeten Daten zu einem Drittel "Schrott" sind.

Zitat:But in examining the study’s results from those three races, plus the 1,500 meters, the three independent researchers said they found that the performance data used in the study’s analysis was anomalous or inaccurate 17 percent to 33 percent of the time.

The errors included more than one time recorded for the same athlete; repeated use of the same time for individual athletes; and phantom times when no athlete could be found to have run a reported time. Also included were times for athletes who were disqualified for doping.
Quelle


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Robb - 17.10.2018

Ok, aber du kannst ja keine Regelung zur Beschränkung von Leistungssteigerung einführen, die nur auf wenige Disziplinen zielt. Das wäre so, als würden die Anti-Doping-Regeln nicht für das Hammerwerfen gelten.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 17.10.2018

(17.10.2018, 18:33)Robb schrieb: aber du kannst ja keine Regelung zur Beschränkung von Leistungssteigerung einführen, die nur auf wenige Disziplinen zielt.

Das könnte man schon.

Lässt man mal außen vor, dass die Studie der IAAF grundsätzlich angreifbar ist (s. oben), weisen die Studienergebnisse eben nur in einigen Disziplinen überhaupt einen halbwegs hinreichenden Leistungsvorteil durch erhöhte T-Werte nach.
Man könnte also eine Regel erlassen, die genau diese Disziplinen, in denen der Leistungsvorteil bewiesen ist, ausschließt. Nur hat die IAAF dann aus nicht nachvollziehbaren Gründen beschlossen Hammerwurf und Stabhochsprung, wo die Leistungsvorteile auf ähnlichem Niveau wie über 400m lagen, nicht zu sanktionieren und die Regel damit von vornherein als klar erkennbare "Lex Semenya" angreifbar gemacht.

Semenyas Anwälte haben also mehrere Angriffspunkte für ihre Klage.


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Robb - 17.10.2018

Wie wurde der Leistungsvorteil denn nachgewiesen?


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 17.10.2018

Die Studie ist irgendwo im Thread verlinkt, ich geh mal suchen Wink

---edit
gefunden: https://www.iaaf.org/download/download?filename=66958208-d45a-480b-995c-cbdf36ca5af2.pdf&urlSlug=bermon-et-al-bjsm-2017


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Robb - 17.10.2018

Worauf ich hinaus will: Es gab die Studie, danach gabs Widerstand, worauf die IAAF die Grenzwerte angepasst hat. Irgendjemand meinte hier, mit den neuen Grenzwerten wären viel mehr Athletinnen betroffen, kann es also sein, dass auch mehr Disziplinen betroffen sind?
Und: Wurde der Leistungsvorteil mit existierenden Athleten nachgewiesen? Also: Wir haben bei den Mittelstrecken einen Leistungsvorteil, den wir mit Semenja, Niyonsaba und Wambui nachweisen? Oder gibt es in anderen Disziplinen auch Athletinnen, die die Grenzwerte überschreiten, wo aber trotzdem kein Leistungsvorteil zu erkennen ist? Also: Wir haben keine Weitspringerinnen mit überhöhten Werten gefunden, also können wir keinen Vorteil nachweisen, deshalb werden die Grenzwerte beim Weitsprung nicht angewendet?


RE: CAS hebt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus auf - Atanvarno - 17.10.2018

Die Chronologie ist etwas anders

1) Zuerst gab es Semenya 2009

2) Daraufhin hat die IAAF 10nmol Testosteron als Grenzwert festgelegt, Semenya hat sich einer Hormontherapie unterzogen und lief fortan über 2:00

3) Die indische Sprinterin Dutee Chand hat vor dem CAS gegen die IAAF-Regel geklagt und Recht bekommen. Der CAS hat anerkannt, dass T ein leistungsbestimmender Faktor ist, aber verlangt, dass die IAAF in einer wissenschaftlichen Studie nachweist, dass der Leistungsvorteil so groß ist, dass normale Frauen nicht mit hyperandrogenen Frauen konkurrieren können

4) Semenya hat die Hormone abgesetzt und wurde unschlagbar, Francine Niyonsabo tauchte wieder aus der Versenkung auf und die beiden dominierten zusammen mit Wambui die 800m

5) Stephen Bermon, der medizinische Direktor der IAAF hat mit bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 ermittelten T-Werten weiblicher Athleten eine Studie durchgeführt in der sich signifikante Zusammenhänge zwischen erhöhten T-Werten und der Leistung ergaben (konkreter, die Athleten im höchsten T-Tertil waren signifikant besser als die im niedrigsten T-Tertil, für Details bitte die Studie lesen) für die Disziplinen 400, 400H, 800, Hammer Stab

6) Die IAAF hat eine neue Regel formuliert, in der sie den Grenzwert auf 5nmol und die Disziplinen 400-1500 + 400H festgelegt hat

7) Semenya will gegen diese neue Regelung klagen

Also Antwort auf deine Fragen:

. der neue Grenzwert von 5nmol wurde aufgrund der Studienergebnisse in 5) festgelegt, kann also keine zusätzlichen Disziplinen zu den in der Studie betroffenen erfassen
- der Leistungsvorteil wurde mit existierenden Athleten nachgewiesen
- Weitsprung: die Topwerte für T im Weitsprung waren ähnlich wie auf den Mittelstrecken, aber die Springerinnen im höchsten T-Tertil waren nicht signifikant besser als die im niedrigsten T-Tertil, also kein Leistungsvorteil durch T nachweisbar und damit kein Grenzwert für die Springerinnen, da vor dem CAS nicht durchsetzbar

Studie im Anhang für die, die es genau wissen wollen.