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Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Druckversion

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RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - runny - 13.01.2015

(13.01.2015, 21:33)icheinfachma schrieb: Ihr interpretiert alle in diese Analogie, das Bein in der Form eines Hammers zu bewegen - das ist damit nicht gemeint! Es geht lediglich um das kraftvolle Beschleunigen, sodass der Fuß bereits mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden auftritt. Der Sinn, das Bein im Hüftgelenk schnell gen Boden zu beschleunigen, liegt unter anderem darin, dass das Hüftgelenk sich kontinuierlich streckt. Es stoppt auch nicht beim Auftreffen des Fußes auf den Boden. Und das geht schneller, wenn das Bein schon schnell gen Boden beschleunigt wird. (Das macht sicher auch Lemaitre so)

Ok, so passt das Ganze zusammen.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - v.b. - 14.01.2015

„Der Quadrizeps ist funktionell-histologisch(aufrechter Gang) zum stärksten Muskel mutiert.
Er wird im täglichen Leben viel mehr beansprucht als z.B. die Ischios.“       MZPTLK.
Aber was ist mit „Lombardsches Paradoxon“?
„Wenn man nun für den Hochleisungssprint postuliert, dass die Antagonisten und die Ischios gleichermassen(1:1) konditioniert werden sollten, dann ist das theoretisch möglicherweise wünschenswert, praktisch aber aus dem o.g. Grund diffizil…  Man versucht, das über tausende von Jahren hingewachsene Erbgut in eine bestimmte Richtung umzumodellieren. Das dürfte an gewisse Grenzen stossen, beim einen mehr, beim anderen weniger…“ aber… „Die Defizite der Rückseite resultieren vor allem auch aus der viel geringeren Beanspruchung in 'Wohlstands'-Ländern.
Die Leute mussten früher viel mehr gehen und laufen, entsprechend weniger Dysbalancen gab es.
Dies trifft heute noch oft für Entwicklungs- und Schwellenländer zu.“ MZPTLK.
 
Ich gebe zu, ich suche Inspiration…


 Wie kann man aus evolutionärer Sicht folgendes Phänomen erklären (jede Zeit widerholbar mit „Isomed 2000“): konzentrische Kraftverhältnis der Kniebeuger zu Kniestrecker bei Kniewinkelgeschwindigkeit 60°/Sek. – 60-70%; 240°/Sek. 90-110%?


„Die autogene Hemmung des inversen Muskeldehnungsreflexes ist vom menschlichen Willen nicht oder wenig modifizierbar.“

MZPTLK.

Ist Organische Gewebe trainierbar? Kann man Reizschwelle von Golgi Organen durch Training erhöhen? Kann man wahrscheinlich durch Veränderung der Lauftechnik Muskel Dehnungsgeschwindigkeit verlangsamen?
 
„Ich denke, es ist an dieser Stelle angebracht, die Essenz der Postings von v.b. aus dem Tread 'Sprinttechnik' vom 3. und 7.9.2014 einzubringen:
1. 'Axiom: Der Schnellste hat am wenigsten Bremsimpulse.
Um ohne Bremsimpulse zu sprinten, muss der Fuss unmittelbar vor Bodenkontakt eine Geschwindigkeit in Richtung Ziel von 0 m/s haben.
Beschleunigungswerte des Fusses: 120-130 m/s(Literatur) bei einem Beschleunigungsweg von etwa 40 cm
vom Umkehrpunkt des Fusses in der vorderen Schwungphase bis zur KSP-Projektion.
 
2. Die vektorielle Zerlegung der auf die Tibia wirkenden Kräfte zeigt,
dass die ischiocrurale Muskulatur mit zunehmender Streckung ihre Wirksamkeit verliert.
Ausserdem wird die Kraftentfaltung der Ischios durch die Stellung des Hüftgelenks beeinflusst.
Bei gestrecktem Hüftgelenk werden sie weniger vorgedehnt und damit passiv insuffizient.'
„Volle Zustimmung zu diesen theoretischen Erörterungen! Was das fürs Training bedeutet, ist teilweise noch umstritten.“
MZPTLK.                                                                                      Im gleiche Diskussion hat man über „kikbits“ gesprochen, warum machen Amis sooo  viel davon? Ist wahrscheinlich, Kniestreckung Winkelgeschwindigkeit in dieser Übung vergleichbar mit Sprint?
 
„..weil man im Sprint ja eigentlich im Gegenteil versucht, die Muskeln so zu konditionieren, dass sie eben in bestimmten Muskelketten zusammenarbeiten - Timing zueinander, Dosierung aufeinander, intermuskuläre Koordination.“
MZPTLK.
Ein sehr veralteter Begriff: „Geschwindigkeit Barriere“ – bis Automatismus antrainierte  intermuskuläre Koordination…???

Zu Diskussion:
 Organismus ist selbst lehrendes, sich selbst organisierendes System. Organismus hat mehrere Freiheitsgraden („frei wählbaren”), Organismus kann dieselbe Aufgaben auf verschiedene Weise lösen.  
Die wissenschaftlichen Studien befassen sich im besten Fall mit einem Produkt bestimmter Trainingsmethodik, oder mit Sportstudenten.  Ja, natürlich  es ist wertvoll, aber jede Studie mit Eliteathleten widerspiegelt nur antrainierte Bewegungsprogramme.

Aus meinen Sicht kann man zwei Sprinttechniken (Technik des Schwungphase; Stutzphase ist von Schwungphase abhängig) unterscheiden: 1. Anfersen (Amis.) und 2. nicht anfersen. Beide Techniken sind „schnell“ aber die brauchen bestimmten Trainingsmitteln.   
„ Der Sinn, das Bein im Hüftgelenk schnell gen Boden zu beschleunigen, liegt unter anderem darin, dass das Hüftgelenk sich kontinuierlich streckt. Es stoppt auch nicht beim Auftreffen des Fußes auf den Boden. Und das geht schneller, wenn das Bein schon schnell gen Boden beschleunigt wird.“

Icheinfachma                                                                                
Ich stimme zu. Wenn „das Hüftgelenk sich kontinuierlich streckt“ und schnell wie möglich sich streckt, dann ist es möglich „Bremsimpulse“ zu reduzieren.
Also zu Technik 1.
Anfersen; Vorteil: schnelle Beinübertragung  von „Hintere Schwungphase“ in die „vordere Schwungphase“ durch Verkürzung des Abstandes zwischen Drehachse (Hüftgelenk) und Schwerpunkt des Beins. Nachteil: hohe Dehnungsgeschwindigkeit der IMG, (autogene Hemmung; zu schnelle  Muskeldehnungsgeschwindigkeit verursacht Hemmung der Synergisten, „Der Sinn, das Bein im Hüftgelenk schnell den Boden zu beschleunigen…“ – in diesem Fall sind IMG und Hüftstrecker – Synergisten).  Trainingsmitteln: „Bitkiks“ im Übermaß. Oder andere, gleich, auf IMG, wirkende  Trainingsmitteln. Anpassung zu Muskeldehnungsgeschwindigkeit des IMG ist limitierend.
Zu Technik 2.
Nicht Anfersen; Vorteil: langsamere Dehnungsgeschwindigkeit der IMG = geringere Verletzungsrisiko. Voraussetzung: starke Hüftbeugern.
Alle andere Techniken liegen irgendwo zwischen oben genannte zwei und sind abhängig von Kraft – Schnellkraft von Hüftbeugern und IMG.

Traditionelle „Muskelkette“ die am meistens Trainiert wird: Hüftstrecker – Kniestrecker – „Plantarbeuger“  ist leicht zu trainieren…  


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 14.01.2015

(14.01.2015, 21:58)v.b. schrieb: Also zu Technik 1. Anfersen; Vorteil: schnelle Beinübertragung  von „Hintere Schwungphase“ in die „vordere Schwungphase“ durch Verkürzung des Abstandes zwischen Drehachse (Hüftgelenk) und Schwerpunkt des Beins. Nachteil: hohe Dehnungsgeschwindigkeit der IMG, (autogene Hemmung; zu schnelle  Muskeldehnungsgeschwindigkeit verursacht Hemmung der Synergisten, „Der Sinn, das Bein im Hüftgelenk schnell den Boden zu beschleunigen…“ – in diesem Fall sind IMG und Hüftstrecker – Synergisten).  Trainingsmitteln: „Bitkiks“ im Übermaß. Oder andere, gleich, auf IMG, wirkende  Trainingsmitteln. Anpassung zu Muskeldehnungsgeschwindigkeit des IMG ist limitierend.
Zu Technik 2. Nicht Anfersen; Vorteil: langsamere Dehnungsgeschwindigkeit der IMG = geringere Verletzungsrisiko. Voraussetzung: starke Hüftbeugern.
Alle andere Techniken liegen irgendwo zwischen oben genannte zwei und sind abhängig von Kraft – Schnellkraft von Hüftbeugern und IMG.
Traditionelle „Muskelkette“ die am meistens Trainiert wird: Hüftstrecker – Kniestrecker – „Plantarbeuger“  ist leicht zu trainieren…  

Powell ist ja bekannt für seine außergewöhnlich kräftigen Hüftbeuger und er ferst auch wenig an. Jeter dagegen scheint sowohl kräftige Hüft- als auch Beinbeuger zu haben, wenn man sich ihren Kniehub auch noch am Ende des 100m-Laufs anschaut. Bei Carmelita Jeter habe ich in Videos gesehen, wie sie die B-Skips ausführt: Sie beschleunigt nicht nur den Fuß bis auf den Boden, sondern sie drückt sich ohne Unterbrechung der Bewegung vom Boden ab, fast wie bei einem Hopserlauf und fliegt dabei sicher einen Meter weit und 20cm hoch. Und das aber nicht im ungleichförmigen Hopserlaufrhythmus, sondern kontinuierlich hop-quick-hop-quick. Ich habe das heute im Training ausprobiert. Es ist sehr anspruchsvoll für den Anfang, die Skippings so auszuführen und man muss kräftig Armarbeit leisten. (bin sehr geeiert) Ich habe das aber sofort ins Laufen übertragen können und habe einen Lauf hinbekommen, der sich extrem gut angefühlt hat. Mit einer sauberen Beschleunigung des Beines vom Kniehub bis in den Hinterstütz und mit einer greifenden Bewegung. Wenn man dann bedenkt, dass John Smith A-Skips auch mit Armen in Vorhalte üben lässt, kann man sich vorstellen, warum seine Sprinter so eine unglaubliche Stabilität und Kontolliertheit haben. Es werden dort anscheindend die wichtigesten Sachen des Sprints in die Drills übertragen. Es gibt dort auch explosive Kniehebeläufe, bei denen ein Bein genauso explosiv gehoben wird, wie das andere nach unten beschleunigt wird. Da muss man natürlich das Becken neutral wie im Sprint halten. Die Schulterachsenkippung kann man dort sehr gut einbauen, auch als Anfänger, weil die Bewegung im Drill etwas leichter ist. Bei dieser Übung wiederum bekommt man eine Idee, wie sich Hüftfederung in der Masche Bolt, Powell und Co anfühlen kann. Man hebt auch bei dieser Übung ein ganzes Stück vom Boden ab, ohne dass man sich gezielt in die Luft katapultiert.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 14.01.2015

(14.01.2015, 22:19)icheinfachma schrieb: Jeter dagegen scheint sowohl kräftige Hüft- als auch Beinbeuger zu haben, wenn man sich ihren Kniehub auch noch am Ende des 100m-Laufs anschaut. Bei Carmelita Jeter habe ich in Videos gesehen, wie sie die B-Skips ausführt.  Ich habe das heute im Training ausprobiert. Es ist sehr anspruchsvoll für den Anfang, die Skippings so auszuführen und man muss kräftig Armarbeit leisten. (bin sehr geeiert) Ich habe das aber sofort ins Laufen übertragen können und habe einen Lauf hinbekommen, der sich extrem gut angefühlt hat. Mit einer sauberen Beschleunigung des Beines vom Kniehub bis in den Hinterstütz und mit einer greifenden Bewegung. Wenn man dann bedenkt, dass John Smith A-Skips auch mit Armen in Vorhalte üben lässt, kann man sich vorstellen, warum seine Sprinter so eine unglaubliche Stabilität und Kontolliertheit haben. Es werden dort anscheindend die wichtigsten Sachen des Sprints in die Drills übertragen. Es gibt dort auch explosive Kniehebeläufe, bei denen ein Bein genauso explosiv gehoben wird, wie das andere nach unten beschleunigt wird. Da muss man natürlich das Becken neutral wie im Sprint halten.
Was erzähle ich die ganze Zeit?
Das dick Gedruckte.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 15.01.2015

(27.11.2014, 09:48)Gertrud schrieb: Stellt euch vor, wenn man Beincurls durchführt, die wesentlich zum Gesäß hin kräftigen, (wobei die Muskulatur dafür nicht so stark, aber schnell sein muss, weil nur der Unterschenkel in der Bewegung transportiert wird) dann würde bei adäquaten Kniestreckübungen (Lomb. Paradoxon beachtend) der Kräftigungsbereich in der Muskulatur an einer anderen Stelle liegen. Das würde auch die vielen Verletzungen erklären. Man kräftigt wahrscheinlich durch falsche Übungen nicht den richtigen, eigentlichen Beanspruchungsbereich eines oder mehrere Muskeln. Das ist meine Vermutung. Dann kommt noch dazu, dass man richtig neuronal ansteuern muss.
Das sehe ich ebenso.
In dem Zusammenhang stellt sich auch die Frage,
warum man einen möglichst grossen Winkel im Kniegelenk anstreben sollte, wenn die Ischios nicht so stark, aber schnell sein müssen.
Wiemann: 'Da die ''paradoxe'' Wirkung der ischiocruralen Muskeln mit grösseren Winkeln steigt,
sollte die Stützphase mit relativ gestreckten(!!) Kniegelenken realisiert werden.'

Das liest sich so, als sollte sich alles nach den Ischios richten.
Selektive Wahrnehmung?
Mit der gleichen monokausalen Argumentationsweise könnte man z.B. auch sagen:
Da die Wirkung der Quadris bei weniger grossen Winkeln am grössten ist,
sollte die Stützphase mit etwas mehr gebeugten Kniegelenken realisiert werden.

Ich bin für grosse Kniewinkel, kürzere Kontaktzeiten bei mehr Druck, resultierende grössere Schritte und schnellere Zeiten.



('' und (!!) von MZ)


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 15.01.2015

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Unterschenkel beim Ausschwingen exzentrisch von den Beinbeugern abgebremst wird, während Beincurls konzentrisch sind. Erst, wenn die Kniestreckung völlig abgebremst ist, können die Beinbeuger konzentrisch arbeiten und schließlich im Lombard'schen Paradoxon. Man kann ja die Beincurls auch exzentrisch ausführen, von dem sprinttypischen ca. 45°-Winkel im Knie bis zur fast völligen Streckung des Kniegelenks. Für die darauffolgende konzentrische Phase im Sprint wären dann Leg Extensions am Kabelzug eine Idee.
Übungen wie Quick Legs und B-Skipping mit durchziehen bis in den Hinterstütz / Anheben des KSP verbinden beide Phasen sogar.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 15.01.2015

(14.01.2015, 21:58)v.b. schrieb:
1. Aber was ist mit „Lombardsches Paradoxon“?

2. Wie kann man aus evolutionärer Sicht folgendes Phänomen   erklären (jede Zeit widerholbar mit „Isomed 2000“): konzentrische Kraftverhältnis der Kniebeuger zu Kniestrecker bei Kniewinkelgeschwindigkeit 60°/Sek. – 60-70%; 240°/Sek. 90-110%?

3. „Die autogene Hemmung des inversen Muskeldehnungsreflexes ist vom menschlichen Willen nicht oder wenig modifizierbar.“
Ist Organische Gewebe trainierbar? Kann man Reizschwelle von Golgi Organen durch Training erhöhen? Kann man wahrscheinlich durch Veränderung der Lauftechnik Muskel Dehnungsgeschwindigkeit verlangsamen?
 
4. Im gleiche Diskussion hat man über „kikbits“ gesprochen, warum machen Amis sooo  viel davon? Ist wahrscheinlich, Kniestreckung Winkelgeschwindigkeit in dieser Übung vergleichbar mit Sprint?
 
5. „Geschwindigkeit Barriere“ – bis Automatismus antrainierte     intermuskuläre Koordination…???
1. Ein Paradoxon ist ein (sich dem wahr- oder falsch-nehmendem Menschen so darstellender) Widerspruch in sich, eine Unmöglichkeit, Unvereinbarkeit.
In der Wissenschaft(stheorie) spricht man eigentlich nicht mehr von P., sondern von bislang ungelösten Widersprüchen, hypothetischen Konstrukten, Aufgaben(nicht: Aufgeben Big Grin).
Das liegt vor allem daran, dass man aufgrund theoretischer Analysen und historisch-empirischer Erfahrungen davon ausgeht,
dass sich momentane Widersprüche irgendwann als falsche Wahrnehmungen aufgrund von (noch-)Nichtwissen herausstellen werden.

Ich hatte mehrfach betont, dass ein L.P. nicht geben kann,
weil eine autonome kniestreckende Wirkung durch die Ischios anatomisch unmöglich ist.
Es funktioniert nur im Verbund der streckenden Muskeln.
Wlad hatte fast das Gleiche gesagt:
'Ein Muskel, der hinter einem Gelenk den Ursprung und Ansatz hat,
kann niemals das Gelenk alleine strecken.
Was solche Muskeln aber tatsächlich können, ist, bei der Streckung stabilisierend mitzuwirken.'

Die Ischios haben eine Doppelfunktion :
a) Hüfte als Strecker/Knie als Beuger
b) beide Gelenke als Strecker(angeblich paradox)

Das ist neuronal sehr anspruchsvoll fürs ZNS und das Kleinhirn, siehe 3.

2. Kannst Du bitte was über die (sprinterische) Qualifikation der Probanden(keine Namen!) sagen, von denen die Werte stammen?
Ich bin eigentlich ein Freund der Konzentrik.

3. Die Propriozeptoren im Übergangsbereich der Muskeln zu Sehnen sind vor allem auch zum Schutz da,
indem sie die Spannung in der gesamten Muskeltiefe messen und ans Rückenmark melden.
In diesem Bereich kann der Mensch mMn bewusst nichts modifizieren, da alles autonom abläuft.
Da man aber davon ausgehen kann, dass eine erhöhte und vermehrte Inanspruchnahme/Reizung
auch in vom unmittelbaren Willen des Menschen unabhängigen Bereichen Wirkungen hat,
sehe ich hier - wenn auch minimale - Möglichkeiten.

Das Rückenmark meldet die Impulse/Efferenzen zum Kleinhirn(alle?, in welcher Qualität/Intensität?) ans Kleinhirn.
Dort ist u.a. die Gesamtkontrolle aller Muskelkontraktionen beheimatet. Fremdreflexe werden aber nur registriert, nicht initiiert oder gesteuert.
Evolutionshistorisch ist das Kleinhirn älter, man könnte es als Brücke vom Grosshirnwillen zum unbewusst(er)en, willensunabhängigen Bereich verstehen.

Über diese Brücke wäre aber (wieviel?)mehr 'elektrische' Einflussnahme z.B. durch Erhöhung der Reizschwelle durch den Menschen möglich.
Die 'weiche' Motorik muss diese beschleunigte Innervation/Befeuerung aber ohne Irritation und 'Kolbenfresser' mitmachen können.
Organisches Gewebe ist nur bis an individuelle Grenzen trainierbar, auch in der Kontraktionsgeschwindigkeit.
Die Verlangsamung der Dehnungsgeschwindigkeit dürfte dagegen kein Poblem sein.

4. Vergleichbar ja, vor allem wegen anderer Position des Beines zu Hüfte und Rumpf nicht identisch.

5. Den Terminus Geschwindigkeits-Barriere habe ich nicht verwendet, es müsste icheinfachma gewesen sein.
Damit ist ein motorisch-dynamischer Stereotyp/eine Automatisierung gemeint.
Das wird im Trainingsprozess zunächst angestrebt, kann aber auch  leistungslimitierend wirken. 
Das betrifft nicht nur die inter- sondern auch die intra-muskuläre Koordination.

Man kann das - im Rahmen des Optimierens - beheben durch zeit- oder teilweises Aussetzen der Ziel-/Wettkampfübung.
Beim Sprint können das z. B. Variations-Mittel sein wie
- Bergabläufe, Ins and Outs, also Übungen, die die Frequenz verbessern.
- Dehnungsprogramme der Sprintermuskulatur
- Übungen, die die spezielle Kraft steigern(Kraftspitze)
- usw.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 15.01.2015

(15.01.2015, 14:05)MZPTLK schrieb:
(14.01.2015, 21:58)v.b. schrieb:
1. Aber was ist mit „Lombardsches Paradoxon“?

2. Wie kann man aus evolutionärer Sicht folgendes Phänomen   erklären (jede Zeit widerholbar mit „Isomed 2000“): konzentrische Kraftverhältnis der Kniebeuger zu Kniestrecker bei Kniewinkelgeschwindigkeit 60°/Sek. – 60-70%; 240°/Sek. 90-110%?

3. „Die autogene Hemmung des inversen Muskeldehnungsreflexes ist vom menschlichen Willen nicht oder wenig modifizierbar.“
Ist Organische Gewebe trainierbar? Kann man Reizschwelle von Golgi Organen durch Training erhöhen? Kann man wahrscheinlich durch Veränderung der Lauftechnik Muskel Dehnungsgeschwindigkeit verlangsamen?
 
4. Im gleiche Diskussion hat man über „kikbits“ gesprochen, warum machen Amis sooo  viel davon? Ist wahrscheinlich, Kniestreckung Winkelgeschwindigkeit in dieser Übung vergleichbar mit Sprint?
5. Den Terminus Geschwindigkeits-Barriere habe ich nicht verwendet, es müsste icheinfachma gewesen sein.

Man kann das - im Rahmen des Optimierens - beheben durch zeit- oder teilweises Aussetzen der Ziel-/Wettkampfübung.
Beim Sprint können das z. B. Variations-Mittel sein wie
- Bergabläufe, Ins and Outs, also Übungen, die die Frequenz verbessern.
- Dehnungsprogramme der Sprintermuskulatur

1. Ich denke schon, dass es das gibt. Für mich ist es vollkommen logisch und räumlich vorstellbar, dass die Ischios am oberen Ende der Tibia ziehen, während das untere Ende der Tibia an den fixierten (!) Füßen befestigt ist. Und da der Ursprung eben hinten am Sitzbein ist, kann das Knie dann auch gestreckt werden.

2. Der Mensch ist evolutionär nicht zum Sprinten geschaffen, sondern zum Gehen und Ausdauerlaufen sowie variablen weiteren Aktivitäten. Das Gehen und langsame Laufen erfordert offenbar andere Muskeldynamik.

3. Vor einigen Jahrzehnten glaubte man, durch Krafttrainining Sehnen für Leichtathleten stabiler machen zu können. Das lag daran, dass man in Reaktion auf Krafttraining ein Sehnen-Dickenwachstum fand, aber nicht bei Sprint- und Sprungbelastungen. Mittlerweile weiß man, dass das falsch ist. Es ist nachgewiesen, dass bei Sprint-, Sprung- und Ausdauerlaufbelastungen zwar nicht die Sehnendicke zunimmt, wohl aber deren Federkonstante. Ihre Hysteretik verschiebt sich in die elastische Richtung, das heißt, dass ihre elastischen Eigenschaften zu- und die viskosen abnehmen. Das kann logischerweise nur mit strukturellen Veränderungen in der Sehne begründet werden. Nur welche Veränderungen das auf mikroskopischer Ebene sind, ist in der Literatur nicht zu finden. Physikalsich vorhergesagt müsste der Kollagenanteil zu und der Matrixanteil abnehmen. Das ist logisch, weil die Sehne den Sprintbelastungen umso besser standhält, je elastischer und je weniger viskos sie ist.

Dazu kann man dann bestimmte Sprungübungen verwenden - alles, wo der kontrahierende Muskel die Sehne gespannt hält, sodass diese bei der Landung federn kann (muss). Das Thema ist Neuland für viele, da die Sehnenphysiologie und -biomechanik erst in den letzten Jahren näher erforscht wurde und noch immer wird.

4. dafür, dass sie so schnell sind, spricht: Beim Sprint wie beim B-Skipp oder Quick Leg hat man das Becken korrekterweise in der neutralen Position, der Oberschenkel wird konzentrisch durch die Glutei nach unten beschleunigt und dann kommt die Kniestreckung mit dem reaktiv arbeitenden Ischios.

dagegen spricht: Der Sprint wird von Reflexen beeinflusst. Nicht nur von Dehnungsreflexen und inversen Dehnungsreflexen, sondern nach Annahme der Wissenschaft auch von angeborenen reflexorisch abgespeicherten Bewegungsmustern im ZNS. Denn manche Muskeln (Glutei etwa) kontrahieren mit einem derart hohen Rekrutierungsgrad, wie er nur bei reaktiver Arbeit auftritt, die aber bei diesen Muskeln im Sprint nicht gegeben ist. Möglicherweise treten diese angenommenen REflexe nicht im B-Skip oder im Quick Leg auf. Bei dem B-Skip kommt noch dazu, dass manche die Knie höher als waagerecht heben und das Bein viel weiter oben strekcen als im Sprint. Das verändert dann alles.

Man müsste es messen. IAT, wie wärs? Wink

5. Nein den Terminus habe ich nicht verwendet. Allerdings stammt eines der Zitate, dass mit deinem Namen angegeben wurde in v.b.s Post, von mir. Tongue

Dehnungsprogramme der Sprintermuskulatur - Was genau versprichst du dir, welche Probleme sollen bekämpft werden?

Bergabläufe und In-and-Out-Läufe zur Frequenzverbesserung - Es ist nachgewiesen, dass sich die Frequenz über eine Verkürzung der Bodenkontaktzeitne erreichen lässt. Und das weiderum hängt von den Schnellkraftfähigkeiten und der Technik ab. Warum nennst du diese beiden Trainingsmethoden im Zusammenhang mit Frequenzerhöhung - willst du auf eine willentliche Erhöhung der Frequenz auf Kosten der Schrittlänge hinaus bei einem fehlerhaften Verhältnis dieser beiden KOmponenten?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 15.01.2015

(15.01.2015, 23:27)icheinfachma schrieb: Der Mensch ist evolutionär nicht zum Sprinten geschaffen, sondern zum Gehen und Ausdauerlaufen sowie variablen weiteren Aktivitäten. Das Gehen und langsame Laufen erfordert offenbar andere Muskeldynamik.

Dazu kann man dann bestimmte Sprungübungen verwenden - alles, wo der kontrahierende Muskel die Sehne gespannt hält, sodass diese bei der Landung federn kann (muss). Das Thema ist Neuland für viele, da die Sehnenphysiologie und -biomechanik erst in den letzten Jahren näher erforscht wurde und noch immer wird.

Dehnungsprogramme der Sprintermuskulatur - Was genau versprichst du dir, welche Probleme sollen bekämpft werden?

Bergabläufe und In-and-Out-Läufe zur Frequenzverbesserung - Es ist nachgewiesen, dass sich die Frequenz über eine Verkürzung der Bodenkontaktzeitne erreichen lässt. Und das weiderum hängt von den Schnellkraftfähigkeiten und der Technik ab. Warum nennst du diese beiden Trainingsmethoden im Zusammenhang mit Frequenzerhöhung - willst du auf eine willentliche Erhöhung der Frequenz auf Kosten der Schrittlänge hinaus bei einem fehlerhaften Verhältnis dieser beiden KOmponenten?
Richtig, der Mensch ist selten gesprintet. Meistens nur, wenn er musste.

Man sollte die Dehn- und Federwirkung der Sehnen, hier: der AS nicht überschätzen.
Bei der AS ist die Dehnung in Wirklichkeit meistens mehr im Wadenmuskel zu verorten.

Es geht um die 'Überlistung' der 'Geschwindigkeitsbarriere', des motorisch-dynamischen Stereotyps oder wie man das nenne möchte.
Mit Reizsetzungen, die die Zielbewegung flankieren, also nicht 1:1 imitieren.
Bergabläufe provozieren schnelleres Treten, Steigerungsläufe und  Ins and Outs ermöglichen ein Hineinspielen in kurzzeitig erhöhte Frequenzen.
Dehnungsprogramme zur Sprintermuskulatur erhöhen den Freiheitsgrad bei sehr hohem Tonus.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 16.01.2015

(15.01.2015, 23:49)MZPTLK schrieb: Es geht um die 'Überlistung' der 'Geschwindigkeitsbarriere', des motorisch-dynamischen Stereotyps oder wie man das nenne möchte.
Mit Reizsetzungen, die die Zielbewegung flankieren, also nicht 1:1 imitieren.
Bergabläufe provozieren schnelleres Treten, Steigerungsläufe und  Ins and Outs ermöglichen ein Hineinspielen in kurzzeitig erhöhte Frequenzen.
Dehnungsprogramme zur Sprintermuskulatur erhöhen den Freiheitsgrad bei sehr hohem Tonus.

Ja, es ging in der Literatur, die ich zum Thema Sehnen gelesen habe (Federeffekt und Katapulteffekt) auch vorrangig um die Achillessehne.

Du meinst also, dass, wenn man durch externe Hilfen (Bergab oder die sehr kurze Belastungsdauer bei den Ins) eine schnellere Frequenz (ohne Verringerung der Schrittlänge) erreicht und dadurch besagte motorische Barrieren bricht? Das klingt interessant und verfolgt einen Ansatz, der Schnellkraft übersteigt und autogene Hemmungen mitberücksichtigt. In diesem Zusammenhang habe ich mal von einem amerikanischen Sprinter gehört, der aus diesem Grund Übergeschwindigkeitsläufe mit Zugseil am Bauch gemacht hat. Seine wirre Erklärung dazu verstehe ich erst jetzt.

Was das Dehnen angeht - Dehnen kann, wie bekannt, nicht die funktionelle Muskellänge verändern und den Muskeltonus kann es nur momentan herabsetzen, nicht langfristig als Trainingsanpassung. Du würdest Dehnen stattdessen so einsetzen, dass z.B. die ischiocruralen Muskeln durch das Dehnen eine höhere Dehntoleranz bekommen und während des Sprints dehnen lassen, sodass es zu einer Beinstrekcung und somit einer hohen Kniegestrecktheit während des Bodenkontakts kommen kann? Bei den Gesäßmuskeln und M. adductor magnus wäre das evtl. nützlich für einen besseren Kniehube. Bei den Ischios könnte man zusätzlich noch die Rotatoin (außen/innen) des OS beeinflussen, der durch deren Dehnfähigkeit beeinflusst wird. Aber bei den Waden und bei den Hüftbeugern (und ab einem bestimmten Grad an Dehnfähigkeit auch bei den Ischios) bin ich mir nicht sicher, ob das Sinn machen würde: Dehnfähigere Muskeln sind nicht so empfänglich für Dehnungsreize und reagieren weniger reaktiv. Die Hüftbueger bremsen zum Beispiel das Bein in der Restphase hinter dem Körper reaktiv ab, um es in die Kniehubposition zu bringen. Zu geringe Dehnfähigkeit würde allerdings die HÜftstreckung evtl. schon zu früh hemmen. Es hieße also vermutlich bei den im Sprint reaktiv arbeitenden Muskeln das richtige Mittelmaß an Dehnfähigkeit zu finden.