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Altersgerechte Trainings- und Wettkampfbelastung im Laufbereich - Druckversion

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RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - S_J - 20.05.2025

Dass mit der Ausnahme von Duplantis die bekannteren Namen frühestens in der U16 auftauchen, sagt eigentlich alles über den Stellenwert von Ergebnissen in der U12/U14 und ihre Prognostik für die Lebensbestleistung. Daher finde ich es auch gut und richtig, dass der DLV diese Listen nicht führt.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - frbcrane2 - 20.05.2025

Das liegt aber auch dran, daß kaum jemand internationale U16 Bestenlisten verfolgt. Von Duplantis weiß man auch deshalb soviel, weil seine Eltern seinen Fortschritt schon sehr früh auf Video veröffentlicht haben.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - mariusfast - 20.05.2025

(20.05.2025, 09:37)S_J schrieb: Dass mit der Ausnahme von Duplantis die bekannteren Namen frühestens in der U16 auftauchen, sagt eigentlich alles über den Stellenwert von Ergebnissen in der U12/U14 und ihre Prognostik für die Lebensbestleistung. Daher finde ich es auch gut und richtig, dass der DLV diese Listen nicht führt.


Finde das auch überhaupt nicht aussagekräftig für deine Schlussfolgerung.
Ja ein Kinderrekord heißt nichts, aber das heißt auch nicht, dass es deshalb überhaupt nicht wichtig ist, schon in jungen Jahren gut zu sein. Man muss ja nicht immer von einem ins andere Extrem gehen. Und schon gar nicht wie hier in DE und sagen man müsse überhaupt kein Lauf trainieren.

Ingebrigtsen lief auch mit 10 schon außergewöhnliche Zeiten. mit 13 J 4:06, übrigens bei einem Meeting in der Schweiz  http://www.blv-nachwuchs.ch/wettk/archiv/2014/c-trackeventsmeetingjona14.pdf


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - vedo - 20.05.2025

(20.05.2025, 09:18)Sandmann schrieb: Für den einen oder anderen Gruseleffekt reicht es aber doch. Lese ich das richtig - fünfjährige Kinder auf der Marathonstrecke?

Habe eben erst den vor Jahren eingetrockneten "Wunderkinder"-Thread entdeckt. Für mich ein endlos faszinierendes Thema. Vielleicht geht es da ja mal weiter? Jugendschutz vs. Talentvergeudung. Förderung und Überforderung. Physiologisches, Soziologisches, Psychologisches, Statistisches, Politisches - alles drin.
Bedenken kommen da sicherlich leicht auf. Wenn man so die Namen der Hinweisgeber unten durchschaut, sind es wenig überraschend oft die Eltern, die dort stolz die Leistungen des Nachwuchses mitteilen.

Die Eingangsfragestellung im Wunderkinder-Thread kann man zumindest nun mal beantworten:

(12.11.2017, 17:22)Jo498 schrieb:
(12.11.2017, 16:23)Robb schrieb: Die 12jährige Australierin Imogen Stewart lief in Sydney 9:19.42 über 3000m. Mit der Zeit wäre sie bei uns dieses Jahr in der U20 die schnellste und bei den Frauen die Nummer vier.

Sie wäre damit auch 5. in der europ. U20 und 4. in der australischen U20
http://athletics.com.au/Portals/56/Competition/Documents/AUSRANK2017%20301017.pdf

Wir können ja ein langfristiges Tipspiel machen, ob Imogen Stewart in 6 Jahren

a) 8:30 läuft (australischer Rekord ist 8:38)
b) 9:00 läuft
c) überhaupt nicht mehr läuft

Richtig ist nach nunmehr über 7 Jahren wohl c). Stewart hat es immerhin noch bis ins Jahr 2021 geschafft, seither kam nichts mehr. Mit einer 9:01 im Jahr 2020 hat sie immerhin zwischenzeitlich auch b) geschafft.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - mariusfast - 21.05.2025

(20.05.2025, 09:18)Sandmann schrieb:
(20.05.2025, 08:20)vedo schrieb:
(20.05.2025, 07:36)tobitobs schrieb: http://age-records.125mb.com - den längeren Laufbereich betreffend sicher nicht representativ , da es keinerlei Ergebnisse aus den ostafrikanischen Ländern gibt.
Ist wirklich eine recht subjektive Auswahl (ohne dass mir eine Erklärung bekannt wäre, welche Länder warum nicht geführt werden). Die Chinesinnen der 90er würden sich eigentlich auch kräftig an den Laufrekorden im U20/U18-Bereich beteiligen, aber China wird genauso erst gar nicht geführt. So wird auch das aktuelle (vermeintliche) Wunderkind im Speerwurf Yan Ziyi dort nicht ihren Eintrag finden trotz U20/U18-Weltrekord/Bestweite.

Für den einen oder anderen Gruseleffekt reicht es aber doch. Lese ich das richtig - fünfjährige Kinder auf der Marathonstrecke?

Habe eben erst den vor Jahren eingetrockneten "Wunderkinder"-Thread entdeckt. Für mich ein endlos faszinierendes Thema. Vielleicht geht es da ja mal weiter? Jugendschutz vs. Talentvergeudung. Förderung und Überforderung. Physiologisches, Soziologisches, Psychologisches, Statistisches, Politisches - alles drin.
Also in dem Wunderkinder Thread habe ich keinen Beitrag gefunden, der Hinweise gibt, wieso es "gruselig" sein sollte einen Marathon zu laufen im Kindesalter. Dass Marathonlaufen langsam machen muss stimmt ja auch nicht. Die Allemeine entwicklung der aeroen Ausdauer (GA1) Vo2 Max sowie an der reinen Schnelligkeit wird doch sogar vom IAT empfohlen hieß es hier vor kurzem ich weiß leider nichtmehr in welchem Thread).

Allerdings Schwelle und Schnelligkeitsausdauer erst im Leistungssportalter

Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich meine der Beitrag kam von S_J.

Demnach ist es dann kein Problem einen Marathon zu laufen, aber vllt. nicht förderlich für die langfristige Entwicklung, wenn nur an der Schwelle und GA2, also zu Marathonspezfisich trainiert wird?  Wobei GA1 ja auch marathonspezifisch und der schnellere Bereich nicht weit von Marathonpace entfernt ist.

Wieso regt sich dann niemand darüber auf, dass 800 Meter im Programm für 8 Jährige sind? Das könnte ja auch dazu führen, dass Trainer zu schnell nur laktazides Trainingi absolvieren, um kurzfristig erfolgreich zu sein. Ich denke nach der Logik dürfte man gar keine Bestenlisten mehr führen, auch keine U-18 oder U-20. Weil es davor für jeden Disziplinblock natürlich wichtig ist noch an den Grundlagen zu arbeiten.


Zur Belastungsverträglichkeit: ist nur meine persönliche Erfahrung, aber bei mir war das so dass ich mit 13 J. bspw. belastbarer war als dann später und kaum Muskelkater hatte. Weiß auch nicht ob man da jetzt pauschal sagen kann, dass es für 12 Jährige zu viel ist 2 Hinderniswettkämpfe innerhalb 2 Tage zu laufen.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - S_J - 21.05.2025

(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Also in dem Wunderkinder Thread habe ich keinen Beitrag gefunden, der Hinweise gibt, wieso es "gruselig" sein sollte einen Marathon zu laufen im Kindesalter. Die Allemeine entwicklung der aeroen Ausdauer (GA1) Vo2 Max sowie an der reinen Schnelligkeit wird doch sogar vom IAT empfohlen hieß es hier vor kurzem ich weiß leider nichtmehr in welchem Thread).

Allerdings Schwelle und Schnelligkeitsausdauer erst im Leistungssportalter

Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich meine der Beitrag kam von S_J.

Ich verlinke hier einfach mal die PPT einer alten Fortbildung, die BW Leichtathletik zusammen mit dem IAT entwickelt hat:
https://www.bwleichtathletik.de/fileadmin/WLV/Bildung/Training/Lauf/Trainingsbereiche_Lauf_U14_U16_01.pdf


(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Demnach ist es dann kein Problem einen Marathon zu laufen, aber vllt. nicht förderlich für die langfristige Entwicklung, wenn nur an der Schwelle und GA2, also zu Marathonspezfisich trainiert wird?
Der erste relevante Punkt wäre, sich Gedanken um die physiologische Entwicklung zu machen. Ein 5-Jähriger kann, pauschal gesagt, gar nicht im GA2-Bereich laufen, weil ihm dafür die entsprechenden physiologischen Parameter fehlen. Die Trainierbarkeit und Belastbarkeit beginnt eigentlich erst mit der Pubertät bedingt durch den Anstieg des Hormonspiegels. Und erreicht dann Anfang 20 ihren Höhepunkt. Daher kann ich einen 5-Jährigen aus Sicht des Stoffwechsels gar nicht falsch belasten. Aus Sicht des Stützapparats aber wohl schon. Eine Belastungszeit von 5.5h für einen 5-Jährigen, der noch sehr weiche Knochen hat... ist riskant. Die meisten Kinder haben da aber auch einen ganz normalen Schutzmechanismus: Es wird ihnen zu langweilig und hören auf.

Das bringt mich zum zweiten Punkt, und der ist mindestens genauso relevant, nämlich die Frage, ob 4-6h Dauerlauf kindgemäß sind. Ja, es gibt sicherlich Kinder, die gerne bei ihren Eltern mitlaufen und ihnen nacheifern wollen. Aber ich würde die Aussage wagen, dass sie mindestens, wenn nicht sogar mehr Freude an einem kindgemäßen – gerne forderndem / förderndem, aber eben kindgemäßen – Training haben. Das heißt ja nicht, dass sie kein Ausdauertraining machen sollen. Nur eben bevorzugt in Spielformen und durch Alltagsaktivitäten auf dem Rad, im Schwimmbad etc. oder eben meinetwegen auch mal die Eltern beim Joggen begleiten. Aber dann vielleicht nicht gleich ein Marathon...

Drittens wäre da auch noch der psychologische Effekt, dass man sich Inhalte, wie den Marathon, aufspart, um sich auf etwas freuen und hinarbeiten zu können. Wenn ich in der U16 2000m oder 3000m laufe, dann in der U18 und U20 die 5000m, und dann sukzessive die Strecke steigere, kann ich mich immer auf etwas Neues freuen. Wenn ich gleich einen Marathon laufe, dann ist dieser Reiz nicht da.

(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Wieso regt sich dann niemand darüber auf, dass 800 Meter im Programm für 8 Jährige sind? Das könnte ja auch dazu führen, dass Trainer zu schnell nur laktazides Trainingi absolvieren, um kurzfristig erfolgreich zu sein. Ich denke nach der Logik dürfte man gar keine Bestenlisten mehr führen, auch keine U-18 oder U-20. Weil es davor für jeden Disziplinblock natürlich wichtig ist noch an den Grundlagen zu arbeiten.
Siehe oben. Mit 8-Jährigen kannst du gar kein laktazides Training durchführen, weil der Körper noch kein Laktat bildet. Genausowenig ist der Körper in der Lage, sonderlich effizient die Mitochondrien durch lange Dauerläufe zu vermehren. Vor Einstieg der Pubertät hat das höchstens mentale Auswirkungen.

Ab wann man Bestenlisten führt und die 'richtigen' Disziplinen im Wettkampf macht, ist ja ein beliebter Diskussionspunkt. Ich denke, dass der Kompromiss des DLV (Landesbestenlisten und Landesmeisterschaften ab U14 / nationale Bestenlisten und DM ab U16) nicht der verkehrteste ist, um die Athletinnen und Athleten langfristig und langsam an die Inhalte des Leistungssports heranzuführen.

Dass nicht alle Trainerinnen und Trainer in der Lage sind, sich hier bei der Trainingsmittelauswahl vernünftig zu verhalten, ist wohl so.

Es besteht auch ein Unterschied meines Erachtens nach, ob ich einen Reiz (sei es nun 800m oder 300m) regelmäßig im Training setze oder an 2-3 Wettkämpfen pro Saison und ggf. mal in einer Schlüsseleinheit. Insbesonder bei 300m Hürden ist es mental sinnvoll, auch mal über 3 Hürden gelaufen zu sein, was ja schon im Schnelligkeitsausdauerbereich liegt. Aber die Frage ist eben: wie oft und in welchem Umfang. Aber da reden wir dann ja schon von der AK15 im Sommer und nicht mehr von 12- oder 13-Jährigen.

Warum sollte man es nicht oft machen? Im Kinderbereich sind monotone Ausdauerformen einfach zu langweilig, aber vor allem nimmt es Zeit von der viel wichtigeren koordinativen Entwicklung weg. Was ich im 'goldenen Lernalter' erwerbe, hilft mir später. Ausdauer kann ich später deutlich besser nachholen. Wer schon einmal einem Quereinsteiger in der Pubertät versucht hat, Hürden beizubringen, wird das intuitiv nachvollziehen können.
Nach der Pubertät beginnt der Körper zwar die notwendigen Hormone, Enzyme etc. bereitzustellen, aber noch in deutlich geringerem Umfang als bei Erwachsenen. Ich bin hier also langfristig besser beraten, wenn ich in dem Alter die Grundlagen und vor allem die Belastungsverträglichkeit für das spätere Leistungstraining lege.

(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Zur Belastungsverträglichkeit: ist nur meine persönliche Erfahrung, aber bei mir war das so dass ich mit 13 J. bspw. belastbarer war als dann später und eigentlich nie Muskelkater hatte. Weiß auch nicht ob man da jetzt pauschal sagen kann, dass es für 12 Jährige zu viel ist 2 Hinderniswettkämpfe innerhalb 2 Tage zu laufen.

Das liegt an den physiologischen Voraussetzungen. Kinder können auch kein hypertrophes Training absolvieren. Und nur weil man nicht "pauschal" sagen kann, dass es "zu viel" ist, ist es noch lange nicht sinnvoll. Vor allem Eltern denken immer gerne, dass es mit ihrem Kind ja anders ist und es aufgrund seiner Begabung ja auch besonders trainiert werden müssen und schon mehr vertrage als die anderen Kinder. Die meisten dieser hochbegabten Kinder sehe ich im U18+ Bereich nicht mehr.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - S_J - 21.05.2025

(20.05.2025, 09:45)frbcrane2 schrieb: Das liegt aber auch dran, daß kaum jemand internationale U16 Bestenlisten verfolgt. Von Duplantis weiß man auch deshalb soviel, weil seine Eltern seinen Fortschritt schon sehr früh auf Video veröffentlicht haben.

Ich würde hier aber auch nochmal zwischen konditionellen und koordinativen Fähigkeiten unterscheiden. 

Im konditionellen Bereich korrelieren die leistungsbestimmenden Faktoren prä- und postpubertär nicht zwangsläufig miteinander. 

Im koordinativen Bereich ist frühes Lernen (solange es kindgerecht und freudbetont erfolgt...) durchaus hilfreich. Ich würde daher im präpubertären Alter grundsätzlich z.B. Turnen  mehr empfehlen als einen Marathon.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - OldSchoolRunner - 21.05.2025

(21.05.2025, 08:47)S_J schrieb:
(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Also in dem Wunderkinder Thread habe ich keinen Beitrag gefunden, der Hinweise gibt, wieso es "gruselig" sein sollte einen Marathon zu laufen im Kindesalter. Die Allemeine entwicklung der aeroen Ausdauer (GA1) Vo2 Max sowie an der reinen Schnelligkeit wird doch sogar vom IAT empfohlen hieß es hier vor kurzem ich weiß leider nichtmehr in welchem Thread).

Allerdings Schwelle und Schnelligkeitsausdauer erst im Leistungssportalter

Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich meine der Beitrag kam von S_J.

Ich verlinke hier einfach mal die PPT einer alten Fortbildung, die BW Leichtathletik zusammen mit dem IAT entwickelt hat:
https://www.bwleichtathletik.de/fileadmin/WLV/Bildung/Training/Lauf/Trainingsbereiche_Lauf_U14_U16_01.pdf


(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Demnach ist es dann kein Problem einen Marathon zu laufen, aber vllt. nicht förderlich für die langfristige Entwicklung, wenn nur an der Schwelle und GA2, also zu Marathonspezfisich trainiert wird?
Der erste relevante Punkt wäre, sich Gedanken um die physiologische Entwicklung zu machen. Ein 5-Jähriger kann, pauschal gesagt, gar nicht im GA2-Bereich laufen, weil ihm dafür die entsprechenden physiologischen Parameter fehlen. Die Trainierbarkeit und Belastbarkeit beginnt eigentlich erst mit der Pubertät bedingt durch den Anstieg des Hormonspiegels. Und erreicht dann Anfang 20 ihren Höhepunkt. Daher kann ich einen 5-Jährigen aus Sicht des Stoffwechsels gar nicht falsch belasten. Aus Sicht des Stützapparats aber wohl schon. Eine Belastungszeit von 5.5h für einen 5-Jährigen, der noch sehr weiche Knochen hat... ist riskant. Die meisten Kinder haben da aber auch einen ganz normalen Schutzmechanismus: Es wird ihnen zu langweilig und hören auf.

Das bringt mich zum zweiten Punkt, und der ist mindestens genauso relevant, nämlich die Frage, ob 4-6h Dauerlauf kindgemäß sind. Ja, es gibt sicherlich Kinder, die gerne bei ihren Eltern mitlaufen und ihnen nacheifern wollen. Aber ich würde die Aussage wagen, dass sie mindestens, wenn nicht sogar mehr Freude an einem kindgemäßen – gerne forderndem / förderndem, aber eben kindgemäßen – Training haben. Das heißt ja nicht, dass sie kein Ausdauertraining machen sollen. Nur eben bevorzugt in Spielformen und durch Alltagsaktivitäten auf dem Rad, im Schwimmbad etc. oder eben meinetwegen auch mal die Eltern beim Joggen begleiten. Aber dann vielleicht nicht gleich ein Marathon...

Drittens wäre da auch noch der psychologische Effekt, dass man sich Inhalte, wie den Marathon, aufspart, um sich auf etwas freuen und hinarbeiten zu können. Wenn ich in der U16 2000m oder 3000m laufe, dann in der U18 und U20 die 5000m, und dann sukzessive die Strecke steigere, kann ich mich immer auf etwas Neues freuen. Wenn ich gleich einen Marathon laufe, dann ist dieser Reiz nicht da.

(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Wieso regt sich dann niemand darüber auf, dass 800 Meter im Programm für 8 Jährige sind? Das könnte ja auch dazu führen, dass Trainer zu schnell nur laktazides Trainingi absolvieren, um kurzfristig erfolgreich zu sein. Ich denke nach der Logik dürfte man gar keine Bestenlisten mehr führen, auch keine U-18 oder U-20. Weil es davor für jeden Disziplinblock natürlich wichtig ist noch an den Grundlagen zu arbeiten.
Siehe oben. Mit 8-Jährigen kannst du gar kein laktazides Training durchführen, weil der Körper noch kein Laktat bildet. Genausowenig ist der Körper in der Lage, sonderlich effizient die Mitochondrien durch lange Dauerläufe zu vermehren. Vor Einstieg der Pubertät hat das höchstens mentale Auswirkungen.

Ab wann man Bestenlisten führt und die 'richtigen' Disziplinen im Wettkampf macht, ist ja ein beliebter Diskussionspunkt. Ich denke, dass der Kompromiss des DLV (Landesbestenlisten und Landesmeisterschaften ab U14 / nationale Bestenlisten und DM ab U16) nicht der verkehrteste ist, um die Athletinnen und Athleten langfristig und langsam an die Inhalte des Leistungssports heranzuführen.

Dass nicht alle Trainerinnen und Trainer in der Lage sind, sich hier bei der Trainingsmittelauswahl vernünftig zu verhalten, ist wohl so.

Es besteht auch ein Unterschied meines Erachtens nach, ob ich einen Reiz (sei es nun 800m oder 300m) regelmäßig im Training setze oder an 2-3 Wettkämpfen pro Saison und ggf. mal in einer Schlüsseleinheit. Insbesonder bei 300m Hürden ist es mental sinnvoll, auch mal über 3 Hürden gelaufen zu sein, was ja schon im Schnelligkeitsausdauerbereich liegt.  Aber die Frage ist eben: wie oft und in welchem Umfang. Aber da reden wir dann ja schon von der AK15 im Sommer und nicht mehr von 12- oder 13-Jährigen.

Warum sollte man es nicht oft machen? Im Kinderbereich sind monotone Ausdauerformen einfach zu langweilig, aber vor allem nimmt es Zeit von der viel wichtigeren koordinativen Entwicklung weg. Was ich im 'goldenen Lernalter' erwerbe, hilft mir später. Ausdauer kann ich später deutlich besser nachholen. Wer schon einmal einem Quereinsteiger in der Pubertät versucht hat, Hürden beizubringen, wird das intuitiv nachvollziehen können.
Nach der Pubertät beginnt der Körper zwar die notwendigen Hormone, Enzyme etc. bereitzustellen, aber noch in deutlich geringerem Umfang als bei Erwachsenen. Ich bin hier also langfristig besser beraten, wenn ich in dem Alter die Grundlagen und vor allem die Belastungsverträglichkeit für das spätere Leistungstraining lege.

(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Zur Belastungsverträglichkeit: ist nur meine persönliche Erfahrung, aber bei mir war das so dass ich mit 13 J. bspw. belastbarer war als dann später und eigentlich nie Muskelkater hatte. Weiß auch nicht ob man da jetzt pauschal sagen kann, dass es für 12 Jährige zu viel ist 2 Hinderniswettkämpfe innerhalb 2 Tage zu laufen.

Das liegt an den physiologischen Voraussetzungen. Kinder können auch kein hypertrophes Training absolvieren. Und nur weil man nicht "pauschal" sagen kann, dass es "zu viel" ist, ist es noch lange nicht sinnvoll. Vor allem Eltern denken immer gerne, dass es mit ihrem Kind ja anders ist und es aufgrund seiner Begabung ja auch besonders trainiert werden müssen und schon mehr vertrage als die anderen Kinder. Die meisten dieser hochbegabten Kinder sehe ich im U18+ Bereich nicht mehr.

Thumb_up Danke, gut zusammengefasst. 
Übrigens bin ich mit 13 Jahren auch mal einen Marathon gelaufen und war dann "trotzdem" viele Jahre lang sehr erfolgreich. Habe aber genügend Beispiele gesehen, wo das ganz anders aussah.
Und zu meiner kritischen Aussage zu den 3000m-Hindernis bei einer 12jährigen: Bei einer solch langen Strecke bist Du irgendwann müde und die Belastung auf den Stützapparat erhöht sich dann natürlich, wenn Du nicht mehr sauber laufen kannst. Die 1500m Hindernis sind hingegen auch von vielen gut zu schaffen.


RE: 34. Internationales Läufermeeting - Pliezhausen, 18.05.2025 - Atanvarno - 21.05.2025

(20.05.2025, 10:11)mariusfast schrieb: Ingebrigtsen lief auch mit 10 schon außergewöhnliche Zeiten. mit 13 J 4:06, übrigens bei einem Meeting in der Schweiz  http://www.blv-nachwuchs.ch/wettk/archiv/2014/c-trackeventsmeetingjona14.pdf

Wobei wir nicht wissen, ob er nicht genauso gut geworden wäre, wenn er erst etwas später solche Leistungen erbracht hätte. Und mit Blick auf die inzwischen bekannten Vorfälle ist auch die Frage, ob er das gemacht hat, weil er es wollte und Spaß daran hatte, oder weil es sonst Ohrfeigen von Gjert gegeben hätte.

Ich finde es generell fragwürdig, aus dem Einzelfall Ingebrigtsen allgemeine Prinzipien für das Nachwuchstrainig ableiten zu wollen. Die überwältigende Mehrheit präpubertärer Athleten sollte aus meiner Sicht nicht so trainieren wie Ingebrigtsen (weder von den Umfängen noch von der Intensität).


RE: Altersgerechte Trainings- und Wettkampfbelastung im Laufbereich - Reichtathletik - 21.05.2025

Zitat:S.J. schrieb:
Warum sollte man es nicht oft machen? Im Kinderbereich sind monotone Ausdauerformen einfach zu langweilig, aber vor allem nimmt es Zeit von der viel wichtigeren koordinativen Entwicklung weg. Was ich im 'goldenen Lernalter' erwerbe, hilft mir später. Ausdauer kann ich später deutlich besser nachholen. Wer schon einmal einem Quereinsteiger in der Pubertät versucht hat, Hürden beizubringen, wird das intuitiv nachvollziehen können.
Nach der Pubertät beginnt der Körper zwar die notwendigen Hormone, Enzyme etc. bereitzustellen, aber noch in deutlich geringerem Umfang als bei Erwachsenen. Ich bin hier also langfristig besser beraten, wenn ich in dem Alter die Grundlagen und vor allem die Belastungsverträglichkeit für das spätere Leistungstraining lege.

Vieles von dem, was du schreibst, finde ich sehr passend. Mit den Abschnitt hab ich etwas Probleme. Grundsätzlich stimme ich zwar auch hier überwiegend zu, aber ich würde gerne etwas präzisieren, denn genau diese Aussage wird von vilen Trainerinnen und Trainern in meinen Augen falsch bzw. verkürzt aufgefasst.

monotone Ausdauerformen einfach zu langweilig: Ja, das stimmt. Aber deshalb sollte man nicht auf Ausdauer verzichten, sondern sie altersgerecht vermitteln. Das findet oft nicht statt.

vor allem nimmt es Zeit von der viel wichtigeren koordinativen Entwicklung weg: Auch hier stimme ich zwar dem Grundtenor zu, aber sehe ebenfalls die Angst, dass Trainer sagen: Koordination ist wichtiger, deshalb kein Ausdauertraining. Die Frage sollte aber kein entweder oder sein, sondern ein wie: Wie gestalte ich training so, dass es vielfältig koordinativ ist, aber sich dennoch viel bewegt wird!

Ausdauer kann ich später deutlich besser nachholen: Das stimmt halt nur bedingt. Ja, es lässt sich bis zu einem gewissen Grad nachholen, anders als koordinative Fähigkeiten. Aber: Ich erlebe auch nicht selten Jugendliche, die Affinität zu Mittelstrecken oder Langstrecken aufweisen, dann aber nach jahrelangen "Ausdauer erst später"-Training in die U18 kommen und keine Trabpausen können oder keine 2-3km Einlaufen. Und das dann aufzuholen ist, wenn die Musik anfänt zu spielen, auch extrem schwer