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"Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Druckversion

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"Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - dominikk85 - 17.10.2017

Verletzungen sind ja ein zunehmendes Problem. Gertrud hat da ja ein team gefordert. Wie könnte man so etwas machen?

Sinnvoll wäre imo eine zentrale datenbank die daten zu Training und wettkampf sammelt (training in der jugend, wann angefangen, wie viele wettkämpfe, welche steigerungen, Intensität und Häufigkeit des trainings, verletzungshistorie...). Solche daten könnten von sportwissenschaftlern ausgewertet werden um trends zu erkennen. Da müssten die teams natürlich kooperieren, aber wenn man die daten vertraulich behandelt dürfte da ja eigentlich niemand was gegen haben. Im baseball hat man so z.b herausgefunden, dass ein verringerter spin in den würfen eine verletzung ankündigen kann. So etwas wäre sicher auch in der Leichtathletik möglich.

Dazu sollte bei technikleitbildern auch die Gesundheit veine rolle spielen, auch hier könnte man parameter vermessen und über lange zeit korrelationen mit Verletzungen herstellen.

Dann wäre es sinnvoll eine eigene Tagung nur zum thema Gesundheit abzuhalten, wo sich Praktiker, Ärzte und wissenschaftler treffen, vorträge halten, studien vorstellen und dann Leitlinien festlegen.

In der onkologie läuft das so. Das gibt es eine Tagung wo alle wichtigen Professoren da sind und ihre studien vorstellen und am ende werden leitlinen vorgeschlagen und darüber abgestimmt.

Imo müsste es viel mehr öffentlich publizierte studien mit top Sportlern geben, die an sportstudenten durchgeführten studien haben oft nur begrenzte aussagekraft für weltklasse sport. Da müsste auch der dlv und die Stützpunkte noch mehr mit der Wissenschaft kooperieren, auch wenn es um unangenehme dinge geht die die eigene arbeit in frage stellen.


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Gertrud - 18.10.2017

(17.10.2017, 18:28)dominikk85 schrieb: Verletzungen sind ja ein zunehmendes Problem. Gertrud hat da ja ein team gefordert. Wie könnte man so etwas machen?

Sinnvoll wäre imo eine zentrale datenbank die daten zu Training und wettkampf sammelt (training in der jugend, wann angefangen, wie viele wettkämpfe, welche steigerungen, Intensität und Häufigkeit des trainings, verletzungshistorie...). Solche daten könnten von sportwissenschaftlern ausgewertet werden um trends zu erkennen. Da müssten die teams natürlich kooperieren, aber wenn man die daten vertraulich behandelt dürfte da ja eigentlich niemand was gegen haben. Im baseball hat man so z.b herausgefunden, dass ein verringerter spin in den würfen eine verletzung ankündigen kann. So etwas wäre sicher auch in der Leichtathletik möglich.

Dazu sollte bei technikleitbildern auch die Gesundheit veine rolle spielen, auch hier könnte man parameter vermessen und über lange zeit korrelationen mit Verletzungen herstellen.

Dann wäre es sinnvoll eine eigene Tagung nur zum thema Gesundheit abzuhalten, wo sich Praktiker, Ärzte und wissenschaftler treffen, vorträge halten, studien vorstellen und dann Leitlinien festlegen.

In der onkologie läuft das so. Das gibt es eine Tagung wo alle wichtigen Professoren da sind und ihre studien vorstellen und am ende werden leitlinen vorgeschlagen und darüber abgestimmt.

Imo müsste es viel mehr öffentlich publizierte studien mit top Sportlern geben, die an sportstudenten durchgeführten studien haben oft nur begrenzte aussagekraft für weltklasse sport. Da müsste auch der dlv und die Stützpunkte noch mehr mit der Wissenschaft kooperieren, auch wenn es um unangenehme dinge geht die die eigene arbeit in frage stellen.

Es darf einfach im deutschen Topbereich nicht passieren, dass solche Übungen noch durchgeführt werden!!!:

https://de-de.facebook.com/GregorTraber/ Tolles Training mit Georg Niedermeier, zudem Nordic hamstring curl.

Solche Übungen haben dann Signalwirkung für junge Trainer und Athleten. Ein derartiges Übungspotential zeigt mir, dass man viele Dinge einfach nicht verstanden hat oder grundlegende Fehler nicht weiß. Da bringt dann ein zusätzliches Training mit Lienhard nichts, wenn Basics nicht stimmen. Es verpufft dann einfach. Das ist dann so, als wenn man bei Rückenschmerzen eine Backpfeife verabreicht. Dann verschwinden zwar die Rückenschmerzen für einen Moment; man hat aber die Ursache nicht bekämpft!  Wink Ich stehe manchmal fassungslos vor den Aufzeichnungen einiger Protagonisten mit absolut grottenschlechtem Übungspotential. Das zeigt mir, dass man die Eingrenzungen eines angemessenen Übungspotentials absolut nicht umzusetzen imstande ist. Oft sind Athletinnen und Athleten trotz des Trainers gut und nicht wegen!!!  Wink Thumb_down Ich könnte hier zig Beispiele anführen; aber dann spricht bald kein Trainer mehr mit mir.  Wink Wink Wink Nur der Leichtathletik ging´s dann vermutlich besser! Man liest dann unter irgendwelchen Übungen den Zusatz "injury prevention" und übernimmt ungefiltert, unwissend und unfähg abzugrenzen.

Gertrud


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Gertrud - 18.10.2017

Ich könnte sehr viele Punkte nennen, wo es gesundheitlich in der Leichtathletik hakt. Warum gibt es so viele Verletzungen und vor allem jede Menge an Rezidiven? Viele ändern ihr Procedere nicht! Ich vergleiche mal mit der Medizin: Warum gibt es so viele Fehldiagnosen? Beispiel: Wenn einer an Leistenschmerzen leidet, müsste es einen Katalog geben, nach dem abgeklopft wird. Es ist natürlich schlecht, wenn dem Arzt nur eine Lösung einfällt. Es verhält sich ebenso in der LA. Warum kommt es immer wieder zu Hamstring- oder Achillessehnenverletzungen? Es gibt hier nicht nur eine globale Antwort. Es muss spezifiziert und maßgeschneidert werden. Ich verfüge bei den meisten Sachen über Kataloge an Antworten. Vor allem bin ich in der Lage, diese Dinge in die Praxis umzusetzen. Ich bin mir sicher, dass es zukünftig Marker gibt, die postwendend bei Übungen Aufschluss geben werden, ob sie schädigen. Das ist noch Zukunftsmusik, aber sicherlich machbar. Im Knorpelbereich sind Anfänge davon schon vorhanden. Nur weiß man dann immer noch nicht, wie abgeändert werden muss, um im grünen Bereich zu bleiben. Ich verbringe fast täglich Zeit in sehr vielen Wissenschaftsbereichen. Ich stopfe sukzessive meine Wissenslöcher in meinen Gehirnmustern. Dazu gehört eine gehörige Portion Selbstkritik und Wissensdrang.


Ich plädiere für eine Trainerkultur, die vor Freude an der Fortbildung sprüht und nicht permanent Argumente wie Zeit- und Geldmangel vorbringt.  Thumb_up Ihr seht an einigen älteren Trainern, dass das Alter kein Argument ist – ganz im Gegenteil. Es kommt noch eine große Menge an Erfahrung und Hintergrundwissen dazu.

Der Verband sollte sich dahin bewegen, vor allem dynamische, sehr kritische Trainer, die etwas bewegen und keinen Stillstand in ihrer Entwicklung zeigen, einzusetzen. Die Fortbildungen müssen lebhaft sein und an die Wurzeln der unterschiedlichen Schwachstellen gehen. Nur so macht man die Sache flott!!! Viele "Mahner" liegen und lagen mit dem Verband im Clinch. Das war zu Gerd Osenbergs Zeiten nicht anders, obwohl er sehr innovativ war und sich in Leverkusen ein kleines Refugium geschaffen hatte. Es muss möglich sein, diese unterschiedlichen Positionen auf eine gemeinsame Schiene zu bringen. Man sollte sie verbandsseitig nicht als Störenfriede, sondern als Bereicherung empfinden. 

Gertrud


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - MZPTLK - 18.10.2017

(18.10.2017, 08:38)Gertrud schrieb: Warum kommt es immer wieder zu Hamstring- oder Achillessehnenverletzungen? Es gibt hier nicht nur eine globale Antwort. Es muss spezifiziert und maßgeschneidert werden.
Warum gab es früher wesentlich weniger H. + A. -Verletzungen?
Dabei hatte man oftmals länger und härter trainiert.
Wenn ich miich daran erinnere, wie z.B. Harald Schmid und Ermin Skamrahl malocht haben...

Es muss vornehmlich an den Übungen und deren Ausführung liegen.
Gertrud, Du weisst oder vermutest mehr, als Du bislang kundgetan hast.


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Sprunggott - 18.10.2017

(18.10.2017, 09:22)MZPTLK schrieb:
(18.10.2017, 08:38)Gertrud schrieb: Warum kommt es immer wieder zu Hamstring- oder Achillessehnenverletzungen? Es gibt hier nicht nur eine globale Antwort. Es muss spezifiziert und maßgeschneidert werden.


Warum gab es früher wesentlich weniger H. + A. -Verletzungen?
Dabei hatte man oftmals länger und härter trainiert.
Wenn ich miich daran erinnere, wie z.B. Harald Schmid und Ermin Skamrahl malocht haben...

Es muss vornehmlich an den Übungen und deren Ausführung liegen.
Gertrud, Du weisst oder vermutest mehr, als Du bislang kundgetan hast.


.... ein nicht auszugrenzender Aspekt ist auch der Untergrung beim Bewegen und Üben.
Auch gab es "früher" weniger Ablenkung. Es gibt Studien die besagen, dass bis zu 70% aller
Verletzungen und Krankheiten im Zusammehang mit Stress (physisch und psychisch) stehen.   Tongue


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Jo498 - 18.10.2017

(18.10.2017, 09:22)MZPTLK schrieb:
(18.10.2017, 08:38)Gertrud schrieb: Warum kommt es immer wieder zu Hamstring- oder Achillessehnenverletzungen? Es gibt hier nicht nur eine globale Antwort. Es muss spezifiziert und maßgeschneidert werden.

Warum gab es früher wesentlich weniger H. + A. -Verletzungen?
Dabei hatte man oftmals länger und härter trainiert.
Wenn ich miich daran erinnere, wie z.B. Harald Schmid und Ermin Skamrahl malocht haben...

Aber es wäre doch sehr seltsam, wenn 30 Jahre Erfahrung, Sportwissenschaft und -medizin dazu geführt hätten, dass heute verletzungsträchtiger trainiert wird! Und auch noch (jedenfalls im Langsprint und Langhürden, auch 800m) meistens deutlich schwächere Leistungen erzielt werden. Normalerweise müsste man doch annehmen, dass durch jahrzehntelange Erfahrung (und teils auch bessere Schuhe usw.) die Verletzungsanfälligkeit verringert wird, nicht gesteigert...


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - MZPTLK - 18.10.2017

Ich nehme stark an, dass Einige früher motivierter, bewusster(Hineinfühlen in den Körper) und (eigen-)verantwortlicher trainiert haben.


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Gertrud - 18.10.2017

(18.10.2017, 09:22)MZPTLK schrieb: Es muss vornehmlich an den Übungen und deren Ausführung liegen.
Gertrud, Du weisst oder vermutest mehr, als Du bislang kundgetan hast.

Das kann ich alles nur bejahen!  Wink

Gertrud


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - dominikk85 - 18.10.2017

Das mit den zunehmenden Verletzungen glaube ich aber eher nicht.  Im Baseball gibt es da das gleiche. In den letzten Jahren hat man die Wurf Belastung gesenkt, und Traditionalisten entgegnen dem mit " vor 60 Jahren hat der Star x 30% mehr würfe gemacht als die heutigen Leute und dennoch war er nie verletzt".

das ist imo aber selektive Wahrnehmung,  den naturgemäß erinnern wir uns an die die gesund geblieben sind weil sie in der Regel die besseren Karrieren haben. Ein Talent was sich mit 20 verletzt ist in 30 Jahren einfach vergessen, während die "überlebenden " einfach outlier sind.es gibt auch heute noch den einen oder anderen Ironman der nie verletzt sind (ein kim collins z.b) und damals gab es viele die früh ausgebrannt sind.

die narrative der verletzungsepidemie gibt es wie gesagt auch in anderen Sportarten,  aber ob das wirklich zunimmt, oder immer schon schlimm war ist eher unklar, outlier sollte man um diese aussage zu treffen jedenfalls eher nicht zur rate ziehen.


RE: "Task force" verletzungsprophylaxe im DLV sinnvoll? - Gertrud - 19.10.2017

(18.10.2017, 22:51)dominikk85 schrieb: Das mit den zunehmenden Verletzungen glaube ich aber eher nicht.  Im Baseball gibt es da das gleiche. In den letzten Jahren hat man die Wurf Belastung gesenkt, und Traditionalisten entgegnen dem mit " vor 60 Jahren hat der Star x 30% mehr würfe gemacht als die heutigen Leute und dennoch war er nie verletzt".

das ist imo aber selektive Wahrnehmung,  den naturgemäß erinnern wir uns an die die gesund geblieben sind weil sie in der Regel die besseren Karrieren haben. Ein Talent was sich mit 20 verletzt ist in 30 Jahren einfach vergessen, während die "überlebenden " einfach outlier sind.es gibt auch heute noch den einen oder anderen Ironman der nie verletzt sind (ein kim collins z.b) und damals gab es viele die früh ausgebrannt sind.

die narrative der verletzungsepidemie gibt es wie gesagt auch in anderen Sportarten,  aber ob das wirklich zunimmt, oder immer schon schlimm war ist eher unklar, outlier sollte man um diese aussage zu treffen jedenfalls eher nicht zur rate ziehen.

Ich habe den Eindruck, dass es früher weniger Muskel- und Sehnenverletzungen gab; aber die Verschleißerscheinungen sind schon gravierend. Ich nehme mal meine Nationalmannschaftskameradinnen der 60er Jahre. Es gibt in unserem Kreis sechs Hüft-Implantate bei den 14 Athletinnen. Die siebte Hüft-OP erfolgt im April. Jetzt kann man natürlich nie genau sagen, ob der Verschleiß bei jeder nur vom Leistungssport kommt. Ich selbst habe die Hüft-Operationen nur durch die Intervention von Prof. Dr. Klümper vermeiden können. 

Die Belastungen und die Leistungen haben teilweise heute zugenommen (Kugelstoßleistungen der Frauen eher umgekehrt!)

Wir haben heute mit den Trainingsmitteln ganz andere Möglichkeiten, die Verschleißerscheinungen zu umgehen und ganz auszuklammern. Man muss es nur wissen. Es kommt noch ein ganz wichtiger Punkt dazu. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Möglichkeiten, die sich uns bieten, nicht immer voll ausgeschöpft werden - teilweise auch aus Unkenntnis. Ich wäre mal an einem hundertprozentigen Auswirtschaften der Möglichkeiten mit einer sehr talentierten Person von Jugend an interessiert. Ich würde alle Register meines Könnens ziehen. Diese minderprozentigen Lösungen sind nicht meine Intension. Ich bin dann felsenfest davon überzeugt, dass das Ganze wieder so gut wie verletzungs- und operationsfrei erfolgen könnte.

Gertrud