Leichtathletikforum.com
Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren (/showthread.php?tid=4701)

Seiten: 1 2 3 4 5 6


Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - aj_runner - 19.03.2022

Wer nicht die Augen vor der Realität verschließt kann nur zu dem Schluss kommen, dass die Deutschen in den meisten Disziplinen den Kontakt zur Weltspitze verloren haben. Der erste Tag war sehr ernüchternd und offenbart die Lücken schonungslos. Selbst in Bestbesetzung und Top-Form gibt es nur etwas zu holen, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag zusammenfallen. Es wird aber aus den Augen verloren, dass der Abstand zu den Besten immer größer wird.  
Das geht nicht gegen die Athleten, es geht aber darum Leistungen einzuschätzen. Wenn PBs verbessert werden, dann meist in designten Wettbewerben und nicht mit internationaler Konkurrenz.
Der DLV freut sich über erreichen der Qualifikationen zu Großereignissen, die Leichtahtletikhochburgen Schweiz, Schweden und Norwegen über Medaillen.  Huh


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Sprunggott - 19.03.2022

(19.03.2022, 09:01)aj_runner schrieb: Wer nicht die Augen vor der Realität verschließt kann nur zu dem Schluss kommen, dass die Deutschen in den meisten Disziplinen den Kontakt zur Weltspitze verloren haben. Der erste Tag war sehr ernüchternd und offenbart die Lücken schonungslos. Selbst in Bestbesetzung und Top-Form gibt es nur etwas zu holen, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag zusammenfallen. Es wird aber aus den Augen verloren, dass der Abstand zu den Besten immer größer wird.  
Das geht nicht gegen die Athleten, es geht aber darum Leistungen einzuschätzen. Wenn PBs verbessert werden, dann meist in designten Wettbewerben und nicht mit internationaler Konkurrenz.
Der DLV freut sich über erreichen der Qualifikationen zu Großereignissen, die Leichtahtletikhochburgen Schweiz, Schweden und Norwegen über Medaillen.  Huh
Wenn der Fokus von den Athleten/innen weg, und hin zur Verwaltung & Administration im DLV wie vom DOSB vorgeschrieben erfolgt. Viele Athleten/innen und Trainer/innen sind im eigenen Denken aber auch zu weit weg, vom streben nach "Best Performance".  Zudem werden zu wenig gute Trainer/innen in den Leistungssport invollviert, abgezogen oder einfach "ziehen" gelassen.


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - dominikk85 - 19.03.2022

Man sollte schon bedenken das es "nur" die hallensaison ist und viele stars fehlen (kaul, Schäfer, mihambo), bzw starke disziplinen in der halle fehlen (speer, 3k h damen, diskus).

Trotzdem ist das abschneiden bisher enttäuschend und auch die Abstinenz vieler nicht so ganz nachzuvollziehen, zumal das ja auch wichtige Punkte für die Weltrangliste sind.


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - runner5000 - 19.03.2022

Zudem finde ich es ziemlich unsinnig, hier Schweiz, Schweden und Norwegen als Beispiele für Leichtathletikhochburgen anzuführen. Dazu sollte man mal einen Medaillenvergleich für Tokio und Doha anführen, dann relativiert sich einiges.

Schweiz: 0 und 1
Schweden: 3 und 3
Norwegen: 3 und 1
Deutschland: 3 und 6

Zumal die Medaillen dort auch regelmäßig auf die gleichen Athleten (z.B. Duplantis, Stahl, Warholm, Ingebrigtsen) zurückzuführen sind. Dann sollte man eher mal den Vergleich mit Polen ziehen. Die sind uns nämlich wirklich überlegen und zwar auch in der Breite.


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Gertrud - 19.03.2022

(19.03.2022, 14:42)runner5000 schrieb: Zudem finde ich es ziemlich unsinnig, hier Schweiz, Schweden und Norwegen als Beispiele für Leichtathletikhochburgen anzuführen. Dazu sollte man mal einen Medaillenvergleich für Tokio und Doha anführen, dann relativiert sich einiges.

Schweiz: 0 und 1
Schweden: 3 und 3
Norwegen: 3 und 1
Deutschland: 3 und 6

Zumal die Medaillen dort auch regelmäßig auf die gleichen Athleten (z.B. Duplantis, Stahl, Warholm, Ingebrigtsen) zurückzuführen sind. Dann sollte man eher mal den Vergleich mit Polen ziehen. Die sind uns nämlich wirklich überlegen und zwar auch in der Breite.

Es ist nicht hilfreich, die deutsche LA jetzt in den Boden zu stampfen; aber man sollte die Systeme vergleichen. Die angeführten Athleten werden allesamt durch Einzelpersonen jenseits der Verbände trainiert. Unser Verband sollte beide Formen (Zentralisierung in OSP-Nähe und bei Bundestrainern, falls sie die besten TrainerInnen sind/ "Amateur"-Trainer ) zulassen. Die Crux besteht also in der Qualität des Trainerpotentials. Dabei ist es so einfach: Die besten AuA zu den besten TrainerInnen!

Man muss nur ganz einfache Fragen stellen:

1. Geben die Statistiken eine geringe Verletztenquote her (siehe meine Statistik von 2018!)? Es müsste vom Verband in jedem Jahr eine solche Analyse gemacht werden, um an die Ursachen zu gehen: 
a) Welche Verletzungen werden in welchen Disziplinen produziert?
b) Welche TrainerInnen produzieren diese Verletzungen?

2. Verfügen wir über sehr gute TrainerInnen und sie wiederum über die besten AuA?

Gertrud


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Delta - 19.03.2022

Fakt ist, dass mit ganz wenigen Ausnahmen Deutschland massiv an Boden verliert. Damenkugelstossen. Damensprint letzte Topathletin war Seiler. Pinto hat im Einzel nie was gerissen. Lückenkemper seit 2019 im komplett Niedergang. Damenhochsprung 1.95 alles andere gehört zur Marke Zufall. Sprünge über 2 m undenkbar zur Zeit. Medaillen zeigen nicht alles. Leverkusen als Stützpunkt gescheitert auf ganzer Breite. Damenstabhochsprung zurüch zum Jahre 2000. Spiegelburg ist knapp 10 Jahre weg ohne jede Nachfolge.


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - aj_runner - 19.03.2022

Zitat:Es ist nicht hilfreich, die deutsche LA jetzt in den Boden zu stampfen; aber man sollte die Systeme vergleichen. 

 Den einzelnen Athleten will ich gar nicht angreifen. Ich kann recht gut beurteilen, wie viel Einsatz gebracht wird und wie Nahe Wohl und Wehe beieinander liegen. Mir geht es um etwas anderes. Etwas mehr Ehrlichkeit zu sich (= DLV) selbst, wäre der erste Schritt zur Besserung. Dann würde man vielleicht auch die Handlungsbedarfe, die Gertrud aufzeigt, eher erkennen.
Was bringt es uns, wenn wir die Verbesserungen in den Mittel- und Langstrecken loben ohne zu sehen, dass wir im Weltmaßstab noch weiter nach hinten rücken? Bejubeln wir Maxi Thorwiths Zeit knapp am DR vorbei oder sehen wir, dass er gerade noch das Finale erreicht hat in einem Feld, das von der Qualität her durchaus noch Luft nach oben hat. Bei Baumann war nie die Frage, ob er es ins Finale schafft.
Bejubeln wir eine 7,20er Zeit über 60 m oder sehen, dass sich trotz guter Ansätze keine Deutsche Athletin sich konstant in Richtung 7,10 entwickelt hat. 7,14 hätten immerhin für das Finale gereicht.
Kugel Frauen: 7 über 19 m und u.a. die Chinesinnen haben noch fehlt, den Deutschen fehlt dann ein Meter zum Finale. Ein 19-m-Stoß in der Saison darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die internationale Konkurrenz sich auf ein ganz anderen Level entwickelt hat.
Weitsprung Männer: Die 8-m-Sprünge auf den Flugschanzen sollte man lernen, richtig einzuordnen. Ausgenommen Fabian Heinles Sonntagssprung bei der EM 18 Tristess ohne Ende. Warum hat er so häufig gesundheitliche Probleme?
Die Aufzählung beende ich hier, dazu ist mir der Tag heute zu schade.


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - gera - 20.03.2022

gab es früher nicht mal das Sprichwort.
" von der Schweiz lernen heißt siegen lernen "
oder so ähnlich..


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Gertrud - 20.03.2022

(19.03.2022, 17:11)aj_runner schrieb:
Zitat:Es ist nicht hilfreich, die deutsche LA jetzt in den Boden zu stampfen; aber man sollte die Systeme vergleichen. 

 Den einzelnen Athleten will ich gar nicht angreifen. Ich kann recht gut beurteilen, wie viel Einsatz gebracht wird und wie Nahe Wohl und Wehe beieinander liegen. Mir geht es um etwas anderes. Etwas mehr Ehrlichkeit zu sich (= DLV) selbst, wäre der erste Schritt zur Besserung. Dann würde man vielleicht auch die Handlungsbedarfe, die Gertrud aufzeigt, eher erkennen.

Ich möchte meine Einwände als Hilfe und nicht als vernichtende Kritik am System verstanden wissen. Nur wer arbeitet, macht auch Fehler. Nur sollte man Fehler möglichst nicht wiederholen. Diese Selbstkritik ist vonnöten, wenn man eine Sache gravierend verändern muss. Oft ist man dazu nicht fähig, weil man nur im eigenen Topf rührt oder die Mitglieder aus Angst nicht gegen den Strom schwimmen. Es hilft nur eine angemessene, wirklich neutrale Diskussion. Polemik hilft nicht weiter. 

Nur einige Baustellen in den Verbänden:

1. Kaum bzw. keine Einwände gegen bestehende Defizite möglich/ Diskussionskultur souverän gestalten
2. Mangelndes Trainerniveau: Schwächen im System ausräumen!!!
3. Knebelverträge bei den AuA
4. Gute Heimteams autark arbeiten lassen
5. Kaderzugehörigkeit und Zuschüsse an AuA trotz autarker Arbeit
6. Von anderen ausländischen Erfolgsschemata lernen
7. Hearing einberufen
8. Gelder nach Leistung vergeben
9. Nicht nur Zentralisierung, sondern auch die Peripherie fördern
10. Verletzungsstatistik in jedem Jahr vornehmen, Verletzungszuordnung, Trainerbeurteilung in der Hinsicht vornehmen
.....

Gertrud


RE: Anschluss an Weltspitze endgültig verloren - Oliver - 20.03.2022

Aus meiner Sicht haben wir selbst in der einzigen Paradedisziplin Diskuswurf den Anschluss an die Weltspitze verloren. Die Silbermedaille von Pudenz schönt hier etwas die Bilanz. Hier haben sich zu viele Athletinnen negativ in den letzten Jahren entwickelt. Hier müssen die Gründe analysiert werden. 

Im Speer sind wir zwar absolute Weltspitze, aber dies ist keine Garantie für Erfolge, wie die letzten olympischen Spiele gezeigt haben. David Storl hätte gestern mit seiner Freiluftbestleistung von 22,20m "nur" den vierten Platz belegt. 

In den kommenden Jahren wird das Niveau im Kugelstoßen sich vermutlich nochmals erhöhen, so dass man mindestens 21,50m anbieten muss, um eine Top-8 Platzierung zu erreichen. Falls Storl auf internationaler Ebene konkurrenzfähig sein möchte, muss er anfangen sich zu drehen. Gambetta hat für mich super auf ihren schlechten Wettkampf reagiert und signalisiert, dass sie sich extrem verbessern muss. Vielleicht arbeitet sie mit ihrem Trainer René Sack bereits an der Drehstoßtechnik. 

Im Stabhochsprung der Männer gehören wir noch zur erweiterten Weltspitze. Allerdings springen die absoluten Topleute fast 20cm höher. Duplantis springt in seiner eigenen Liga und sollte nicht der Maßstab sein. Bei den Damen sieht es hier dagegen ganz schlecht aus. 

Im Sprintbereich der Männer gibt es für mich eine erfreuliche Entwicklung. Allerdings war dies in den letzten 40 Jahren kein Topbereich beim DLV und wird es auch nicht werden. In der Staffel kann es aber zu Achtungserfolgen kommen.

Bei den 400m sollte man sich vielleicht die alten Trainingspläne von Harald Schmid einmal genauer anschauen. Vielleicht hilft es ja.