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(Un)Sinn von Leistungsprognosen - Druckversion

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(Un)Sinn von Leistungsprognosen - Hellmuth K l i m m e r - 18.03.2016

1985 beschäftigte ich mich in einem Artikel, zusammen mit dem befreundeten Mathematiker G. Hernig ("Leichtathletik-Rekorde jetzt und im Jahre 2000" - In: Theorie und Praxis der Körperkultur / DDR)
mit Voraussagen, die - teiweise von prominenten Kennern der LA-Szene (Chomenkow/UdSSR, Gundlach/DDR, Jokl/USA, Stefani/USA u.a.) gemacht - die WR und olympischen Siegerleistungen in der LA und im Schwimmen bis zum Jahre 2000 vorhersagten.

Etwa 1999 las ich eine Prognose der Höchstleistungen, die man für möglich hält.
In der ZS "New Scientist"  hatte Robert W. SCHUTZ (Uni of British Columbia) angegeben:

                                                     100 m: 9.38 s  /  10.13 s
                                                     ML: 1:52  /  2: 00 

Eine weitere Verbesserung der Marathonleistungen bis zum Jahre 2050 hielt er jeweils um - 3 min für möglich.

Machen diese Voraussagen - ggf. auch bei bleibendem Wohlstand und der Akzeleration der (jungen) Menschen - Sinn  o d e r  sind sie Unsinn?

H. Klimmer / sen.


RE: (Un)Sinn von Leistungsprognosen - icheinfachma - 18.03.2016

Ich denke, wenn das Gendoping Einsatz findet, werden sich die Leistungen nochmal ein ganzes Stück verbessern.

Gerade China traue ich das zu, dort besteht ja ein extremes Interesse vonseiten des Staates, Goldmedaillen zu holen. Jetzt hat China die größte Fußballschule der Welt gebaut, mit 2000 Schülern, 65ha Fläche und 50 Fußballplätzen, einer eigenen Leichtathletikanlage etc. Es sollen noch 20.000 (sic) Sportschulen bis 2017 gebaut werden. Außerdem wurde Fußball als Pflichtfach in der Schule eingeführt. Das Ziel lautet, Fußballweltmeister zu werden. So einem größenwahnsinnigen Staat würde ich schon zutrauen, dass er auch Gendoping einsetzt, man kennt die Staatsdopingsysteme ja von einigen totalitären Systemen (DDR, Sowjetunion, Nordkorea). http://www.tagesschau.de/ausland/china-477.html

Aber auf eigene Faust werden auch die Athleten in den USA, in Russland und in anderen Ländern davon Gebrauch machen.

Mit anabolen Steroiden lief Marita Koch niedrige 48er-Zeiten. Als sie dann ab 1985 auch Wachstumshormone einsetzte (nachgewiesen: keine Maximalkraftsteigerung, Muskelmassezunahme durch Wassereinlagerung, Verbesserung der anaeroben Ausdauer), schaffte sie dann 1986 47,60s, das bei deutlich muskulöserem Körperbau als vorher, wie ich auf Bildern sah. Wie schnell wäre sie wohl gewesen, wenn sie zusätzich noch EPO (aerober Anteil bei 400m ist größer, als oft angenommen und es hilft der Regneration) und Gendoping genutzt hätte?

Also da halte ich doch schon noch Steigerungen für möglich.


RE: (Un)Sinn von Leistungsprognosen - Hellmuth K l i m m e r - 18.03.2016

(18.03.2016, 16:59)icheinfachma schrieb: Ich denke, wenn das Gendoping Einsatz findet, werden sich die Leistungen nochmal ein ganzes Stück verbessern.

Die in meinem Ausgangsbeitrag genannten Leistungen waren als ohne Doping erreicht zu betrachten.

Zitat:Mit anabolen Steroiden lief Marita Koch niedrige 48er-Zeiten. Als sie dann ab 1985 auch Wachstumshormone einsetzte, [...] schaffte sie dann 1986 47,60s, das bei deutlich muskulöserem Körperbau als vorher, wie ich auf Bildern sah. Wie schnell wäre sie wohl gewesen, wenn sie zusätzich noch EPO [...] und Gendoping genutzt hätte?

Über deine "Interna" zu M. Koch(-Meier) wundere ich mich ein bisschen; bes. über deine bestimmende(!) Behauptung zu Anabolika u. Wachstunshormone, sowie über den angeblich "muskulöseren Körperbau".
Ich habe sie sehr oft und auch privat gesehen und kann das nicht bestätigen; sie war eine hübsche, eher zarte Frau. Allerdings mit kräftigen O'schenkeln.

H. Klimmer / sen.


RE: (Un)Sinn von Leistungsprognosen - icheinfachma - 19.03.2016

Ich schrieb ja nicht, dass sie muskulös war, sondern muskulöser als vorher, dabei immer noch schlank, da stimme ich schon zu. Sie wird auch kein Hypertrophietraining gemacht haben. Ich habe mal zwei Bilder von 1984 und eines von 1986 (das mit der 79 auf dem Bauch) reingestellt. Man sieht schon, gerade was die Beine angeht, einen Unterschied.

Was die Anabolika angeht, das ist ja belegt, auch wenn sie es selbst leugnet und sagt, sie hätte sie zwar erhalten, aber nicht eingenommen. Aber die Zeiten ohne Doping?

Zu den Wachstumshormonen ist bekannt, dass sie ab 1985 eingesetzt wurden. Sie ließen sich damals natürlich noch nicht nachweisen. Unwahrscheinlich, dass alle die bekommen haben, nur Marita Koch als WR-Halterin mit ihrer Leistungsexplosion in 1985 nicht: http://www.berliner-zeitung.de/vor-20-jahren--am-6--oktober-1985--lief-marita-koch-einen-weltrekord-fuer-die-ewigkeit-die-d-frage-15906332


RE: (Un)Sinn von Leistungsprognosen - Hellmuth K l i m m e r - 19.03.2016

(19.03.2016, 00:31)icheinfachma schrieb: Ich schrieb ja nicht, dass sie muskulös war, sondern muskulöser als vorher, dabei immer noch schlank, da stimme ich schon zu.





@ icheinfachma
Beim Betrachten der Fotos erkenne ich, dass M.K. auf Bild 1 und B. 2 normale O'schenkel hat; bei B. 3 befindet sie sich (im Ggs. zu B. 1 u.2!) in der tiefsten Amortisatiossphase, wobei natürlich das Muskelprofil deutlich sichtbar wird. Die Bilder sind  s o  also nicht vergleichbar.
(Die O'schenkel auf B. 3 gleichen die eines Sprinters oder Weitspringers - ich hätte (hatte?) sie gern so gehabt. Wink )

Alle Fotos wurden scheinbar in Dresden (16.8.86) gemacht (außer 1984: DDR-M., Erfurt); ich erkennne auf B. 3 meine halleschen Klubkameradinnen Petra Müller(-Schersing)/49.79 s und Annett Hesselbarth/51.19 s. (Man beachte auch B. 2: M. Göhr wurde damals in einem 100-m-Lauf(!) deutlich von M.K. geschlagen!)

H. Klimmer / sen.

P.S.: Der Artikel der Leipzigerin Grit Hartmann in der "Berliner Zeitung" ist allerdings etwas reißerisch geschrieben.
Ganz sachlich und präzise recherchiert dagegen ihr Buch "Goldkinder"  * Die DDR im Spiegel ihres Spitzensports; Forum Verlag Leipzig 1997. Thumb_up