24.04.2015, 14:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.04.2015, 14:14 von icheinfachma.)
(24.04.2015, 12:04)MZPTLK schrieb: Woher 'wissen' 'wir', dass die Ischios die die wichtigsten Kniestrecker sind?Genau diese Diskussion hat uns (nein euch) vier Monate lang ergebnislos beschäftigt. Ich würde sie deswegen sein lassen. Aber es geht mir auch um ganz andere Fragen, die ich soeben gepostet habe.
Ist mir da was an Beweisen durch die Lappen gegangen?
Dass die Ischios früher teilweise 'underrated' waren, hatte ich schon oft betont.
Und dass man damit eine Reserve von 1-1,5 Zehntel herauskitzeln kann, ebenfalls.
Das ist kein paradoxes Mysterium.
Zitat:Tu mir bitte einen Gefallen und lasse Charlie Francis aussen vor.Ich meinte Stephen Francis. Er trainiert 80 Leistungssprinter und -hürdenläufer, darunter den zweifachen Weltrekordhalter Asafa Powell, Veronica Campbell-Brown, Sherone Simpson, Kaliese Spencer, ... und ist brandaktuell aktiv. Ich glaube schon, dass wir von ihm eine Scheibe abschneiden können. Auffällig ist die geringe Verletzungsanfälligkeit seiner Sprinter. Ich habe ein Dokument vorliegen, das sich mit seinem Training auseinandersetzt und außerdem noch ein ausführliches Interview mit Glen Mills (Trainer von Usain Bolt) enthält.
Mir fällt kein von ihm trainierter Sprinter ein, der ungedopt war.
Seit über 10 Jahren hat Francis nicht mehr gewirkt(Krankheit, Tod 2010).
Zitat:Ich gehe davon aus, dass Spitzensprinter ungedopt und ohne 'LP' um die 10,0 laufen können.
Rechnet man den Hustensaft rein, kommen Zeiten um die 9,8 raus.
Mit 'LP' wären wir bei 9,65-9,70....
Interessant, das erklärt die geringen Leistungsunterschiede zwischen den Sprintern, die ihre Beinbeuger kräftig mittrainieren und denen, die es nicht tun. Aber kann z.B. ein Justin Gatlin, der sehr schwach entwicklete Beinbeuger zu haben scheint (im Verhältnis zu Gesäß, Adduktoren und Quadriceps) wirklich damit 9,7x laufen? Warum kommt sein Trainer nicht auf die Idee, noch mehr rauszuholen? Geht es vielleicht gar nicht um Hypertrophie, sondern viel mehr um IK? Warum dann eine Quadricepshypertrophie?
Es geht mir aber auch um die Frage, wie wir die rückseitige Muskelkette konditionieren können, dass sie effektiv zusammenspielt; um die Kniestabilisation durch Ischios (hier besteht ein Einfluss auf den Rotationsgrad der Tibia gegen das Femur), Beinbeugerzerrungen.
Ich mache einen Vorschlag zum Thema Kniestabilisation:
-Unser Knie wird wahrscheinlich zweierlei stabilisiert: Unser Vastus medialis pars obliquus bewirkt vermutlich, dass die Patella bei einer Kniestreckung nicht durch die anderen Vastus-Anteile zu sehr nach lateral gezogen wird. Er ist wohl besonders aktiv bei geringen Winkeln zwischen der Verlängerung des Femur kniewärts und der Tibia. Die zweite Form der Stabilisation ist wahrscheinlich die Stabilisation des Tibia-Fibula-Verbundes gegen Rotation gegenüber des Femur. Wichtig ist M. popliteus aus der tiefen Beugerloge. Weiterhin kann M. gastrocnemius durch seine dorsomedial und dorsolateral am Femur befindlichen Ursprünge durch verschiedenstarke Kontraktion beider Anteile einen Einfluss auf die Rotation nehmen. Die Mm. ischiocrurales haben einen Einfluss auf die Tibia-Fibula-Rotation und die drei hüftgelenksumspannenden Teile (Semitendinosus, semimembranosus, biceps femoris caput longum) auf die Rotation des gesamten Beines. Ihre Ansätze sind im Bildanhang ersichtlich.
-Das Ideal ist ein weder nach innen- noch nach außen rotiertes Bein. Wir haben oft das Fehlerbild der Außenrotation in der Phase zwischen Kniehubposition und Bodenkontaktphase. Vgl. meinen Video-Upload: Fraser mit Außenrotation, Jeter in kribbelgänsehauterzeugender Perfektion. https://vid.me/SYGZ Während der Bodenkontaktphase dreht sich das Bein wieder in die normale Position. Probleme sind eine durch außenrotierten Fußaufsatz begünstigte Überpronation und eine seitliche Belastung des Knies.
Ich schlage folgende Lösung vor:
Wir denken uns eine Dehnübung: Im einbeinigen Stand liegt das nach vorn angehobene, gestreckte Spielbein auf einem Hocker auf. Durch Vorbeugen dehnen wir unsere Beinbeuger des Spielbeines. Wir stellen fest, dass bei Innenrotation des Beines die lateralen Anteile (biceps fem. cap. longum) und bei Außenrotation die medialen Anteile (semitendinosus, semimembranosus) stärker gedehnt werden. Gleiches gilt übrigens für ein Nachhintenschieben der Spielbeinbeckenhälfte (lateral stärkere Dehnung) oder ein Nachvornschieben derselben (medial stärkere Dehnung).
Bei den Sitzmenschen (Schüler, ...) sind wohl aus irgendeinem Grund die lateralen Anteile verkürzter als die medialen. Meine Hypothese: Die verkürzten lateralen Anteile erfahren in der Abwärtsbeschleunigung des Beines bis zum Bodenkontakt einen stärkeren Dehnungsreflex, kontrahieren infolgedessen stärker (als die medialen Anteile) und sind dominant, bewirken also die Außenrotation. Demnach wäre ein Dehntraining der lateralen Ischiocrurales-Anteile und evtl. ein Krafttraining für die medialen Anteile zielführend für eine gerade Beinführung. Weiterhin können wir durch häufige Wiederholung Bewegungen einschleifen. Ständige Korrektur bei Lauf-ABC-Übungen wie Quick Legs und B-Skipping wäre sicher auch gewinnbringend.
Ich bin gespannt auf eurer Wissen zu diesem Thema: Vielleicht können wir meinen Ansatz weiterentwickeln, vielleicht müssen wir ihn aber auch verwerfen.