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World Athletics Hyperandrogenismus- und Transgenderregeln - Druckversion

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[geteilt] Diamond League 2021 - Paris, 28.08.2021 - siebenschläfer - 30.08.2021

(30.08.2021, 10:55)longbottom schrieb:
(30.08.2021, 09:05)siebenschläfer schrieb: Naja ich finde da sollte man schon was sagen. Niyonsaba ist eine Frau. Punkt.

Eine Frau, die aufgrund ihres Testosteronwertes in anderen Disziplinen nicht startberechtigt ist. Da kann man schon die Augenbrauen heben, wenn sie plötzlich über 3000 Meter derart auftrumpft.

Ja, klar. Aber es geht nicht, ihr Geschlecht in Frage zu stellen. Das ist unbestritten.


RE: Diamond League 2021 - Paris, 28.08.2021 - Küstenkrebs - 30.08.2021

Ist bei Niyonsaba bekannt, ob sie  XX oder XY im Chromosomensatz ist? Bei XY wäre sie nicht sonderlich talentiert und kann deshalb die XX-Frauen nicht total schlecht aussehen lassen.

Man kann sich natürlich auch auf den Standpunkt stellen, dass nur das soziale Geschlecht entscheidend ist und XY eben ein besonderes Talent für sich ist, so wie Koko einen extremen Körperbau hat, wobei der nicht nur von Vorteil ist.

Ein weiterer Standpunkt wäre, dass es in der LA überhaupt nur darum gehen sollte, wer der schnellste, ausdauerndste, stärkste Mensch ist - völlig ohne Geschlechter-Diskriminierung.

Letztlich ist alle Klasseneinteilung nur eine pragmatische und willkürliche Entscheidung.


RE: Diamond League 2021 - Paris, 28.08.2021 - Atanvarno - 31.08.2021

(30.08.2021, 22:35)Küstenkrebs schrieb: Ist bei Niyonsaba bekannt, ob sie  XX oder XY im Chromosomensatz ist?
 
Zitat:The DSD regulations only apply to individuals who are:

legally female (or intersex) and
who have one of a certain number of specified DSDs, which mean that they have:
male chromosomes (XY) not female chromosomes (XX)
testes not ovaries
circulating testosterone in the male range (7.7 to 29.4 nmol/L) not the (much lower) female range (0.06 to 1.68 nmol/L); and
the ability to make use of that testosterone circulating within their bodies (i.e., they are ‘androgen-sensitive’).
Quelle

Das Narrativ vieler Medien, dass durch diese Regel Frauen für ihre natürlichen T-Werte bestraft werden, ist also Unfug (dass sie im Sinne des Gesetzes und ihrer persönlichen Empfindung Frauen sind, will ich natürlich auch nicht in Frage stellen, aber biologisch und im Sinne des Sportes sind sie es nicht).


RE: Diamond League 2021 - Paris, 28.08.2021 - Atanvarno - 31.08.2021

(30.08.2021, 22:35)Küstenkrebs schrieb: Letztlich ist alle Klasseneinteilung nur eine pragmatische und willkürliche Entscheidung.

Es gibt keinen anderen Faktor, der einen so massiven Unterschied in der sportlichen Leistungsfähigkeit hervorruft, wie das Durchlaufen einer androgenisierenden Pubertät.

Erst wenn die Vorselektion nach diesem Kriterium getroffen ist, treten überhaupt erst die anderen Merkmale (Größe, Körperbau etc.) leistungsbestimmend in Erscheinung (weiter oben im Thread gibt's diverse ausführlichere Beiträge dazu).


Selbst wenn man jede andere Klasseneinteilung ablehnt (s. Gewichtsklassendiskussion im Olympiaforum) - die nach Männern und Frauen ist zwingend.


RE: World Athletics Hyperandrogenismusregeln - lor-olli - 31.08.2021

Interessant in diesem Zusammenhang ist doch, dass die "Klassen"einteilung im Behindertensport noch viel dezidierter ist und sich niemand darüber aufregt! Bsp.: (hier nur Amputationen und vergleichbare)

T42 Einseitige Oberschenkel-Amputation oder kombinierte Arm-/Bein-Amputationen
T43 Doppelte Unterschenkel-Amputation oder kombinierte Arm-/Bein-Amputationen
T44 Einseitige Unterschenkel-Amputation oder mäßige Funktionseinschränkung, die das Gehen mit einem oder beiden Beinen ermöglicht.
T45 Doppel-Oberarm-Amputationen oder Doppel-Unterarm-Amputationen
T46 Einseitige Oberarm-Amputation, einseitige Unterarm-Amputation oder normale Beinfunktion mit einem Körperschaden am Rumpf und/oder Armen.

Die Klassifikation ist getroffen worden anhand der vorliegenden "Äußerlichkeiten", die Unterschiede in den Leistungen sind teilweise gar nicht so groß wie man anhand der Klasseneinteilung erwarten würde.

Bei Niyonsaba ist der Leistungsunterschied signifikant - nicht nur über die bereits nachgewiesenen Strecken. Ich erwarte das die Diskussion noch lange nicht beendet ist, insbesondere da die Diagnostk hier sicherlich noch weitere Aufschlüsse über den Einfluss der hormonellen Vorteile erbringen wird. Es gab auch in der Vergangenheit Athletinnen die diesbezügloich sicher (ungerechte) Vorteile hatten, allein die Diskussion und die analytische Diagnostik waren noch nicht so weit. Seit es in der LA "richtig Geld" zu verdienen gibt, ging man insbesondere in Afrika auf die Suche nach möglichen "Talenten", das verschärft die Situation. (Hyperandrogenismus kommt global nicht gleichmäßig vor!)


RE: World Athletics Hyperandrogenismusregeln - RalfM - 31.08.2021

So gesehen, wäre mindestens eine dritte Klasse in der LA, von mir aus "***" genannt, richtig. Man kann Behindertensport natürlich nicht mit professionellem Sport vergleichen, weil die finanziellen Bedingungen ganz andere sind.
Die Abhängingkeit im Sport der Behinderten ist übrigens auch noch ausgeprägter:
https://www.tagesspiegel.de/sport/dbs-haelt-weiter-zum-trainer-der-para-sportschuetzinnen-jetzt-gelten-sie-als-nestbeschmutzerinnen/27563794.html
Mir kommt das bekannt vor.

Das Problem der dritten Startklasse in der LA wäre nicht nur der Zeitplan...


RE: World Athletics Hyperandrogenismusregeln - Küstenkrebs - 31.08.2021

Im Vordergrund steht für mich nicht nur theoretisch sondern auch praktisch die Willkür bei der Klasseneinteilung. WA hat sich erst für die XY-Frauen interessiert, als sie für vordere Plätze zum Problem geworden sind. Hätten sie nur verhindert, dass ein paar der 2. Reihe der XX-Frauen keinen Endlauf erreichen, wäre für WA alles ok gewesen. Dann hat man sich diese lächerliche Testosteron-Regel ausgedacht, um bestimmte Frauen auszuschließen. Zugespitzt läuft die Regel darauf hinaus, dass der Unterschied in sportlicher Leistungsfähigkeit zwischen XX und XY im Testosteron-Level begründet ist. Muss man ernsthaft untersuchen, ob ein Y-Chromosom im Durchschnitt besseres Abschneiden in der LA bedeutet?

Jetzt wird es vielerorts so dargestellt, als wäre Niyonsaba besonders talentiert, weil sie so einfach als 800m-Spezialistin auf längeren Strecken Weltspitze sein kann. Es sollte völlig egal sein, ob sie Mann oder Frau ist, sondern nur zählen, dass sie XY ist.

Die Geschlechterklassifizierung passt nicht mehr, weil sie zu beliebig ist.


RE: World Athletics Hyperandrogenismusregeln - Atanvarno - 01.09.2021

Der Blick auf das funktionell wirksame Testosteron macht schon Sinn, weil es androgeninsensitive xy-Frauen gibt

Komplette Androgenresistenz – Syndrom der testikulären Feminisierung


[geteilt] Boris Hanžeković Memorial - Zagreb, 13./14.09.2021 (Niyonsaba WR 5:21,56) - said88 - 14.09.2021

(14.09.2021, 18:48)Atanvarno schrieb: Francine Niyonsaba verbessert den 2000m-Weltrekord auf 5:21,56 min. Auch Freweyni Hailu in 5:25,86 noch mit einer Topzeit.

Sie darf sich auch bei Maja Pacaric und vor allem Esther Guerrero bedanken, die perfekt Tempo gemacht haben

Francine Niyonsaba mag ein he
rzensguter Mensch sein und ich gönne ihr den Rekord erstmal. Aber für den Sport ist es eine Katastrophe und ich bin mir nicht sicher ob sie sich Gedanken über die Tragweite ihrer Erfolge macht. Selbstverständlich kann niemand etwas dafür wie er oder sie geboren wird. Und vermutlich ist es nicht immer einfach dermassen "aus der Norm" zu fallen (ich selbst hatte auch - in stark abgeschwächter Form - ähnlich gelagerte Probleme). Ich kenn auch ihre Herkunft nicht und weiss nicht welche Bedeutung ihre Erfolge für sie und ihre Familie haben - z.B. was die finanzielle Situation betrifft. 
Aber - mensch Mädel - du siehst doch, dass das so einfach sch... ist. 

Wenn sie nach so kurzer Umgewöhnungszeit solche Resultate auf den längeren Strecken erzielt -  kann es sein, dass sie jahrelang auf der komplett falschen Strecke gestartet ist? Natürlich war der 2000m WR der "schwächste" überhaupt. Trotzdem sind ihre Resultate herausragend und ziemlich sicher kann sie noch viel schneller rennen.


RE: Boris Hanžeković Memorial - Zagreb, 13./14.09.2021 (Niyonsaba WR 5:21,56) - dominikk85 - 14.09.2021

Na ja die Beschreibung mit der Tragweite ihrer erfolge finde ich doch ziemlich arrogant, die Dame kommt aus einem der ärmsten Länder der Welt und ihre Sorge ist sicher nicht das reiche weiße Menschen in Europa einen spannenden Wettkampf erleben sondern ihrer Familie und vermutlich ihrem halben Dorf zu helfen. Für die Leute dort ist das kein sportlicher Wettkampf sondern die einzige Chance zum Aufstieg.
​​​​​
Ich bin auch dafür das der Weltverband da was unternimmt und sie nicht mehr starten lässt, zumindest nicht ohne hormonbehandlung, aber das von ihr zu erwarten ist doch ziemlich arrogant und hetzerisch.