12.01.2017, 20:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.01.2017, 20:19 von icheinfachma.)
Zitat: 'Gertrud' pid='57080' dateline='1484220037'
(12.01.2017, 09:19)icheinfachma schrieb: Betrachtet man die Innenrotation im Hüftgelenk des Schwungbeines gleichzeigt mit der Kniestreckung in der vorderen Schwungphase, müsste sich eine stärkere (exzentrische) Längenänderung im M. biceps femoris caput longum im Vergleich zu den beide medialen Beinbeugern ergeben.
Stimmt das so? Ich habe mich schon länger gefragt, warum ausgerechnet das Caput longum immer betroffen ist und mir das immer versucht, über die transversale Beckenrotation zu erklären. Dass die Beckenbewegung so stattfindet, hatte ich mal dieser Quelle übernommen: (siehe Anhang, Abschnitt 4.3)
Es kommt zudem der Einfluss der Ab- und Adduktion hinzu, wobei die Hamstrings nur bei einer Form stark aktiv werden. Wenn man sich den Sprint von vorne ansieht, kann man diese Dinge alle sehr genau betrachten. Es kommt noch dazu, dass der BF caput longum und der ST zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Schwungphase vorne und beim Bodenkontakt aktiv werden. Power und Speed werden durch die unterschiedliche Anatomie der vier Anteile bewerkstelligt, weil die Fiederung, die Winkel, die Faserlänge und der PCSA sehr unterschiedlich sind. Das ist also ein sehr weites Feld, auf dem man sich gedanklich bewegen kann und natürlich jede Menge Platz für die Praxis lässt.
Die transversale Komponente spielt natürlich eine enorme Rolle, da dadurch Spannungsverläufe geschehen. Spätestens jetzt sollte doch jeder begreifen, dass die beidbeinige TKB nicht das Mittel der Wahl z. B. für Sprint und Sprung sein kann.
Gertrud
Ich habe mir nochmal Zeitlupenvideos mit der Frontalansicht von Sprintern angeschaut: Zum Zeitpunkt des Initialstützes ist die Beckenhälfte des Schwungbeines abgesenkt, also eine Adduktionsposition im Hüftgelenk des Stützbeines. Während der Stützphase wird die Beckenhälfte des SChwungbeines angehoben, es findet also eine Abduktion unter vermutlich starker Beanspruchung des M. gluteus medius und minimus statt. Der M. tensor fasciae latae könnte auch eine Rolle bei der Abduktion spielen, immerhin wird er im Deutschen auch als "Sprintermuskel" bezeichnet. In der Flugphase bleibt diese Beckenneigung erhalten, die Beckenhälfte des Beines, dass in die vordere Schwungphase gebracht wird, ist also immer noch oben, das HÜftgelenk dieses Beines zeigt eine Adduktion. Das bewirkt auch die stärkere Beanspruchung des M. biceps femoris caput longum im Vergleich zu den medialen Beinbeugern.
Man kann das auch in einer Dehnübung ausprobieren: Ein Bein ist Standbein und wird leicht gebeugt. Das andere Bein soll einer Ischio-Dehnung unterzogen werden und wird gestreckt nach vorn gestellt, mit der Ferse auf dem Boden. Der Oberkörper neigt sich jetzt bei geradem Rücken nach vorn (Hüftbeugung, keine Krümmung der LWS!), bis eine Dehnung in der ischiocruralen Muskulatur zu spüren ist. Wir denken uns eine Gerade durch beide Hüftgelenke und nennen diese Gerade "Beckenachse". Neigt man die Beckenachse, indem man die Beckenhälfte des Standbeines weiter nach unten bringt, spürt man die Dehnung mehr in der Außenseite, also im Caput longum des Biceps femoris. Neigt man die Beckenachse entgegengesetzt, also unter Anheben der Stützbein-Beckenseite, so spürt man die Dehnung in der Mitte und Innenseite des hinteren Oberschenkels, also dem Ort, wo M. semitendinosus (Mitte) und M. semimembranosus (Innenseite) liegen. (siehe Abb.)