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Reform der Leistungssportförderung geplant - Druckversion

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RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - hkrueger - 02.10.2016

Warum gelingt es den Trainern nicht konkurrenzfähige 400m Läufer auszubilden? Warum gelingt es nicht, Storl, Schwanitz, Heidler, Reus, etc. Zum  Saison-Höhepunkt hin auf das höchste  Niveau  zu bringen ? Was nützt ein Sportwissenschaft-studium, wenn man die "gelernte Trainingslehre" nicht umsetzen kann? Was machen die den ganzen Tag? Mir ist das zuviel "das haben wir schon immer so gemacht".... 


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Gertrud - 03.10.2016

(02.10.2016, 23:08)hkrueger schrieb: Warum gelingt es den Trainern nicht konkurrenzfähige 400m Läufer auszubilden? Warum gelingt es nicht, Storl, Schwanitz, Heidler, Reus, etc. Zum  Saison-Höhepunkt hin auf das höchste  Niveau  zu bringen ? Was nützt ein Sportwissenschaft-studium, wenn man die "gelernte Trainingslehre" nicht umsetzen kann? Was machen die den ganzen Tag? Mir ist das zuviel "das haben wir schon immer so gemacht".... 


In einigen Disziplinen ist die Decke der Jugend sehr gut. In den Würfen scheint (Hammer, Kugel) sie sich auszudünnen. Es ist sicherlich zu viel verlangt, dass man immer gleichmäßig in allen Disziplinen ausgestattet ist. Es gibt immer mal Wellen. Das wird Jamaika nach Usain Bolt auch spüren. Solche Jahrhunderttalente wachsen nicht immer kontinuierlich nach. Es ist seit Jahren schwierig, auf den Mittel- und Langstrecken auf Weltklasseniveau Paroli zu bieten. Warum ist die Zeit von Wüllbeck, Wessinghage und Co vorbei? Das sind Fragen, die von oben inspiziert werden sollten und müssen. Dafür werden bestimmte Leute "fürstlich" bezahlt. 

Bringt unser System die Talente nach oben? Da ich noch immer an der Basis in der Schule mit einer LA-AG tätig bin, muss ich feststellen, dass sich die Situation gründlich geändert hat. Der Nachmittagsunterricht hat es in sich, dass viele Talente gar nicht mehr teilnehmen können. Die Vereine werden nur noch geringfügig frequentiert. Ich habe nicht den Eindruck, dass Nachhaltigkeit im Lernen durch den Nachmittagsunterricht enorm geschult wird. Im Sport nehmen die Haltungsschäden enorm zu. Die Situation hat sich auch durch die Digitalisierung stark verschlechtert. 

Ich beobachte seit Jahren die hohe Verletzungsträchtigkeit im DLV. Es verschlechtert sich von Jahr zu Jahr enorm. Ich kann durch meine akribische Arbeit auf dem Gebiet die Fehler relativ schnell orten. Das benötigt aber Zeit, die viele Trainer in Spitzenpositionen nicht haben, sich nicht nehmen oder einfach keine Querverbindungen aufgrund von Wissenslücken herstellen können. Der DLV sollte sich die eingehend die Frage stellen, ob er mit seiner Personaldecke richtig liegt. Das Team ist nur so gut, wie es die "Einzelteile" hergeben. Ich weiß aus Gesprächen, dass das Wissen in der Summe teilweise nicht mehr zeitgemäß ist. 

Die Fortbildungsschiene sollte angepasst werden. Dr. Wolfgang Killing sollte sich jetzt nicht angegriffen fühlen, weil das nicht meine Intension ist. Sicherlich gehört autodidaktische Fortbildung zum Repertoire jedes Trainers, der erfolgreich sein will. Technik ist ein Teil der Fortbildung, der bis ins Detail diskutiert werden sollte. Beispiele: Wenn man z. B. die Landung beim Weitsprung falsch lehrt und nicht dem Weltniveau anpasst, kann man die Übungen nicht anpassen. Beim Wurf sollte man Verwringung schon richtig lehren. Die segmentalen Gewichtsbelastungen sollten richtig und nachhaltig vermittelt werden. Beim Hürdensprint gehören absolute Detailuntersuchungen zum Verletzungsprophylaxeprogramm. Diskussionen sollten ruhig kontrovers und hart geführt werden dürfen, ohne Demontage zu vermuten. Es geht nur um die Sache.

Wenn man als DLV feststellt, dass es in bestimmten Diszplinen an bestimmten Orten bei bestimmten Trainern immer Wiederholungsverletzungen und Operationen gibt, sollte man die "Marschroute" der Kanalisierung mal ändern oder zumindest hinterfragen. Da stimmt dann das Teamgefüge nicht. Die Zugehörigkeit zu betimmten Teams macht noch keine Qualität!!!  Wink Ein sehr gutes Team integriert vor allem auch Querdenker!!!

Gertrud


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Adonis1 - 03.10.2016

Ich würde für mehr Dezentralität im System plädieren!

Meinem Eindruck nach arbeiten z.B. die Nachwuchs-Bundestrainer/innen doch zurzeit eher als Organisatoren/Funktionäre/Manager für die Vorbereitung von Trainingslagern, Testungen in Kienbaum, großen Wettkämpfen etc. Trainieren tun sie nur mit ihren eigenen Trainingsgruppen oder mit anreisenden Athlet/innen der näheren Umgebung.

Ich gebe mal ein anonymisiertes Beispiel: Nachwuchs-Bundestrainer/in Wurfbereich sieht die meisten „seiner/ihrer“ C-Kaderathlet/innen im Grunde nur bei den beiden DM (Winter/Sommer) und evtl. bei ein oder zwei Normwettkämpfen (für int. Meisterschaften) sowie bei Trainingslagern/Austestungen, das war es. Die fein säuberlich geführten Trainingstagebücher der Nachwuchswerfer/innen werden oftmals nicht einmal kommentiert, Entscheidung über Neu/Wiederaufnahme in den C-Kader erfolgt dann nach Aktenlage (=Bestenlistenwert/Norm)…. Da fragt man sich, ob für das reine Verwalten der C-Kader nicht ein Nachwuchs-Organisationsteam ausreichen würde, das die grundlegenden Dinge wie TL, Norm- und int. Wettkämpfe aus einer Hand plant – da reichen zwei/drei Hauptamtliche völlig. Der Rest der finanziellen Ressourcen müsste dann dezentral in den Verbänden von den Landestrainern eingesetzt werden (Maßnahmen, Testungen, Fortbildungen, Nachwuchs-Sichtungsevents, …), als Dienstleister der Vereine.

Denn weiter unten sieht es folgendermaßen aus: Der D-Kader-Status bedeutet in der Praxis häufig nicht mehr, als dass man einmal im Jahr eine mediz. Untersuchung in einem OSP bekommt, vielleicht einmal an einem TL teilnimmt. Je nach Landestrainer/in sind Fortbildungen, dezentrale Trainings am Wochenende, Wettkampfbesuche, konkrete Hilfestellungen/Beratungen für Vereine etc. wieder nur Fehlanzeige. Die LT machen ihr eigenes Vereinstraining und bedienen manchmal noch diejenigen, die zu ihnen kommen – fertig. Von der gerade heute so wichtigen Dezentralität ist eben keine Spur – wohl wegen mangelhafter finanzieller Ausstattung oder mangelhafter Motivation der LT?

Folge: Im Bundes- und im Landestrainerbereich scheint es jede Menge ineffektive und teure hauptamtliche oder teilamtliche Trainer/innen zu geben, die weitgehend mit Organisation, repräsentativem Auftreten bei großen Wettkämpfen, eigener Imagepflege und eigenem Vereinstraining beschäftigt sind.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Robb - 03.10.2016

(03.10.2016, 11:23)Adonis1 schrieb: Meinem Eindruck nach arbeiten z.B. die Nachwuchs-Bundestrainer/innen doch zurzeit eher als Organisatoren/Funktionäre/Manager für die Vorbereitung von Trainingslagern, Testungen in Kienbaum, großen Wettkämpfen etc. Trainieren tun sie nur mit ihren eigenen Trainingsgruppen oder mit anreisenden Athlet/innen der näheren Umgebung.

Tun das nicht alle Bundestrainer?


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Delta - 03.10.2016

Zitat:Weil die beiden STUDIEREN. Für ein Abenteuer in der Karibik unterbricht niemand sein Studium. Abgesehen davon, Lückenkemper ist mit 19 über 100m schon schneller als Kambundji und nur knapp langsamer über 200m, Burghardt und Kwadwo sind deutlich langsamer als Mayer und Lückenkemper. Die beiden laufen also so schnell, obwohl sie keine guten Trainer haben? Deine Thesen sind immer wieder amüsant.

Wenn ich im Sport nach vorne kommen will - dann geht Studieren nur bedingt. Lückenkemper stagniert seit dieser Saison. Die 11.04 mit deutlich Rückenwind sind da kein Massstab. Eine Sptzenzeit muss man 3x bringen - damit sie als solche einen Wert hat. Ein Trainer kann die Athletin schon in einen guten Bereich führen. Die Erfahrung zeigt aber, dass ausse die Athletinnen von Bauer sich niemand International durchgesetzt hat in den letzten 10 Jahren. So ist die Lage.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Adonis1 - 03.10.2016

(03.10.2016, 14:42)Robb schrieb:
(03.10.2016, 11:23)Adonis1 schrieb: Meinem Eindruck nach arbeiten z.B. die Nachwuchs-Bundestrainer/innen doch zurzeit eher als Organisatoren/Funktionäre/Manager für die Vorbereitung von Trainingslagern, Testungen in Kienbaum, großen Wettkämpfen etc. Trainieren tun sie nur mit ihren eigenen Trainingsgruppen oder mit anreisenden Athlet/innen der näheren Umgebung.


Tun das nicht alle Bundestrainer?
Wahrscheinlich ja! Aber ich erwarte da besonders im Nachwuchsbereich mehr Dienstleistungsgedanken gegenüber den Vereinen.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Robb - 03.10.2016

(03.10.2016, 17:10)Delta schrieb: Wenn ich im Sport nach vorne kommen will - dann geht Studieren nur bedingt. Lückenkemper stagniert seit dieser Saison. Die 11.04 mit deutlich Rückenwind sind da kein Massstab. Eine Sptzenzeit muss man 3x bringen - damit sie als solche einen Wert hat. Ein Trainer kann die Athletin schon in einen guten Bereich führen. Die Erfahrung zeigt aber, dass ausse die Athletinnen von Bauer sich niemand International durchgesetzt hat in den letzten 10 Jahren. So ist die Lage.


"Lückenkemper stagniert seit dieser Saison"...ist dir dieser Schwachsinn, den du regelmäßig schreibst, denn nicht manchmal peinlich?
Lückenkemper lief in diesem Jahr viermal 100m, dreimal PB verbessert, einmal eingestellt, das nennst du stagnieren. Über 200m lief sie dieses Jahr nur einmal über 23s, im Vorlauf in Kassel, vor 2016 blieb sie noch nie (legal) unter 23s...Stagnation? In Weinheim lief sie im Finale 11.13s und besiegte unter anderem auch den Bauer-Schützling Kambundji, die in Rio über 200m auch langsamer war als Lückenkemper. Wer außer Verena Sailer hat sich von Bauers Athleten international durchgesetzt? Kambundji hat Bronze in Amsterdam geholt, hat Lückenkemper auch, beide haben ungefähr identische Bestzeiten, mit dem Unterschied, dass Kambundji vier Jahre älter ist und mit 19 nichtmal unter 11.50 lief.

Wenn du im Leben weiterkommen willst, brauchst du eine Ausbildung, wer sich mit 19 auf das Risiko Vollprofi einläßt, muß es beim Fußball versuchen, in der Leichtathletik geht das höchstwahrscheinlich in die Hose.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Gertrud - 05.10.2016

Man sollte natürlich auch gerecht mit der Kritik am Verband sein. Es ist für Funktionäre unheimlich schwierig, Kriterien für die Basis herzustellen. Der "Motor" vor Ort muss zunächst funktionieren. Es kommt meines Erachtens sehr darauf an, die Serviceleistungen gezielt zu strukturieren. Natürlich ist es gut, wenn man Zentren ausstattet. Sie sollten aber auch gut für alle Talente nutzbar sein und zwar zeitlich unbegrenzt. Genauso sollte man die effektiven Fortbildungen wie Gesundheitsvorsorge bis hin zur Basis vorantreiben.

An den Schulen gibt es Paten für Neuankömmlinge. Vielleicht richtet der DLV regionsspeziell Patenschaften ein, um junge Teams durch erfahrene Kräfte zu unterstützen. Ich bin jetzt aktiv geworden und "füttere" junge Trainer/innen mit Wissen auf neuestem Stand. Demnächst werde ich auch einen Vortrag für Trainer/innen in einem kleinen, aber gut stukturiertem Verein halten. Das hat den Vorteil für kleine Vereine, dass die Schützlinge erst einmal im schulischen Umfeld bleiben und keinen schulischen Schiffbruch aufgrund von Fahrzeiten erleiden. Man sollte daher auch mal die Fluktuationen an den Sportinternaten durchleuchten und welche Abgänge man verzeichnet. Meine Sichtweise hat eine pädagogische Grundlage zur Unterstützung der Leistungsoptimierung. 
 
Wenn man immer wieder die Strukturen nur im eigenen Saft ändert, sehe ich wenig Fortschritte. Ich würde an Verbandsstelle mal eine Fortbildung ausschreiben, wo Themenkomplexe wie z. B. disziplinabhängige Gesundheitsprophylaxe oder moderne Tendenzen im Sprintbereich behandelt werden, aber die Fortbildung vielleicht unter dem Motto der faktischen Kritik steht: "Gemeinsam und getrennt von der Basis bis zur Spitze!". Da kann dann auch heiß diskutiert werden, ohne das persönlich zu nehmen.

Ich war und werde immer ein "Freigeist" bleiben, bin aber durchaus (nur) zu vernünftigen Kooperationen bereit. Alle anderen Operationen halte ich für pure Zeitverschwendungen. Wink Ich orientiere meine Kritik an harten Fakten aus meinem reichen Erfahrungsschatz!
 
Gertrud


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - krebsan - 05.10.2016

Kambundji hat stagniert in dieser Saison. Und das, wo sie doch extra auf die Staffel verzichtet hat (und diese dann trotzdem den Schweizer Rekord noch einmal gebrochen hat - aber auch da wäre mit ihr natürlich mehr drin gewesen).
Bin gespannt, ob sich das geänderte Training dann doch auszahlt.


RE: Reform der Leistungssportförderung geplant - Javeling - 05.10.2016

(05.10.2016, 09:27)Gertrud schrieb: Man sollte natürlich auch gerecht mit der Kritik am Verband sein. Es ist für Funktionäre unheimlich schwierig, Kriterien für die Basis herzustellen. Der "Motor" vor Ort muss zunächst funktionieren. Es kommt meines Erachtens sehr darauf an, die Serviceleistungen gezielt zu strukturieren. Natürlich ist es gut, wenn man Zentren ausstattet. Sie sollten aber auch gut für alle Talente nutzbar sein und zwar zeitlich unbegrenzt. Genauso sollte man die effektiven Fortbildungen wie Gesundheitsvorsorge bis hin zur Basis vorantreiben..........usw.
Frau Schäfer, alles gut beschrieben. Die Theorie sieht aber anders aus als die Praxis. Seit vielen Jahren fordern Sie (seit dem 19-Punkte-Programm) genau das, was Sie jetzt wieder ausführlich schreiben. Einiges hat sich geändert, aber vieles eben nicht.
Da es ja 'unzählige' TrainerInnen (Bundes-/Vereins-T.) und Betreuungspersonal gibt, so möchte ich mal wissen, ob hier nach erwiesener /geforderter Leistung oder nach irgendeiner Gehalts-Gruppe bezahlt wird.
In der freien M.-Wirtschaft werden die Leistungen kontrolliert (z.B. Politik durch die Wähler) und bei Versagen /Unvermögen der jeweiligen Person entsprechend sanktioniert.
Es können noch soviel Vorträge und Fortbildungen gehalten werden, wenn diese Inhalte nicht umgesetzt werden, dann ist Sense.....!
Wenn ein Weltklasse-Athlet in der Öffentlichkeit ein 20qm-Zimmer suchen muss, obwohl sich viele in seinem 'Erfolgsschein' sonnen, dann scheint ja wohl was in seinem Verbands-Umfeld nicht zu stimmen. Hier funktioniert der 'Motor' nicht nur vor Ort, sondern im ganzen Verband nicht !
Heinz Engels, Mainz