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Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Druckversion

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RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - icheinfachma - 14.01.2017

(14.01.2017, 00:04)Solos schrieb: Ich möchte allerdings anmerken, dass für viele der hier getätigten Aussagen absolut keine Evidenz, zu meist nicht einmal eine verifizierende Untersuchung vorliegt.

Konkret?


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Gertrud - 14.01.2017

(14.01.2017, 00:04)Solos schrieb: Alles gut und schön hier. Letztlich auch meine Linie, wenn auch eher im Wurfbereich. Ich möchte allerdings anmerken, dass für viele der hier getätigten Aussagen absolut keine Evidenz, zu meist nicht einmal eine verifizierende Untersuchung vorliegt.

Auch wenn vieles plausibel ableitbar scheint, so steht die tatsächliche Wirksamkeit, die Überlegenheit anderen Vorgehensweise gegenüber oder die präventive Effektivität auf ganz wackeligen Füßen. 

Allerdings möchte ich damit nicht praktische Empirie schmälern oder Kraetivität negieren. Man sollte sich nur vielleicht etwas
mit absoluten Standpunkten und vor allem mit pauschalen Vorwürfen anderen gegenüber zurückhalten. 

Gut Sport. 
Wink

Die Aussagen von einfachichma und meine Anmerkungen sind ebenfalls wissenschaftlich zigmal belegt. Meine praktischen selbst konstruierten Anwendungen, die sicherlich auf Kreativität und teilweise "Vorläuferübungen" beruhen, beinhalten die Vorbedingungen aus den vielen wissenschaftlichen anatomischen Studien. Es ist sicherlich schwierig, die individuelle "Passform" punktgenau zu treffen. Einige Studien sind auch vielleicht nicht anwendbar und stark zu hinterfragen. Das kann nur geschehen, wenn man schon Erfahrungen und ein gewisses Wissen auf dem Gebiet hat.

Wenn ich die deutschen Studien an deutschen Sprintern nehme, dann bin ich in der Hinsicht sehr vorsichtig, weil sie teilweise falsche Sprintmuster beinhalten, auch hamstringmäßig nicht differenzieren und auf Trainingsweisen der beidbeinigen TKB beruhen. Diese Dinge muss man sich schon auf internationalem Parkett besorgen. Wink

Ich will hier nur anregen. Was andere im Endeffekt machen, kann mir eigentlich gleichgültig sein. Ich hinterfrage nur die vielen Verletzungen und komme bei den vielen katalogisierten Übungen sehr oft auf Wissenslücken. Ich war immer auch sehr selbstkritisch. Dass ein Trainer zugibt, Fehler begangen zu haben, findet man äußerst selten. Ich bin ein Mensch, der sich den besseren Argumenten nicht verschließt. Immer wieder wird das H:Q-Verhältnis für eine Muskelbalance genommen, was vollkommen falsch ist. Als ich es noch nicht besser wusste, war ich auch diesem Fehler aufgesessen. 

Dass man Trainingsfehler begeht, ist eine natürliche Sache. Man sollte sie nur möglichst nicht wiederholen und permanent um Schadensbegrenzung bemüht sein. Wenn ich einen Athleten mit Patellarsehnenproblemen z. B. hätte, können Sie mir glauben, dass ich bemüht wäre, nach den Ursachen zu forschen und dass dann Wiederholungen weitgehend nicht mehr vorkämen. Man macht hier sehr oft dieselben Fehler. Das stört mich ungemein, weil man neuen Erkenntnissen gegenüber, falls man sie überhaupt weiß, nicht aufgeschlossen ist. 

Das LP hatte übungsmäßig einen festen Platz in Sabine Brauns Training. Wir haben die Hamstringprobleme, die bei ihr von einen Gleitwirbel herrührten, den sie beim Wechsel zu mir mitgebracht hat, sehr gut in den Griff durch etliche Maßnahmen bekommen. Hätte sie die beidbeinige TKB und Reißen durchgeführt, hätten wir nicht lange Spaß an ihrer Entwicklung gehabt. Ich habe trainingsmäßig bei ihr enorme Kenntnisse gewonnen. 

Was ich jetzt formuliere, ist vielleicht hart, trifft aber den Kern. Wenn ich mir auf der offiziellen Seite die Trainerzusammensetzungen bei einigen Trainingslagern anschaue, dann könnte ich auf derartige Teams verzichten, weil ich deren Trainingsinhalte sehr genau unter die Lupe genommen habe und nicht gerade begeistert war; aber der DLV sieht das anscheinend anders und unterzieht die Einzelheiten nicht einer so kritischen Betrachtung wie ich. Bei mir geht es vorrangig um Inhalte und nicht um die nette "Teamart". 

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - nico - 15.01.2017

Guten Abend Frau Schäfer,
leider sind auch! meine It-Kenntnisse beschränkt, ich versuche aber trotzdem Fragen zu Ihrem letzten Absatz zu stellen:
Welche Stelle im  DLV ist eigentlich zuständig für die BT-Zusammenstellung für ein ein Trainingslager? Wer soll die Trainingsinhalte
dieser Trainer kritisch Begutachten und dann evtl. entscheiden "Du"- nicht. Kann doch einer im DLV nur, wenn er das Training
kennt und vorher als Trainer - und heute auf dem aktuellen Wissensstand ist, gearbeitet hat? Wer ist das  und kann das?
Bei den verschiedenen Disziplinen und Trainern könnten Sie das doch sicher auch nicht alleine. Würden Sie das Problem "Trainingslager-
Verantwortliche" ohne Teamarbeit lösen können?
nico


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Gertrud - 16.01.2017

(15.01.2017, 22:19)nico schrieb: Guten Abend Frau Schäfer,
leider sind auch! meine It-Kenntnisse beschränkt, ich versuche aber trotzdem Fragen zu Ihrem letzten Absatz zu stellen:
Welche Stelle im  DLV ist eigentlich zuständig für die BT-Zusammenstellung für ein ein Trainingslager? Wer soll die Trainingsinhalte
dieser Trainer kritisch Begutachten und dann evtl. entscheiden "Du"- nicht. Kann doch einer im DLV nur, wenn er das Training
kennt und vorher als Trainer - und heute auf dem aktuellen Wissensstand ist, gearbeitet hat? Wer ist das  und kann das?
Bei den verschiedenen Disziplinen und Trainern könnten Sie das doch sicher auch nicht alleine. Würden Sie das Problem "Trainingslager-
Verantwortliche" ohne Teamarbeit lösen können?
nico

Wie hinsichtich der BT-Verteilung für TL die heutige Prioritätenliste aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Um die Beurteilung richtig vorzunehmen, kann man sich als Hauptverantwortlicher ein Bild bei Fortbildungen machen, wenn man kritische Diskussionen zulässt - und natürlich bei Betreuung auf nationaler und internationaler Ebene. Ich habe den Eindruck, dass man ohnehin die Protagonisten lieber bei den Bundestrainern insgesamt im Training hätte und wir in der Peripherie nur als Zubringer fungieren. Das halte ich für einen entscheidenden Fehler, weil eben nicht das meiste Wissen immer beim jeweiligen BT liegt. 

Ich würde mir eine Beurteilung im Mehr- und Wurfkampfbereich weitgehend aufgrund von Leistungen der jeweiligen betreuten Athletinnen und Athleten und der einschlägigen Verletzungen zutrauen. In bestimmten Bereichen wie Langlauf könnte und würde ich natürlich keine Beurteilung abgeben. 

Wenn meine Athletinnen teilgenommen hätten, hätte ich sie eh´ nur mehr im regenerativen oder konditionellen Bereich nach meinen Vorstellungen teilnehmen lassen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Bestimmte Inhalte können auch schon mal alleine ohne Probleme bewältigt werden. Wenn dann zufällig einer zuschaut, macht das nichts. Ich hätte damals z. B. im Weitsprungbereich unter Holzamer oder im Hochsprung unter Günter Eisinger im technischen Bereich absolut nichts dagegen gehabt. Wenn man ähnlich tickt und auch miteinander kooperiert, sind Absprachen möglich.  

Wenn sich eine Athletin im Medaillenbereich bewegt, würde ich allein die volle Verantwortung in einem TL übernehmen und sonst niemand. Dazu sind individuelle Einflussnahmen zu wertvoll und meine Denkweise teilweise eine ganz andere. Wenn mir z. B. ein zuständiger Trainer für den Weitsprung sagt, dass die Rhythmisierung auf den letzten Schritten nicht so wichtig ist, knicke ich das gemeinsame Techniktraining sofort, weil es einfach in der Akzentuierung nicht kompatibel ist. 

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Gertrud - 28.02.2017

Ich hatte letztens Kontakt mit einem Professor aus dem Ausland, dem das LP sehr bekannt ist. Er ist der Ansicht, dass die unteren Extremitäten sehr gut erforscht sind, aber bei den oberen noch Defizite bestehen. Es ist die Frage, ob sich die obere Extremität bei Fixierung eines Körperteils bei biartikulären Muskeln ebenso verhält. Dann würden wir sehr gute Hinweise für die Praxis transferieren können. Ich selbst experimentiere schon damit, wobei es enorme Klippen bei Einbeziehung des Rumpfes gibt. Da geht es richtig ans Eingemachte. Wink Schon wieder bin ich meilenweit von den gewichtheberischen Übungen entfernt.  Wink

Gertrud


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - icheinfachma - 28.02.2017

(28.02.2017, 08:56)Gertrud schrieb: Ich hatte letztens Kontakt mit einem Professor aus dem Ausland, dem das LP sehr bekannt ist. Er ist der Ansicht, dass die unteren Extremitäten sehr gut erforscht sind, aber bei den oberen noch Defizite bestehen. Es ist die Frage, ob sich die obere Extremität bei Fixierung eines Körperteils bei biartikulären Muskeln ebenso verhält. Dann würden wir sehr gute Hinweise für die Praxis transferieren können. Ich selbst experimentiere schon damit, wobei es enorme Klippen bei Einbeziehung des Rumpfes gibt. Da geht es richtig ans Eingemachte. Wink Schon wieder bin ich meilenweit von den gewichtheberischen Übungen entfernt.  Wink

Gertrud

Der Biceps im Diskuswurf als Armstrecker?


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - MZPTLK - 28.02.2017

(28.02.2017, 12:17)icheinfachma schrieb:
(28.02.2017, 08:56)Gertrud schrieb: Ich hatte letztens Kontakt mit einem Professor aus dem Ausland, dem das LP sehr bekannt ist. Er ist der Ansicht, dass die unteren Extremitäten sehr gut erforscht sind, aber bei den oberen noch Defizite bestehen. Es ist die Frage, ob sich die obere Extremität bei Fixierung eines Körperteils bei biartikulären Muskeln ebenso verhält. Dann würden wir sehr gute Hinweise für die Praxis transferieren können. Ich selbst experimentiere schon damit, wobei es enorme Klippen bei Einbeziehung des Rumpfes gibt. Da geht es richtig ans Eingemachte. Wink Schon wieder bin ich meilenweit von den gewichtheberischen Übungen entfernt.  Wink
Der Biceps im Diskuswurf als Armstrecker?

Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - icheinfachma - 28.02.2017

Na wobei - im Stoß wäre es noch heftiger. Das wäre dann für die Schlusstreckung des Ellbogens bei gleichzeitige Anteversion. Also wenn das funktioniert, wäre das eine Revolution und es spricht wieder dafür, dass auch Spezialisten eben doch alle Muskeln ihres Körpers ausgwogen auftrainieren müssen und nicht nur z.B. die Strecker Rolleyes


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - MZPTLK - 02.03.2017

'Wolken sind keine Kugeln.
Berge sind keine Kegel.
Küstenlinien sind keine Kreise.'
(Benoit Mandelbrot 1976, Begründer der fraktalen Geometrie)

Naturobjekte und -Phänomene können nur unzureichend durch die klassische Mathematik abgebildet werden


RE: Lombardsches Paradoxon - theoretische Erörterung - Atanvarno - 02.03.2017

Fraktale lassen sich ganz hervorragend mathematisch beschreiben