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Nachhilfe in VWL ... - Druckversion

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Nachhilfe in VWL ... - DerC - 01.03.2016

.... hier durch Heiner Flassbeck:
https://www.youtube.com/watch?v=usiVEn1inSQ

Gruß

C


RE: Nachhilfe in VWL ... - MZPTLK - 01.03.2016

Herrn Flassbeck hatte ich vor etwa 2 Jahren einiges Vernünftiges sagen gehört.
Inzwischen scheint er über Ratlosigkeit zu Unvernunft gelangt zu sein.

Viele europäische Staaten sind inzwischen aus lauter Verzeiflung zu Staatsfinanzierungen ihrer Nationalbanken übergegangen.
Die EZB hat es ihnen vorgemacht.
Diese hat schon angekündigt, dass es mit dem periodischen, zeitlich begrenzten Aufkaufprogramm nicht getan sein wird,
die - verbotene - Schuldenmacherparty geht also fröhlich weiter.
Wir können uns also noch einige Jahre auf Kosten der Zukunft durchlügen.

Was anderes fällt Herrn Flassbeck auch nicht ein.
Wo bleiben Jugendproteste?
Haben die keinen Durchblick, oder sehen die das als alternativlos an?


RE: Nachhilfe in VWL ... - Atanvarno - 02.03.2016

Das was er von 1:00 - 1:40 erzählt liegt ja nah an dem, was Prof. Sinn seit Jahren erzählt: Die Währungsunion funktioniert nicht, weil einige Staaten sie als Selbstbedienungsladen missbraucht und über ihren Verhältnissen gelebt haben.

Seinen Optimismus allerdings, dass es innerhalb der Währungsunion gelingen könnte andere Staaten zu überzeugen, unter ihren Verhältnissen zu leben, damit die Währungsunion weiter funktioniert, kann ich nicht teilen.

Wie an anderer Stelle (Staatsschulden - Krise?) schon mal ausführt: das System läuft auf den Reset zu. Das lässt sich durch keine volkswirtschaftlichen Maßnahmen mehr verhindern (die Exponentialfunktion gewinnt immer). Wichtiger als Überlegungen wie man den Todeskampf des Systems noch weiter hinauszögert, wäre, sich Gedanken darüber zu machen, wie man nach dem Reset ein Geld- und Wirtschaftssystem aufbaut, das nicht zwangsläufig in die Schuldenfalle laufen muss.


RE: Nachhilfe in VWL ... - MZPTLK - 02.03.2016

(02.03.2016, 20:22)Atanvarno schrieb: Wie an anderer Stelle (Staatsschulden - Krise?) schon mal ausführt: das System läuft auf den Reset zu. Das lässt sich durch keine volkswirtschaftlichen Maßnahmen mehr verhindern (die Exponentialfunktion gewinnt immer). Wichtiger als Überlegungen wie man den Todeskampf des Systems noch weiter hinauszögert, wäre, sich Gedanken darüber zu machen, wie man nach dem Reset ein Geld- und Wirtschaftssystem aufbaut, das nicht zwangsläufig in die Schuldenfalle laufen muss.
Gaaaanz theoretisch lässt sich das schon noch verhindern, aber - man muss es leider sagen - unter Bedingungen der Demokratie und der internationalen Wirtschaftsverflechtungen nicht.

Wie baut man ein Geld- und Wirtschaftssystem auf, das nicht zwangsläufig in die Schuldenfalle läuft?
- siehe Satz 1.
Selbst wenn ein guter, weiser Diktator in einem autarken Staat mithilfe von Protektionismus regieren würde,
käme es auf Dauer zur Aufschuldung, weil das Volk auf Kosten künftiger Generationen kreditfinanzierten Konsum verlangt
(genau das verlangt auch Herr Flassbeck!) um nicht aufzumucken.
Besissenesituation.

Flassbeck erwähnt viele wichtige, entscheidende Punkte wohlweislich nicht,
z.B. was die Konsequenz aus seinem Vorschlag wäre, wenn die Löhne an die Produktivität gekoppelt werden würden.
Ob die AN Lohnsenkungen wegen fallender Produktivität oder Konjunkturabkühlung abnicken würden?
(So ganz 'nebenbei' käme dann Deflation auf).
Wie will Flassbeck die Produktivität jedes einzelnen AN gerecht messen?
Ein Ding der Umnöglichkeit, also kann er es nur pauschal regeln, und dann hätte man als AN eben Pech,
wenn man in einer Firma arbeitet, die zwar eine hohe Produktivität schafft, ansonsten aber Absatz-, Liquiditäts- oder sogar Insolvenz-Probleme hat.
Dann könnte man nicht mehr flexibel handeln, um die Firma über die Runden zu bringen.

Die Akkumulation des Kapitals bei den Reichen kann man mit Gerechtigkeits- und Systemrettungs-Argumenten abschöpfen,
aber so einfach ist das aus mehreren Gründen nicht.
Erstens gibt es einen internationalen Nachfrage-Wettbewerb um Kapital,
zweitens kann man sich nicht mal eben an Aktien, Unternehmensbeteiligungen, etc. bedienen, weil das erhebliche, unkalkulierbare Konsequenzen für die Börse und für das Vertrauen in Seriosität und Bonität des Staates hätte,
drittens wären die Märkte vollends in Aufruhr, wenn man die Rückzahlung von Staatspapieren teilweise knicken würde
(was, wie im o.g. Thread schon beschrieben, schon längst per entsprechenden Gesetzen und Verordnungen möglich ist).

De facto wäre Letzteres längst der Fall, wenn nicht die EZB als lender of the last resort illegalerweise einspringen würde.
Niemand, ich wiederhole: NIEMAND kann sagen, wie dieses Experiment ausgehen wird.
Der ehemalige Bundesbankpräsident und der ehemalige EZB Chefvolkswirt sind wegen der EZB-Politik gegangen.
Beide haben in Interviews auf die Frage, wie die EZB die Unsummen ihres QE wieder reinholen will, keine Auskunft geben können oder wollen.
Herr Flassbeck, wissen Sie es?

Flassbeck verliert auch kein Wort darüber, dass die von Staaten gewollte Finanzrepression(Ausplünderung von Sparern mittels Inflation) nicht so fett klappen will bei immer geringeren Inflationsraten.
Daher werden ja auch die Zinsen immer weiter runtergeprügelt bis in den Minusbereich.

Die Munition ist alle, was nun, Herr Flassbeck?
Achja: die alte Nummer mit dem Schulden machen.
Aber bei wem?
Er verschweigt bewusst zu sagen, warum die Kapitalbesitzer zuwenig investieren und warum sie zuwenig Schulden aufnehmen.
Dann müsste er dahin gehen, wo es weh tut, und davor drückt er sich.

Einen Punkt hat er richtig benannt: die Banken machen gigantische Zinsdifferenzgeschäfte als Intermediäre zwischen EZB, Staaten und Grosskapital. Leichter und schneller kann man kein Geld verdienen.
Wie will er diesen unerwünschten Effekt beenden, bzw. umlenken?
Doch wohl nur, indem er den Banken solche Geschäfte untersagt und/oder sie zwingt, mehr in die Wirtschaft zu geben.
Aber: dazu gehören zwei, kann man die Wirtschaft zwingen, Kredite aufzunehmen?
Und: wo kriegt der Staat dann dringend benötigtes Geld her?

Herr Flassbeck, sind sie noch da?
Haaaallllooo.....


RE: Nachhilfe in VWL ... - MZPTLK - 09.03.2016

Die BIZ(Bank für internationalen Zahlungsausgleich) in ihrem aktuellen Quartalsbericht:
Staatspapiere im Umfang von mehr als 6.5 Billionen Dollar werden zu negativen Renditen gehandelt,
womit die Grenzen des Undenkbaren ausgelotet werden.
Es seien Vorboten eines aufziehenden Sturms, der sich über längere Zeit aufgebaut hat.
Vor der Finanzkrise 2008 hatte die BIZ auch schon auf die kritische Situation hingewiesen.
Angeblich hat das kein Professor und kein Finanzprofi gewusst oder ahnen können.

Man muss nüchtern feststellen:
1. sieht sich v.a. die EZB gezwungen, Staatspapiere - auch deutsche in grossem Umfang! - aufzukaufen,
    weil sich sonst keine Käufer mehr finden
2. Das geschieht mittlerweile - gezwungenermassen - zu für den haftenden Steuerzahler katastrophalen Konditionen

Und in diesem Umfeld sollen Staat, Unternehmen und Private Schulden machen, um die Pferde zum saufen zu bringen?
Aber vielleicht ist ja auch Ab-Saufen gemeint. Teufel


RE: Nachhilfe in VWL ... - MZPTLK - 11.03.2016

Die gestrige, verzweifelte, erneute Zinssenkung der EZB hat den -alleingen? - Zweck,
Staatskredite, die nicht zurück gezahlt werden(können),
weil es seit etwa 3 Jahren keine anderen freiwilligen (Nach-(Schuldner gibt,
kostenminimiert zu refinanzieren.
(Lender of the last resort)
Dass jetzt 80 Milliarden monatlich aufgekauft werden sollen, ist ein weiteres Indiz dafür,
dass das Volumen der staatlichen  ''''''''Wert''''''''-Papiere,
die wegen mangelnder Attraktivität/Bonität sonst keiner mehr haben will, steigt.

Das Gesamtvolumen seit Beginn der EZB-Notrettungsaktion zum Zweck der Verlängerung des Todeskampfes
beträgt nach Ernst & Young an die 3 Billionen, andere Fachleute sprechen von bis zu 5 Bio.

Die Kreditvergaben an Unternehmen und Private haben sich demgegenüber in den letzten 3 Jahren um etwa 450 Milliarden verringert,
gleichzeitig sind Schuldverschreibungen an den Staat um etwa den gleichen Betrag gestiegen.

Was sagt uns das alles?
Herr Flassbeck wo sind sie?
Haaallooo....!!??