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Erschütternde Wahrheit - Druckversion

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RE: Erschütternde Wahrheit - Hellmuth K l i m m e r - 20.02.2016

Heute sah ich mir den Film "Erschütternde Wahrheit"   (treffender Originaltitel: "Concussion" = Erschütterung ) an.
Er ist sehenswert, auch wenn das eigentliche Anliegen, Front zu machen gegen American Football und seine Vergötterung 
in den USA im Wust der 112-minütigen Hollywood-Inszenierung etwas untergeht.
(Ich als Zuschauer konnte nicht immer den häufigen Szenenwechsel, den harten Schnitten, ... folgen. Undecided )

H. Klimmer / sen.


RE: Erschütternde Wahrheit - gera - 21.02.2016

den wahren Sport gibt es wohl nur noch bei den Breitensportlern - den Amateuren - bei den meisten Spitzensportlern und Funktionären ist es Arbeit und es geht es ums Geldverdienen. Aber anders geht es wohl nicht in diesem System.


RE: Erschütternde Wahrheit - Pollux - 21.02.2016

(20.02.2016, 16:49)lor-olli schrieb: Traut sich eigentlich noch jemand vom Sport als Selbstzweck zu sprechen?


Man wird sich trauen müssen! 

Es geht ja stets auch um die Nutzung eines symbolischen Mehrwerts. Du kannst im sportlichen Umgang mit dem Unverfügbaren (nur als beispielhafter Verweis im Umkreis von Gumbrecht) einen existenzialen Hintergrund des Menschseins erkennen. Das wäre ganz und gar Selbstzweck-konform. 

Aber wenn ein Volkswirtschaftler mit dem Hinweis auf die ‚Erlebnisgrundversorgung’ des Bürgers das ‚Ruhrgas des Sports’ geltend macht, ist klar, wie man medienökonomisch Nägel mit Köpfen macht. Und wenn dann noch ein Soziologe die Weisheit anschließt, in der Sportpräsentation werde die kalte Welt des Rationalismus kompensiert, nationale Identität gestiftet (und was weiß ich noch alles), dann gibt es in Sachen Instrumentalisierung kein Halten mehr. 

Indem aber stets auch ein symbolischer Mehrwert abgeschöpft wird, bleibt gleichzeitig eine Gewissheit in Sachen Selbstzweck bestehen. Denn wenn das Ganze bloß Unterhaltung und Show wäre, könnte es sich auch mit dem Beschiss und der Korruption arrangieren. (Oder damit, dass sich jeden Spieltag 100 Footballprofis den Schädel einrennen) Das Geschehen muss also immerhin eine authentische und intakte Welt vergegenwärtigen. Die aber gibt es nur, wenn - selbst in der Instrumentalisierung des Sports - der Selbstzweckcharakter präsent bleibt. 

Dessen Souveränität besteht also darin, sagen zu können: Wer mich los wird, wird den Sport los. (Und auch die widerspruchsfreie Möglichkeit zu sagen, dass der Sport auch für das.. und das ...gut ist) Was danach kommt, ist Subkultur. Also Brot und Spiele...  Sleepy


RE: Erschütternde Wahrheit - Hellmuth K l i m m e r - 21.02.2016

(21.02.2016, 10:46)Pollux schrieb: Man wird sich trauen müssen! 

Es geht ja stets auch um die Nutzung eines symbolischen Mehrwerts. Du kannst im sportlichen Umgang mit dem Unverfügbaren (nur als beispielhafter Verweis im Umkreis von Gumbrecht) einen existenzialen Hintergrund des Menschseins erkennen. Das wäre ganz und gar Selbstzweck-konform ...

... und so weiter, u.s.w.

Und jetzt - bitte Pollux - noch mal das Geschriebene für alle User  v e r s t ä n d l i c h !!!
Ich kann deinen (und auch MZPTLKs) Ausführungen leider nicht folgen. Huh

H. Klimmer / sen.


RE: Erschütternde Wahrheit - MZPTLK - 21.02.2016

Jeder darf Sport machen und machen lassen, wie er möchte.
Sport ist niemals vollkommen frei von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wechselwirkungen.
Wer den Groschen in die Musikbox steckt, bestimmt die Musik.

Will man bestimmte Entwicklungen nicht, kann man argumentieren, für Alternativen werben
oder boykottieren, um den Sumpf finanziell auszutrocknen.
Ich z.B. gucke seit Jahrzehnten keine Krimis, keinen Quiz, kaufe bestimmte Sachen nicht, z.B. Atom- und Kohlestrom, usw.
Wieviele von den Maulhelden lassen edlen Worten konsequent Taten folgen?
Nur ein geringer Prozentsatz! Angry



I


RE: Erschütternde Wahrheit - MZPTLK - 21.02.2016

(21.02.2016, 12:29)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Und jetzt - bitte Pollux - noch mal das Geschriebene für alle User  v e r s t ä n d l i c h !!!
Ich kann deinen (und auch MZPTLKs) Ausführungen leider nicht folgen. Huh
Pollux rekurriert auch auf das 2005 veröffentlichte Werk von Gumbrecht über den Wert des Sports.
G. ist pimär Literaturwissenschaftler, diese berauschen sich oft mehr an ihrem Wortgetöse als an der eher zufälligen Tiefe ihrer Gedanken.
In diesem Fall sind die Gedanken aber bedenkenswert.
Es geht um Authentizität, Fremd-Zweckfreiheit, Freude am Sport an und für sich, Ästhetik, Meditation, Zu-Sich-Kommen in Momenten der Vollendung, usw.

Wenn man aber gaaaanz tiieeeef bohrt, entdeckt man - ob es einem passt oder nicht -
Interdependenzen zur schnöden Wirklichkeit.
Wirklichkeit hat mit Wirkungen zu tun.


RE: Erschütternde Wahrheit - lor-olli - 21.02.2016

@Pollux,
ich war in der Frage nicht präzise genug, sie müsste lauten: Traut sich eigentlich noch jemand beim professionellen Sport von Selbstzweck zu sprechen? (Und was ist dieser Selbstzweck…)
Zitat:MZ schrieb:
entdeckt man - ob es einem passt oder nicht -
Interdependenzen zur schnöden Wirklichkeit.
Wirklichkeit hat mit Wirkungen zu tun.

genau das war ja mein Anliegen, die theoretische Erörterung des philosophischen Status prallt an der Wirklichkeit ab!
Bsp.? Plädiert hier irgendjemand FÜR Doping oder die Dopingfreigabe? Ist es letztlich nicht auch die Mehrheit der Sporttreibenden hierzulande gegen Doping (an amerikanischen HighSchools sieht das vielleicht ein bisschen anders aus, dort ist ja auch Ritalin für völlig Gesunde in der Prüfungsvorbereitung scheinbar "normal" - zumindest nach den Verschreibungszahlen!) . Sollte demzufolge nicht im Sinne der Mehrheit der sauberen Sportler wesentlich schärfer gegen Doping vorgegangen werden, bzw. die Strafen der Erwischten dem Schaden entsprechen den sie dem Sport zufügen - nämlich nachhaltig?

Wieviel commoness besteht zwischen den Verlautbarungen des IAAF und der Praxis der Führung des Verbandes? Laufen die ethischen Prinzipien nicht scheinbar zwangsläufig den monetären Erwägungen zuwider? Für Amateure mögen durchaus noch andere Erwägungen gelten, die Regeln für den Sport werden aber “in ser Regel" von den professionels gesetzt. Nach Diack nun auch von Lord Coe! Was ist SEIN Selbstzweck? Vertrauensselligkeiten habe ich in dieser Frage gestrichen…


RE: Erschütternde Wahrheit - Pollux - 21.02.2016

Beim professionellen Sport gibt es sportexterne Zwecksetzungen. Und die nehmen Einfluss auf Entscheidungen. Wenn es um viel Kohle geht, ist der sportliche Erfolg möglicherweise selbst NUR ein Mittel für einen Zweck, der nicht per se zum Sport gehört. Und wenn er zum professionellen Sport dennoch gehört, haben wir genau 2 Möglichkeiten. Entweder zu sagen: Jetzt ist der Sport verdorben, denn genau hier wird bereits sein Selbstzweckcharakter untergraben. Oder wir haben die Möglichkeit zu sagen: Es ist dennoch erwartbar, dass sich Akteure nicht von den externen Zwecksetzungen abhängig machen: Weil ihre Integrität (und der Bezug auf den Selbstzweckcharakter des Sports) die entscheidende Handlungsorientierung bleibt. Wenn wir für Möglichkeit 2 optieren - was wir immer dann tun, wenn wir den prof. Sport für akzeptierbar halten, - dann wissen wir gleichwohl, dass der Akteur unter diesen Bedingungen sehr viel leichter schwach werden kann. Deshalb erhöhen wir vernüftgerweise die Sanktionsbedingungen des Rechts. Und bemühen uns ggf. noch intensiver, das Doping auf anderen Ebenen zu bekämpfen. Das ändert aber nichts an der Sachlage.


RE: Erschütternde Wahrheit - lor-olli - 21.02.2016

@Pollux,
SO gibt es meine volle Zustimmung!


RE: Erschütternde Wahrheit - MZPTLK - 21.02.2016

Ich glaube es nicht!
Pollux, das könnte von mir sein!