01.09.2016, 07:51
(31.08.2016, 21:00)eierluke schrieb: Es geht auch nicht um behutsame Entwicklung etc.: 400m ist eine brutal fordernde Disziplin und hat den früheste Leistungszenit aller Disziplinen (19 - 24 Jahre danach gehts bergab).
(Kaum Ausnahmen bis auf M.Johnson und Doper L.Merritt).
Ja und nein, wenn ich mich einmal einschalten darf. Es ist auf der einen Seite richtig, dass Ergebnisse bei OS und WM seit Jahren ganz deutlich zeigen, dass junge Athleten auf dem Vormarsch sind und dass die "deutsche Herangehensweise" mit Leistungshöhepunkt erst ab Mitte 20 völlig überholt ist. Ich habe meine Zweifel ob dies jemand interessiert. So kann man sich auch immer noch alles schönreden frei nach dem Motto "mein Athlet kommt noch, der braucht noch Zeit". Zumindest ist das für die Sprint- und Laufdisziplinen völlig überholt bzw. kein Maßstab mehr. Ist aber keine neue Erkenntnis.
Zur behutsamen Entwicklung: Ich kann aus vielen Jahren als Landeskadertrainer sprechen: Keine 5% der Heimtrainer von Langsprintkaderathleten haben sich jemals mit dem Anforderungsprofil der Disziplin auseinandergestzt. Was sind die leistungsbestimmenden Faktoren, wie entwickle ich diese UND wie verläuft die Energiebereitstellung in dieser Disziplin und was sind die Folgen für das Training. Stattdessen wird immer nur geschaut was bringt meinen Athleten schnell nach vorne bzw. was setzen andere für Trainingsmittel ein, dann machen wir das auch (ohne sich darüber im klaren zu sein über Trainingsform und Trainingsmethode). Dabei bleiben die Entwicklungen der Schnelligkeit und Grundlagenausdauer (von mir aus beim Langsprint auch Grundfitness) völlig auf der Strecke, wenn ich mit Tempolaufserien im Bereich I3 und I2 einen Jugendlichen bereits "schnell" bekomme. Was ist die Konsequenz daraus: physiologisch ein Desaster für die Zellen (ständige Übersäuerung, Mitochondrienzerstörung oder erst gar keine Entwicklung, ...) , nerval: Reizleitung und Ansteuerung Nerv-Muskel unterentwicklet, entwicklungsphysiologisch: kein Aufbau einer Belastungsverträglichkeit (das dauert Jahre), Reize die vom Protein-Turnover eines Jugendlichen (noch) nicht kompensiert werden können.
Das Ergebnis haben wir dann bei den Aktiven schwarz auf weiß. Nur dann ist es zu spät. Interessiert das jemanden in der Peripherie? Meine Erfahrung: nein.