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Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Druckversion

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RE: WM 2025 (Tag 9) - Tokio, 21.09.2025 (Gold Neugebauer, Bronze 4x100 F) - frbcrane2 - 25.09.2025

(25.09.2025, 12:34)mark1967 schrieb: woraus schließt du, dass Fischer-Breiholz keine 44,5 laufen kann?
Ich habe nicht gesagt, daß er keine 44,5 laufen kann, aber niemand in Deutschland weiß, wie man ein Talent zu 44,5 trainiert. Seit Schönlebe 1987 war kein Deutscher so schnell, Ingo Schultz kam 2001 nah ran. Wenn seit 38 Jahren kein Deutscher 44,5 läuft, kann man durchaus davon ausgehen, daß im Training was falsch läuft. Schließlich laufen Briten, Italiener, Ungarn, Belgier, Norweger solche Zeiten.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - S_J - 25.09.2025

(25.09.2025, 14:04)frbcrane2 schrieb: @ S_J: Was bringt es, Talente frühzeitig zu finden, wenn niemand sie trainieren kann? Anna Hense war so ein Talent, mit 16 53,64, mit 17 U20 Europameisterin mit der Staffel...und das wars. 

Talent oder zu frühe Spezialisierung, das ist hier die Frage  Smile

Mit einer 200m Leistung von 24,6s eine 53,6s zu laufen lässt nicht mehr viel Raum für Entwicklung was die spezifische Ausdauer angeht. Und seit dem Jahr 2000 weder eine 100m noch eine 200m im Wettkampf gelaufen.

Und auch in den Jahren davor in der U16 lassen die Wettkampfleistungen eher auf ein spezifisches als ein vielseitiges Training schließen.

Aber das reflektiert natürlich auch, wie du sagst, auf ... nennen wir es mal "zu ambitionierte" Trainer, die die Athletin dem kurzfristigen Erfolg geopfert haben.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frbcrane2 - 25.09.2025

Warum ist es zu frühe Spezialisierung, kann es nicht auch zu späte sein? Ich stelle die Frage, weil ich die Gründe nicht kenne, die für zu frühe Spezialisierung sprechen und ich nicht weiß, wo im Forum das eventuell schon thematisiert wurde.
Die Briten sind ohne Zweifel deutlich besser über 400m als der DLV. Die schnellste Deutsche 300m Läuferin in der U16 ist dieses Jahr ist Tamina Heller mit 39,71s. Damit wäre sie bei den Briten nicht unter den Top 10 der U16 Bestenliste, die schnellste ist 1,7s schneller als Tamina. Das ist keine Momentaufnahme, Die einzige Ausnahme war Pauline Richter 2022 mit 38,31. Für die beiden schnellsten UK U16 Talente dieses Jahr finde ich keine Mehrkampf, Sprung oder Wurfergebnisse. Spezialisieren die Briten also früher als bei uns?


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - S_J - 25.09.2025

Wenn du die britischen Bestenlisten mit den deutschen vergleichen möchtest, musst du sie erstmal bereinigen.

Bislang haben sie dort noch U13, U15, U17. Das ändert sich aber zum 1. April 2026 zu U14, U16 und U18, was sehr lustig ist, da das Wettkampfjahr in UK im Oktober beginnt  Smile

Der zweite Spaß ist, dass die Zugehörigkeit in die Altersklassen auch im neuen System nicht mit dem Kalenderjahr übereinstimmt (das nur in der U20  Wink ) sondern mit dem Schuljahr, also dem Alter, das sie am 31. August des Wettkampfjahres erreichen. 

In der U20 sind die Briten übrigens nicht besser als die Deutschen. Zumindest nicht an der Spitze. Das ist übrigens einer der entscheidenden Unterschiede: Deutschland hat zwar vier Sprinterinnen unter 54,00s aber auch nur fünf unter 55,00. Während UK zwar nur drei unter 54,00 (zwei davon sind diese SB / PB wohl in der Halle gelaufen Huh ) hat, aber gleich 10 unter 55,00s. Da ist der Pool viel größer, um in der Aktivenklasse weiterzumachen.


Zum Thema frühe vs. späte Spezialisierung:
Ganz praktisch gesagt hat derjenige Recht, der es schafft, die Lebensbestleistung auch im optimalen Alter (also ca. 25-28 Jahre) abzurufen und sich bis dahin durch den Einsatz immer spezifischerer Mittel zu steigern.

Wenn jemand mit 16 oder 17 "gut für ihr Alter" ist, spielt das auf der großen Bühne letztendlich keine Rolle. Es zählt bei Olympia.

Ein grundlegendes Trainingsprinzip besagt, dass ich für eine Anpassung einen überschwelligen Reiz benötige. Wenn ich also im Hochleistungstraining noch in der Lage sein möchte neue und überschwellige Reize zu setzen, ist es (theoretisch) sinnvoll, immer erst dann zu einer neuen, sprich spezifischeren, Trainingsmethode und neuen Reizen zu greifen, wenn die allgemeineren nicht mehr die gewünschte Anpassung hervorrufen können.

Dazu kommt, dass einerseits bestimmte Fähigkeiten in bestimmten Altern besser gelernt werden können; und andererseits den Kindern und Jugendlichen nicht langweilig wird, wenn sie langfristig neue Sachen lernen können anstatt schon mit 17 das volle Erwachsenenprogramm mitmachen.

Das sieht übrigens UK Athletics genauso, siehe z.B. deren "Athletics 365"-Programm, das sie vor knapp 15 Jahren implementiert haben.

Wobei neben der Trainerexpertise in UK, genau wie in den USA einer der Hauptfaktoren des Erfolgs einfach ist, dass sie durch die Verbindungen mit den Schulen sehr viele Kinder und Jugendliche rekrutieren können. Es gibt dort aber auch genau wie hier gute wie schlechte Trainer und gut wie schlecht ausgestattete Vereine und Trainingsruppen. Und auch an der Spitze läuft nicht alles rund...


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Rawal - 25.09.2025

(25.09.2025, 15:56)S_J schrieb:
(25.09.2025, 14:04)frbcrane2 schrieb: @ S_J: Was bringt es, Talente frühzeitig zu finden, wenn niemand sie trainieren kann? Anna Hense war so ein Talent, mit 16 53,64, mit 17 U20 Europameisterin mit der Staffel...und das wars. 

Talent oder zu frühe Spezialisierung, das ist hier die Frage  Smile

Mit einer 200m Leistung von 24,6s eine 53,6s zu laufen lässt nicht mehr viel Raum für Entwicklung was die spezifische Ausdauer angeht. Und seit dem Jahr 2000 weder eine 100m noch eine 200m im Wettkampf gelaufen.

Und auch in den Jahren davor in der U16 lassen die Wettkampfleistungen eher auf ein spezifisches als ein vielseitiges Training schließen.

Aber das reflektiert natürlich auch, wie du sagst, auf ... nennen wir es mal "zu ambitionierte" Trainer, die die Athletin dem kurzfristigen Erfolg geopfert haben.
Statt die 400m-Strecke oft nur als „Ausweichstrecke“ für „mittelschnelle“ Sprinter zu sehen, sollte viel stärker auf der 200m-Strecke nach Potenzial für die 400m aktiv gescoutet werden. Die Botschaft sollte lauten: wer auf 200m stark ist, kann auf 400m noch Größeres erreichen. Und nicht: Für 200 reichts nicht, versuch es lieber über 400. Das erfordert aktive Kommunikation, Offenheit, Mut und Vertrauen von AuA sowie TuT. LT und BT sollten (könnten) hier als Initiatoren (mit Weitsicht - jahrgangsübergreifender Prozess) und Moderaten auftreten. Wenn sich bis 2028/2032 etwas ändern soll, müssen die Weichen bereits jetzt ab der U20 gestellt werden. Andernfalls ist der Zug manchmal auch einfach abgefahren, wie etwa bei Joshua Hartmann, der bestimmt keine 400 mehr laufen wird.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - frbcrane2 - 26.09.2025

(25.09.2025, 19:50)S_J schrieb: Wenn du die britischen Bestenlisten mit den deutschen vergleichen möchtest, musst du sie erstmal bereinigen.

Bislang haben sie dort noch U13, U15, U17. Das ändert sich aber zum 1. April 2026 zu U14, U16 und U18, was sehr lustig ist, da das Wettkampfjahr in UK im Oktober beginnt  Smile

Muß ich nicht, wenn die Quelle bereits bereinigt ist. Bei Tilastopaja zum Beispiel findet man weltweite U16 Bestenlisten, ohne Rücksicht auf lokale Besonderheiten.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Delta - 27.09.2025

(25.09.2025, 14:10)mark1967 schrieb:
(25.09.2025, 14:03)Atanvarno schrieb:
(25.09.2025, 13:31)S_J schrieb: Und sie dann zu binden, um sie weder an den Kurzsprint noch an andere Sportarten zu verlieren.

Was ist eigentlich aus Joshua Hartmannns 400m-Plänen geworden?  Teufel

Ich hab gehört, der will in Zukunft in der Schweiz trainieren  Teufel

Dann müsste Hartmann die Sache ganz anders angehen um bei Flavio Zberg trainieren zu können.


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - TranceNation 2k14 - 27.09.2025

(25.09.2025, 21:12)Rawal schrieb: Statt die 400m-Strecke oft nur als „Ausweichstrecke“ für „mittelschnelle“ Sprinter zu sehen, sollte viel stärker auf der 200m-Strecke nach Potenzial für die 400m aktiv gescoutet werden. Die Botschaft sollte lauten: wer auf 200m stark ist, kann auf 400m noch Größeres erreichen. Und nicht: Für 200 reichts nicht, versuch es lieber über 400. Das erfordert aktive Kommunikation, Offenheit, Mut und Vertrauen von AuA sowie TuT. LT und BT sollten (könnten) hier als Initiatoren (mit Weitsicht - jahrgangsübergreifender Prozess) und Moderaten auftreten. Wenn sich bis 2028/2032 etwas ändern soll, müssen die Weichen bereits jetzt ab der U20 gestellt werden. Andernfalls ist der Zug manchmal auch einfach abgefahren, wie etwa bei Joshua Hartmann, der bestimmt keine 400 mehr laufen wird.

Wer über 200 stark ist, kann aber auch in der 4x100 aussorgen Teufel


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - S_J - 27.09.2025

(Gestern, 09:44)TranceNation 2k14 schrieb:
(25.09.2025, 21:12)Rawal schrieb: Statt die 400m-Strecke oft nur als „Ausweichstrecke“ für „mittelschnelle“ Sprinter zu sehen, sollte viel stärker auf der 200m-Strecke nach Potenzial für die 400m aktiv gescoutet werden. Die Botschaft sollte lauten: wer auf 200m stark ist, kann auf 400m noch Größeres erreichen. Und nicht: Für 200 reichts nicht, versuch es lieber über 400. Das erfordert aktive Kommunikation, Offenheit, Mut und Vertrauen von AuA sowie TuT. LT und BT sollten (könnten) hier als Initiatoren (mit Weitsicht - jahrgangsübergreifender Prozess) und Moderaten auftreten. Wenn sich bis 2028/2032 etwas ändern soll, müssen die Weichen bereits jetzt ab der U20 gestellt werden. Andernfalls ist der Zug manchmal auch einfach abgefahren, wie etwa bei Joshua Hartmann, der bestimmt keine 400 mehr laufen wird.

Wer über 200 stark ist, kann aber auch in der 4x100 aussorgen  Teufel

Die Lösung ist einfach: Wir trainieren einfach alle nur noch 200m  Smile


RE: Was tut der DLV gegen die schlechten 400m-Leistungen? - Notalp - 27.09.2025

Wenn in einer Dokumentation von der Hölle die Rede ist, muss man wohl erwähnen, dass es für ‘Schnellzucker’ auch nicht einfach ist. Durch die Hölle zu gehen, dabei von Cerberus eine 25mmol Spritze zu erhalten und auf die Frage, wie man Dantes Höllenschlund entgehen könnte, die lapidare Antwort zu bekommen: “mindestens Sub 45” -  wer hat da noch den Punch, dem Untier ins Gesicht zu spucken und ob des fehlenden Fahrstuhls die Treppe nach oben zu nehmen? Da hilft auch kein DLV-Beschleuniger….  Angel