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1988 Seoul-Zehnkampf - Druckversion

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1988 Seoul-Zehnkampf - Sebastian - 16.08.2017

Moinmoin liebe Forumsgemeinde,

rund um die Diskussion über das Niveau der Wettbewerbe in London hab ich mir mal so ein paar Sachen angeguckt (leider halt "nur" über Wikipedia, ich habe keine tiefer reichenden Quellen). Dabei ist mir der Zehnkampf in Seoul schon als sehr kurios aufgefallen. Mitten in der Doping-Zeit geht Gold für 8488 Punkte weg...wie konnte das denn passieren?

Rom ein Jahr vorher war völlig im Rahmen, Gold für Voss mit 8680, der holt hier dann Silber mit 8399(!). War Voss bei diesem Wettkampf auch angeschlagen/verletzt? Wie schwer hatte es Thompson im Vorfeld erwischt (8306 für ihn sind ja "ein Witz"). Was war mit Wentz, der hätte da ja auch "locker" Gold holen können? Hatte Hingsen nur Angst vor den Dopingkontrolleuren mit seinen 4 Fehlstatrts? (ich weiß noch, dass man einen einem anderen Athleten zugeordnet hat, obwohl auch der von hingsen verursacht war) Hatte Hingsen in seiner "Prime" überhaupt mal einen Zehnkampf mit weniger als 8500 Punkten?

Alles in allem finde ich das Resultat schon relativ kurios, und in der Breite sogar "witzig", da trotz der geringen Siegpunktzahl trotzdem 16 Athleten über 8000 gemacht haben. War das damals ein superspannender Wettkampf oder doch eher ätzend?


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - matthias.prenzlau - 16.08.2017

Die Leistungen der Masse sind wie ein Aktienkurs. Mal steigen sie, mal fallen sie.
Guck dir mal den momenten Frauen-Hochsprung in der Breite an. Das ist auch ein Witz.
Die 100m der Männer sind dieses Jahr auch unter dem Niveau der letzten Jahre.

Allerdings habe ich mir die Zehnkampffrage auch schon mal gestellt.
Wie waren die Bedingungen vor Ort? Im Sommer kann es in Südkorea ziemlich brennig werden.
Dazu vielleicht noch hohe Luftfeuchtigkeit und die Leistungen lassen bei einem 2-Tages-Wettkampf irgendwann nach.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Oliver - 16.08.2017

Wenn ich mich richtig erinnere, war Sigi Wentz damals verletzt. Jürgen Hingsen war auch angeschlagen und musste kurz vor den Spielen noch einen Zehnkampf in Lage absolvieren, mit der Auflage mindestens 8300 Punkte zu machen. Dies ist ihn auch mit 8360 Punkten gelungen.

Was damals in den Kopf von Jürgen Hingsen vorging, werden wir wohl nie erfahren. Laut eigener Aussage ist er erst dann losgelaufen, als er den Schuß gehört hatte.  Weiter hat er gesagt, dass er eine sehr gute Form hatte.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Sebastian - 16.08.2017

Was war denn mit Voss? Der war doch damals im allerbesten Alter und "verliert" mal eben fast 300 Punkte auf seine Rom-Leistung? War der angeschlagen? Auch in Rom ist das Wetter im Sommer ja eher mollig warm Big Grin

Klar sind Leistungen natürliche Schwankungen unterworfen, aber das ausgerechnet bei diesem 1 Zehnkampf noch nicht mal die 8500 erreicht wurden haut mich immer noch aus den Schuhen (und die weggeworfene Goldmedaille von Hingsen, aber wer weiß, wie lange er die hätte behalten dürfen Teufel )


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Robb - 16.08.2017

Das waren jetzt zwei Dopingvorwürfe in Richtung Hingsen, gibts dafür nen Grund?
Thompson und Hingsen waren über ihrem Zenit, die Amerikaner hatten keine Weltklasse-Zehnkämpfer, die Jahre 87-89 waren generell vergleichsweise schwach. Weltjahresbester 1988 war Plaziat 8512 Punkten, in Götzis gewann Freimuth mit 8381. Es gab eben ein paar Jahre keine Überflieger, bis O'Brien kam.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Sebastian - 16.08.2017

(16.08.2017, 12:22)Robb schrieb: Das waren jetzt zwei Dopingvorwürfe in Richtung Hingsen, gibts dafür nen Grund?
Thompson und Hingsen waren über ihrem Zenit, die Amerikaner hatten keine Weltklasse-Zehnkämpfer, die Jahre 87-89 waren generell vergleichsweise schwach. Weltjahresbester 1988 war Plaziat 8512 Punkten, in Götzis gewann Freimuth mit 8381. Es gab eben ein paar Jahre keine Überflieger, bis O'Brien kam.

Ich kann es mir anders fast nicht erklären, wie es zu den 4 Fehlstarts kommen konnte. Heutzutage ist das ja problemlos möglich 8also bei Einzelstrecken), man ist hibbelig und nervös...zack, ein Fehlstart und man ist draußen. Aber ein 30-jähriger extrem erfahrener Athlet wie Hingsen? 1, selbst 2 Fehlstarts kann ich ja noch verstehen, aber gleich 4 (bzw. 3 offizielle?) Das muss doch einen speziellen Grund haben? Das Ganze liegt leider schons ehr lange zurück, so dass ich mich an die zeitlichen Abläufe (war Johnson schon überführt?) nicht mehr erinnern kann, aber auffällig finde ich es allemal...und 1987 fand ich nun wirklich nicht schwach, die Leistungen in Rom waren doch völlig in Ordnung. 89 ist dann schwierig, da es ja damals noch keine 2-Jahres-WM gab, aber dieses komische 88 lässt mich einfach nicht los.

P.S.: Das sollten übrigens keine Doping"vorwürfe" sein, eher Vermutungen und Spekulationen, Jürgen Hingsen war ganz lange mein Lieblingssportler Cool


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Atanvarno - 16.08.2017

Zitat:Und waren zu nervös?
Die ganze Gruppe war sehr unruhig. Beim Signal „Auf die Plätze…fertig…“ kam plötzlich Wind von vorn. Mit Gegenwind wäre eine gute Zeit unmöglich gewesen. Also lief ich beim ersten Mal bewusst raus. Und bei den nächsten Starts zuckten die Leute neben mir ständig.

Aber hätten Sie nicht spätestens nach dem zweiten Fehlstart vorsichtiger sein müssen?
Es kamen viele negative Komponenten zusammen. Ich war nach Südkorea gekommen, weil ich mir Gold zutraute. Ich wollte nicht wieder als Zweiter nach Hause fahren. Außerdem hatte ich intensiv auf Start trainiert. In Seoul starteten wir erstmals aus elektronischen Blöcken, die schon registrierten, wenn man nur leicht den Fuß lockerte. Einige Kollegen meinten später, der letzte Fehlstart sei gar nicht vor mir verursacht worden. Aber zu einer Beschwerde fühlte ich mich nicht mehr in der Lage.
Quelle

Klingt zumindest nachvollziebar.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - aj_runner - 16.08.2017

Sigi Wentz hatte sich beim Fußball spielen den Fuß umgeknickt.
Ich sah  ihn ca. Wochen vor Seoul bei einem Sportfest (bzw. im Festzelt), er machte damals schon den Eindruck, dass das mit dem Start nichts wird.
Der 10K war nach den 100 m.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Sebastian - 16.08.2017

Danke Atanvarno!

Tolles Interview, ist halt doch ein sympathischer Kerl der Hingsen!

Das mit den elektronischen Startblöcken war mir beispielsweise völlig unbekannt, dazu dann der 1. absichtliche Fehlstart und die Patellasehnenprobleme...ok, klingt schon nicht mehr ganz so extrem...schade, dass es bei ihm nie zu Gold gereicht hat, 8500 hätte er auch mit nur 2 Höhen im Hochsprung gemacht.

Hat Hingsen nicht schon 83 Gold beim Stab verloren oder war das 86? Bei den großen Wettkämpfen steht da auffallend oft nur 4,50 oder 4,60...


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Knueppler - 16.08.2017

Jürgen Hingsen hatte damals nicht mehr den unverdächtigen Norbert Pixken als Trainer sondern Heinz Hüsselmann. Wer will, kann ja mal nach Heinz Hüsselmann googeln.