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Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Druckversion

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RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - ThomZach - 28.04.2015

(28.04.2015, 09:59)Gertrud schrieb: ...also lass mir meine Liebe zum Detail in muskulären Geschichten! Wink
Das hast Du schön gesagt. Am Ende zählt die Liebe.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - ThomZach - 28.04.2015

(28.04.2015, 09:59)Gertrud schrieb: Da kann ich nur kontern. Ich habe viele Dinge bei meinen Athletinnen ausprobiert. Du nimmst für dich in Anspruch, dass der Weisheit letzter Schluss der Straddle ist und kannst nur auf deine eigene Erfahrung setzen. Demnach liegen alle Weltklassetrainer falsch.
Da kann ich nur kontern. Ich hab auch mit vielen manches ausprobiert. Nicht nur mit mir selber.
Und dank vieler Umwege auch meistens erfolgreich. Selbst wenn ich seit Kindheit im Rollstuhl säße,
die Biomechanik wäre doch dieselbe. Und die Unfähigkeit der Mehrheiten, komplizierte Dinge zu vestehen auch.
Ich liebe Quizsendungen. Die Mehrheit weiß viel vom Boulevard und nichts, was Verstand erfordert.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - ThomZach - 28.04.2015

Das ist doch auch so ne Sache mit den Tipps. In diesem Faden haben wir uns vielleicht etwas verstiegen. Aber Tipps in den Händen derer, die
nicht das Fundament haben, selbst drauf zu kommen, können doch nur zu netten Abwechslungen führen, nicht zu nachhaltigen Verbesserungen.
Was die Fachwelt bräuchte, ist eine ständig/regelmäßig überarbeitete verbindliche Lehre, an die sich jeder halten könnte.
Das ist in einer liberalistischen Gesellschaft aber nicht zu schaffen, ja auch gar nicht erwünscht. Also steht jeder LA-Trainer
vor dem entsprechenden Chaos und muss selber zusehen, was er draus macht. Da können wir hier höchstens ein bisschen helfen.


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 28.04.2015

(27.04.2015, 23:32)W. Kronhard schrieb: Alles sehr schön und auch richtig, nur leider unwichtig. Vertiefungen sind oft einfach verwirrend für die praktische Trainer.
Ein Beispiel: Einmal im Urlaub in Ägypten habe ich einen Doppelprofessor zufällig kenne gelernt. Eimal habe ich mich ziemlich abfällig über die abstrakte Wissenschaft geäussert....Sehen Sie das große Bild auf der Wand. Ja! Sehen Sie das ganze Bild? Ja! Dann gehen Sie mal ganz nah ran und betrachten sehr genau einen Quadratzentimeter vom Bild. Sehen Sie jetzt das Gesamtbild? Nein. Na siehste! Je Tiefer, desto unübersichtlicher! Und.... er hat mir Recht gegeben.

Hier sollten wir differenzieren. Es ist sicherlich falsch, den Athleten bis in die Einzelheiten mit diesen Inhalten zu belasten. Wie sagte ein Weltklassesportler, als man ihn mit biomechanischen Sachen konfrontierte: "That´s too complicated. That´s for my coach!" Er belastet sich mit solchen Inhalten gar nicht. Er ist einfach nur sehr gut. 

Wenn der Doppelprofessor sich das Bild ansieht, differeriert das erheblich von der Sichtweise eines Malers, der sich mit Kennerblick das Bild ansieht. Ihm fallen Einzelheiten sofort auf. Er sieht auf einen Blick mehr als wir z. B.. Wenn mir auf der Straße ein Mensch mit einer herabhängenden Schulter entgegenkommt, dann spult mein Kopf sofort ein Programm ab, das sich bei anderen wahrscheinlich gar nicht zeigt. Entscheidend ist die Schnelligkeit, mit der wir Dinge einordnen können, ohne überfordert zu sein. Es gab einen Autisten (Savant), der in der Lage war, nach einem Flug über New York die Skyline in allen Einzelheiten zu zeichnen. Allerdings sind diese Menschen manchmal nicht in der Lage, vor lauter Sehen von Einzelheiten nicht unbeschadet über die Straße zu gehen. Entscheidend ist also in unserem Fall nicht die bloße Stoffsammlung von Wissen z. B. hinsichtlich des L.P.. Entscheidend ist das Einbetten der Inhalte in die praktische Umsetzung. An der Schnittstelle arbeite ich unentwegt und modifiziere, wenn neue Erkenntnisse dazukommen. 

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - W. Kronhard - 28.04.2015

(28.04.2015, 09:36)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Das ist die immer wieder zu stellende Frage in diesem Forum!
Dispute einzelner "über den Dingen Stehender" (?) nützen den vielen "kleinen" Praktikern (ÜL, Trainer [auch bestens ausgebildeten]) kaum etwas.
Exkurse in die Anatomie, (Nerven)Physiologie, Trainingsmethodik, ... sind oft zu weitschweifig und detailliert. Was der ÜL braucht, sind Tipps, Informationen zu wirksamen Übungen und "Verklickern" des immensen Übungsrepertoires alter erfahrener und erfolgreicher Trainer. (Außer V. Bauer beteiligte sich  h i e r  aber noch keiner?) Sad

H. Klimmer / sen.

Sehr berechtigte Forderung, nur leider an die falsche Adresse. Die Richtige ist leicht zu erkennen - DLV. Sie arbeiten doch für DLV, im Endeffekt? 
Hier geht es freiwillig darüberhinaus. Also kein Anspruch vorhanden, nur fromme Wünsche erlaubt. Odr?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 29.04.2015

Die Crux bei allen Recherchen ist, dass Verletzungen passieren, wenn man einige wichtige Dinge übersieht, andere aber favorisiert, die eigentlich nebensächlich sind, so auch beim L.P. oder den Achillessehnenverletzungen. Es gibt wirklich nur verschwindend wenige Personen - teilweise Therapeuten - die Verletzungen richtig einordnen und entsprechende Übungen anwenden können. Das L.P. und sein anatomisches Umfeld sind sehr schwierig in der Übungsauswahl und der Verletzungsprophylaxe zu handhaben. Dieses Unterfangen regele ich auch nur im Verbund mit entsprechenden Leuten, anders geht es gar nicht. Diese Menschen beschäftigen sich gerne mit derartigen Inhalten, wobei eigenes Lernen bis ins Detail vonnöten ist. Sonst baut man in der leichtathletischen Orthopädie nur Inakzeptables auf. Entscheidend ist sicherlich, dass man einen großen Fundus an Wissen hat, den man aber in die Sportpraxis umzusetzen weiß. Das ist die ganz entscheidende Schnittstelle. Wenn man einigen Trainern traditionelle Übungen wegnimmt, dann liegt die hauptsächliche Crux darin, keine Alterativen aufgrund von Wissensdefiziten zu haben. Die Fokussierung und Einordnung unterschiedlicher Blickwinkel ist das Entscheidende. Wenn Professoren etwas entdecken, dann sind sie meistens nicht fähig, für leichtathletische alternative Übungen zu sorgen. Dazu gehört "Nischenwissen". Wer sich dieser Arbeit verschließt, hat schon verloren.

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - MZPTLK - 29.04.2015

(29.04.2015, 08:30)Gertrud schrieb: Die Crux bei allen Recherchen ist, dass Verletzungen passieren, wenn man einige wichtige Dinge übersieht, andere aber favorisiert, die eigentlich nebensächlich sind, so auch beim L.P. oder den Achillessehnenverletzungen. Es gibt wirklich nur verschwindend wenige Personen - teilweise Therapeuten - die Verletzungen richtig einordnen und entsprechende Übungen anwenden können. Das L.P. und sein anatomisches Umfeld sind sehr schwierig in der Übungsauswahl und der Verletzungsprophylaxe zu handhaben.
Wenn Professoren etwas entdecken, dann sind sie meistens nicht fähig, für leichtathletische alternative Übungen zu sorgen.
Man könnte daraus lesen, dass das abgeleitete Übungsgut (zum Teil) für die Verletzungen der letzen Jahre (mit-)verantwortlich ist?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Gertrud - 29.04.2015

(29.04.2015, 08:44)MZPTLK schrieb: Man könnte daraus lesen, dass das abgeleitete Übungsgut (zum Teil) für die Verletzungen der letzen Jahre (mit-)verantwortlich ist?

Genau, das trifft den Punkt exakt. Das Können liegt sicherlich darin, aus vielen Informationen und eigenen Schlüssen das Richtige zu "backen".

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - ThomZach - 29.04.2015

Zitat:Gertrud: Wenn Professoren etwas entdecken, dann sind sie meistens nicht fähig, für leichtathletische alternative Übungen zu sorgen. Dazu gehört "Nischenwissen". Wer sich dieser Arbeit verschließt, hat schon verloren.
Also praktisch "alle"...?


RE: Lombardsches Paradoxon und Konsequenzen fürs Training - Atanvarno - 29.04.2015

Zu
DVZ und Reaktivkraft
bitte dort weiter. Hier wieder mehr zum Lombardschen Paradoxon. Der Thread wird dann auch gleich ins Trainingsforum umziehen