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DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - Druckversion +- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com) +-- Forum: Archiv (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=18) +--- Forum: Großereignisse (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=19) +---- Forum: WM 2023 in Budapest (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=43) +---- Thema: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) (/showthread.php?tid=5445) |
RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - Befürworter - 27.08.2023 Nachtrag 26.08.: Melat Yisak Kejeta (Marathon) - Meldeliste Platz 30 - Endergebnis Platz 11 Hat sich damit nach ihrer Mutterschaft wieder in der absoluten Weltspitze zurückgemeldet. 27.08.: Haftom Welday (Marathon) - Meldeliste Platz 35 - Endergebnis Platz 15 Sehr beachtliches Resultat und weniger als drei Minuten hinter dem Weltmeister. Johannes Motschmann (Marathon) - Meldeliste Platz 51 - Endergebnis Platz 26 Vor allem der Kampfgeist beeindruckend, sich gegen Rennende um 30 Plätze nach vorn zu schieben. Christina Honsel (Hochsprung) - Meldeliste Platz 7 - Endergebnis Platz 8 Starke 1,94 m, Top-8-Platzierung und damit Platz im Olympiakader. Das hätte ihr im Vorfeld wohl kaum jemand zugetraut. Julian Weber (Speerwurf) - Meldeliste Platz 2 - Endergebnis Platz 4 Die Medaille wäre drin gewesen. Wenn er für die beste deutsche Platzierung der ganzen WM sorgt und trotzdem nur so lala beurteilt wird, unterstreicht das nur seine herausragende Rolle für die deutsche Leichtathletik und damit den deutschen Sport. Olivia Gürth (3000 m Hindernis) - Meldeliste Platz 29 - Endergebnis Platz 14 Zwei Bestleistungen und Olympianorm, und das alles mit nur 21 Jahren. Damit übrigens auch viertbeste Europäerin. Ihre Entwicklung in diesem Jahr ist sensationell, und man darf gespannt sein, wo die noch hinführt. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - Gertrud - 27.08.2023 (27.08.2023, 17:41)aj_runner schrieb:(27.08.2023, 16:51)frbcrane2 schrieb: Inzwischen gibt es zum Absturz des DLV sogar eine einigermaßen kritische Stellungnahme von Bügner: https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/78468-dr-joerg-buegner-veraenderungen-brauchen-zeitVolle Zustimmung! Da hilft eigentlich nur ein Sanierer mit weitreichenden Kompetenzen. Soll ich euch mal etwas sagen, dass kann man mit einigen Leuten gemeinsam an einem Tag in der Planung hinbekommen. Das Konzept für eine gute Verletzungsprophylaxe kann man ganz schnell erstellen. Das ist doch gar kein Problem. Die Niederländer haben auch flott ihren Erfolgsweg hinbekommen. Beispiel Vetter oder Mihambo - Das Thema muss an einem Wochenende gelöst und neu eingestielt werden. Das muss eine Person mit profunden Kenntnissen machen. Ich habe bei beiden Personen das Dilemma vorausgesagt, weil ich permanent in der Ursachenforschung recherchiere. Die Erfordernisse bei Malaika Mihambos Statik sind sonnenklar. Ich weiß, wovon ich spreche und wo die Zusammenhänge für die Hamstringverletzung in ihrer Statik ursächlich zu finden sind. Sie braucht im Prinzip nur wenige gezielte Übungen, die aber dem Mainstream nicht bekannt sind. Ich habe Kontakt zu einer Spitzenperson in der Hinsicht aufgenommen, die ein Imperium aufgebaut hat und mich demnächst hier in Marl zu Diskussionen besuchen wird. Ich habe jetzt zufällig die Füße einer WM-teilnehmenden Person gesehen, die in Budapest absolut versagt hat. Ich habe das gesamte Dilemma vor Augen und habe sofort gedacht. Da müsste Klartext geredet werden, um diesen Rohdiamanten zu retten. Stattdessen spricht man über Zentralisierung und gemeinsame TL in Florida und nur über solche Nebensächlichkeiten. Mir fehlt an unserem System die Zielstrebigkeit in den Hauptsachen. Bemerkenswert finde ich die Aussage von Dr. Bügner hinsichtlich Individualisierung. Genau das muss kommen!!! "Man kann bestimmte Strukturen nicht einfach jedem überstülpen, sondern muss den individuell richtigen Weg finden.“ Sehr gut!!! ![]() Gertrud RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - Befürworter - 28.08.2023 Zur Gesamtbewertung des Zustands der deutschen Leichtathletik verschiedene Bilanzen der WM 2023 in Budapest. Fehler bei den Zahlen kann ich nicht hundertprozentig auschließen: 1. Summe der DLV-Einzelbilanzen Der Vergleich der Endergebnisse mit den Meldelisten sagt meines Erachtens vorrangig etwas über den Saisonaufbau von Sportler und Heimtrainer sowie die Fahigkeit aus, im wichtigsten Wettkampf unter großem Druck und härtestmöglicher Konkurrenz abzuliefern. Da all das im DLV-System stattfindet, hat der durch Förderung, Bundestrainer, Trainingslager, Unterstützung vor Ort etc. durchaus einen gewissen Anteil daran: - 21 Ergebnisse über den Erwartungen - 21 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen - 14 Ergebnisse unter den Erwartungen Ich hätte hier eine Gaußsche Normalverteilung erwartet, also ähnlich viele bessere wie schlechtere Ergebnisse. Es kann unmöglich passieren, dass niemand enttäuscht. Mein Fazit daraus ist, dass die Mehrzahl gut vorbereitet war und abgeliefert hat. Die Summe der Einzelleistungen war also absolut zufriedenstellend. 2. Altersschnitt Hier habe ich einfach mal den Mittelwert aus dem aktuellen Alter aller Athleten in Jahren gezogen (eine geringe Ungenauigkeit ist also durch die Rundung enthalten, die Staffeln habe ich nicht berücksichtigt) und vergleiche mit den Zahlen der letzten beiden Olympischen Spiele, die ich schon mal aufbereitet hatte: - 26,3 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 25) - 26,7 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 25) - 26,3 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25) - 26,8 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 8) - 27,3 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 8) - 28 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25) Das Problem war keineswegs eine Überalterung des Teams. 3. Aussichten hinsichtlich des Alters Auch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse lässt keine Probleme hinsichtlich Paris 2024 erwarten. Nur wenige Sportler aus den Top 25 waren zum Wettkampftermin bereits über 30 Jahre alt: - Mit Christopher Linke ist nur eine Stütze des Teams mit 34 Jahren im wirklich fortgeschrittenen Alter, welches ein Karriereende nach den Olympischen Spielen sehr wahrscheinlich macht. Er treibt auch durch gleich zwei Top-Acht-Platzierungen diesen Schnitt nach oben, da ich ihn dort doppelt eingerechnet habe. - Daniel Jasinski (34, Jüngere rücken nach) - Sara Gambetta (30, Jüngere rücken nach) - Kristin Pudenz und Shanice Craft (30, bleiben uns hoffentlich noch einige Jahre erhalten) - Melat Kejeta (30, als Ausdauersportlerin vielleicht noch viele Jahre konkurrenzfähig) - Haftom Welday (33) 4. Punktewertung der Einzelplatzierungen im Vergleich zwischen Doha, Eugene und Budapest Die sicherlich aussagekräftigste Bilanz der deutschen Leichtathletik. Ich habe 12 Punkte für Platz 1 vergeben, 10 für Platz 2, 8 für Platz 3 usw. bis 3 für Platz 8, 2 für Plätze 9 bis 15 und einen für Plätze 16 bis 25. So ist meines Erachtens eine ausgewogene Bewertung sichergestellt, die Top-Leistungen ausreichend anerkennt, aber auch die Breite berücksichtigt. - 146 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Doha 2019) - 101 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Eugene 2022) - 107 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Budapest 2023) Man muss wissen, dass drei schlechte Weltmeisterschaften miteinander verglichen werden. Bestenfalls kann man sagen, dass der Abwärtstrend gestoppt wurde. Die Auswertung der Ausfälle zeigt aber, dass 42 Punkte mehr hätten möglich sein können. Auch wenn mir kein Vergleich mit den vorherigen Weltmeisterschaften möglich ist, sind damit fast 30 % des Potentials weggebrochen. Das erscheint viel. Interessant auch die Punktewertung allein der Platzierungen unter den ersten 8: - 103 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Doha 2019) - 48 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Eugene 2022) - 62 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Budapest 2023) Mit 13 Top-8-Platzierungen war man klar besser als in Eugene mit sieben und etwas schlechter als in Doha mit 15. 5. Geschlechterbilanz - Frauen: 46 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen) - Männer: 57 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen) Dass die Männer vorne liegen, ist eine bemerkenswerte Ausnahme. Die fünf punktbesten Leistungen wurden von Männern erzielt, während die besten Frauenergebnisse zwei sechste Plätze waren. 6. Medaillenbilanz Nicht die aussagekräftigste, aber die wichtigste Bilanz. Keine einzige Medaile zu holen ist eine Katastrophe in der öffentlichen Wahrnehmung, die sich berrechtigterweise darauf konzentriert. Dass die Detailauswertungen oben etwas besser aussehen und individuell sowieso andere Kriterien herangezogen werden müssen, geht dabei leider unter. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - beity - 28.08.2023 Nur ein Teilaspekt, aber.... in einigen technischen Wettbewerben haben gerade die Weltbesten im letzten Versuch so richtig einen rausgehauen. Ganz extrem beim Diskuswurf der Männer. Aber nicht nur dort. Ist das auch einem der deutschen Werfer oder Springer gelungen? Eher wohl nicht (Hochspringerin Honsel) muss man da ein wenig rausnehmen). Gibt es da eine psychologische oder mentale Komponente, das es die Deutschen eher nicht hinbekommen? Ein Weber beim Speerwurf. Der wollte unbedingt am Ende es noch drehen, aber da hätte ich einen Tausender drauf wetten können und so kam es auch, das unbedingte Wollen macht sich im technischen Ablauf negativ bemerkbar und der Wurf wird verrissen oder ähnlich. Oder gerade Diskuswurf. Je besser der Athlet ist , umso weniger scheint er/sie angewiesen zu sein auf ein Topergebnis auf einer "Segelwiese". Die können anscheinend auch in einem geschlossenen Stadion, auch ohne Wind, auch wenn sie bei ihrer Körperfülle nach Stunden im heißen Stadion auch leiden (habe ich öfters bei Deutschen Werfern gehört, also nicht mit der Körperfülle, sondern die Dauer des Wettbewerbs bei Hitze :-) als Entschuldigung) noch einen rausknallen. Trotz Druck, dass es die letzte Chance ist oder gerade deswegen? Aber ich bin kein Wurfspezialist, fiel mir als interessierter Beobachter halt auf. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - frbcrane2 - 28.08.2023 Jörg Bügner: "Wir brauchen hochqualifizierte Trainer mit reichhaltiger Erfahrung." Dies suggeriert, daß diese Trainer beim DLV fehlen, gleichzeitig wurde aber hier im Forum darauf hingewiesen, daß man sich diese Trainer nicht leisten kann. Laurent Meuwly hat mit den niederländischen 400m Läufern in Tokyo, Eugene und Budapest mehr Medaillen gesammelt als der DLV insgesamt. Die richtigen Trainer mit entsprechenden Kompetenzen wären also eine wirkungsvolle Maßnahme, aber dafür müßte man woanders sparen, oder der DOSB investiert endlich die Millionen in den Sport anstatt für völlig sinnlose Projekte wie POTAS. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - Reichtathletik - 28.08.2023 (28.08.2023, 11:12)frbcrane2 schrieb: Jörg Bügner: "Wir brauchen hochqualifizierte Trainer mit reichhaltiger Erfahrung." Dies suggeriert, daß diese Trainer beim DLV fehlen, gleichzeitig wurde aber hier im Forum darauf hingewiesen, daß man sich diese Trainer nicht leisten kann. Laurent Meuwly hat mit den niederländischen 400m Läufern in Tokyo, Eugene und Budapest mehr Medaillen gesammelt als der DLV insgesamt. Die richtigen Trainer mit entsprechenden Kompetenzen wären also eine wirkungsvolle Maßnahme, aber dafür müßte man woanders sparen, oder der DOSB investiert endlich die Millionen in den Sport anstatt für völlig sinnlose Projekte wie POTAS.Zeitgleich wandern gute Trainer ins Ausland ab und trainieren z.T. Aktive anderer Verbände und das sehr erfolgreich. Ich glaube aber, das ist nicht allein eine Frage des Geldes, sondern vielmehr, dass diese Trainerinnen und Trainer auch Gestaltungsfreiraum und Entscheidungsbefugnisse haben wollen, die ihnen im deutschen SPort oft nicht zugestanden werden. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - aj_runner - 28.08.2023 (28.08.2023, 08:33)Befürworter schrieb: Zur Gesamtbewertung des Zustands der deutschen Leichtathletik verschiedene Bilanzen der WM 2023 in Budapest. Fehler bei den Zahlen kann ich nicht hundertprozentig auschließen:Zu 1): Ich finde, dieser Bewertungsmaßstab ist zu ungenau. Die Weltspitze rückt immer näher zusammen und die Spitze macht i.d.R. nochmals einen Leistungssprung. Das heißt, der Anspruch abzuliefern muss höher werden als früher. Eine SB reicht halt in den meisten Fällen einfach nicht aus. Wenn wir uns weiter an den alten Bewertungskriterien orientieren, wird der Abstand immer größer. 4) Rechne bei Eugene den EM-Faktor mit rein, dann sehe ich nicht, dass der Abwärtstrend gestoppt ist. RE: DLV-Chancen und -Bilanz (WM 2023 in Budapest) - vedo - 29.08.2023 (29.08.2023, 08:41)Küstenkrebs schrieb:Hab die Stelle in der Übertragung gerade noch mal gesucht, Eisenkolb hat erzählt, Schier sei nach dem Wettkampf in Leverkusen (also 29. Juli) noch einmal "eine Woche ziemlich krank" gewesen. Zu dem Zeitpunkt war er noch optimistisch, dass sie für die klassische 4x4 wieder zur Verfügung steht, aber anscheinend hat man sich das dann ja letztendlich anders überlegt (wobei die Aufstellung sowieso etwas komisch war mit Mayer und Thiel statt Lechleitner, die man in der Mixed ja noch als Nächststärkste eingeschätzt haben muss).(29.08.2023, 08:08)TranceNation 2k14 schrieb: Was mich etwas ratlos lässt, ist Schiers Auftritt. War sie nicht fit? Hat sie sich zuviel unter Druck gesetzt? Da sie ja vermutlich auch nicht mit Budapest geplant hatte, wäre ein DM-Peaken schon sinnvoll. (29.08.2023, 08:08)TranceNation 2k14 schrieb: Auch gibt es aufsteigende Tendenzen - wenn man nicht beim Bundestrainer trainiert.Ohne zu wissen, wie da trainiert wird, könnte man der Gruppe von Sven Buggel zumindest anhand der nominierten 400m-Läufer (Schier, Schmidt, Bredau) zuschreiben, dass da eine recht gute Arbeit gemacht wird. Allen drei Athleten würde ich die positiven Eigenschaften zuschreiben, dass sie ihre (teils recht limitierten) Unterdistanzfähigkeiten gut umsetzen, auch bei mehreren Läufen innerhalb von kurzer Zeit gleichbleibende oder sogar bessere Zeiten hinbekommen und trotz DM auch beim internationalen Höhepunkt - wenn nicht gerade krank davor - noch in Bestleistungsform sind. Das sind jetzt alles Eigenschaften, für die man Möckels Athleten nicht unbedingt in Verdacht hat nach den Eindrücken der letzten Jahre.. |