Leichtathletikforum.com
World Athletics Hyperandrogenismus- und Transgenderregeln - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: World Athletics Hyperandrogenismus- und Transgenderregeln (/showthread.php?tid=1244)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Astra - 03.05.2019

(03.05.2019, 08:10)Atanvarno schrieb: Genetisch ist sie xy (s. Urteilsbegründung des CAS)

Dann würde sie eigentlich in die Kategorie Press-Sisters fallen?


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - gera - 03.05.2019

Barshim hat einen extrem hohen KSP.
Sollte man da was machen?


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Jo498 - 03.05.2019

Wenn es KSP-Klassen gäbe so wie Gewichtsklassen beim Boxen, vielleicht. Gibt es aber nicht.

Es gibt genau eine geschützte Klasse, nämlich Frauen, und warum (im weiteren Sinne) Intersex-Personen dort starten können sollen, auch wenn sie sich bezüglich des Schutzmerkmals hochgradig von ihnen unterscheiden, ist zu Recht umstritten und es ist m.E. klar, dass hier ein Kompromiss gefunden werden musste.

Schwierig wird das einmal durch die unterschiedlichen Varianten, die als DSD/Intersex zusammengefasst werden, und durch die präzise, einigermaßen quantiative Bestimmung der Vorteile des höheren Testosteron.
Bis vor Kurzem war ja nichtmal klar, welche DSD auf Semenya zutrifft, wobei es jetzt impizit im Urteil eingeräumt wurde. Wir wissen immer noch nicht, ob auf andere Kandidatinnen dasselbe zutrifft oder ob es eine andere Form ist.

Leider wird in der allg. Presse fast ausschließlich von einer "Frau mit erhöhtem Testosteronwert" geschrieben, nicht von einer "xy-Intersex-Person mit eher weiblichem Selbstverständnis". Letzteres soll nicht abwertend klingen; natürlich ist Semenya sozial eine Frau (wobei ihr Auftreten und ihre Rolle in ihrer Partnerschaft m.E. sehr deutlich maskulinen Klischees entsprechen), aber biologisch ist es eben nicht der Fall einer "normalen" xx-Frau mit aus unerfindlichen Gründen höherem T-Wert, sondern etwas anderes.

Stimmt es übrigens, dass, wenn entsprechende Athletinnen ihren T-Wert runterregeln wollen, sie im Wesentlichen "nur" eine Art Anti-Baby-Pille einnehmen müssten? Ich las das irgendwo und auch wenn ich die medizinischen Konsequenzen davon nicht beurteilen kann, schien mir da das Entsetzen darüber, dass sie nun Medikamente zur Hormonsenkung nehmen müssen, was ja gefährlich sei usw., doch etwas überzogen.

Die Sache ist vermutlich nicht zu Ende, allein wegen der relativen Schwäche der Studie und der Restriktion auf bestimmte Disziplinen, zumal die IAAF 1500m/Meile, bei der sich kein so klarer T-Vorteil nachweisen ließ, restringiert hat, sich aber zu Hammer und Stabhoch gar nicht geäußert hat.


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Astra - 03.05.2019

Ich vermute mal eher, dass es nicht wenige Frauen gibt, die als Männer geboren wurden, sich aber weiblich fühlen und operiert wurden, und nur darauf warten, jetzt in der Frauenklasse starten zu dürfen (ich erinnere mich, dass es schon vor einigen Jahren eine Tennisspielerin gab).
Das ist mMn in Ordnung, wenn sie ihre Hormonwerte auf das Maß von Frauen bringen.
Wenn sie das nicht machen, dann haben wir wirklich ein Problem.
Und deshalb hoffe ich, dass das Urteil Bestand hat.


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Jo498 - 03.05.2019

Sog. Transpersonen sind aber wieder ein anderer Fall, auch wenn es leider immer wieder damit vermengt wird und natürlich auch nicht völlig unabhängig davon ist.

Meiner Ansicht nach ist das ethische Dilemma bei den Intersex-Athletinnen, die eher weibliches Erscheinungsbild aber sehr hohe T-Werte usw. besitzen, tatsächlich schwierig. Sie sind halt wirklich von Natur aus so und eben erst recht keine Männer. Sie haben ihre Körper auch nicht verändern lassen wie sog. Transpersonen.

Den Kompromiss finde ich sehr gut (Man beachte, dass der Grenzwert immer noch ein vielfaches des durchschnittlichen weiblichen T-Wertes beträgt) und m.E. müssten jetzt bessere Studien folgen, um das auch noch besser quantitativ abzusichern, auch im Hinblick auf andere Disziplinen. Das ist ethisch auch wieder schwierig, ideal wäre ja gewesen, Semenya selbst in der Zeit, als sie Hormone nehmen musste, auf Herz und Nieren zu vermessen, um wenigstens in einem prototypischen Fall Daten zu haben.

Bin aber mit Tuckers langem Sermon noch nicht durch...


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Atanvarno - 03.05.2019

(03.05.2019, 10:13)Astra schrieb: Und deshalb hoffe ich, dass das Urteil Bestand hat.

Das Urteil gilt ausschließlich für DSD 46 xy Frauen, Transgender-Frauen sind davon überhaupt nicht berührt. Für dieses gibt es aber in den meisten Sportarten schon lange bestehende und bisher auch nicht angefochtene Regeln, dass sie ihre T-Werte drücken müssen, wenn sie Leistungssport betreiben wollen. Ausnahme ist Kanada. Dort können Transgender-Frauen ohne Hormontherapie Sport betreiben. Wenn das Schule macht, steht uns die nächste Kontroverse bevor, s. auch On Transgender Athletes and Performance Advantages (@jo noch ein länglicher Sermon von Tucker zum Durcharbeiten Wink )


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - dominikk85 - 03.05.2019

Also wenn caster XY ist dann ist der Fall doch klar das sie nicht starten darf. Ich dachte immer sie wäre XX mit high T durch einen anderen genetischen pathway. Der 2. Fall ist halt wesentlich komplizierter, da zwar der gleiche Vorteil besteht, aber eben nicht aufgrund vom Männlichkeit.

xy Athleten sollten imo nicht mal mit T senkenden Hormonen starten dürfen, da sie ja biologisch Männer sind.


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Jo498 - 03.05.2019

Wenn es klar wäre, hätte es keine 10 Jahre Auseinandersetzung gekostet. Es war ja ungeachtet des entwürdigenden Untersuchungs-Leaks vor 10 Jahren nie so ganz klar, wie es sich mit Semenya verhält. Es gibt ein Spektrum von Intersex/DSD-Formen und man kann weder nur strikt nach Chromosomen noch nach Anatomie gehen. D.h. man kann nicht sagen, "xy sind biologisch Männer" (weil "biologisch" eben Anatomie, Chromosome, Hormonlevel usw. umfasst und der "Witz" bei Intersex ist eben, dass diese Aspekte nicht einheitlich sind).
Es ist nach wie vor nicht klar, worunter zB Niyonsaba, die hohe Testosteronwerte eingeräumt hat, aber viel kleiner, "weiblicher", mit höherer Stimme usw. ist als Semenya, fällt.

Bei Transpersonen darf man heute ja auch nicht mehr sagen, die sind xy, ergo biologisch Männer (bzw. umgekehrt), nur weil sie so geboren sind, obwohl die Uneinheitlichkeit zwischen Genetik, Anatomie, Hormonen usw. künstlich herbeigeführt wurde. Hier hätte ich persönlich allerdings überhaupt keine Skrupel, die schlicht aus dem Leistungssport zu verbannen. (Es ist kein Menschenrecht, Leistungssport treiben zu dürfen. Die Tatsache, dass man jahrzehntelang mittels natürlichem Testosteron einen muskulöseren Körper etc. aufgebaut hat, wird nicht durch spätere Behandlungen völlig aufgehoben. Abgesehen davon braucht man angesichts der erschütternden Komorbiditätsraten von allem Möglichen mit Transsexualität nicht noch einen zweifelhaften Anreiz auf eine professionelle Sportkarriere im neuen Körper. Man stelle sich vor, Jenner hätte 30 Jahre früher festgestellt, "eigentlich" eine Frau zu sein. Das wäre noch früh genug für fast alle WR gewesen, wenn man ihn/sie nach der OP zugelassen hätte...)

Wohingegen ich bei den Semenya-ähnlichen Fällen das Dilemma und eine gewisse Berechtigung des Anliegens auch für die Gegenseite sehe.


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Küstenkrebs - 03.05.2019

Die sogenannte Frauen-Klasse ist nicht die einzige geschützte Klasse, sondern nur eine unter vielen

* Jugendklasse bzw allg Altersklassen
* diverse Behinderten-Klasse
* Männer-Klasse - geschützt gegen Menschen mit künstlich optimierten Gliedmaßen wie bei Rehm

Bezüglich Jugendklassen gab es leider Betrügereien, gegen die aber mittlerweile stärker vorgegangen wird.


RE: CAS bestätigt IAAF Regeln zum Hyperandrogenismus - Jo498 - 04.05.2019

Ja klar, diese Klassen sind aber alle uninteressant für Semenya u.ä. Problemfälle.

Es wäre auch nahezu uninteressant für diese Fälle, eine Intersex-Klasse zu erschaffen. Das Geld, das Semenya in den letzten Jahren verdient hat und auch den Ruhm (Olympiasieg usw.), gibt es nur bei Männern oder Frauen, nicht bei der Jugend oder gar in einer dem Behindertensport ähnlichen Sonderklasse.

Lt. Let's run plant Semenya anscheinend weiterhin, bei der WM über 800m zu starten und hofft wohl, durch eine weitere juristische Runde das ermöglichen zu können.