25.04.2015, 11:05
(24.04.2015, 14:02)icheinfachma schrieb: -Das Ideal ist ein weder nach innen- noch nach außen rotiertes Bein. Wir haben oft das Fehlerbild der Außenrotation in der Phase zwischen Kniehubposition und Bodenkontaktphase. Vgl. meinen Video-Upload: Fraser mit Außenrotation, Jeter in kribbelgänsehauterzeugender Perfektion. https://vid.me/SYGZ Während der Bodenkontaktphase dreht sich das Bein wieder in die normale Position. Probleme sind eine durch außenrotierten Fußaufsatz begünstigte Überpronation und eine seitliche Belastung des Knies.
Ich schlage folgende Lösung vor:
Wir denken uns eine Dehnübung: Im einbeinigen Stand liegt das nach vorn angehobene, gestreckte Spielbein auf einem Hocker auf. Durch Vorbeugen dehnen wir unsere Beinbeuger des Spielbeines. Wir stellen fest, dass bei Innenrotation des Beines die lateralen Anteile (biceps fem. cap. longum) und bei Außenrotation die medialen Anteile (semitendinosus, semimembranosus) stärker gedehnt werden. Gleiches gilt übrigens für ein Nachhintenschieben der Spielbeinbeckenhälfte (lateral stärkere Dehnung) oder ein Nachvornschieben derselben (medial stärkere Dehnung).
Bei den Sitzmenschen (Schüler, ...) sind wohl aus irgendeinem Grund die lateralen Anteile verkürzter als die medialen. Meine Hypothese: Die verkürzten lateralen Anteile erfahren in der Abwärtsbeschleunigung des Beines bis zum Bodenkontakt einen stärkeren Dehnungsreflex, kontrahieren infolgedessen stärker (als die medialen Anteile) und sind dominant, bewirken also die Außenrotation. Demnach wäre ein Dehntraining der lateralen Ischiocrurales-Anteile und evtl. ein Krafttraining für die medialen Anteile zielführend für eine gerade Beinführung. Weiterhin können wir durch häufige Wiederholung Bewegungen einschleifen. Ständige Korrektur bei Lauf-ABC-Übungen wie Quick Legs und B-Skipping wäre sicher auch gewinnbringend.
Im Hinblick auf eine „Muskelverkürzung“ sollte man präzisieren. In der Regel wird der Begriff benutzt, um eine verminderte Dehnfähigkeit zu beschreiben. Diese hat aber mit einer Verkürzung irgend welcher Muskelabschnitte wenig zu tun. Die funktionelle Länge eines Muskels lässt sich nicht durch Dehntests und das dabei auftretende Spannungsgefühl feststellen, sondern muss durch Krafttests (MVCs in unterschiedlichen Dehnungszuständen) diagnostiziert werden.
Der Muskeldehnungsreflex ist eine Reaktion des Muskels auf eine unvorhergesehene Verlängerung (Dehnung) des Muskels durch eine äußere Kraft. Bei der Abwärtsbeschleunigung des Beines bis zum Bodenkontakt handelt es sich jedoch um eine Willkürkontraktion der beteiligten Muskeln. Diese werden seitens der Koordinationszentren im Hirn durch eine Vorausinnervation (Gamma-Innervation) auf die für die Aktion notwendigen Längen- bzw. Dehnungszustände vorbereitet. Dabei berücksichtigen diese Koordinationszentren die jeweiligen Dehnungs- und Längenzustände der Muskeln, so dass die Muskeln (insbesondere bei Aktionen in einem konstanten Umfeld wie beim Sprint) nicht auf unvorhergesehene Störgrößen durch Dehnungsreflexe antworten müssen. D.h., die Koordinationszentren „wissen“ durch vorherige Aktionen um die morphologischen Zustände der Muskeln, so dass die von den Zentren losgeschickten Kontraktionsbefehle daraufhin angepasst sind.
Ein regelmäßig angewendetes Dehntraining verbessert die Muskeldehnfähigkeit durch Anpassungen seitens der gedehnten Person an die Dehnungsspannungsempfindung. In bisherigen umfangreichen Studien zur Wirkung des Dehntrainings konnte keine Beseitigung von „Muskelverkürzungen“ oder ein langfristiges überdauerndes Absenken der passiven Muskelspannung nachgewiesen werden.
Vermutlich sind die unbeabsichtigten Längsachsenrotationen von Ober- und Unterschenkel und Ab- und Adduktionen beim Sprint durch abweichende Gelenkachsen und/oder Besonderheiten der angeborenen Bewegungsprogramme verursacht. Aber das sind –wie gesagt – reine Hypothesen, auf die man keine Trainingsmaßnahmen stützen sollte.