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Bilanz Rio 2016 - Druckversion

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RE: Bilanz Rio 2016 - Adonis1 - 30.08.2016

(30.08.2016, 20:30)icheinfachma schrieb:
(30.08.2016, 17:56)Adonis1 schrieb:
Oh Gott - eine Reamateurisierung, ein Wegfallen der Elitenförderung! Das Geld würde statt wenigen Privilegierten einer breiten Mehrheite ganz gewöhnlicher Menschen zugute kommen - das geht natürlich nicht, was für eine schreckliche Vorstellung.

Und wie kommst du eigentlich dazu, mich naiv zu nennen? Du weißt doch gar nicht, ob ich mir der Konsequenzen bewusst wäre. Du gehst davon aus, dass ich den Leistungssport auf dem jetzigen Niveau erhalten möchte, ohne zu wissen, was ich wirklich denke. Tatsächlich finde ich einen Sport, wie er in den 20iger Jahren stattfand, also ein Olympia im kleinen Rahmen mit wirklichen Amateuren, die in ihrer Freizeit trainieren wesentlich besser als diese Auswüchse wie in Rio, London oder Peking - vor allem, was die Kosten angeht. Die Sportstätten in Athen sind verfallen, Milliarden für ein paar Wochen Spektakel in den Sand gesetzt.

Nur weil ich Fan der Leichtathletik bin und hier im Forum mitwirke, muss ich nicht gleichzeitig Fan eines kommerzialisierten, politisierten und völlig krankhaft wuchernden Sport-Business sein, ich habe durchaus meine eigene Vorstellung vom idealen Sport, die du auch nicht mit mir teilen musst.

Meine Bilanz von Rio fällt eben deswegen so aus (um den Bogen zum Thema zurückzufinden), dass ich das Medaillengezähle und Bilanzziehen hinsichtlich einer bestimmten Nation für nicht mit der olympischen Idee vereinbar und damit überflüssig halte. Warum, habe ich im vorhergehenden Posting begründet.
Ich bleibe dabei, die Ausführungen (nicht du) sind völlig naiv (=weltfremd, realitätsfern, absurd, vielleicht auch wehmütig)!
Was meinst du denn eigentlich mit olympischer Idee. Bei Olympia ging es schon in der Antike um das Wetteifern der Besten (fast schon mit kriegerischem Antlitz) - und damals waren die Olympiasieger im Übrigen hinterher gemachte Leute und keine Amateure!!
Die ersten Ansätze der Olympischen Spiele der Neuzeit fielen in eine Zeit, in der Sporttreiben noch recht wenigen vergönnt war (nämlich denjenigen, die es sich leisten konnten; die Freizeitgesellschaft entstand erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts). Und ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzte auch sofort die Professionalisierung des Sports ein (auch bei Olympia). Diese Entwicklung lässt sich sicherlich nicht rückgängig machen, sondern vielleicht kanalisieren/regeln/eindämmen. Genau hierfür bräuchte man gute Ideen.


RE: Bilanz Rio 2016 - icheinfachma - 30.08.2016

Die antiken olympischen Spiele interessieren mich in diesem Zusammenhang eher wenig, das waren ganz andere Zeiten, und die Spiele der Neuzeit wurden mit anderen Intentionen geschaffen. Wie du richtig sagst, entwickelte sich das Sporttreiben für jederman im ersten Drittel des 20. Jahrhunderst, dorthin, wo ich sportlich hinwill. Durch Arbeitersportvereine und Turnerjugenden war auch diesen Leuten das Sporttreiben möglich, viele Fußballvereine der KLeinstädte und Dörfer stammen aus der Zeit. Man sieht also - ein solcher Sport kann funktionieren, und das in so verschiedenartigen Systemen wie dem Dt. Kaiserreich vs. der Weimarer Republik.

Dass die Professionalisierung pauschal in der Mitte des Jahrhunderts einsetzte, ist nicht richtig. In den USA professionalisierte sich der Sport spätestens in den 30er-Jahren, wenn auch unter Ausschluss der schwarzen Sportler, die im Land wenig Anerkennung erfuhren. In Deutschland geschah das politisch bedingt nicht, olympische Sportler wurden allerdings für einige Trainingswochen an manchen Werktagen oder sogar komplett von ihrer ARbeit freigestellt, um trainieren zu können. In den 50ern gab es durch die Kriegs- und Nachkriegserfahrungen ein Bedürfnis, wieder eine "heile Welt" zu haben mit Freizeitaktivitäten, es kam zu einer allmählichen Wiederbelebung des Breitensports. Noch in den 50ern gab es auch freundschaftliche Treffen zwischen DDR und BRD im Sport- und Kulturbereich, der kalte Krieg entwickelte sich erst in den 60ern. Die deutschen Leichtathleten der 50er Jahre waren Amateure. Erst da wurde der Sport politisch intendiert professionalisiert, eine grauenhafte Entwicklung. In der BRD kam es zu einer sponsoring-basierten Professionalisierung, die schleichend seit dem Wirtschaftswunder ablief. Auch der Sowjetunion gelang eine Sportprofessionalisierung erst in den 60ern. Die Verschiedenartigkeit, mit der sich Sport in den verschiedenen politisch-gesellschaftlichen Umgebungen entwickelte, lässt aus meiner Sicht durchaus den SChluss zu, dass es unsere Sportsituation nicht alternativlos ist oder ein zwingender Zustand ist.

Dass sich die Entwicklungen der Geschichte nicht rückgängig machen lassen, ist mir bewusst. Allerdings muss bzgl. der Entwicklung in der Zukunft auch nciht alles bleiben, wie es ist. Wer kann schon die gesellschaftliche und politische Entwicklung der kommenden Jahrzehnte vorhersagen? Es gibt in den vergangenen hundert Jahren einfach zu viele Ereignisse, die damals keiner vorhergesehen hätte (bei weitem nicht nur innerhalb Deutschlands), als dass ich mir noch Schranken auferlegen würde im Sinne von "So eine Entwicklung wird es aber bestimmt nicht geben". Auch Leute, die in den 80ern den friedlichen Beitritt der DDR zur BRD vorhergesagt hätten, währen sicherlich als naiv bezeichnet wurden und es wären ihnen auch "Argumente" genannt worden, warum das nicht gehe. Insofern kann ich es verkraften, dass es auch Leute wie dich gibt, die glauben, es bleibe bestimmt alles wie es ist oder war und progressiv denkende Menschen für naiv halten.


RE: Bilanz Rio 2016 - Adonis1 - 31.08.2016

(30.08.2016, 21:57)icheinfachma schrieb: ...
Die Zeiten seit dem Kaiserreich bzw. der Weimarer Republik haben sich natürlich auch so sehr geändert, dass ein Zurück dorthin schlichtweg illusurisch ist. Man kann allenfalls versuchen, tendenziell in diese Richtung zu kommen. Viele deiner geschichtlichen Ausführungen sind ja richtig und ich kann auch deine Zielstellungen grundsätzlich durchaus nachvollziehen. Der Weg dorthin macht allerdings den großen Unterschied.

Die Grünen sind damals angetreten u.a. mit der Idee, die Umwelt zu schützen. Ihre Vorstellungen davon, wie der Schutz der Umwelt praktiziert werden sollte, konnten sie aber gottlob nicht auf ihre Weise (und sofort) umsetzen (dies hätte damals eine Deindustrialisierung Deutschlands mit Massenarbeitslosigkeit … bedeutet). Und dennoch sind wir heute in Sachen Umweltschutz zweifellos viel weiter als vor 35 Jahren. Veränderungen/Regelungen können nur langsam und Schritt für Schritt in die Wege geleitet werden; dabei müssen die Menschen und deren Interessen mitgenommen werden.

Mir geht es also wie bereits gesagt darum, realistische Wege zu finden, den Sport/Olympia-Zirkus zu normalisieren bzw. einzudämmen und zu kanalisieren. Das hat nichts mit „es bleibe bestimmt alles wie es ist oder war“ zu tun. Progressiv sein bedeutet, eine fortschrittliche Grundhaltung zu haben, nicht Entwicklungen radikal zu verändern, das wäre eher revolutionär (und geht fast immer mit Gewalt einher)!


RE: Bilanz Rio 2016 - Road to Tokio - 01.09.2016

"Im Einvernehmen mit dem Vizepräsidenten Leistungssport, Professor Dr. Hartmut Grothkopp, werde ich in den kommenden Wochen eine bereits vor den Olympischen Spielen angedachte  Umstrukturierung der Abteilung Leistungssport beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) einleiten. Die zuständigen Gremien werden ausserdem auf der Basis der Analyse der Ergebnisse von Rio sehr sorgfältig die anstehende Verlängerung von Trainerverträgen prüfen. "

Auszug aus http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/dr-clemens-prokop-arbeitsauftrag-nach-dem-ausrutscher-in-rio/
Mir fehlen die Worte, wenn ich so etwas lese. Was befähigt Dr. Prokop dazu ein objektives und konstruktives Urteil zu bilden und die Fehler im System zu beheben? Die wirklichen Fachleute (Sportdirketor, Cheftrainer, leitende Bundestrainer) werden erst gar nicht gefragt? Eine Leistungsstandsanalyse erst gar nicht angefertigt? Revidiert Kurschilgen seit neustem Urteile des Amtsgerichts Regensburg? So gehts bestimmt nicht.


RE: Bilanz Rio 2016 - Robb - 01.09.2016

(01.09.2016, 10:29)Road to Tokio schrieb:
Mir fehlen die Worte, wenn ich so etwas lese. Was befähigt Dr. Prokop dazu ein objektives und konstruktives Urteil zu bilden und die Fehler im System zu beheben? Die wirklichen Fachleute (Sportdirketor, Cheftrainer, leitende Bundestrainer) werden erst gar nicht gefragt? Eine Leistungsstandsanalyse erst gar nicht angefertigt? Revidiert Kurschilgen seit neustem Urteile des Amtsgerichts Regensburg? So gehts bestimmt nicht.

Da steht doch nur was von "einleiten". Wenn Merkel eine Steuerrechtsreform einleitet, ändert sie das Steuerrecht ja auch nicht selbst.
Prokop wird den relevanten Leuten sagen "Wir müssen was ändern, nu macht mal" und damit hat er seine Arbeit getan.


RE: Bilanz Rio 2016 - Delta - 01.09.2016

Da haben einige gemerkt was Sache ist. Präsident Kurschilgens Tage dürften damit gezählt sein.
Der Text äussert sich auch zu den "Senioren" die Ihren Leistungszenith überschritten haben.
Beim Trainerpersonal ist das offensichtlich.

Wenn jetzt Toyko 2020 Zieldefinition wird, dann dürfte es einges an Personal Rotation geben. Auch ein Team wie die
4x100 m Herrenstaffel könnte dann dem Neuanfang geopert werden.


RE: Bilanz Rio 2016 - Robb - 01.09.2016

(01.09.2016, 18:10)Delta schrieb: Da haben einige gemerkt was Sache ist. Präsident Kurschilgens Tage dürften damit gezählt sein.
Der Text äussert sich auch zu den "Senioren" die Ihren Leistungszenith überschritten haben.
Tut er das? Wo?


RE: Bilanz Rio 2016 - Biene - 02.09.2016

Es geht um die LA-Bilsnz in Rio.Möchte hierzu etwas anmerken.

Der  DLV  gewann 2 Goldmedaillen, 1 Bronzemedaille und 14 weitere Top 8 Platzierungen. Es gsb sicherlich einige Enttäuschungen.

Aber eines möchte ich dennoch hervorheben: Es geht um den 3.000 Meter-Hindernislauf der Frauen, wo Gesa Krause den
6ten Platz belegte. Warum ich dies erwähne. Sie mußte in einer absolut dopingverseuchten Disziplin antreten, wo sie als  die
Topläuferin   k e i n e  Chance hatte. Hier liegt der Hund begraben und dies sollte sich dringend ändern.


RE: Bilanz Rio 2016 - Drizzt - 02.09.2016

Was ist denn an den 3000H so anders als bei den anderen Disziplinen? Huh


RE: Bilanz Rio 2016 - beity - 02.09.2016

(01.09.2016, 18:10)Delta schrieb: Da haben einige gemerkt was Sache ist. Präsident Kurschilgens Tage dürften damit gezählt sein.
Der Text äussert sich auch zu den "Senioren" die Ihren Leistungszenith überschritten haben.
Beim Trainerpersonal ist das offensichtlich.

Wenn jetzt Toyko 2020 Zieldefinition wird, dann dürfte es einges an Personal Rotation geben. Auch ein Team wie die
4x100 m Herrenstaffel könnte dann dem Neuanfang geopert werden.

Erst habe ich ja ein Schreck bekommen.....aber dann habe ich gelesen wer es geschrieben hat