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Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Druckversion

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RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Halloo - 22.11.2014

(22.11.2014, 13:27)icheinfachma schrieb:
(22.11.2014, 10:34)Halloo schrieb: Wir/ich  haben/habe  uns/mich auch mit der logisch wenig nachvollziehbaren Funktion der zweigelenkigen Muskeln befasst, ist schwer nachvollziehbar.

Nein, ist es nicht. Man muss ja nicht die rechnerische Beweisführung per Vektorrechnung verstehen, aber dass bei fixiertem Fuß das Kniegelenk nach hinten gezogen wird, ist leicht nachvollziehbar. Wenn dar Fuß frei schweben würde, wäre er das punctum mobile und das Knie das punctum fixum, wenn man den Fuß aber auf den Boden stellt, ist er das punctum fixum und das Oberende der Tibia wird zum punctum mobile.
Das Oberende der Tibia wird beim Fußaufsatz durch autonome Funktion des Beugers zum punctum mobile ??? Und weiterhin: Was sagt uns das fürs Training???


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 22.11.2014

(22.11.2014, 16:06)Halloo schrieb: Das Oberende der Tibia wird beim Fußaufsatz durch autonome Funktion des Beugers zum punctum mobile ??? Und weiterhin: Was sagt uns das fürs Training???

Dass z.B. die Hamstringübung in Bauchlage kontraproduktiv ist!

Ich bin zwar heute nicht in den Keller gegangen, habe aber etwa 10 Stunden recherchiert. Mir raucht der Kopf, daher entspanne ich mich jetzt hier. Es ist auch kontraproduktiv, wenn man die Dinge nur verwissenschaftlicht und man nicht imstande ist, sie praxisrelevant umzusetzen. Genau das ist der Punkt für die vielen Verletzungen. Man ist teilweise aufgrund fehlender Querverbindungen nicht in der Lage, praxisrelevant zu transferieren. Dann bleibt man in der Konsequenz aufgrund dieses Mankos bei Althergebrachtem. Wink Deshalb arbeite ich so gerne an der Schnittstelle Theorie - Praxis. Ich achte peinlich genau darauf, dass mir kein Fehler unterläuft. Das erfordert viel Recherche. 

Übrigens würde ich von Bundestrainern erwarten, dass sie diese Inhalte einschließlich der praktischen Übungen an die Peripherie bringen. Ich würde mich auf das Zuhören freuen. Wink

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Hellmuth K l i m m e r - 22.11.2014

(22.11.2014, 11:53)Halloo schrieb: Man kann das Training gelegentlich auch "verwissenschaftlichen", ohne dass man trainingtechnisch Rückschlüsse ziehen kann.  
"Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben ..." Thumb_up

Oft erscheint es mir bei den "wissenschaftlichen" Diskussionen hier, als vergäße man, sich auch mit dem Geschehen auf dem Platz und in der Halle zu beschäftigen. Sad Ein Blick auf die (muskulären) Aktionen der Sprinter, Springer, ... öffnet dem geschulten Auge eines Trainers tatsächlich oft "die Augen." Idea

H. Klimmer / sen. 


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 22.11.2014

Praxis?
Überredet, ich fahre jetzt in die Lombardei...Big Grin


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Hellmuth K l i m m e r - 22.11.2014

(22.11.2014, 18:11)MZPTLK schrieb: Überredet! Ich fahre jetzt in die Lombardei...Big Grin
Ich hoffe zum Urlaub.
Aber Vorsicht! "Gleich wenn man reinkommt, links: da steht ... natürlich nicht die Sphinx...
Aber es könnten Dealer aus dem Radsport verführerische Angebote machen ... ( ---> Lombardei-Rundfahrt!) Rolleyes

H. Klimmer / sen.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 22.11.2014

(22.11.2014, 17:46)Hellmuth K l i m m e r schrieb:
(22.11.2014, 11:53)Halloo schrieb: Man kann das Training gelegentlich auch "verwissenschaftlichen", ohne dass man trainingtechnisch Rückschlüsse ziehen kann.  
"Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben ..." Thumb_up

Oft erscheint es mir bei den "wissenschaftlichen" Diskussionen hier, als vergäße man, sich auch mit dem Geschehen auf dem Platz und in der Halle zu beschäftigen. Sad Ein Blick auf die (muskulären) Aktionen der Sprinter, Springer, ... öffnet dem geschulten Auge eines Trainers tatsächlich oft "die Augen." Idea

H. Klimmer / sen. 

Das kann bei Trainern/ Trainerinnen, die sich mit Sportwissenschaft beschäftigen und auch filtern können, nicht passieren. Ich versuche z. B., das erworbene Wissen morgen wieder am Athleten anzuwenden. Das muss natürlich sein. Deshalb bringt es auch nichts, nur das erlernte Wissen weiterzugeben. Man sollte es auch selbst als Trainer/in ausprobieren, wie es wirkt. Der umgekehrte Fall, dass Trainer nur praktisch arbeiten und sich wissenschaftlich nicht orientieren, kann folgenschwer sein, wie ich immer wieder bemerke. Thumb_down Wer das "Lombardsche Paradoxon" bei den hamstrings und dem gastrocnemius nicht in die Praxis transferieren kann, produziert unter Umständen Fehlbelastungen. Wink

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 22.11.2014

(22.11.2014, 18:38)Gertrud schrieb: Wer das "Lombardsche Paradoxon" bei den hamstrings und dem gastrocnemius nicht in die Praxis transferieren kann, produziert unter Umständen Fehlbelastungen. Wink
Die allermeisten Leser werden nicht wissen was zu tun ist, verrätst Du es ihnen?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 22.11.2014

(22.11.2014, 18:30)Hellmuth K l i m m e r schrieb:
(22.11.2014, 18:11)MZPTLK schrieb: Überredet! Ich fahre jetzt in die Lombardei...Big Grin
Aber Vorsicht! "Gleich wenn man reinkommt, links: da steht ... natürlich nicht die Sphinx...
Aber es könnten Dealer aus dem Radsport verführerische Angebote machen ... ( ---> Lombardei-Rundfahrt!) Rolleyes
Lombardsches Fahrradoxon?
Aber Du weisst doch, dass Werfer anderen Hustensaft brauchen als Radfahrer...


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - dht - 22.11.2014

(22.11.2014, 17:25)Gertrud schrieb:
(22.11.2014, 16:06)Halloo schrieb: Das Oberende der Tibia wird beim Fußaufsatz durch autonome Funktion des Beugers zum punctum mobile ??? Und weiterhin: Was sagt uns das fürs Training???

Dass z.B. die Hamstringübung in Bauchlage kontraproduktiv ist!

Gertrud

Mal auf das konkrete Beispiel bezogen wäre die abgewandelte Übung kniend eigentlich doch genauso "schlecht", da der Oberschenkel auch hier fixiert ist, oder?
Siehe hier: kneeling leg curl

Was wäre denn eine "sinnvolle" Übung? 
Rumänisches Kreuzheben in diversen Variationen oder doch eher sowas?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 22.11.2014

(22.11.2014, 22:29)dht schrieb: Mal auf das konkrete Beispiel bezogen wäre die abgewandelte Übung kniend eigentlich doch genauso "schlecht", da der Oberschenkel auch hier fixiert ist, oder?
Siehe hier: kneeling leg curl

Was wäre denn eine "sinnvolle" Übung? 
Rumänisches Kreuzheben in diversen Variationen oder doch eher sowas?

Kommt irgendeine Übung so im Sprinten vor? Nein!!! Kommt die beidbeinige TKB im Sprint vor? Nein!!! Folglich treffen diese Übungen die Sprintmuskulatur nicht richtig. Dafür muss man das Lombardsche Paradoxon noch nicht einmal kennen; es bestätigt nur. Um zu richtigen Übungen zu kommen, muss man nach dem Ausschlussverfahren handeln. Danach verfeinere ich immer weiter. Vielleicht kommt ihr dann zu irgendwelchen Lösungen? Die Übungs-Ratlosigkeit hier zeigt mir eindeutig, dass bei vielen nicht zu Ende gedacht wird. Das soll jetzt hier kein Quiz sein, sondern nur das Procedere verdeutlichen, wie man zu guten, gesunden Ergebnissen kommt. Dieses Dominosteinchen gehört in die Fortbildung, was ich bisher so noch nicht kennengelernt habe. 

Allerdings stelle ich fest, dass bestimmte Technikelemente vielleicht nicht richtig ausgeführt werden (z.B. Fußaufsatz aufgrund eines muskulären Ungleichgewichtes oder einer Fußdeformität). Das Technikleitbild sollte schon stehen, wonach man die Kraftübungen richtet. Ich nenne immer das Beispiel in Richtung Kugelstoßen. Natürlich bringt das Klettern am Seil erst eine Leistungsverbesserung; aber eigentlich ist diese Übung nicht speziell für das Kugelstoßen geeignet. Es kommen andere Übungen in die enge Auswahl. Wundert es uns, wenn Athleten die TKB als Hauptübung durchführen, dass sie ein starkes Absenken im Mittelstütz haben, was nicht beabsichtigt ist? Man muss in der Lage durch ein sehr hohes Wissen um körperliche Funktionen sein, enge Bedingungen zu erfüllen. Geht bitte danach vor! Stärkt man die Muskulatur nicht disziplinkonform, kommt es zu gravierenden Verletzungen, weil die Muskulatur und auch die Sehnen nicht gewappnet sind. 

Ich habe vom Schützling gesprochen, der völlig außenrotiert beim Sprint aufsetzt. Dass man ihn per Zuruf korrigiert, hält zwei bis drei Schritte. Das ist nicht die Lösung. Das ist so, als wenn ich sage: "Spring höher!" Man muss an die Wurzel des Übels gehen. Dazu gehört enormes Detailwissen. Ich würde von den Sprint-Bundestrainern erwarten, dass sie ein gesamtes Übungspotential mit Korrekturen vorstellen. Das ist ihre, nicht meine Aufgabe. Ich bin ja zu alt und nicht mehr im Topbereich tätig. Wink 

Gertrud