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Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - Druckversion

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Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 14.08.2017

Angesichts der WM kam man sich die Frage schon stellen. Bis auf Storl waren alle Endkampfteilnehmer Drehstoßer, das ist schon extrem. Natürlich hätte ein Storl in guter Form eine Medaille geholt, es geht also schon, aber man kann theoretisch auch im Straddle 2,40m springen (bitte keine neue Straddle Diskussion hier Smile) und dennoch hat sich der Flop eindeutig durchgesetzt. 

Wird es dem Angleiten so gehen wie dem Straddle? Im Mehrkampf und Damenbereich wird das Angleiten aufgrund der Einfachheit weiter die erste Geige spielen (der Drehstoß ist für Mehrkämpfer koordinativ zu komplex und unsicher, bei den Damen bin ich mir da nicht sicher), aber im Herrenbereich der Elite ist der Trend doch sehr eindeutig.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - MZPTLK - 14.08.2017

Bei den Damen wird sich die Drehstosstechnik auch durchsetzen, auch und vor allem bei den Grösseren.
Dafür braucht es allerdings entsprechende Trainer. Wo sind die?


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - icheinfachma - 14.08.2017

Warum dominiert bei den Damen das Angleiten, aber bei den Herren der Drehstoß?


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 14.08.2017

Ich denke mal bei den Damen gibt es generell eine größere spanne an kraft und athletischem talent. Gerade in den letzten Jahren ist das niveau doch deutlich runter gegangen, es wollen halt nicht viele sportlich talentierte mädels eine werferfigur bekommen.

Das bedeutet das die mädels die die power haben schnell nach oben kommen und das angleiten ist nun mal der schnellere und sicherere weg relativ nah an das genetische limit zu kommen.

Wenn die physischen Unterschiede groß sind ist eine einfache technik wo wenig schief gehen kann der sicherste weg die power einzusetzen.


Das gleiche sieht man auch im damentennis wo bis auf ein paar ausnahmen die meisten ein relativ variantenarmes powerspiel haben wo immer gebolzt wird.

Bei den Männern dagegen gibt es mehr physisch gleich starke so das es da wichtiger ist die letzten 5% rauszuholen. Es gibt wahrscheinlich auch weniger späteinsteiger oder umsteiger bei denen sich dann das erlernen der kompliziertereren technik nicht mehr lohnt.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 15.08.2017

Im Endeffekt ist halt doch die standstoßleiustung die basis und wenn eine schwanitz oder Vili da schon 19m drauf haben nehmen sie lieber die 20,5 sicher als möglicherweise 21,5m oder aber es klappt gar nicht.

Bei den Männern gibt es dagegen wahrscheinlich 15 leute die 19m stand stoßen, da lohnt es sich eher den letzten meter rauszuholen und dafür zu riskieren das es gar nicht läuft.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 16.08.2017

Um die Dominanz des Drehstoßes in diesem Jahrzehnt nochmal zu verdeutlichen: es haben seit 2010 nur 2 Angleiter 21.50 oder besser gestoßen, Storl und Majewski. Zum Vergleich dazu gab es allein dieses Jahr 11 Dreher über 21.50.

Natürlich waren die beiden extrem erfolgreich und haben viele Medaillen geholt und auch 22m gestoßen, aber ohne die beiden sähe es für die Angleiter ganz düster aus, vielleicht muss man die beiden sogar als Ausrutscher betrachten (oder zumindest als saubere Ausrutscher wenn man glaubt das storl und TM sauber waren und Beyer, Timmerman, günthör und Andrei eher nicht)


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - Sebastian - 17.08.2017

Jezt mal eine ganz ketzerische und absolut ernstgemeinte Frage: Ist das denn überhaupt so, dass das Angleiten die "einfachere" Technik ist? Um da mehr Power aus den Beinen zu holen ist doch auch eine saubere und nicht so einfache Technik vonnöten. Man sieht ja auch an Storl, dass er seine Technik aufgrund von Schmerzen/Verletzungssorgen etwas "vereinfacht" hat und schon nicht mehr ganz so weit stößt.

Für mich wirkt Drehstoß vom Ansehen her und von der "inneren Logik" her eigentlich natürlicher und evtl. sogar einfacher umzusetzen als ein "richtiges" Angleiten.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 17.08.2017

(17.08.2017, 09:42)Sebastian schrieb: Jezt mal eine ganz ketzerische und absolut ernstgemeinte Frage: Ist das denn überhaupt so, dass das Angleiten die "einfachere" Technik ist? Um da mehr Power aus den Beinen zu holen ist doch auch eine saubere und nicht so einfache Technik vonnöten. Man sieht ja auch an Storl, dass er seine Technik aufgrund von Schmerzen/Verletzungssorgen etwas "vereinfacht" hat und schon nicht mehr ganz so weit stößt.

Für mich wirkt Drehstoß vom Ansehen her und von der "inneren Logik" her eigentlich natürlicher und evtl. sogar einfacher umzusetzen als ein "richtiges" Angleiten.

Ich habe damals als hobby athlet (um 12m) beides probiert. Die drehstoßtechnik ist definitiv schwieriger in dem sinne das mehr falsch laufen kann. Das Timing der verwringung und des auflösens dieser muss genau passen und auch das abfangen des Schwungs ist etwas schwieriger.

Man hat auch einfach mehr stöße bei denen man die kugel nicht trifft, da die Beschleunigung stärker aber kürzer ist während es beim angleiten etwas weicher ist.

Natürlich kann man das ganze in den griff bekommen, aber es kann schon mehr daneben gehen.

Auf allerhöchstem Niveau ist aber auch das angleiten technisch sehr anspruchsvoll.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - icheinfachma - 17.08.2017

Spielen vllt. auch anatomische Merkmale oder die (Relativ-)raft eine Rolle? Es muss doch irgendeine schlüssige Erklärung geben, warum die Frauen v.a. angleiten und die Männer v.a. drehen? Dominik hat ja schon versucht, das zu beanworten, trotzdem die Frage.

Im Dreisprung ist es ja z.B. auch so, dass der Doppelarmschwung zwar mehr Schwung erzeut, aber eben auch mehr Kraft kostet (weil die Arme ja pro Sprung 1x vor- und zurückmüssen, während sie beim W-Armschwung nur einem zurück oder vor müssen, also nur halb so schnell bewegt werden), und darum springen die M eher DAS und die F eher WAS. Könnte das vllt. auch im Kugel ähnlich sein?

Mal ein paar anatomische Gedanken:
-M mit größeren WS-Schulter-Abstand --> größeres Drehmoment der Schulterachse
-M mit in Relation kürzeren Beinen / höherer KSP, längerer Weg der Beinstreckung
-M mit schmalerem Becken - evtl. bessere Beckenstabilität; Hüfte eindrehen erzeugt aber auch geringeres Drehmoment
-M mit höherer Relativkraft, tw. auch durch geringeren KFA
-M mit höherer Reaktivkraft als Frauen, wohl durch größere Relativkraft und festeres Bindegewebe


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - gera - 17.08.2017

das in Deutschland so wenige die Drehstoßtechnik anwenden, ist auch ein Fingerzeig darauf, wie schwer sich die dt. LA mit der Orietierung am neuesten Stand tut.