Leichtathletikforum.com
Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - Druckversion

+- Leichtathletikforum.com (https://leichtathletikforum.com)
+-- Forum: Leichtathletikforen (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Leichtathletik allgemein (https://leichtathletikforum.com/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt (/showthread.php?tid=6242)

Seiten: 1 2 3 4 5 6


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - longbottom - 13.07.2025

(12.07.2025, 19:25)MikeStar schrieb: Interessant, dass sofort auf Athletinnen referenziert wurde obwohl ich "Athleten" geschrieben habe.  

Ich könnte jetzt interpretieren, dass ihr es bei Frauen nicht ok findet, aber bei Männern schon.... das wäre ziemlich sexistisch. 

Die näherliegende Interpretation ist, dass Fälle, wo das Frauen passiert ist, viel gängiger/bekannter sind, und man automatisch zuerst daran denkt. Ob zurecht oder zu Unrecht sei dahingestellt. Heißt aber nicht, dass man das bei Männern okay findet.

Dass Hände generell vom Po anderer Leute wegzubleiben haben, sollte selbstverständlich sein.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - muffman - 13.07.2025

Prinzipiell sollten die Pfoten erstmal von den AthletInnen wegbleiben. Z.B. empfinden manche Leute Berührungen generell schon als unangenehm.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - MikeStar - 13.07.2025

So, also Konsens = Finger weg!

Heißt das auch im Umkehrschluss, dass die Athleten/Athletinnen den Trainer im Jubel nicht mehr umarmen dürfen? 
In letzter Konsequenz muss es das, denn sonst würde der Wertekodex untergraben. 

Oder wie will man vermitteln, dass der Trainer nicht mehr bei der Motivationsrede vor dem Start die Hand auf den Rücken legen darf, der/die Sportler/in den Trainer aber danach im Jubel um den Hals fällt?

Es gibt also imho nur zwei Ansätze: 
Klar definieren was erlaubt ist und was nicht oder im Einzelfall entscheiden, dann gibt es wieder Interpretationsspielraum. 

Wir wollen einen sauberen integeren Sport (nicht nur Sport. sondern generell ein würdiges Miteinander), aber gleichzeitig auch maximalen Erfolg. Solange nicht klar gesteckt ist, was erlaubt ist und was nicht, wird es immer Leute geben, die Graubereiche zu ihrem Vorteil und auf dem Rücken von Schwächeren ausnutzen werden. 

Schönes Beispiel aus den Medien: Nationaltorwart Ter Stegen wird vom Verein gesagt, dass er nicht mehr spielt, weil man ihn loswerden will, egal wie gut seine Leistung ist. Sitzt der Spieler auf der Bank, kann er sich die Nationalmannschaftskarriere abschminken. Was da passiert ist nach gesundem Menschenverstand Mobbing par Excellence. Wo aber sind die Stimmen die den Verein an den Pranger stellen? Den deutschen Trainer, der sich zu Werkzeug des Vereins machen lässt und somit seinen Teil an dem schäbigen Verhalten beiträgt? 

Mit der Klappe sind wir alle schnell integer und werthaltig... wenn es aber darauf ankommt zu handeln, sind wir plötzlich still.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - alex72 - 13.07.2025

(12.07.2025, 20:54)MikeStar schrieb:
(12.07.2025, 20:51)S_J schrieb: Das könnte man ja alles im Dialog mit der Athleten- und Jugendvertretung erarbeiten (:

Stimmt. Und das wäre sogar vermutlich der einzig sinnvolle Weg.  :thumb_
Btw.. wenn es eine Blacklist geben sollte, dann müsste imho auch einsehbar sein für welches Vergehen die jeweilige Person dort gelandet ist, damit man sich ein vollständiges Bild vom Sachverhalt machen kann.

So eine Liste ist schon aus rechtlichen Gründen ganz unmöglich. 

 Auch moralisch ist das sehr bedenklich.

Den Verbänden sind rechtlich auch weitgehend die Hände gebunden.  Das sollte man bei der Beurteilung bedenken.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - S_J - 13.07.2025

(Gestern, 10:54)MikeStar schrieb: So, also Konsens = Finger weg!

Heißt das auch im Umkehrschluss, dass die Athleten/Athletinnen den Trainer im Jubel nicht mehr umarmen dürfen? 
In letzter Konsequenz muss es das, denn sonst würde der Wertekodex untergraben. 

Oder wie will man vermitteln, dass der Trainer nicht mehr bei der Motivationsrede vor dem Start die Hand auf den Rücken legen darf, der/die Sportler/in den Trainer aber danach im Jubel um den Hals fällt?

Es gibt also imho nur zwei Ansätze: 
Klar definieren was erlaubt ist und was nicht oder im Einzelfall entscheiden, dann gibt es wieder Interpretationsspielraum. 

Die Trainer-Athleten Beziehung ist letzten Endes immer asymmetrisch und von einem Machtgefälle geprägt, auch wenn es in vielen Fällen sicherlich auch sehr freundschaftlich und auf Augenhöhe gelebt wird.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Athleten geschützt werden, die aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses weniger in der Lage sind, ungewollten Körperkontakt abzulehnen, als die Trainer.

Wer sich als Trainer rechtlich schützen möchte, wird auch von Athleten initiierte Umarmungen, Jubel, etc. ablehnen oder minimieren. Auf einer Präventionsschulung wurde unter Anderem auch geraten, keine minderjährigen Athleten alleine im Auto mitzunehmen. Das ist möglicherweise der Preis, den wir zahlen müssen, um die Athletinnen und Athleten zu schützen.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - gelpi - 13.07.2025

Meiner Meinung nach ist dieser Thread zu sehr in die Richtung gegangen, „Grauzonen“ und „What Ifs“ aufzuzeigen. Die Fälle, die ans Licht kommen werden, wie Reichtathletik erwähnte, sind glasklar. Aber selbst für diese Fälle gibt es derzeit kein klares System/keine klare Struktur für Athleten, um solche Fälle zu melden, insbesondere wenn sie nicht ausdrücklich illegal sind. Wie wäre es, wenn wir uns zuerst um diese offensichtlichen Fälle kümmern würden, bevor wir uns mit technischen Fragen beschäftigen.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - MikeStar - 13.07.2025

(Gestern, 11:04)S_J schrieb:
(Gestern, 10:54)MikeStar schrieb: So, also Konsens = Finger weg!

Heißt das auch im Umkehrschluss, dass die Athleten/Athletinnen den Trainer im Jubel nicht mehr umarmen dürfen? 
In letzter Konsequenz muss es das, denn sonst würde der Wertekodex untergraben. 

Oder wie will man vermitteln, dass der Trainer nicht mehr bei der Motivationsrede vor dem Start die Hand auf den Rücken legen darf, der/die Sportler/in den Trainer aber danach im Jubel um den Hals fällt?

Es gibt also imho nur zwei Ansätze: 
Klar definieren was erlaubt ist und was nicht oder im Einzelfall entscheiden, dann gibt es wieder Interpretationsspielraum. 

Die Trainer-Athleten Beziehung ist letzten Endes immer asymmetrisch und von einem Machtgefälle geprägt, auch wenn es in vielen Fällen sicherlich auch sehr freundschaftlich und auf Augenhöhe gelebt wird.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Athleten geschützt werden, die aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses weniger in der Lage sind, ungewollten Körperkontakt abzulehnen, als die Trainer.

Wer sich als Trainer rechtlich schützen möchte, wird auch von Athleten initiierte Umarmungen, Jubel, etc. ablehnen oder minimieren. Auf einer Präventionsschulung wurde unter Anderem auch geraten, keine minderjährigen Athleten alleine im Auto mitzunehmen. Das ist möglicherweise der Preis, den wir zahlen müssen, um die Athletinnen und Athleten zu schützen.

Auch die Trainer müssen geschützt werden. Auch ein Sportler/eine Sportlerin kann den Ruf oder das Ansehen eines Trainers recht schnell schädigen. Sicher sind in der Mehrheit die Athleten/Athletinnen von den Trainern abhängig, aber ab einem bestimmten Niveau kann sich das Blatt ganz schnell wenden, insb. wenn die Erfolge plötzlich ausbleiben.

Schutz darf keine Einbahnstraße sein und das Werkzeug, dass Athleten und Trainer schützen soll, darf nicht zum Werkzeug werden, dem Gegenüber an den Karren zu fahren. 

Möglichkeiten Vergehen zu Melden gibt es... insb. wenn sie "glasklar" (was immer das bedeutet, wenn im gleichen Satz "nicht ausdrücklich illegal" erwähnt wird) sind. Das Problem ist, dass es entweder nicht getan wird, aus Angst oder weil das Vertrauen in jene fehlt, die dann mit der Aufklärung betraut werden.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - muffman - 13.07.2025

Whataboutism. Hier im Thread geht es um den Schutz der AthletInnen.

Jedem ist klar, dass es sehr einfach ist, entsprechende Vorwürfe gegen TrainerInnen zu erheben. Gerade deshalb ist es doch umso wichtiger, sich möglichst entsprechend zu verhalten und individuelle Grenzen zu respektieren. Es gibt ja klare No-Gos. Der Rest ist individuell und deswegen, wie bereits gesagt wurde, ist es deswegen quasi unmöglich, da etwas allgemeingültiges zu Formulieren, das über ganz konkret Strafbare Handlungen hinausgeht.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - MikeStar - 13.07.2025

(Gestern, 11:39)muffman schrieb: Whataboutism. Hier im Thread geht es um den Schutz der AthletInnen.

Kein Whataboutism. Athleten und Athletinnen können nur geschützt werden, wenn alle auf Augenhöhe agieren und das gleiche Verständnis von der Sache haben. Es darf z.B. auch nicht geschehen, dass Athleten/Athletinnen Schaden daraus nehmen, weil sie einen Sachverhalt melden, der vom Umfeld als akzeptabel betrachtet wird. 

Komm du mal in die Situation bei der innerhalb einer Gruppe, die eine Hälfte versucht den Trainer abzusägen mittels solcher Vorwürfe und die andere Hälfte, findet an dem Verhalten nichts schlimmes. Im "Idealfall" sind sich die Sportler/Innen untereinander auch menschlich nicht grün und am Ende hat man eine Schlammschlacht, in der es nur Verlierer gibt.


RE: Schutz von Athleten vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt - Reichtathletik - 13.07.2025

Mir wird hier auch zu viel in theoretischen Täterschutz und "wenn es andere doch okay fänden" angestiftet. Ich reagiere da auch sehr sensibel drauf, weil es meiner Erfahrung nach Menschen gibt, die Interesse daran haben, solche Diskussionen so abdriften zu lassen (meist nicht Täter sondern Leute, die Aufklärung scheuen).

Es ist doch in jeder zwischenmenschlichen Beziehung so, dass individuelle Grenzen unterschiedliche Verlaufen. Es gibt auch nachwievor trotz mittlerweile gestiegenen Bewusstsein für unangemessenen Verhalten (meist Frauen gegenüber) Beziehungen auf der Welt. Und dennoch ist jedem hoffentlich klar, dass man nicht jeden küssen darf und es in der Regel für den ersten Kuss dennoch vorher keinen schriftlichen Vertrag bedarf. Sondern: Respektvolles Verhalten miteinander und das akzeptieren von Grenzen