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Anti-Doping-Gesetz - Druckversion

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RE: Anti-Doping-Gesetz - Atanvarno - 03.03.2015

Offener Brief von Helmut Digel an den DOSB-Präsidenten  Hörmann, in dem er sich kritisch mit den Stellungnahmen des DOSB und der Athletenkommission zum Anti-Doping-Gesetz auseinandersetzt.

Digel macht es sich aus meiner Sicht zu einfach. Die berechtigten Bedenken gegen das Gesetz wischt er, ohne wirklich darauf einzugehen, vom Tisch, weil, wer für einen sauberen Sport und für die Gesundheit der Athleten sei, auch für ein Anti-Doping-Gesetz sein müsse. Auch die mehrfach postulierte Behauptung, der saubere Athlet habe nichts zu befürchten wird durch Wiederholung nicht wahrer.


RE: Anti-Doping-Gesetz - gera - 04.03.2015

(03.03.2015, 19:22)Atanvarno schrieb: Offener Brief von Helmut Digel an den DOSB-Präsidenten  Hörmann, in dem er sich kritisch mit den Stellungnahmen des DOSB und der Athletenkommission zum Anti-Doping-Gesetz auseinandersetzt.

Digel macht es sich aus meiner Sicht zu einfach. Die berechtigten Bedenken gegen das Gesetz wischt er, ohne wirklich darauf einzugehen, vom Tisch, weil, wer für einen sauberen Sport und für die Gesundheit der Athleten sei, auch für ein Anti-Doping-Gesetz sein müsse. Auch die mehrfach postulierte Behauptung, der saubere Athlet habe nichts zu befürchten wird durch Wiederholung nicht wahrer.
Ich kann den Brief von Prof.Digel nur unterstützen.
Wer für die effektivere Verfolgung von Doping ist, sollte nur Vorschläge zur Verbesserung machen, nicht Argumente gegen ein solches Gesetz konstruieren.
Das der Sport das Dopingproblem nicht annähernd in den Griff bekommt, hat sich doch längst erwiesen.
Ständig neue Enthüllungen- wenn auch anscheinend nur in dunkler Vergangenheit - , wie jetzt wieder sogar im Fußball der 1970-/ 80- Jahre zeigen doch. dass mehr für die Vertuschung als für die Aufklärung getan wird.
Manch ein anderer Sportverband/Athlet dürfte jetzt wieder zittern, was bei der ganzen Vorlage der Untersuchungskommission betr.Freiburg herauskommt.

Danke Prof.Digel für den Mut.


RE: Anti-Doping-Gesetz - lor-olli - 04.03.2015

Digel fordert ja nicht "unpopuläres", insofern halte ich "Mut" für überzogen - aber das ist meine ganz persönliche Einschätzung.

Insgesamt ist das "Gesetz" genau das, was man vermutet, nämlich "Juristendenke". Ist ein Gesetz da, gibt es eine heile und eine schlechte Welt, oder anders formuliert, wer nicht erwischt wurde ist ein Saubermann…

MZPTLK bekommt bei dem Gedanken an den "Saubermann Collins" gerade Würgreiz und auch wenn man diese spezielle Skepsis nicht teilt, muss man etwas klar sehen: Zweifel, eine Grauzone, "Unsaubermänner" gibt es mit einem Gesetz nicht - das Schwarz-Weiß teilt die Sportwelt in Erwischte und Saubere ein.

Die Sportwelt wird kein bisschen sauberer, die Betrüger werden höchstens vorsichtiger und da es ja "ein Gesetz gegen das Doping" gibt, wird der moralische Druck eher genommen als aufgebaut. Einen skrupellosen Betrüger wrd auch der juristische Druck nicht aufhalten, aber wenn bei moralischen Bedenken und Äußerungen immer wieder auf "das Gesetz" verwiesen wird, werden gerade die notwendigen Diskussionen sich auf die juristischen Aspekte zurückziehen - siehe Steuerdiskussion. "Wir" haben alles gemacht was möglich ist, "wir" haben sogar ein Gesetz, dass muss reichen…

Vom Gedanken einer Schadensersatzklage gegen einen juristisch nicht vollständig belegbaren Dopingverdacht mal ganz abgesehen (siehe Pechstein, womit ich nicht behaupte sie hätte gedopt Wink ). Wird dann jeder Dopingnachweis juristisch ausgefochten werden müssen, inkl. aller juristischen Winkelzüge, wie Verfahrensfehler etc.?


RE: Anti-Doping-Gesetz - Atanvarno - 04.03.2015

(04.03.2015, 10:58)lor-olli schrieb: Vom Gedanken einer Schadensersatzklage gegen einen juristisch nicht vollständig belegbaren Dopingverdacht mal ganz abgesehen (siehe Pechstein, womit ich nicht behaupte sie hätte gedopt Wink ). Wird dann jeder Dopingnachweis juristisch ausgefochten werden müssen, inkl. aller juristischen Winkelzüge, wie Verfahrensfehler etc.?
Das sind Hirngespinste eines juristischen Ghostwriters (sagt Digel)


RE: Anti-Doping-Gesetz - lor-olli - 04.03.2015

Im Prinzip stimme ich Digel ja zu, dass Problem ist, dass wir dann zwar ein Gesetz haben, aber es wird sich nichts ändern - außer in den paar Einzelfällen wo die Strafe besonders hart ausfällt.

Anderes Beispiel: Ehebruch war eine recht lange Zeit strafbar (und ist es in einer ganzen Reihe von Staaten immer noch), zu erwarte wäre gewesen, dass die Zahl der außerehelichen Beziehungen mit der Nichtstrafbarkeit plötzlich sprunghaft angestiegen wäre. Dem ist allen soziologischen (und genetischen Untersuchungen! > Prozentsatz der "Kuckuckskinder") nach aber nicht so!

Also hat die Strafe selbst scheinbar nicht die abschreckende Wirkung, die Hauptkomponente bleibt die moralische Ächtung bei den "kleineren Delikten". Andererseits zeigt sich, dass diese Komponente nur bedingt vom Strafwert abhängt, eher von der gesellschaftlichen Stellung / Umfeld / Situation. Wem das zu abstrakt ist, dem würde ich einen Blick auf den Drogenmissbrauch raten. Alkohol ist besser als Mariuhana?  Tabletten besser als "Koks"? Koks besser als Meth oder Heroin? Psychopharmaka besser als Doping? Hängt doch wohl deutlich von den eigenen Präferenzen ab, dem Alter etc. ab. (und nicht zu vergessen, ob es sich um die private, oder die "öffentliche" eigene Meinung handelt)

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin ratlos, wie das Problem anzugehen wäre, OHNE dem Leistungsport den Garaus zu machen, allerdings halte ich vom blinden Aktionismus gar nichts, denn er bekämpft die Ursachen nicht, beruhigt aber das Gewissen bezüglich der eigenen Hilflosigkeit…


RE: Anti-Doping-Gesetz - gera - 04.03.2015

natürlich ist mit einem Gesetz die zu bekämpfende Tat nicht verschwunden.
Aber ich denke eine eindämmende und abschreckende Wirkung hat eine mögliche Strafe schon.
Wenn eine Athlet für Jahre Startverbot hat / eine Trainer seinen Job verliert /ein Arzt seine Approbation... / vielleicht Schadensersatzansprüche zu erfüllen sind...

Auch in Steuersachen hat ja die Möglichkeit der Selbstanzeige einige Taten mehr aufgeklärt, ohne Strafandrohung würden sich bestimmt viel mehr Autofahrer unter Alkohol ans Steuer setzen usw.


RE: Anti-Doping-Gesetz - lor-olli - 04.03.2015

Abschreckende Wirkung… Ich denke, bei der Verhältnismäßigkeit der Mittel und Strafen wird sich da nicht so viel tun (die Höhe der Strafe betreffend) - zumindest in der Leichtathletik. Interessant könnte ein solches Gesetz werden, wenn ein Anti-Dopinggesetz eine allgemeine Gültigkeit erreicht und z.B. ein Gericht eine überraschende Überprüfung etwa im Fußball, Tennis, oder Golf etc. anordnet, denn ein Gesetz müsste  auch für Sportarten gelten, bei denen es derzeit überhaupt keine Kontrollen gibt. Für den Fußball als Sportart Nr.1 könnte sich das zu einem Problem auswachsen, wenn bei einer prominenten Mannschaft plötzlich eine Reihe von Spielern ausfallen und dann plötzlich Zuschauer wegbleiben… Würde in der Leichtathletik ja kaum auffallen Wink


RE: Anti-Doping-Gesetz - gera - 05.03.2015

Also davon gehe ich selbstverständlich aus.
In seinem Geltungsbereich muss das Anti-Doping-Gesetz  für alle Sportarten gelten.
Darin ist vielleicht ein weiterer Vorteil zu sehen, dass nämlich mit gleicher Intensität alle Sportler, die Geld damit verdienen getestet werden.


RE: Anti-Doping-Gesetz - lor-olli - 15.03.2015

Anti-Doping-Gesetz… und natürlich steht die Politik dahinter, die gleichen Politker die dann auch >
innenminister-fordert-mehr-medaillen-vom-deutschen-spitzensport
von sich geben, irgendwie beschleicht mich da ein ungutes Gefühl, ob der demonstrierten Prioritäten, ob der Aussage:
"…Für eine Sportnation, wie wir sie sind, und auch mit Blick auf den finanziellen Einsatz, ist diese Entwicklung nicht akzeptabel", begründete de Maizière…"
Hintergrund ist der Wunsch der Sportförderung ein "neues Konzept" aufzupfropfen. Sollen wir raten, wie das aussehen soll…?


RE: Anti-Doping-Gesetz - Atanvarno - 15.03.2015

Einfach unglaublich.

Kurt Ring hat das in seiner Kolumne schon richtig formuliert

Zitat:Anscheinend gibt es hierzulande derzeit innenpolitisch wenig Interessantes zu bearbeiten, weil sich der zuständige Minister permanent mit flauer Kompetenz und fieser Medaillenzählerei mit der „schönsten Nebensache der Welt“ beschäftigt. Na, Hauptsache er hat überhaupt was zu sagen ….