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Reform der Leistungssportförderung geplant - Druckversion

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RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Atanvarno - 29.09.2016

@beity
Wer Höhenresponder ist, kommt um Höhentraining nicht herum, wenn er mit der Weltspitze konkurrieren will (für 14:00 und 1:48 braucht man es sicher nicht).

Aber ich hab auch immer gerne auf Texel trainiert Wink


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - eierluke - 29.09.2016

So etwas Behämmertes können sich leider nur komplett unsportliche Funktionäre/ Politiker ohne jegliches Feeling für den Sport ausdenken.

Natürlich gibt es zig aufgeblasene "Schrottsportarten" bei denen in irgendeiner Gewichtsklasse/ unsinnigen Mixed-Kombination irgend eine Medaille herauskommen mag. Und Medaillen kann ja leider jeder zählen. Aber die Wertigkeit eines Wettbewerbs kann halt nur jemand mit Sportverständnis einordnen.

Ballsportarten einmal außen vor (weil sie unterhaltsam und komplexe Anforderungen stellen und zurecht wertvoll entlohnt werden).
Und auch die ultimativen Formen des Zweikampfes (v.a. Boxen) bergen zurecht hohe Verdienstaussichten.
Aber was gibt es sonst Elementareres (und damit Wertvolleres) als z.B. Laufen, Springen, Werfen, (Freistil)schwimmen und Körperbeherrschung (Turnen)?
Wie blöd kann man sein das nicht zu erkennen und zu berücksichtigen?
Sad


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - beity - 30.09.2016

(29.09.2016, 21:13)Atanvarno schrieb: @beity
Wer Höhenresponder ist, kommt um Höhentraining nicht herum, wenn er mit der Weltspitze konkurrieren will (für 14:00 und 1:48 braucht man es sicher nicht).

Aber ich hab auch immer gerne auf Texel trainiert Wink


Wer kann denn mit der Weltspitze konkurrieren? Felicitas Krause, ansatzweise mal kurz Gabius, Tesfaye (kann man aufgrund seiner Wurzeln nur bedingt anführen).....dann wird es aber dünn.  Es wird nach immer besseren Bedingungen gerufen, da man ja sonst nicht "konkurrieren" kann, aber es werden nicht mal die Ergebnisse erreicht der Läufergeneration vor 30/40 teilweise 50 Jahren die keine besseren Bedingungen hatten. Nicht ganz richtig. Vielleicht waren die Bedingungen zwischen den Ohren besser.
Nur ein Beispiel, Du kennst es, vielleicht andere nicht. Siehe Link
http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/goldene-1449-minuten-franz-josef-kempers-dm-rekord-wird-50/
Höhenkette?, Kunststoffbahn? 80 Gramm Spikes?, Tempomacher? Geile Geldprämie?
Das man mit Höhentraining, kann es adaptieren, sich verbessern kann, weiß ich auch. Aber wenn das das ultimative Mittel ist, um in die Nähe einer EM Norm zu kommen, dann hat vorher schon wesentliches gefehlt.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Atanvarno - 30.09.2016

@beity
Alles richtig, führt aber vom Thema weg. Ohne Förderung wird dann nämlich auch das Trainingslager auf Texel und der Trainer, der einem sagt, was man auf Texel trainieren könnte, nicht mehr finanziert. Und für den Trainer gibt es auch keine Fortbildungen mehr, in denen er lernt, was er den Athleten fürs Training auf Texel empfehlen könnte.
Klar, auch darauf kann man verzichten oder es selbst finanzieren und zeigen was für ein mental harter(s) Kerl/Weib man ist, wenn man es trotz dieser Widrigkeiten schafft, aber ist das wünschenswert oder sinnvoll?


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - lor-olli - 30.09.2016

Es scheint mir offenkundig was hier fehlt: Ein durchgängiges Konzept welches beim Breitensport ansetzt (wie sonst findet man Talente ohne "Zwangsmusterung" Wink), über den Leistungssport bis in die absolute Leistungsspitze funktioniert!

Die Diskussion die der zuständige Minister anstößt lässt Unkenntnis nicht nur erahnen, das Motto "Medaillen kann man kaufen" mag für einige wenige Sportarten gelten, aber wer sich einbildet mit vielen Reitermedaillen eine Spitzenstellung im internationalen Sport zu erreichen der irrt gewaltig… Wieso und wie lange sollten andere Nationen bereit sein den Europäern diese Medaillen "zu finanzieren" wäre etwa eine Frage. Eine “Sportnation“ wird man nur wenn man breit aufgestellt ist, das haben auch einige afrikanische “Läufernationen" erkannt.

Eine breite Aufstellung erreicht man aber nur wenn an der Basis “das Material" (Athleten, Trainer, Sportstätten etc.) zur Verfügung steht - was aus einer “Singularförderung der absoluten Weltspitze" kann man z.B. im Kugelstoßen in Deutschland erahnen. Man hat zwei Topathleten und wenn die verletzungsbedingt ausfallen hat man nicht einmal mehr Endkampfchancen - geschweige denn Medaillen in Reichweite…

Mich verärgert ein wenig die “Verbandsblindheit", statt die engagierten und guten Trainer (und vor alem auch die Individualisten unter ihnen!!) zu fördern, versucht man eine “Zentralsteuerung" ein wenig halbherzig nach DDR-Vorbild. "Halb" funktioniert hier aber nicht. Zu viele Vorschriften ersticken Kreativität und jeden Individualismus, die sind aber nötig um Innovationen anzustoßen - in Technikfragen, in Fragen der Trainingsgestaltung, im konzeptionellen Zuschnitt auf gute, aber “problematische" Athleten (also solche die nicht gern nach Pfeife eines fernen Cheftrainers tanzen Wink)

Und vom Geld welches der "Funktionärsaufwand" kostet ganz zu schweigen…


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Delta - 30.09.2016

(29.09.2016, 15:49)matkob schrieb:
(29.09.2016, 11:19)Robb schrieb: Robb' pid='55499' dateline='1475144370'
Ich glaube, das Beispiel ist wenig passend. Die Briten haben im Vorfeld der Olympischen Spiele im eigenen Land sehr viel Geld in die Hand genommen und sehr breit investiert. So haben die britischen Turner 2012 auch schon vier Medaillen geholt und dieser Spin wurde bi Rio gehalten und ausgebaut.

Normalerweise dauert es ca 12 Jahre bis ein Olympialand wieder auf "Normalmass" ist. Bei den Briten wird das so um 2024 sein. Es ist Normal, dass man für Olympia viel mehr in die Breite investiert und Spitze gleichzeitig. Dann verflacht es sich aber wieder sieht man auch an Australien.


RE: POTENZIALORIENTIERT....Medaillen, Medaillen, Medaillen......! - Javeling - 30.09.2016


AHA, jetzt heißt das Zauberwort 'Potenzialorientiert' ! Medaillen, Medaillen, Medaillen.........
Hieß es vorher nicht auch mal (oder so ähnlich): Plätze, Plätze Plätze......, 1. bis 6. Platz sind wünschenswert ? 
Nun gibt es nur noch ein potenzialorientiertes Training. Wenn ich jetzt mal potenzialorientiert denke, dann hoffe ich, dass mich niemand potenzialorientiert falsch versteht.
Nun beginnt in der Leichtathletik endlich das Potenzialorientierzeitalter......., warscheinlich mit vielen potenzialorientierten TUEs.....
Heinz Engels, Mainz

http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/medaillensport-zustimmung-und-kritik-fuer-spitzensport-reform/



RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - gera - 30.09.2016

DLV  und DOSB / BMI  liegen wohl nicht auf einer Linie .
Kurschilgen und jetzt wieder Prokop wollen weg vom Medaillenzählen als Bewertungsmaßstab. Und das finde ich auch richtig.
Mit dem verteilten Fördergeld wird man aber einfach auskommen müssen.
Bleibt also nur einen effizieteren Einsatz zu verwirklichen.
Sparen bei Einzelnen, um mehr Talente zu fördern , könnte man vielleicht durch Bildung größerer Athletengruppen recht gleichen Niveaus.
Ich zweifle auch etwas am wirklichen Sinn der vielen Trainingslager im Ausland.
Das größte Potential liegt m.E. aber in der Verbesserung der Trainingsmethoden. Gertrud setzt immer wieder auf bessere Übungen , auch um die Verletzungsgefahr zu mindern, da ist sicher was dran. Die Zahl der Athleten, die ganz nach oben kommen können steigt, wenn nicht  - teils schon im Jugendalter -viele der Talentiertesten kaputt trainiert werden.
Ich weiß nicht , ob man ohne sportwiss.Studium, den Trainer - A -Schein bekommen sollte, also die Berechtigung Kaderathleten zu trainieren. Können ein paar Fortbildungslehrgänge das ausgleichen.?
Was den deutschen vielleicht an Talent / physischen Grundvoraussetzungen fehlt, muß eben mit einem Vorsprung an Wissen ( wie in der Wirtschaft ) ausgeglichen werden.
Gute Voraussetzungen für Spitzensportler zu organisieren muß nicht unbedingt Geld kosten.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - trackman - 30.09.2016

Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn eine Disziplin für ein paar Jahre leistungsmäßig dahindümpelt und plötzlich ein Jahrhundertalent auftaucht, dieses aber zu einer anderen Sportart abwandert, weil die Höhe der Förderung ein schlechter Witz ist.
Oder so: Wie soll man überhaupt herausfinden, ob es ein großes Talent gibt, wenn es sich wg. der Finanzen anderweitig orientiert?

Wie soll eine chronisch defizitäre Disziplin überhaupt wieder auf die Beine kommen, wenn null Anreiz da ist?

Mal wieder: weltfremde Politiker entscheiden über etwas, von dem sie keine Ahnung haben.  Thumb_down


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Adonis1 - 30.09.2016

(30.09.2016, 14:27)gera schrieb: Das größte Potential liegt m.E. aber in der Verbesserung der Trainingsmethoden. Gertrud setzt immer wieder auf bessere Übungen , auch um die Verletzungsgefahr zu mindern, da ist sicher was dran. ...
Meiner Meinung nach liegt das größte Problem der Leichtathletik eben nicht in der Ausbildung/Fortbildung der Trainer/innen und in verbesserten Trainingsmethoden. Weshalb gab es wohl schon vor Jahrzehnten, bei ganz anderem wissenschaftl. Forschungsstand und vielen Autodidakten höchst erfolgreiche Leichtathlet/innen, welche die heutige LA-Generation vielfach in den Schatten stellen würden. Die immer wieder wechselnden, angeblich besten Trainingsmethoden und Trainingsmittel sowie die unterschiedlichen Karrieren einzelner Top-Leichtathleten lehren uns doch, dass es den einen Königsweg gar nicht gibt und dass vermeintlicher trainingswissenschaftlicher Fortschritt/Eifer eben häufig gar keiner ist, die Verletzungsanfälligkeit erhöht oder sich im Pico-Bereich bewegt!

Die immer stärker fortschreitende Technisierung (Spezialschuhe, blackroll, Spezialtrainingsgeräte, Videoanalysen,…) und die geradezu zwanghafte Verwissenschaftlichung mancher Trainingsplanung etc. (= Selbstlegitimierung der Sportwissenschaft) verstellen jedenfalls den Blick auf das Grundproblem, nämlich den immer kleiner werdenden „Topf“, aus dem heraus die Talente entwickelt werden müssen.

Um diesen Topf zu vergrößern ist eben nicht nur die im engeren Sinne Fachkompetenz des „Star“-Trainers gefragt, sondern vielmehr das Engagement, die Sozialkompetenz (vor allem kommunikative Fähigkeiten) sowie die pädagogische Fähigkeit, die noch zahlreich vorhandenen LA-Kinder in den Jugendbereich zu überführen und ihnen zugleich eine gute LA-Basis (Athletik, techn. Grundfertigkeiten, Motivation,…) zu vermitteln. Hier krankt das System und genau dort benötigt die LA Veränderungen/Förderung (KiLa ist keine Lösung!!). Was nützen vermeintlich oder tatsächlich fachlich so gut ausgebildete Trainer, die entweder aufgrund ihrer Persönlichkeit völlig ungeeignet zur Menschenführung sind oder die mangels Masse ihre Fähigkeiten gar nicht anwenden können?