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Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - Druckversion

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RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 17.08.2017

(17.08.2017, 11:33)icheinfachma schrieb: Spielen vllt. auch anatomische Merkmale oder die (Relativ-)raft eine Rolle? Es muss doch irgendeine schlüssige Erklärung geben, warum die Frauen v.a. angleiten und die Männer v.a. drehen? Dominik hat ja schon versucht, das zu beanworten, trotzdem die Frage.

Im Dreisprung ist es ja z.B. auch so, dass der Doppelarmschwung zwar mehr Schwung erzeut, aber eben auch mehr Kraft kostet (weil die Arme ja pro Sprung 1x vor- und zurückmüssen, während sie beim W-Armschwung nur einem zurück oder vor müssen, also nur halb so schnell bewegt werden), und darum springen die M eher DAS und die F eher WAS. Könnte das vllt. auch im Kugel ähnlich sein?

Mal ein paar anatomische Gedanken:
-M mit größeren WS-Schulter-Abstand --> größeres Drehmoment der Schulterachse
-M mit in Relation kürzeren Beinen / höherer KSP, längerer Weg der Beinstreckung
-M mit schmalerem Becken - evtl. bessere Beckenstabilität; Hüfte eindrehen erzeugt aber auch geringeres Drehmoment
-M mit höherer Relativkraft, tw. auch durch geringeren KFA
-M mit höherer Reaktivkraft als Frauen, wohl durch größere Relativkraft und festeres Bindegewebe

Was ich mal gehört habe ist das Frauen relativ mehr beinkraft im Vergleich zur Oberkörper Kraft in relation zu den Männern haben. Es könnte sein das die Frauen die beinkraft im Angleiten besser nutzen können, während im drehstoß eher die rumpfmuskeln wichtiger sind.

ich bin mir aber nicht sicher das das Niveau im derzeitigen Damen kugelstoßen hoch genug ist als das diese dinge eine Rolle spielen, es gibt 4-5 Leute die in ihrer eigenen Liga spielen und die anderen sind im standstoss dermaßen unterlegen das drehen Sie auch nicht viel näher bringt. Ich glaube bei höherer leistungsdichte würden mehr Damen das Risiko drehstoß eingehen.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 17.08.2017

(17.08.2017, 12:37)gera schrieb: das in Deutschland so wenige die Drehstoßtechnik anwenden, ist auch ein Fingerzeig darauf, wie schwer sich die dt. LA mit der Orietierung am neuesten Stand tut.

Wobei man auch die Erfolge sehen musste die es gab. Im Sprint kann ich es weniger nachvollziehen, das es so lange gedauert hat bis man die moderne Technik studiert hat, da man da einfach keine Erfolge hatte und man jahrelang unter anderen von Frau Schäfer aber auch busemann Senior und anderen darauf hingewiesen wurde.

Aber im Wurf gab es die Erfolge ja, selbst in diesem Jahrzehnt hat man viele Medaillen geholt. Medaillen kaschieren eben vieles auch wenn es hinter schwanitz und storl nicht mehr so toll aussieht. Ich glaube wenn schwanitz und storl mal nicht mehr da sind wird es wie im sprint ein Umdenken geben (oder es endet wie im Hammerwerfen...)


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - Gertrud - 17.08.2017

(17.08.2017, 15:17)dominikk85 schrieb: Was ich mal gehört habe ist das Frauen relativ mehr beinkraft im Vergleich zur Oberkörper Kraft in relation zu den Männern haben. Es könnte sein das die Frauen die beinkraft im Angleiten besser nutzen können, während im drehstoß eher die rumpfmuskeln wichtiger sind.

Das erklärt man mit breiteren Hüften und schmaleren Schultern, wobei sich der größte Teil der Muskeln ab der Hüfte abwärts befindet. Man hat in Studien festgestellt, dass die Männer hinsichtlich Schultern mechanische Vorteile haben. Die Explosivkraft bei Frauen ist ebenfalls geringer. Allerdings haben Studien gezeigt, dass es entgegen den Behauptungen keine Unterschiede in der Prozentzahl der TypI- und TypII-Muskelfasern gibt. Frauen sind androgen unterlegen, allerdings nicht im HGH, was man natürlich trainingsmäßig ausschlachten sollte, um ausreichend Kraft im Oberkörper aufzubauen.  Wink
Frauen können wahnsinnige Beinkraftvolumina erzielen. Die unterschiedliche Muskelmasse spielt auch hinsichtlich der Pausengestaltung eine große Rolle. Man sollte folglich das Krafttraining für Frauen spezifizieren.

Der Druck auf die Hand beim Drehstoß ist natürlich enorm. Frauen können wahrscheinlich wegen der geringeren Kraft im Oberkörper der Kugel kein so gutes Widerlager geben. Man sollte dafür wahrscheinlich die Frauen mit breiten Schultern aussuchen.

Gertrud


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 18.08.2017

Ich glaube das ein 22m angleiter “besonderere“ körperliche Fähigkeiten als ein 22m dreher benötigt. Natürlich sind auch 22m dreher ausnahmeathleten, aber es gibt eben auch mal nen top dreher der nur 1,88 ist. Um als angleiter auf die weiten zu kommen brauchst du sehr gute hebel und sehr explosive beine.

Bartels war natürlich auch nicht der größte, aber er hat eben auch keine hohen 21er gestoßen, war dafür aber sehr konstant im tiefen 21m Bereich was dann schon mal zu Medaillen gereicht hat wenn die ami dreher versagt haben. Einen solchen athleten könnten wir sicher mal wieder produzieren (jedenfalls schneller als einen neuen storl), aber da ist halt die frage ob das reicht, oder ob man den 22m bereich angreifen will. Will man letzteres muss man imo zum drehen übergehen (oder man wartet 25 jahre bis sich mal wieder einer mit storls physis und akribie im kugelstoßen verirrtSmile)


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - Robb - 25.08.2017

Ein deutsches Talent steigt um, aus dem Bericht zum Bad Köstritz Meeting auf la.de:
Zitat:Mit neuer Technik stieg Patrick Müller (SC Neubrandenburg) in den Ring. Als Drehstoßer überzeugte er mit guten 18,63 Meter.

Müller war als Angleiter immerhin U18-Weltmeister und hat dieses Jahr 19.23m bei der U23-EM gestossen. Ist er danach umgestiegen und hat sich in wenigen Wochen auf 18.63m gesteigert?


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 25.08.2017

(25.08.2017, 21:19)Robb schrieb: Ein deutsches Talent steigt um, aus dem Bericht zum Bad Köstritz Meeting auf la.de:

Zitat:Mit neuer Technik stieg Patrick Müller (SC Neubrandenburg) in den Ring. Als Drehstoßer überzeugte er mit guten 18,63 Meter.


Müller war als Angleiter immerhin U18-Weltmeister und hat dieses Jahr 19.23m bei der U23-EM gestossen. Ist er danach umgestiegen und hat sich in wenigen Wochen auf 18.63m gesteigert?

Ist auf jeden Fall einen Versuch wert, er stagniert ja seit drei Jahren bei 19m (zu früh schwere gewichte gehoben?) und braucht wohl einfach einen neuen Impuls. Vielleicht  wird es ja was, als Angleiter wäre er sicher über 20m gekommen, aber für mehr bleibt ihm wohl keine andere Wahl. Zu verlieren hat er ja nicht viel, nach nem Jahr kann er immer noch zurück gehen.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - gera - 26.08.2017

eine gute Einstellung von Müller.
Wenn man jahrelang stagniert, sollte man den Umstieg auf Drehstoß probieren.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - dominikk85 - 26.08.2017

Macht er die Umstellung eigentlich mit seinem eigenen trainer? Der ist sicher sehr gut, aber es wäre vielleicht schon nicht schlecht sich jemanden dazu zu holen der Erfahrung mit der lehre der technik hat, also zum Beispiel Sack oder Österreich, oder direkt einen internationalen experten.

Ich bin z.b der Meinung man sollte erstmal mit halben drehungen arbeiten und vor allem nicht mit zu viel Geschwindigkeit. Speed kann zwar weite bringen, aber wichtiger ist die verwringung in der Mitte und die kann leiden wenn man am anfang zu explosiv dreht. Also lieber mit halbem speed drehen und dann wenn man die positionen trifft langsam den speed steigern. Das gleiche hat ja Herr zacharias immer im bezug zum hochsprung gesagt, man kann technische und timing fehler durch speed kaschieren, dann gibt es schneller erfolge, aber am ende kommt man an eine technische Grenze. Ich hoffe bei müller hat man die Geduld die technik langsam aufzubauen auch wenn es dadurch was länger dauert.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - gera - 26.08.2017

@ dominikk85

dieser meinung bin ich auch.
Das Erlernen der sauberen Technik geht vor.
Dann erst versuchen, die gute Technik auch bei mehr Speed hin zu bekommen.


RE: Zukunft der Angleittechnik im Herrenbereich - MZPTLK - 04.08.2023

(17.08.2017, 21:53)Gertrud schrieb: Frauen können wahrscheinlich wegen der geringeren Kraft im Oberkörper der Kugel kein so gutes Widerlager geben. Man sollte dafür wahrscheinlich die Frauen mit breiten Schultern aussuchen.

Gertrud

Breitere Schultern bringen nicht automatisch mehr Kraft im Oberkörper.
Die Übertragung der Kraft von unten über die Hüftregion ist mMn das Wichtigste.
Dadurch wird auch der überwiegende Teil des Widerlegens bestritten.
Ich plädiere immer für ein möglichst langes Verbleiben der Kugel am Hals,
der Armausstoss ist wichtig, sollte aber nicht als dominant für die Weite angesehen werden.