10.01.2015, 18:32
(10.01.2015, 17:37)MZPTLK schrieb:
Veranlagung oder was falsch gemacht?
Veranlagung wäre seltsam, zumal meine Brüder ohne Probleme Fußball spielen und auch meine Eltern früher diverse laufintensive Sportarten ohne Probleme ausgeübt haben.
Ich weiß eben nicht, welche Ansätze ich noch aufgreifen soll - mein Becken steht nicht anterior, im Gegenteil, ich laufe mit einem zu posterior gekippten Becken, das ich nur mit Gewalt aus seiner Rückenlage bekomme. Ein außenrotierter Fußaufsatz ist bei meinem linken Fuß stärker ausgeprägt, aber die Shin Splints rechts mehr. Das kann also kaum die Ursache sein. Nach einem halben Jahr intensiven Abduktorentrainings und Nicht-Trainings der Adduktoren kann ich auch eine Abduktorenschwäche ausschließen. Ich kann mein gestrecktes Bein ohne Festhalten mit den Händen z.B. seitwärts in die Waagerechte heben und dort eine halbe Minute verharren lasse, dann bekomme ich einen Krampf.
Einzig der überpronierte Fußaufsatz ist im Video nach wie vor gut zu sehen. Aber kann eine Überpronation, die bei mir nicht allzu stark ausgeprägt ist, solche massiven Schmerzen verursachen?
Ich habe nur noch einen einzigen Ansatz, der mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen ist: Meine Mm. tibiales anteriores sind sichtbar hypertrophiert. Meine Wadenmuskeln dagegen ungewöhnlich dehnbar - Ich kann die Soleusdehnung bei gebeugtem Knie gar nicht durchführen, weil ich das Fußgelenk bis an den Anschlag dorsalstrecken kann. Bei der Gastrocnemiusdehnung lässt die Dehnspannung nach einigen Sekunden so nach, dass ich auch dort am Gelenkanschlag bin. Das eindeutig nicht normal und deutet auf eine muskuläre Dysbalance zugunsten des M. tibialis anterior und zu Ungunsten der Mm. solei et gastronemii hin. Muskeln mit einer erhöhten Dehnbarkeit oder funktionellen Länge reagieren später mit dem Dehnungsreflex auf eine Dehnung. Da meine Wadenmuskeln wirklich das Dehnbarste sind, was man sich vorstellen kann, müssten sie dann eigentlich auch sehr reaktionsfaul sein beim Fußaufsatz und die Ferse weit runtersacken lassen, bevor sie mal Spannung machen. Während der M. tibialis posterior normal zeitig direkt nach der Landung exzentrisch kontrahiert, aber mitnichten von den Wadenmuskeln, die ja auch wichtige Supinatoren sind, unterstützt und dann überlastet wird. Ich füge hinzu, dass sich dort (M. tibialis posterior) dann ein starker Muskelkater entwickelt, was mit den exzentrischen Überlastungen zusammenpassen würde. Hier auch nochmal der Hinweis, bei Muskelproblemen zu schauen, ob Synergisten ihren Jobb vernachlässigen und so die Agonisten überlastet werden (laut Shirley Sahrmann).
Da fehlt nur noch die Frage - Warum zum Teufel sind die so lang und/oder dehnbar? Vielleicht Veranlagung? Schließlich kann ich auch bei der Hüftbeugerdehnung per Ausfallschritt bis an den Hüftgelenksanschlag gehen, und kann den Armrumpfwinkel überstrecken, während andere beim Handstand nicht mal eine vollkommene Schulterstreckung hinkriegen. Ich kann bei der Brücke meine Fersen anschauen. Ich kann auch bei der Fleischerhakenübung mit jeder Hand jeweils fast den anderen Ellbogen erreichen. Aber ich kann keinen Seitspagat (Beine nach links und rechts), da fehlen noch 30cm nach unten und einen Querspagat (ein Bein nach vorn, eins nach hinten) kann ich auch nicht, weil meine Beinbeuger sehr undehnbar sind. Ich kann z.B. gerade so bei gestreckten geschlossenen Beinen mit Abbeugen nach vorn auf den Boden tippen (woran ich zur Zeit täglich arbeite, angefangen habe ich mit den Fingerspitzen auf halber Höhe der Schienbeine). Meine Fußgelenke sind in beide Richtungen bis an den Anschlag beugbar, meine Dorsalextensoren kann ich auch nur ein paar Sekunden dehnen, bis ich am Gelenkanschlag bin.
Aber eine muskuläre Dysbalance ist ja nicht angeboren, sondern erworben und darum überlege ich, wie es dazu gekommen sein könnte. Das erste Mal versucht, meine Waden zu dehen, war, als ich im olympischen Sommer (Das Motto "Inspire a generation" hat damals wohl bei mir Wirkung gezeigt, wenn ich damals auch zunächst am Schwimmen interessiert war... Vorher war ich ein absoluter Sportmuffel) das erste Laufbuch (und damit die erste Sportliteratur meines Lebens) in die Hand nahm und da waren die schon so dehnbar. Und sind es bis heute, obwohl ich es ihnen nicht angewiesen habe. Ich stelle darum die Theorie auf: Meine Beinbeuger sind darum so vermindert dehnfähig, weil ich 12 Jahre lang in der Schule gesessen habe. Ich meine, meine häufigste Sitzposition ist folgende: Oberschenkel waagerecht auf der Sitzfläche, Kniewinkel kleiner als 90°, Fersen dadurch hinter den Knien, Sohlen flach auf dem Boden oder mit den Fersen angehoben. Das würde die Waden in eine verlängerte Position bringen. Nach Wiemann kann eine dauerhafte Verlagerung des Bewegungssekorts eines Muskels dessen funktionelle Verkürzung/Verlängerung (durch Zu- bzw. Abnahme von Sarkomeren) UND eine veränderte Dehnfähigkeit bewirken. Mein Schulweg sah so zudem aus: Morgens die gesamte Strecke bergab (trainiert den tibialis anterior) und nachmittags bergauf, aber mit langem Fersenkontakt, der meinem Gang zueigen ist und bei meinen beweglichen Fußgelenken sich auch nicht von Bergaufgehen vertreiben lässt. Daran hat sich in meiner Unistadt nichts geändert. Ich lebe gefühlt auf dem höchsten Berg der Welt.
Das hieße, dass ich meine Dysbalance beheben muss. Nach Wiemann kann man das tun, indem man den schwachen Agonisten zur sarkomeren Hypertrophie bringt. Nur das kann die Muskelspannung erhöhen, das Gelenk durch das veränderte Spannungsverhältnis wieder ausrichten und fertig. Aber nicht, wenn es um verlagerte Bewegungssektoren wie durch langes Sitzen geht. Dort müsste man die Bewegungen verändern. Heißt:
Ich darf nicht mehr sitzen. Trotzdem währe wohl ein Hypertrophietraining der Wadne gut, um diese zu verkürzen. Und diese sollten vielleicht exzentrsich trainiert werden, damit sie die Landung gefälligst mal abfangen, anstatt den armen tibialis posterior alles machen zu lassen...