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Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - Druckversion

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RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - gera - 23.03.2018

Viele Wege führen nach Rom.
Und so gibt es Athleten die mit recht verschiedenen Einzelparamtern die gleiche Weite springen.
Soll man deshalb sämtliche Messungen sein lassen?
Ich denke auch die eigenwilligsten Athleten kommen doch an den physikalischen Gesetzmässigkeiten nicht vorbei.
Ausserdem  fließen ja in die Berechnung einer Weite oder eines Einzelparameters verschiedene andere Parameter ein ,bei meiner Berechnugsart etwa 30.
So wird die Unterschiedlichkeit der Athleten schon berücksichtigt.
Das Wichtigste und Schwierigste ist dann allerdings die Interpretation der gewonnenen Daten.


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - MZPTLK - 23.03.2018

O.k., es gibt das Individuelle und es gibt das Ideale, sofern man so etwas überhaupt theoretisch konstruieren kann.
Und dann gibt es das individuell-Ideale, also das Optimum/Maximum dessen, was individuell möglich ist.
Das herauszufinden und zu herauszupräparieren, ist die Kunst vom Athleten-/Trainer-Gespann.

Wohlgemerkt: vom Gespann, der Trainer kann und darf das nicht allein,
dazu gehört der mündige Athlet mit seinem Körpergefühl, was der Trainer nicht haben kann.
Der hat nur ein hoffentlich scharfes Adlerauge.


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - gera - 23.03.2018

(22.03.2018, 17:04)Bachmann1980 schrieb: Auf welche Weite kommst du denn?
ich berechne Weiten gern nach der erweiterten Formel des schrägen Wurfes ( nach Müller )
Die ist mir mit der Aufteilung der Weite in 2 Parabelhälften ( wegen der Höhendifferenz Absprung / Landung )nachvollziehbarer .

vorhande Daten,lt.OSP Hessen,Zeile 1 :
                  V,horz. 7,47 m/s                V,vert.= 3,31 m/s                         Abflugwinkel = 23,63 grad
                  <<< Abflug-V ;V,res. = 8,26 m/s
 
ergänzt für Rechnung :

                 delta H = Höhenunterschied Absprung/Landung = 0,56 m    Abdruckpos.weite = 0,46 m
                 <<< Landungs-V ; V 2 = 8,90 m/s                 <<< Landungswinkel ,alpha 2 = 31,77 grad
                  <<< Landungsdifferenz 
dann errechnet sich die Weite mit :

TW1 = ( 8,26 * 8,26 * sin 47,26 ) / 19,62  + 0,46   =  3,01 m
TW 2 = ( 8,90*8,90 * sin 63,54 )/19,62  = 3,614 m  - 0,02 m Landungsdiff.  = 3,60m
Gesamtweite = 6,61 m

Das ist mir ehrlich gesagt zuviel Differenz zur gemessenen Weite des Sprunges von  7,08 m.

woran liegt es ?

- die V ,horz. von 7,47 m ist zu gering gemesen
- oder der verlust an V  von 1,40 m/s  ist falschg gemessen/berechnet
- oder die horz.Anlauf-V ist zu gering gemessen
- oder die V,vert. stimmt   oder oder ...

Es gibt viele Möglichkeiten , auf die man eingehen kann.

Ich schließe daraus, das die gemessenen Daten zu ungenau sind, einen Sprung so zu beschreiben, wie er nun mal in seinen Einzelheiten ist. 
Die gemessenen biomechanischen Daten nicht nur dieser Veröffentlichschung sind mit Vorsicht zusehen.

Es fehlen auch einige wichtige Parameter eines Weitsprunges, wie da sind :
KSp,Höhe bei Absprung         Größe des Athleten               Höhe KSP bei Landungsbeginn
Abdruckwinkel    Abdruckpositionsweite

Ich hoffe das ganze ist auch noch ein bischen verständlich für alle.


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - MZPTLK - 23.03.2018

Man braucht doch nur Vo, Abflugwinkel und Abflughöhe KSP - fertig!
Vorausgesetzt sind Treffen des KSP, also keine Rotationen, und perfekte Landung.


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - Bachmann1980 - 23.03.2018

Bei der Aufteilung des Fluges in zwei Parabelhälften unterscheiden wir uns nicht
und ich komme, bei deinem angenommenen delta h, auf identische Weiten.
Uneinigkeit besteht bei uns über die Landung. Hier stütze ich meine
Überlegungen auf die Modifizierungen nach Ballreich. 
Gut dargestellt wir es hier:
https://ilias.uni-passau.de/ilias/goto.php?target=wiki_33525_Weitsprung


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - gera - 23.03.2018

(23.03.2018, 14:25)Bachmann1980 schrieb: Bei der Aufteilung des Fluges in zwei Parabelhälften unterscheiden wir uns nicht
und ich komme, bei deinem angenommenen delta h, auf identische Weiten.
Uneinigkeit besteht bei uns über die Landung. Hier stütze ich meine
Überlegungen auf die Modifizierungen nach Ballreich. 
Gut dargestellt wir es hier:
https://ilias.uni-passau.de/ilias/goto.php?target=wiki_33525_Weitsprung
würde das mit der Landeweite so sein, wäre deine Berechnungsweite des Beispielsprung s= 6,83 m + 0,46 m = 7,29 m  ,
auch ziemlich weit von 7,08 m wie gemessen weg.

Doch zur Arbeit ,worauf Du die Behandlung der Landeweite beziehst.
Es handelt sich hier wohl um eine Stufdentenarbeit.
Aus der Abbildung 3  kann ich nicht entnehmen, dass  die errechnete Weite nach Formel nur bis h,L geht.
Die theoretische Flugkurve geht von KSP,Absprunghöhe  bis  Höhe des KSP = 0 
Die Unterteilungen in W1  bis W 4 sehe ich nur als Hilsmittel zum Verständnis der Sache.
H,L braucht man als Hilsgröße , um die Landegeschwindigkeit V 2 zu ermiteln, denn bis hier wird die V durch g= Erdbeschleunigung beschleunigt.
Dann kommt die Erdberührung durch die Beine,der berechnete Sprung ist aber noch nicht beendet, der KSp senkt sich auf der theoretischen Fluglinie noch bis H = 0.
Die praktische Landung weicht dann von der theoretischen Fluglinie ab, deshalb gibt es die Landedifferenz, wie es besser heißen müsste. In der oft erwähnten Doktorarbeit A.Huber ist dies auf der Seite 24 in Abb. 2.5 richtig dargestellt.

Wenn Deine ( bisherige ) Meinung stimmen würde, wäre
Bob Beamon wie folgt weit gesprungen:
    Werte, teils ergänzt sin
              V,Anl.= 10,99 m/s          Stemmwinkel= 26,9 grad                   Xo,E = 0,48
              Abflugwinkel = 18,8 grad           Landewinkel = 28,38 grad
              Abfluggeschwindigkeit= 10,68 m/s

Das gibt nach der uns beiden verwendeten Formel <<< TW1= 3,55 + 0,8
                                                                                TW2= 4,9  -0,04 delta L
                                                                                gesamt = 8,89 m

Addiere ich die Landeweite fälschlich zu den errechneten Flugweiten dazu , ergäbe dies eine Weite von
3,55 + 0,48 +4,90 + Landeweite ca. 0,85 = 9,76 m


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - Bachmann1980 - 23.03.2018

A.Huber gibt die Abfluggeschwindigkeit für Bob Beamon selbst mit 9,6 m/s an.


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - gera - 23.03.2018

leider sind die Daten sehr rar.
Aber 9,6 m/ s als res. Abfluggeschwindigkeit sind doch unrealistisch wenig.
Hast Du einen Athleten mit mehr Daten parat, vileleicht C.Lewis?


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - gera - 23.03.2018

wie gesagt, die Datenlage ist dünn. Die 9,6 sind erwähnt, Du stehst voll im Stoff merke ich.
Andere Spitzenspringer sind auch erwähnt, << Lewis 10,2
Alles etwas nebulös.
Habe überschlagen, mit Abflug-V 9,6 m/s hätte Beamon bestenfalls einschl. Deiner Landeweite 8,60 m weit springen können.

Ich musste bei den Daten also ergänzen, will Dir aber erklären, wie meine Abflug-V von 10,68 m/s zustande kommt.
Der in der Dok.OSP Hessen erwähnte Verlust an  V  kann nur die Summe aus Bremsstoß + horizontaler Anteil der Abdruckgeschwindigkeit aus dem Absprung unter dem Abdruckwinkel sein. Dieser horz. Antei addiert sich zur V-Anl.- Bremsstoß, und wird oft vergessen.
Die Abdruckgeschwindigkeit hat natürlich nicht nur  eine vertikale Komponente , hier 3,31 m/s , sondern  auch eine horizontale Komponente.
Es sieht dann so aus :
10,990 - 2,o5 Bremsstoß  + 1,33 m/s  horz.Anteil aus Absprung = 10,28 m/s  horizontale V  am Absprungende.
Daraus folgt dann mit der vetikalen  V  eine Abflug-V  von etwa 10,68 m/s
und die errechnete Weite, die dem damaligen WR entspricht..

Nun ist für mich aber erstmal Pause übers Wochgenende.

gruß  gera


RE: Biomechanik-Auswertungen von der WM in London - MZPTLK - 23.03.2018

Die 9,6 Abfluggeschwindigkeit bei Beamon könnten passen, weil er brutal stemmt/umlenkt.
Er war sicherlich in der Lage vorm Balken zwischen 10,5-11  zu haben.