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1988 Seoul-Zehnkampf - Druckversion

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RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Knueppler - 16.08.2017

(16.08.2017, 12:51)Atanvarno schrieb:
Zitat:Und waren zu nervös?
Die ganze Gruppe war sehr unruhig. Beim Signal „Auf die Plätze…fertig…“ kam plötzlich Wind von vorn. Mit Gegenwind wäre eine gute Zeit unmöglich gewesen. Also lief ich beim ersten Mal bewusst raus. Und bei den nächsten Starts zuckten die Leute neben mir ständig.

Aber hätten Sie nicht spätestens nach dem zweiten Fehlstart vorsichtiger sein müssen?
Es kamen viele negative Komponenten zusammen. Ich war nach Südkorea gekommen, weil ich mir Gold zutraute. Ich wollte nicht wieder als Zweiter nach Hause fahren. Außerdem hatte ich intensiv auf Start trainiert. In Seoul starteten wir erstmals aus elektronischen Blöcken, die schon registrierten, wenn man nur leicht den Fuß lockerte. Einige Kollegen meinten später, der letzte Fehlstart sei gar nicht vor mir verursacht worden. Aber zu einer Beschwerde fühlte ich mich nicht mehr in der Lage.


Quelle

Klingt zumindest nachvollziebar.


Er hatte aber genügend Zeit, um sich solch eine Begründung zurechtzulegen. Wenn er das unmittelbar nach seinen Fehlstarts gesagt hätte, wäre das sicherlich nachvollziehbar gewesen.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - eierluke - 16.08.2017

Fehlstart wegen Gegenwind? kann man da nicht lieber die Hand heben und straflos sagen der Startblock klappert oder da flog ne Biene neben meinem Ohr, ... ?


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - RalfM - 17.08.2017

Was mich auch 29 Jahre danach noch nervt, ist, dass ich Nachts um zwei extra wieder aufgestanden bin für den Zehnampf im Fernseh. Internet gab es ja noch nicht (für die Jüngeren). Nach den Fehlstarts bin ich wieder ins Bett gegangen und habe mir geschworen: nie wieder!


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - eierluke - 17.08.2017

Die ersten 6 von Stuttgart 1986 waren allesamt auch unter den ersten 7 der ewigen Weltbestenliste zum Zeitpunkt von Olympia in Seoul 1988. Degtyariev die Nummer 6 in der ewigen Liste zum Zeitpunkt 1988 war ein Jahr zuvor zuückgetreten. Die anderen waren 1988 zwar noch aktiv, doch ging es bei allen schon bergab:

Stuttgart 1986:
1. Daley Thompson kam danach nicht mehr über 8306 hinaus
Seoul 1988: 4. mit 8306

2. Jürgen Hingsen kam danach nicht mehr über 8360 hinaus.
Schätze, dass Hingsen damals einfach nur unfassbar dusselig war un d glaubte jede hundertstel im Kampf um Gold zu benötigen.
Das Vermeiden eines Dopingtests kann kein Grund gewesen sein, wer denkt sich so eines hirnrissige Theorie aus? Da hätte er sich doch nach 50 m einfach an den Oberschenkel greifen können ...
Seoul 1988: ausgeschieden

3. Siggi Wentz kam 1987 auf 8645 (Götzis) und 8461 (Rom), von 1988 bis 1990 aber nur mehr auf 8403.
Seoul 1988: nicht teilgenommen (verletzt)

4. Torsten Voss,der jüngste in dieser Liste war 1988 ebenfalls schon übern Berg. Er hatte seinen Karrierehöhepunkt mit 24 in Rom 1987.
Von 1988 bis 1994 betrieb er offenbar weiterhin Leistungssport, aber die 8397 von Seoul blieben das beste, was er in jener Zeit noch zusammen brachte. Seoul war also zumindest kein Ausrutscher nach unten.
Seoul 1988: 2. mit 8397

5. Alex Apaichev kam in 1988 auf 8424
Seoul 1988: ausgeschieden

6. Uwe Freimuth kam in Götzis 1988 auf 8381
Seoul 1988: 18. mit 7860

Dave Johnson, wurde 9. in Seoul mit 8180. Obgleich da schon 25 Jahre alt folgte seine beste Zeit erst später. (8727 in 1992).
Auch Dan O'Brien, damals immerhin schon 22 Jahre alt dominierte den Zehnkampf erst ab 1991


Christian Schenk profitierte außer von seiner eigenen Leistung vom wohl dramatischten Generationenwechsel in der Geschichte des Zehnkampfs, der ausgerechnet bei Olympia zu einem riesen Leistungsvakuum führte.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Sebastian - 17.08.2017

Sieht zumindest stimmig aus, danke für die schöne Zusammenstellung, eierluke!

Tja, wenn Hingsen über Thompsons Form Bescheid gewusst hätte, wäre das wohl eine "Goldmedaille auf einer Arschbacke" (soll den anderen gegenüber sicherlich nicht despektierlich sein) geworden.

Ich hab mir heute Nachmittag nochmal die Fehlstarts angesehen, seine Reaktion/Diskussion danach sehen tatsächlich nicht nach billigend in Kauf genommen aus, oder "Hollywood-Hingsen" wäre doch ein wesentlich besserer Schauspieler als sein Spielfilm vermuten ließ Big Grin

Nach dem 2. (??) Fehlstart wird auch relativ spät zurückgeschossen und er lief schon volle Pulle und war auch schon ein gutes STück voraus...dumm gelaufen, kann man in der Rückschau wohl sagen.

Gut, dass ich damals zu jung war um mir diese Nacht um die Ohren zu schlagen Cool


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Delta - 18.08.2017

Zehnkampf in Seol.

Das war an Olympia gemessen der erste Top 10 Kampf nach der Einführung der neuen Wertung 1985 und 1986 wurde noch der alte Speer durch den Neuen abgelöst. Technisch war beim Stab und den 110 Hürden noch einiges Potential zu holen. Aber dass geht nur mit viel Training.  Der Deutsche Rekord beim DLV mit Hingsen wird immer noch mit der alten Wertung dargestellt. Vor 1985.
Olympiasieger Schenk hatte 3 schwache Disziplinen 100 m, 110 Hürden und der Stab. (mässig)
Schenk war mit Werten zwischen 8300 - 8500 immer in den Top 5 bei Olympia und WM.

Die Anlage galt als Spitzenklasse davon zeugen unzählige Rekorde (Auch Asien Games 1986 in Seol als Vorbereitung für die Olympiade)

Im Gegensatz was Hingsen erzählte wurde schon lange vor Seol elektronisch gemessen. Swiss timing macht elektronisch 2stellig seit München - inklusive Reaktionszeiten. (diese wurden nie veröffentlicht) In Seol wurde normal gemessen und die Startdaten aufgzeichnet.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Atanvarno - 18.08.2017

Hingsen spricht nicht von elektronischer Zeitmessung (die gab's natürlich schon lange vorher), sondern von der elektronischen Fehlstartkontrolle.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - Delta - 19.08.2017

(18.08.2017, 21:52)Atanvarno schrieb: Hingsen spricht nicht von elektronischer Zeitmessung (die gab's natürlich schon lange vorher), sondern von der elektronischen Fehlstartkontrolle.

Wie gesagt, die Reaktionszeiten sind seit 1972 bekannt. Es wurde hier nur etwas formalisiert. Solche Prozesse werden beim IOC Kongress festgelegt. Hingsen hat sich oberdämlich benommen. Ich habe mir das gestern auf Youtube nochmals angeschaut.
Hingsen hat eine unsaubere Starthaltung mit 30% des Fusses auf dem Boden - wenig Fläche auf dem Startblock und den Rest in der Luft.


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - dvorakfan - 19.08.2017

(18.08.2017, 21:35)Delta schrieb: Z
Der Deutsche Rekord beim DLV mit Hingsen wird immer noch mit der alten Wertung dargestellt. Vor 1985.

Beim DLV wird der deutsche Rekord von 8832 Punkten geführt (= Punktetabelle ab 1985). Nach der alten Wertung (bis 1984) 8798 Punkte (übrigens von Daley Thompson 1984 in LA nach der damals gültigen Wertung eingestellt).
Natürlich bleibt noch der alte Speer, aber die Wertung ist aktuell (für die Änderung des Speers gibt es keine neue).


RE: 1988 Seoul-Zehnkampf - eierluke - 19.08.2017

Der Zehnkampf 1988 in Seoul bot schwache Resultate in der Spitze. Auf den Plätzen dahinter gab es aber durchaus gute Punktzahlen: 16 Athleten übertrafen die 8000 Punkte!!!

Der hammergeile Olympiazehnkampf von Los Angeles 1984 dagegen war sicherlich geprägt vom ewigen Duell Thompson gegen Hingsen.
Auch der Kampf um Bronze zwischen zwei der besten Zehnkämpfer ihrer Epoche Wentz und Kratschmer war großartig.
Dahinter wurde es aber "flach". Der 10. Platz ging schon für 7855 Punkten weg!
Dies ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass aufgrund des Ostblock Olympiaboykotts viele in der Weltjahresbestenliste 1984 top plazierte Athleten fehlten:
Freimuth #3 mit 8704 (8792 neue Wertung) [fehlte nicht wirklich, Freimuth war laut DDR Unterlagen Doper]
Degtyaryov #4 mit 8652 (8698)
Apaichev #5 mit 8642 (8709)
Voss #6 mit 8535 (8543)
Sobolevski # 7 mit 8530 (8547)

Seit Einführung der Weltmeisterschaften 1983 gab es aber bei 25 Austragungen von Olympia oder WM kein schwächerse Siegerresultat als die 8488 von 1988. Auch hatte jeder der Sieger von Weltereignissen eine deutlich bessere Karrierebestleistung als die 8500 von Schenk.
Zmelik (der 1996 von O'Briens Scheitern bei den Trials profitierte) hatte 8627, die zehn übrigen Sieger (seit 1983) hatten alle Karrierebestleistungen von 8784 oder mehr.
Schenk war sicherlich ein sehr erfolgreicher und zuverlässiger Athlet gewesen und ein außerordentlich sympathischer Typ dazu - aber von seinen Leistungen her nicht auf Augenhöhe mit den anderen Siegern der letzten 30 Jahre. 1988 in Seoul war er einfach (mit der passenden Leistung) zur richtigen Zeit am richtigen Ort.