15.04.2015, 21:27
Die Antworten auf meinen Beitrag zum Lombardschen Paradoxon haben mich ( den „Neuling“) gelinde gesagt überrascht, nicht nur, was die Anzahl und die Wucht betrifft, sondern auch in Hinblick auf Substanz und Präzision. Woher soll ich die Zeit nehmen, auf alles, was erwähnenswert wäre, zu antworten? Deshalb vorerst nur drei Statements:
1. Der Begriff des “Lombardschen Paradoxons“. ist doch offensichtlich sowohl in diesem Thread, als auch in der allgemeinen Diskussion um die Bedeutung der ischiokruralen Muskeln beim Sprint nur als Reminiszenz an die Historie dieses Fragenkomplexes zu werten und nicht in den Rang eines biomechanischen Prinzips zu erheben.
Um das Paradoxe an der Funktion der ischiokruralen Muskeln (bzw. welcher zweigelenkiger Muskeln auch immer) zu erkennen, darf man nicht allein von Ursprung und Ansatz der Muskeln ausgehen, sondern muss beachten, dass eine Drehbewegung (in einem Gelenk) stets von einem Kräftepaar erzeugt wird, nämlich a) von der Kontraktionskraft des Muskels und b) von einer äußeren mechanischen Kraft, nämlich von dem Gelenkwiderstand und/oder einer Schwerkraftkomponenten und/oder einer Trägheitskraft und/oder einer Reibungskraft u.a. Die Größe der zutreffenden äußeren Komponente sowie ihr Kraftarm in Bezug zum untersuchten Gelenk bestimmen, ob eine Muskelkraft unter dem ihr zur Verfügung stehenden Kraftarm das untersuchte Gelenk beugen kann (= wie vielleicht bei flüchtigem Hinsehen erwartet) oder streckt (= wie nicht erwartet, paradox also).
2. Rätselhafte Redewendungen, Pauschalaussagen und redundante Ausdruckweisen erschweren das Verständnis, wenn eigentlich Fachtermini gefragt sind:
„Ganz zufällig sind die Quadris der stärkste Muskelverbund der Beine und hauptsächlich für die Knie- und Beinstreckung verantwortlich.“
Wieso „Ganz zufällig….?“ Will der Autor da etwas andeuten? Aber was? Und was bedeutet „stärkster Muskelverbund“? Bezieht sich diese Aussage auf die maximale Kontraktionskraft am Muskel-Sehnenübergang, auf das effektive Drehmoment in einer bestimmten Gelenkwinkelstellung oder auf den während eines Kontraktionsvorganges produzierten Kraftstoß? Da gibt es erhebliche Unterschiede – auch im Vergleich zu anderen „Muskelverbünden“. Dabei ist vor allen Dingen der Faserdehnungsgrad in der interessierenden Gelenkwinkelstellung zu berücksichtigen. Und dieser ist für die „Quadris“ bei der im Laufe des Sprints bedeutsamen Kniewinkelstellung nicht so optimal! Und dann die Wortkombination „Knie- und Beinstreckung“! Gibt es etwa beides? Gleichzeitig oder nacheinander? Und „hauptsächlich“? Ach ja, da ist ja noch die Hüftbeugung zu bedenken – durch den langen Kopf des Quadrizeps, den M. rectus femoris!
3. Die vergleichende Morphologie ist in der Biologie ein anerkanntes Verfahren zur Gewinnung von Erkenntnissen zur Struktur und Funktion des Bewegungsapparates und kennt keine Gewissensbisse, den Menschen in die Betrachtung mit einzubeziehen. Schließlich wurde die Motorik des Menschen nicht mit der des Regenwurms verglichen. Da wären die Bedenken – je nach Fragestellung – angebracht. Das Känguru hingegen besitzt – exakt wie der Mensch, wenn auch in abweichender Form und Ausprägung – ein Sitzbein als Muskelursprung, ischiokrurale Muskeln, Schienbein und Wagenbeinköpfchen als Muskelansatz….. und bewegt sich in der exakt gleichen mechanischen Umwelt mit dem exakt gleichen Bewegungsziel: eine möglichst hohe Horizontalgeschwindigkeit zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Und dass der Mensch seine Ischios wenig in Anspruch nimmt, ist doch wohl nicht ernst gemeint. Da sollte man sich doch mal an die eigenen Ischios fassen, beim Stehen, beim Gehen, beim Laufen, beim Vorbeugen, beim Hinsetzen, beim Wiederaufstehen….. Da spürt man schnell: Ohne Ischios beim Menschen keine Fortbewegung, kein Gehen, kein Laufen, kein Treppesteigen…!
1. Der Begriff des “Lombardschen Paradoxons“. ist doch offensichtlich sowohl in diesem Thread, als auch in der allgemeinen Diskussion um die Bedeutung der ischiokruralen Muskeln beim Sprint nur als Reminiszenz an die Historie dieses Fragenkomplexes zu werten und nicht in den Rang eines biomechanischen Prinzips zu erheben.
Um das Paradoxe an der Funktion der ischiokruralen Muskeln (bzw. welcher zweigelenkiger Muskeln auch immer) zu erkennen, darf man nicht allein von Ursprung und Ansatz der Muskeln ausgehen, sondern muss beachten, dass eine Drehbewegung (in einem Gelenk) stets von einem Kräftepaar erzeugt wird, nämlich a) von der Kontraktionskraft des Muskels und b) von einer äußeren mechanischen Kraft, nämlich von dem Gelenkwiderstand und/oder einer Schwerkraftkomponenten und/oder einer Trägheitskraft und/oder einer Reibungskraft u.a. Die Größe der zutreffenden äußeren Komponente sowie ihr Kraftarm in Bezug zum untersuchten Gelenk bestimmen, ob eine Muskelkraft unter dem ihr zur Verfügung stehenden Kraftarm das untersuchte Gelenk beugen kann (= wie vielleicht bei flüchtigem Hinsehen erwartet) oder streckt (= wie nicht erwartet, paradox also).
2. Rätselhafte Redewendungen, Pauschalaussagen und redundante Ausdruckweisen erschweren das Verständnis, wenn eigentlich Fachtermini gefragt sind:
„Ganz zufällig sind die Quadris der stärkste Muskelverbund der Beine und hauptsächlich für die Knie- und Beinstreckung verantwortlich.“
Wieso „Ganz zufällig….?“ Will der Autor da etwas andeuten? Aber was? Und was bedeutet „stärkster Muskelverbund“? Bezieht sich diese Aussage auf die maximale Kontraktionskraft am Muskel-Sehnenübergang, auf das effektive Drehmoment in einer bestimmten Gelenkwinkelstellung oder auf den während eines Kontraktionsvorganges produzierten Kraftstoß? Da gibt es erhebliche Unterschiede – auch im Vergleich zu anderen „Muskelverbünden“. Dabei ist vor allen Dingen der Faserdehnungsgrad in der interessierenden Gelenkwinkelstellung zu berücksichtigen. Und dieser ist für die „Quadris“ bei der im Laufe des Sprints bedeutsamen Kniewinkelstellung nicht so optimal! Und dann die Wortkombination „Knie- und Beinstreckung“! Gibt es etwa beides? Gleichzeitig oder nacheinander? Und „hauptsächlich“? Ach ja, da ist ja noch die Hüftbeugung zu bedenken – durch den langen Kopf des Quadrizeps, den M. rectus femoris!
3. Die vergleichende Morphologie ist in der Biologie ein anerkanntes Verfahren zur Gewinnung von Erkenntnissen zur Struktur und Funktion des Bewegungsapparates und kennt keine Gewissensbisse, den Menschen in die Betrachtung mit einzubeziehen. Schließlich wurde die Motorik des Menschen nicht mit der des Regenwurms verglichen. Da wären die Bedenken – je nach Fragestellung – angebracht. Das Känguru hingegen besitzt – exakt wie der Mensch, wenn auch in abweichender Form und Ausprägung – ein Sitzbein als Muskelursprung, ischiokrurale Muskeln, Schienbein und Wagenbeinköpfchen als Muskelansatz….. und bewegt sich in der exakt gleichen mechanischen Umwelt mit dem exakt gleichen Bewegungsziel: eine möglichst hohe Horizontalgeschwindigkeit zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Und dass der Mensch seine Ischios wenig in Anspruch nimmt, ist doch wohl nicht ernst gemeint. Da sollte man sich doch mal an die eigenen Ischios fassen, beim Stehen, beim Gehen, beim Laufen, beim Vorbeugen, beim Hinsetzen, beim Wiederaufstehen….. Da spürt man schnell: Ohne Ischios beim Menschen keine Fortbewegung, kein Gehen, kein Laufen, kein Treppesteigen…!