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Carl Diem und der Gewissensbegriff - Druckversion

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RE: Silvio Schirrmeister - Diskusmann - 28.10.2014

Auch wenn der Faden sich etwas weg bewegt vom eigentlichen Thema: Die Aussagen Diems sind nicht losgelöst von der Zeit, in der er lebte, von seinen persönlichen Umständen und seinem Selbstverständnis zu betrachten. Wir haben im Nachhinein durch UNSERE Zeit, viel aufgeklärtere Erziehung und vollkommen andere Umstände ganz andere Möglichkeiten, Dinge zu sehen und zu ihnen zu stehen und zu beurteilen. Man muss nicht mit Diems Handeln, Denken und Aussagen übereinstimmen, man muss das alles nicht akzeptieren, aber man kann versuchen - eingedenk obiger Aussage - ihn und das, was deshalb von ihm kam, zu verstehen. Zumindest wertfreier einzuordnen, als es oftmals in nahezu pawlowscher Manier geschieht, wenn der Name Diem fällt!
Lag er richtig? Mit Vielem aus heutiger Sicht gesehen und beurteilt ganz sicher nicht!


RE: Silvio Schirrmeister - lor-olli - 28.10.2014

Das ist natürlich absolut korrekt, es ging mir nicht um eine Verurteilung Diems (da gab es schon genug "Richter"), sondern um die Einschätzung was er uns heute (!) noch zu sagen hat. Seine Denkweise und seine aktive Zeit spielten sich in einem vollkommen andern geschichtlichen Zeitfenster und Kontext ab, als unsere heute. Einer der verändertetn Hauptfaktoren in dieser Rechnung ist übrigens der Sport selbst, wie hätte Diem wohl den heutigen, professionellen Sport gesehen? (Ich mutmaße mal nicht, habe aber eine Meinung…)

Um zu Schirrmeister zurückzukommen: zu Diems "Zeiten" waren Begriffe wie burnout unbekannt und wären wohl auch nicht auf viel Verständnis gestoßen, insofern begrüßen wir also die gesellschaftliche Entwicklung Wink, es wäre bedauerlich wenn Schirrmeister kein Comeback gelänge. Er muss und sollte selbst entscheiden, so oder so ich wünsche ihm gutes Gelingen!


RE: Silvio Schirrmeister - -running- - 28.10.2014

(28.10.2014, 10:19)lor-olli schrieb: Gerade die Diziplinen in denen viele Faktoren zeitlich extrem komprimiert ablaufen (einen Fehler Marathon kann eventuell ausbügeln, im Kugelstoßen aber nicht) erfordern die Psyche vermutlich stärker als die Physis.
Ich glaube das Diziplinen "anders" sind, aber nicht "einfacher" oder "schwerer" im Bezug auf die Psyche.

So kann ich argumentieren, dass ich in einem Marathon 2h Zeit habe einen Fehler auszubügeln, im Kugelstoßen habe ich hingegen 3 bzw. sogar 6 unabhängige Versuche einen Fehler wieder "gut" zu machen.
Somit ist vielleicht Hürdensprint das schwerste Rennen, da hier ein Fehler an der ersten Hürde auswirkungen auf alle 10 weitern Hürden hat.
Oder ist vielleicht doch der Mittelstreckenlauf am "schwerer", da ich hier auch noch auf Gegner achten muss. Oder doch der Langstreckenlauf, da ich hier gegen Ermüdung und Gegener kämpfen muss und sich wieder rankämpfen erfordert auch viel "Psyche"

Unterschätze nie die Anforderungen von anderen Disziplinen

_running_


RE: Silvio Schirrmeister - MZPTLK - 28.10.2014

(28.10.2014, 10:19)lor-olli schrieb: Die Aussage von Kienle ist in überschauender Betrachtung dennoch richtig, 95% körperliche Fitness sind vermutlich das erreichbare Maximum eines Leistungsportlers !?!?
Es gibt ja die autonome Reserve von etwa 5%, die man normalerweise willentlich nicht mobilisieren kann. Ein Schutz des Körpers vor Überanstrengung, für Extrem-/Not-Situationen reserviert. Wird 'nachgeholfen', um diese Reserven teilweise oder gänzlich auszuschöpfen, kann es gefährlich werden.

Nochmal zu Diem: wo er recht hat, hat er recht, wo er unrecht hat, hat er unrecht.