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Trainerfortbildung/Wissenstransfer - Eigeninitiviate vs. Verbandsaufgaben - Druckversion

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Trainerfortbildung/Wissenstransfer - Eigeninitiviate vs. Verbandsaufgaben - Javeling - 13.07.2014

Zitat:Es gibt noch eine Menge in der Verbindung Wissenschaft und Praxis zu tun, wobei der momentane Wissensstand nicht allgemein angekommen zu sein scheint. Man sollte als Trainer/in nicht davor zurückschrecken, gerade für den Bereich der Achillessehne teilweise Disziplinverbote für seine Schützlinge auszusprechen, bis die Strukturen durch Präparation in geeigneter Technik belastbar sind. Auf dem Gebiet scheint mir oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet zu werden, weil diese Erkenntnisse nicht auf breiter Front bei jungen Trainern platziert werden.

Gertrud
Warum scheint dieser 'momentane' Wissensstand noch nicht angekommen zu sein ? Und welche TrainerInnen sprechen Sie an ? Was für Möglichkeiten haben die (meisten) TrainerInnen, um sich diese Erkenntnisse anzueignen ?

In der Theorie hört sich das alles toll an. Aber in der Praxis, in vielen Vereinen hat man doch nach meiner Kenntnis keine (auch finanzielle) Möglichkeit, Ihre Empfehlungen umzusetzen. 

Wenn man von den vielen Verletzungen bei den Kader-AthletenInnen hört, die ja eigentlich medizinisch 'rundum' betreut /versorgt werden, dann scheint die Betreuung durch die verantwortlichen TrainerInnen sehr mangelhaft zu sein. Oder irre ich mich wieder einmal ?

Heinz Engels, Mainz

edit mod: Abgetrennt aus "Achillessehnen-Seuche"


RE: Achillessehnen-Seuche - Gertrud - 13.07.2014

(13.07.2014, 13:42)Javeling schrieb: In der Theorie hört sich das alles toll an. Aber in der Praxis, in vielen Vereinen hat man doch nach meiner Kenntnis keine (auch finanzielle) Möglichkeit, Ihre Empfehlungen umzusetzen. 

Wenn man von den vielen Verletzungen bei den Kader-AthletenInnen hört, die ja eigentlich medizinisch 'rundum' betreut /versorgt werden, dann scheint die Betreuung durch die verantwortlichen TrainerInnen sehr mangelhaft zu sein. Oder irre ich mich wieder einmal ?

Heinz Engels, Mainz

Warum der Wissensstand nicht vorhanden ist, ist primär nicht meine Aufgabe. Darüber mache ich mir keinen Kopf! 


Ich habe einen Kreis von fünf Trainern um mich herum, die mein Wissen nutzen und die ich nach allen Regeln der Kunst unterstütze, damit keine Verletzungen bei ihren jungen Schützlingen auftreten.


Ich gehe mal von mir aus, wie ich gelernt habe. Ich habe sehr frühzeitig die üblichen Pfade verlassen und habe selbst kombiniert und konstruiert. Ich habe nie erwartet, dass andere für meinen Service zuständig waren, habe allerdings auf sehr hohem Niveau kooperiert, was aber keine Einbahnstraße war und ist. Ich habe viel recherchiert. Das ist doch heute im Zeichen des Internets wesentlich besser als damals. Dadurch, dass sich in meinem Kopf sehr viele Verknüpfungen auf Spezialgebieten gebildet haben, kann ich neues Wissen gut einbetten. Fleiß und Intuition sind Triebfedern für Erfolg. Wir haben das Gehirn umsonst und müssen es nur gebrauchen.


Wenn Verletzungen sehr häufig vorkommen, ist es oft eine Sache der unsachgemäßen Trainingsinhalte. Es gibt natürlich auch versteckte Defekte. Das richtige Training für die individuellen Achillessehnen ist nicht finanziell begründet. Es handelt sich um reine Sachfragen und –antworten. Man sollte bei auftretenden Schmerzen an Körperstellen sofort ein Programm zum Ausgleich im Kopf haben. Das verlangt einem Trainer eine Menge ab. Ich befinde mich zur Zeit als Pensionärin natürlich in einer Luxusposition. 

Gertrud


RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 13.07.2014

(13.07.2014, 18:22)Gertrud schrieb: Wir haben das Gehirn umsonst und müssen es nur gebrauchen.
Korrekt, und die Wissenschaft hat auch noch nie Muskelkater oder Kopfschmerzen bei Gehirngebrauch festgestellt.
Sensationell!


RE: Achillessehnen-Seuche - Solos - 13.07.2014

Gehirn benutzen ist natürlich schon ein guter Anfang. Darüber hinaus muss man sich aber auch Bemühen an Informationen zu gelangen. Traineraus- und -fortbildungen sind gut und schön, aber sich einmal im Jahr zur Verlängerung der Lizenz irgendwo reinzusetzen reicht einfach nicht aus, um auf dem neuesten Stand zu sein/bleiben. Da ist einfach etwas Autodidaktik gefragt.
Ich wundere mich immer wieder über die rudimentäre Informationsbeschaffung vieler Trainer (nicht alle!). Gerade im Zeitalter des Internets  ist alles mit nur etwas Aufwand recherchierbar. Da gibt es keine Ausrede. Meiner Ansicht nach müssten viele deutlich mehr in die autodidaktische Fortbildung investieren.  


RE: Achillessehnen-Seuche - dominikk85 - 14.07.2014

(13.07.2014, 18:54)Solos schrieb: Gehirn benutzen ist natürlich schon ein guter Anfang. Darüber hinaus muss man sich aber auch Bemühen an Informationen zu gelangen. Traineraus- und -fortbildungen sind gut und schön, aber sich einmal im Jahr zur Verlängerung der Lizenz irgendwo reinzusetzen reicht einfach nicht aus, um auf dem neuesten Stand zu sein/bleiben. Da ist einfach etwas Autodidaktik gefragt.
Ich wundere mich immer wieder über die rudimentäre Informationsbeschaffung vieler Trainer (nicht alle!). Gerade im Zeitalter des Internets  ist alles mit nur etwas Aufwand recherchierbar. Da gibt es keine Ausrede. Meiner Ansicht nach müssten viele deutlich mehr in die autodidaktische Fortbildung investieren.  

Da könnte auch der DLV mehr machen. Auf der neuen DLV Seite sind ja sogar ein paar Technik Artikel verlinkt, allerdings sind diese eher sehr spezielle Dinge (finde ich trotzdem gut)

Da wäre es vllt. sinnvoll einen oder 2 hochkarätige Sportwissenschaftler einzustellen, die die neuesten Ergebnisse der Forschung zu "Laiengerechten" Übersichtsartikeln  und Schlussfolgerungen zusammenzufassen.

Natürlich müssen Top Trainer auch Autodidaktisch arbeiten und sich fortbilden, aber der durchschnittliche Dorfjugendtrainer braucht da schon eine Aufbereitung mit klaren Praxisanweisungen.


RE: Achillessehnen-Seuche - Javeling - 14.07.2014

Zitat:*Wenn Verletzungen sehr häufig vorkommen, ist es oft eine Sache der unsachgemäßen Trainingsinhalte. Es gibt natürlich auch versteckte Defekte. Das richtige Training für die individuellen Achillessehnen ist nicht finanziell begründet. Es handelt sich um reine Sachfragen und –antworten.
**Man sollte bei auftretenden Schmerzen an Körperstellen sofort ein Programm zum Ausgleich im Kopf haben. Das verlangt einem Trainer eine Menge ab. Ich befinde mich zur Zeit als Pensionärin natürlich in einer Luxusposition. 

Gertrud
*Richtig, Verletzungen entstehen oft durch ein unsachgemäßes Training. Selbstverständlich hatte ich eine "Medizinische Rundumversorgung" incl. Achillessehnen-Probleme gemeint. Dazu gehört natürlich eine 'finanzielle Quelle'.
**Noch einmal meine Frage : Welche TrainerInnen meinen Sie ? Sollten denn alle verantwortlichen Personen (Vereins-/ Bundestrainer) über ein umfassendes Wissen verfügen, das Sie als Pensionärin im Kopf haben ? Ich meine, dass hier viele TrainerInnen total überfordert sind. Denn dafür gibt es ja schließlich speziell ausgebildetes Fachpersonal. Hier ist Teamarbeit gefordert !


RE: Achillessehnen-Seuche - Hellmuth K l i m m e r - 14.07.2014

Solos' Appell und domenikk85s Bitte an die Trainer, sich ständig (autodidaktisch) weiterzubilden, ist richtig.
Die weitere Bitte, das Neueste unserer Sportwissenschaftler auch populärwissenschaftlich "aufzubereiten", ebenso.
Die meisten nicht als Trainer in Köln oder Leipzig und an deutschen Universitäten Ausgebildeten, aber auch hoch spezialisierte Akademiker anderer Wissenschaftsdisziplinen, haben oft nicht die nötigen Kenntnisse in der Trainingsmethodik und Sporttechnik, manchmal auch  zu wenig praktische Erfahrungen als früherer Leistungssportler - und nicht die Zeit, neben ihrer beruflichen Tätigkeit umfangreich zu recherchieren (wie "unsere GERTRUDE Wink ). Ihnen müssen verständliche "Handreichungen" in nicht-redundanter Form zugänglich gemacht werden. (Die bekannten Fachzeitschriften [z.B. "Leistungssport", Publikationen des IAT Leipzig, ... ] sind für die meisten auch nicht schnell "erreichbar".) Unser Verband kann die vielen engagierten ÜL, die nicht im Hochleistungssport arbeiten, nicht links liegen lassen.

Dass dazu Wissenschaftler im DLV eingestellt werden sollen, sehe ich nicht so; es langte zu, die bekannten Fachleute mit kleinen Honoraren dafür zu gewinnen.

H. Klimmer / sen.


RE: Achillessehnen-Seuche - dominikk85 - 14.07.2014

(14.07.2014, 12:53)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Solos' Appell und domenikk85s Bitte an die Trainer, sich ständig (autodidaktisch) weiterzubilden, ist richtig.
Die weitere Bitte, das Neueste unserer Sportwissenschaftler auch populärwissenschaftlich "aufzubereiten", ebenso.
Die meisten nicht als Trainer in Köln oder Leipzig und an deutschen Universitäten Ausgebildeten, aber auch hoch spezialisierte Akademiker anderer Wissenschaftsdisziplinen, haben oft nicht die nötigen Kenntnisse in der Trainingsmethodik und Sporttechnik, manchmal auch  zu wenig praktische Erfahrungen als früherer Leistungssportler - und nicht die Zeit, neben ihrer beruflichen Tätigkeit umfangreich zu recherchieren (wie "unsere GERTRUDE Wink ). Ihnen müssen verständliche "Handreichungen" in nicht-redundanter Form zugänglich gemacht werden. (Die bekannten Fachzeitschriften [z.B. "Leistungssport", Publikationen des IAT Leipzig, ... ] sind für die meisten auch nicht schnell "erreichbar".) Unser Verband kann die vielen engagierten ÜL, die nicht im Hochleistungssport arbeiten, nicht links liegen lassen.

Dass dazu Wissenschaftler im DLV eingestellt werden sollen, sehe ich nicht so; es langte zu, die bekannten Fachleute mit kleinen Honoraren dafür zu gewinnen.

H. Klimmer / sen.
Das stimmt, die könnten das durchaus auch als Nebentätigkeit ausüben.

Da könnte man ja z.b einen Newsletter mit kleinen Übersichtsartikeln und verständlicher Form schaffen.

Ich denke die Sportwissenschaft gerade in Köln ist durchaus gut, aber es muss mehr davon in der Praxis ankommen.

Die Umsetzung in die Praxis war in der deutschen Wissenschaft (zumindest nach dem Krieg) eh oft ein Problem, viele Dinge wurden von deutschen Wissenschaftlern entdeckt, aber dann von Amis vermarktet, weil die Entfernung der Akademiker zu den Praktikern und der Wirtschaft zu groß war.


RE: Achillessehnen-Seuche - Gertrud - 14.07.2014

(14.07.2014, 12:38)Javeling schrieb: **Noch einmal meine Frage : Welche TrainerInnen meinen Sie ? Sollten denn alle verantwortlichen Personen (Vereins-/ Bundestrainer) über ein umfassendes Wissen verfügen, das Sie als Pensionärin im Kopf haben ? Ich meine, dass hier viele TrainerInnen total überfordert sind. Denn dafür gibt es ja schließlich speziell ausgebildetes Fachpersonal. Hier ist Teamarbeit gefordert !
Viele Bundestrainer sind wirklich mit Regularien zugepflastert, so dass sie de facto keine Zeit dafür haben. Das habe ich letztens noch gehört und weiß ich auch aus damaliger Erfahrung. Ich selbst habe mich immer voll auf den Sport konzentrieren können, da ich keine eigene Familie hatte und habe und meine Mutter, mein Bruder und meine Schwägerin mir den "Rundumservice" geliefert haben. Ich war mit Schule und Leistungssport voll ausgebucht und habe in 30 Jahren zweimal eine Woche Urlaub gemacht. Ich habe daher immer sehr gezielt arbeiten können und wollen.

Ich arbeite heute wesentlich an der Schnittstelle Wissenschaft/ Theorie und Praxis und setze durch meine Erfahrung die wissenschaftlichen Errungenschaften in die Praxis um. Beim Lesen von Studien läuft in meinem Kopf sofort ein Film ab.

Ich selbst habe immer in hoch qualifizierten Teams mit Jolle Busse, Ute Thimm, Hansjörg Holzamer, Beate Peters und einigen namhaften Spezialisten auf Zubringergebieten gearbeitet. Anders geht es gar nicht. Meine heutigen Zusammenfassungen und Ausarbeitungen gehen heute noch an die Personen, mit denen ich eng kooperiere. Man muss Brücken von Inselwissen zu Inselwissen bauen durch gegenseitigen Respekt und Akzeptanz selbst bei konträren Meinungen. Nur dann bekommt man den notwendigen Rückenwind. Jeder hat andere Filter, mit denen er sondiert, so dass Kooperation mit Topleuten nur vorteilhaft ist und Spaß macht.

Das nur mal am Rande:
Folgende Sätze, die ich in der letzten Woche aus dem Psychologiebereich gehört habe, lasst euch bitte auf der Zunge zergehen:
1.       Kreative Außenseiter wandern nach Amerika aus!“  (betraf wohl Wissenschaftler)
2.       Der Schlüssel des Erfolges liegt in uns!
3.       Erfolg ist das Ergebnis unseres Denkens.
4.       Die Grenze ist in unserem Kopf. (Als der erste Sprinter die 100m unter 10,00 lief, folgten schnelle auch andere.)
5.       Wir brauchen Menschen, die Mauern aufreißen und nicht aufbauen!!!
6.       Interesse ist ein Filter.
7.       Man kann Ziele nicht befehlen. Man kann Mitarbeiter motivieren.
8.       Man ist geschafft, hat aber nichts geschafft.
9.       Mehmet Scholl (sinngemäß): Die Trainer vor Ort haben Spieler wie Götze und Co ausgebildet; Löw hat daraus eine Mannschaft geformt. Die individuelle Formung ist bei den Heimtrainern geschehen.
10.   Sinngemäß: Wenn man sich qualitativ nichts Gutes bastelt, kann die Rekonstruktion in Form von Erinnerung auch nicht gut sein. Das betrifft Saat und Ernte.

Ausspruch eines Referenten: "Gertrud, du bist der Schrecken jedes Referenten!" Wink

Gertrud