Leichtathletikforum.com
Doping freigeben? - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Spezial (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=7)
+--- Forum: Leichtathletik - quo vadis? (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=8)
+--- Thema: Doping freigeben? (/showthread.php?tid=1324)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21


RE: Doping freigeben? - Sergej Litvinov - 27.08.2015

(27.08.2015, 18:35)Atanvarno schrieb:
(27.08.2015, 17:35)Sergej Litvinov schrieb: Eike Emrich Hatt in seinen interview alles auf den Punkt gebracht.

http://www.rheinpfalz.de/sport/artikel/doping-ist-ein-teil-des-ganzen/
[...]
Fazit: Prof. Emrich ist nicht für eine Freigabe und er denkt auch nicht, dass alle Spitzensportler gedopt sind. Natürlich ist er recht desillusioniert was den aktuellen Stand angeht, aber die bedingungslose Kapitulation, die Sergej und Pippen hier fordern, kann ich aus dem Interview nicht herauslesen.
Ich denke du hast mich falsch verstanden.
Ich bin der letzte Mensch der eine Freigabe fordern wuerde.
Dann wuerde ich gleich aufhoeren, denn ich bin nicht bereit in mich Anabolika zu Stopfen nur damit ich mir eine Medaille um den Halz haengen darf.

Meine Meinung ist das es schon eine Art von Freigabe gibt.
Der Verband duldet das Doping. 


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 27.08.2015

Danke für die Klarstellung, ich hatte dich tatsächlich missverstanden.


RE: Doping freigeben? - Walker - 27.08.2015

Mit der Freigabe von Doping, wird Doping gleichzeitig zumindest im Profibereich zum Standard erklärt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Dopen auch in den Junioren-/Schülerbereich hineindiffundiert. Dann dürfen wir den Schülern zwar immer noch – wenn wir uns denn nicht bereits hier von der Kulturgesellschaft verabschieden – max. Traubenzucker in Tee geben; ein 18-jähriger Abiturient darf dann aber schon mit legaler Chemie bei den Bundesjugendspielen antreten, falls diese überhaupt noch ernst genommen werden.
Der Sport hätte dann schon längst seinen Vorbildcharakter verloren – zumindest was ich unter diesem verstehe.


RE: Doping freigeben? - Sergej Litvinov - 27.08.2015

Zu spaet. Im Jugendbereich ist das dopen Alltag. 
Es gibt fast gar keine Kontrollen und fuer die Trainer ist das eine schnelle Moeglichkeit Geld zu verdienen.
Die haben sogar Olympische Spiele fuer Jugendliche Rolleyes juhuu. 
Und die meisten Fragen sich wieso so viele top Athleten aus den Jugendbereich nicht raus kommen.Angel


RE: Doping freigeben? - Pollux - 27.08.2015

(27.08.2015, 17:35)Sergej Litvinov schrieb: Man hatt das Doping schon lange frei gegeben. Die paar Leute die erwisch wurden gehören zu der Show.
 
Eike Emrich Hatt in seinen interview alles auf den Punkt gebracht.

http://www.rheinpfalz.de/sport/artikel/doping-ist-ein-teil-des-ganzen/

Was Emrich beschreibt, ist allenfalls eine „Freigabe unter der Hand“: weil Verbände nicht weniger Doping wollen, sondern weniger Dopingfälle. Nur: Der Sport lässt sich nicht als abgeschlossenes System beschreiben. Das ist zwar ein (nachvollziehbarer) Irrtum der funktionalistischen Soziologie. Aber dabei wird verkannt, dass Verbände etc. selbst unter einem öffentlichen Rechtfertigungsdruck stehen. Und zwar in einem steigenden Maß - und zusammen mit der Verschärfung des Problems. Und dieser Druck wird steigen, weil auch die gesamte Gefährdungslage langsam transparent wird. Also ist der Sport kein System, sondern hat einen notwendigen Öffentlichkeitsbezug. Aber der Herr Emrich ist klug genug, auch dies zu erfassen. Sonst müsste er ja die Angelegenheit als erledigt abschreiben. Was er aber nicht tut. 

Ob vertragliche Regelungen das Doping-Problem entschärfen, würde ich bezweifeln. Den Vertragstheorien liegt nämlich ein methodischer Irrtum zugrunde. Auch den muss man sich übrigens „auf der Zunge zergehen lassen“. Big Grin


RE: Doping freigeben? - DerC - 27.08.2015

(27.08.2015, 20:56)Pollux schrieb: Ob vertragliche Regelungen das Doping-Problem entschärfen, würde ich bezweifeln. Den Vertragstheorien liegt nämlich ein methodischer Irrtum zugrunde.
Und der wäre?


RE: Doping freigeben? - Pippen - 27.08.2015

(27.08.2015, 20:20)Walker schrieb: Mit der Freigabe von Doping, wird Doping gleichzeitig zumindest im Profibereich zum Standard erklärt.

Ich sehe da genausowenig ein Problem wie wenn statt normalen Schuhen mit Spikes gelaufen wird. Dann ist es eben ein neuer Standard, sowas passiert nunmal.

Doping ist einfach ein Teil des natürlichen Strebens nach immer besseren Leistungen. Man fing auf Asche an, es kamen Tartan und Spikes und Ernährungs- und Trainingspläne und Höhentrainingslager und Kältekammer usw. usf. All das entfremdete die LA bereits zur Basis. Wieso nicht konsequent zu Ende denken und damit gleich ein Imageproblem lösen?

Und die Zuschauer/Sponsoren/Politik stimmen mir in der Masse wahrscheinlich sogar zu. Sie wollen offensichtlich immer aufsehnerregendere Leistungen. Die pfeiffen auf Doping, die wollen ein immer Schneller, Höher und Weiter und immer mehr Medaillen. Sie trauen sich nur noch nicht, dass öffentlich zuzugeben und machen es daher "hinten rum". Das kennen wir von allen möglichen Debatten. Vor 40 Jahren hat sich auch kaum jmd. getraut, die Homosexualität zu enttabuisieren, heute ist es ja fast en vogue schwul zu sein.

Und Doping steht ja erst am Anfang. Gendoping, Hochleistungszuchten (wie bei Pferden), (für den Normalo unerschwingliches) Hochleistungsmaterial...das kommt alles. Wollen wir dann jedesmal die Diskussion neu führen?

Ich oute mich daher als erster Dopingfreigabeanhänger. Es gelten die technischen Regeln der LA, es gelten gewisse biologische Regeln (Männersport für Männer, gewisse körperliche Rahmenmaße, so dass nicht irgendwann Leute mit 4m langen Beinen rumlaufen usw.) und das war's - wir können uns wieder voll auf den Sport konzentrieren.

Ich weiß, dass ich damit wohl allein dastehe oder gibt es Leute, die meine Meinung vertreten, vllt. Leute mit wesentlich mehr Expertise? Emrich gehört sicherlich nicht dazu, er ist eher Realist, der die Hoffnung aufgegeben hat, aber noch nicht den neuen Schritt getan hat.

If you don't like it, change it. If you can't change it, change your attitude. Emirch steht quasi zwischen beiden Aussagen, ich bin mittlerweile bereits auf der anderen Seite.


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 27.08.2015

Magst du vielleicht hierauf eingehen, statt nur deine schonmal gemachten Argumente leicht umformuliert zu wiederholen?


RE: Doping freigeben? - ThomZach - 28.08.2015

Tolle Diskussion. Und bleibt bitte so respektvoll!
Dann gibt es vielleicht ein fruchtbares Brainstorming.
Vielleicht finden wir noch Lösungen, an die noch nie einer gedacht hat,
oder wir einigen uns auf was schon ganz naheliegendes.
Oder es ist tatsächlich ein Dilemma, also ein Problem ohne Lösung,
und alles wird so bleiben wie es ist...

Vielleicht wäre die LA ohne das Doping-Dilemma erst recht erledigt.
Wenn es keine Rekorde mehr gibt, tritt die Frage in den Vordergrund:
"Und jetzt sind wir gespannt, ob der Sieger gedopt war oder nicht!"
So wie beim Fußball die Leute gespannt sind:
"Zieht er jetzt die Gelbe oder die Rote Karte?"

Sport lebt von Emotionen. Die LA ist von sich her doch eher nüchtern.
Lebt sie nicht auf durch ein Rennen zwischen "Good guy und bad guy"? 

"Der Verdacht läuft mit." Ja, na und?! Ist doch toll. Wenn wir dann erfahren:
Die Daphne war clean. Dann freuen wir uns. Und wenn sie gedopt war
und gesperrt wird, freuen wir uns auch - dass sie erwischt wurde.
Und mit den Platzierten, die nachrücken.

Schade nur um das viele Geld, welches der Sport und seine Reinhaltung heute kosten.
Da könnte man als sensibler Mensch auch so seine Skrupel haben und sich verweigern.
Dazu die politische Dimension der Vergabe an Diktaturen und Umweltverbrecher.
(Nach dem 400m-Finale lagen alle zarten Geschöpfe der Weiblichkeit
am Boden wie die Fliegen nach einem Giftangriff.)

Schluss! 10-Kampf geht los!


RE: Doping freigeben? - Pollux - 28.08.2015

(27.08.2015, 21:10)DerC schrieb:
(27.08.2015, 20:56)Pollux schrieb: Ob vertragliche Regelungen das Doping-Problem entschärfen, würde ich bezweifeln. Den Vertragstheorien liegt nämlich ein methodischer Irrtum zugrunde.
Und der wäre?

Frag mal den Vokale-Killer! WinkBlush