Leichtathletikforum.com
Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Training im Spiegel der Sportwissenschaft (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=21)
+--- Thema: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung (/showthread.php?tid=675)



RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 26.04.2015

(26.04.2015, 08:43)Gertrud schrieb: Ich hatte auch gelesen, dass die Muskeln aller drei Gelenke beim Touchdown exzentrisch arbeiten, also Ihrer Aussage vom konzentrischen Hamstring widersprechen.

....dass es recht unterschiedliche Regionen an Muskelfasern (FT und ST) innerhalb eines Muskels geben könne, so dass man bei Oberflächenbiopsien eigentlich keine richtige Fakten bekommt. Das hat mich lange wegen der Konsequenzen beschäftigt.
Sehe ich auch so.  Man muss das ganze System betrachten, nicht nur die untere Region.
Durch den durch die 3 gegenläufigen, nicht bodenkontaktenden Extremitäten verursachten actio-reactio-Effekt kommt es in der Touchdownphase und zu Beginn des Bodenkontakts ausschliesslich zu exzentrischer Arbeit.

Aus Oberflächenbiopsien 1:1 Trainingsmittel und Methoden abzuleiten, kann gutgehen, muss aber nicht.
Ein Vabanque-Spiel mit Menschen.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 26.04.2015

(26.04.2015, 08:43)Gertrud schrieb: Ich hatte auch gelesen, dass die Muskeln aller drei Gelenke beim Touchdown exzentrisch arbeiten, also Ihrer Aussage vom konzentrischen Hamstring widersprechen.

....dass es recht unterschiedliche Regionen an Muskelfasern (FT und ST) innerhalb eines Muskels geben könne, so dass man bei Oberflächenbiopsien eigentlich keine richtige Fakten bekommt. Das hat mich lange wegen der Konsequenzen beschäftigt.

(26.04.2015, 10:14)MZPTLK schrieb: Sehe ich auch so.  Man muss das ganze System betrachten, nicht nur die untere Region.
Durch den durch die 3 gegenläufigen, nicht bodenkontaktenden Extremitäten verursachten actio-reactio-Effekt kommt es in der Touchdownphase und zu Beginn des Bodenkontakts ausschliesslich zu exzentrischer Arbeit.

Aus Oberflächenbiopsien 1:1 Trainingsmittel und Methoden abzuleiten, kann gutgehen, muss aber nicht.

Die Muskellänge wurde durch die Messung der Gelenkwinkel bestimmt und nicht durch Biopsien. Und das gibt sehr wohl Aufschluss über die Muskellänge. Die Muskellänge ist nebenbei gesagt überall im Muskel gleich groß, egal ob innen oder außen, weil die Fasern in dieselbe Sehne münden. Es ist zwingend logisch, dass die Hüftstreckung (stoppt nicht bei Bodenkontakt, wie Messungen zeigen) bei gleichzeitiger Beinbeugung (immer, da Amortisation des Landedrucks) zu einer Abnahme der Beinbeugerlänge führt. Die Länge ein und deselben Muskels kann aber nicht oben ab- und unten zunehmen, FT-ST-Verteilung hat damit gar nichts zu tun. Die FT- und ST-Fasern sind im Querschnitt unterschiedlich verteilt. Aber ALLE in die Sehnen mündenden Muskelfasern durchziehen den Muskel in ganzer Länge. Es sind nicht mehrere Muskelfasern in Reihe (also hintereinander) geschaltet, sondern alle Muskelfasern sind parallel geschaltet. Ein Muskel kann sich nur verkürzen oder verlängern, nicht beides gleichzeitig. Ohne Quelle kann ich das nicht hinnehmen.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 26.04.2015

Ich komme auf meine Annahme aufgrund biomechanischer Auswertungen auf Topniveau, wo der Aktionsteil in verschiedenen Sprintanteilen markiert ist. Der Hauptanteil ist farblich gekennzeichnet und nicht mittig angeordnet. Der passive Anteil ist dunkel, so dass ich annehme, dass er gegenhält. Diese Aufnahmen veröffentliche ich hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht. Man hat sie mir zukommen lassen.

Man findet dieses paradoxe Verhalten schon zwischen Dehnung der Achillesehne und gleichzeitiger Kontraktion des Gastrocnemius. Damit hätte vorher auch keiner gerechnet. Man ging immer bei Dehnung der Achillessehne auch von Dehnung der Muskulatur aus. Sicherlich werden wir noch vielfach umdenken lernen.

"Die Muskelfaser an sich kann zwischen 1 mm und 15 cm lang sein, der Durchmesser beträgt zwischen 10 und maximal 200 µm." (doccheck) Da ein Muskel auf eine Sehne sich verringernd zuläuft, kann die Länge einer innen oder außen liegenden Faser nicht gleich lang sein.

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - W. Kronhard - 26.04.2015

Gute Arbeit geleistet DUeinfachma!
Ich werde trotzdem die Sprintkraft in bestimmten Phasen der Sprintbewegung trainieren, und nicht gezielt die Muskelnverkürzungen. Dafür braucht man unbekannte Übungen und neue Geräte (Phasengeräte). 

Alle Miskelverletzungen kommen aus dem Gehirn, genau genommen aus dem Geistzentrum. Denn, es gibt keine einzige bewusste Bewegung, die nicht im Gestzentrum entstanden ist, und durch einen Befehl ausgeführt wird. Man versucht im Training die Abläufe zu einem Automatismus, nahe einem Reflex, anzutrainieren. Wenn das dann im Sprint auf Hochtour durch zyklischen Wiederholungen läuft, passiert normalerweise nichts schlimmes. Wenn aber der Geist mit Hilfe des Willens sich in diese Abläufe einmischt..... dann kann es knallen. So passieren die meisten Verletzungen im Sprint, gerade der zweigelenkigen Muskeln, wie biceps femoris Riss. Ein unpassender Extraimpuls aus dem Gehirn macht es. Besisse......... Aber das ist ja geheimes Wissen, lassen wir das.

Und noch: Habe Verletzungen bei einigem talentierten Nachwuchs vorhergesagt. Wörtlich: Wenn die Körperhaltung nicht geändert wird, kommt in der Höchstform eine Verletzung des Oberschenles hinten. Wurde nichts geändert, und die Verletzung kam.
Die vorgebeugte Körperhaltung trägt in sich immer eine Verletzungsgefahr. Warum? Das kann jeder selber verstehen, wenn er sich gerade hinstellt, Spannung seiner Oberschenkelmuskeln sich merkt, und dann mit dem Körper in die Vorbeugung geht. Dabei merkt man sofort verstärkte Spannung der Ischios. Und diese Zusatzbelastung ist eben die Gefahr.

Amen!
Prost!

PS: Trainingslager gestern in Lübeck-Schlutup an der Trave war herrlich. Ein Eimer Heringe geangelt. Selbstgesalzener Hering und dessen gesalzene Roggen auch! Datt ischsch herrlischsch!!!


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:17)W. Kronhard schrieb: Man versucht im Training die Abläufe zu einem Automatismus, nahe einem Reflex, anzutrainieren. Wenn das dann im Sprint auf Hochtour durch zyklischen Wiederholungen läuft, passiert normalerweise nichts schlimmes. Wenn aber der Geist mit Hilfe des Willens sich in diese Abläufe einmischt..... dann kann es knallen. ....Ein unpassender Extraimpuls aus dem Gehirn macht es.
Thumb_up
Das tritt...
nach meiner Kenntnis...
ist das sofort.
Unverzüglich.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - W. Kronhard - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:26)MZPTLK schrieb: Thumb_up
Das tritt...
nach meiner Kenntnis...
ist das sofort.
Unverzüglich.

Naaa, ischt ja Sonntag! Hascht zu viel auf die Brust genommen?
Machternixe!


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:31)W. Kronhard schrieb:
(26.04.2015, 13:26)MZPTLK schrieb: Thumb_up
Das tritt...
nach meiner Kenntnis...
ist das sofort.
Unverzüglich.
Naaa, ischt ja Sonntag! Hascht zu viel auf die Brust genommen?
Machternixe!
Ich gebe Dir recht, und Du freust Dich nicht darüber?
Solltest einen zur stolzgeschwollenen Brust nehmen!


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - W. Kronhard - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:34)MZPTLK schrieb: Ich gebe Dir recht, und Du freust Dich nicht darüber?
Solltest einen zur stolzgeschwollenen Brust nehmen!

Danke! Guter Rat! mach ich gerne für Dich!

GWE (Gutes WochenEnge)


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:17)W. Kronhard schrieb: Und noch: Habe Verletzungen bei einigem talentierten Nachwuchs vorhergesagt. Wörtlich: Wenn die Körperhaltung nicht geändert wird, kommt in der Höchstform eine Verletzung des Oberschenkels hinten. Wurde nichts geändert, und die Verletzung kam.

Das trifft genau den Kern. Thumb_up 

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - icheinfachma - 26.04.2015

(26.04.2015, 13:17)W. Kronhard schrieb: Gute Arbeit geleistet DUeinfachma!
:danke:

Zitat:Ich werde trotzdem die Sprintkraft in bestimmten Phasen der Sprintbewegung trainieren, und nicht gezielt die Muskelnverkürzungen. Dafür braucht man unbekannte Übungen und neue Geräte (Phasengeräte).

Meinst du mit unbekannten Übungen, dass die Übungen erst erfunden werden müssen, oder gibt es diese Übungen schon und wir kennen sie nur nicht? Und was sind Phasengeräte? Solche wie die, an der Jakubzyk neuerdings trainiert?

Zitat:Die vorgebeugte Körperhaltung trägt in sich immer eine Verletzungsgefahr. Warum? Das kann jeder selber verstehen, wenn er sich gerade hinstellt, Spannung seiner Oberschenkelmuskeln sich merkt, und dann mit dem Körper in die Vorbeugung geht. Dabei merkt man sofort verstärkte Spannung der Ischios. Und diese Zusatzbelastung ist eben die Gefahr.

Ja, das habe ja schon erwähnt, als ich geschrieben habe, dass eine anteriore Beckenkippung Beinbeugerzerrungen begünstigt. Nur war mir die Quelle nicht mehr auffindbar, wo meiner Erinnerung nach eine schöne Abbildung dazu war.