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Missbrauch von TUE im Leistungssport - Druckversion

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RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - RalfM - 16.09.2016


Gute Frage, die sich selbst beantwortet.

Natürlich sind medizinisch begründete Interventionen immer gerechtfertigt. Das hat mit Doping nichts zu tun.

Zwei Probleme entstehen daraus:
(1) Wie unterscheiden Kontrollorgane zwischen medizinischer Behandlung und Doping?
(2) Wie vermittelt man das den (z.T. flachgeistigeren) Sportinteressierten?


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - Delta - 16.09.2016

Zu aller erst soll einmal verboten werden, dass die WADA überhaupt solche Bewilligungen ausstellt.

Im Falle von Obergföll ist das der FAll. Sie ist direkt bei der WADA in Lausanne vorbei.

Richtig wäre, dass der Job durch einen DLV Arzt begutachtet wird. (Die Wada kann nicht Arzt, Ankläger, Richter und Henker in einer
Person sein - dafür gibt es Gewaltentrennung)

Zeitlich muss das auf 3 Monate maximum limitiert wreden. Athleten mit Genehmigungen von 1 Jahr und mehr sind als gedopt zu betrachten. Sie könnten normal die Leistung auch im Training nicht erbringen.

Wichtig 60 Tagesfrist vor grossen Wettkämpfen anbringen - keine TUE Ausgaben.

Athleten mit TUE haben einen gravierenden Vorteil - sie waren nicht mal Trainingsfähig - auch im Falle Obergföll. Erst die Massive Dossis hat die Entzündung gekillt.
Wenn jemand über Jahre TUE hat ER/SIE einen systematischen Vorsprung und Unterstützung - eindeutig Doping nach WADA.


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - Atanvarno - 17.09.2016

(16.09.2016, 23:34)Delta schrieb: Richtig wäre, dass der Job durch einen DLV Arzt begutachtet wird. (Die Wada kann nicht Arzt, Ankläger, Richter und Henker in einer
Person sein - dafür gibt es Gewaltentrennung)

Auch keine ideale Lösung - bei einem DLV-Arzt könnte man ja auch Befangenheit zugunsten des Leistungssteigerungswunsches eines Athleten annehmen. Vielleicht eine amtsärztliche TUE-Prüfungsstelle einrichten?


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - TranceNation 2k14 - 17.09.2016

Interview mit Perikles Simon zur Thematik. Er spricht sich für ein Verbot aus mit Komplettfreigabe als nächstgerechte Alternative.


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - gera - 17.09.2016

für mich geht nur der Komplettverbot von TUE´s .
wer krank sit, kann keinen Leistungssport machen, wer zu klein ist,wird nicht Hochsprung-WR werden können, so ungerecht ist die Welt nun mal.
Und wenn argumentiert wird, das harte Training bringt zwangsläufig so viele Verletzungen hervor, dann sage ich, muss das Training auf menschlichen Umfang reduziert werden.
Einen Rückgang des Leistungsniveaus nehme ich gern in Kauf, " menschlichere" leistungen kommen wahrscheinlich bei der bevölkerung sogar besser an.


RE: [geteilt] Doping- und Anti-Doping News - Atanvarno - 17.09.2016

(16.09.2016, 06:22)gruenes.kaenguru schrieb: Naja, ganz so krass würde ich das nicht sehen. Dexa ist schon eine Wand - aber einmalig verabreicht als Dopingmittel wohl eher zu vernachlässigen. Ich bin kein Arzt, aber ich glaube, um da wirklich einen leistungssteigernden Erfolg zu erzielen, müsste man das schon öfter einnehmen.
Wenn man sich jetzt mal mit dem Wirkmechanismus beschäftigt - Dexa ist ein Corticoid - macht eine langfristige Einnahme noch weniger Sinn (mal davon abgesehen, dass es verboten ist). Typische Nebenwirkungen sind Osteoporose und Muskelschwund, so hätte Obergfölll sich wohl kaum steigern können. Durch die Unterdrückung des Immunsystems hätte sie zudem ständig krank im Bett liegen müssen.

Die Einschätzung von Corticoiden durch Leistungssportler ist eine andere als die von Ärzten
s. https://twitter.com/Scienceofsport/status/777046910796431360

Da geht es nicht um Dexamethason, sondern um Triamcinolon, das aber auch heftige Nebenwirkungen hat (die im Fokus des Artzes stehen) und eine subjektiv empfundene stark leistungssteigernde Wirkung (die im Fokus der Sportler Wiggins und Rasmussen steht).

---edit
Noch ein zynischer Kommentar dazu. Die Triamcinolon-Injektionen erfolgten wenige Tage vor der Tour de France 2011 und 2012 sowie dem Giro d'Italia 2013.

Jörg Jaksche schrieb:29/6/11 & 26/6/12 & 2/4/13 for me looks like an allergy to big tours, I know this it is a serious medical condition
Quelle


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - lor-olli - 17.09.2016

Das Dilemma haben wir heute schon > “Krankheiten", Krankheiten und Verletzungen werden letztlich "gleich behandelt", dennoch ergeben sich für den Athleten teilweise große Unterschiede! Beispiel? Ich bekämpfe ein "scheinbares Asthma" und bekomme eine TUE und darf / kann weiter wettkämpfen - voll oder sogar gesteigert leistungsfähig. Ich bekämpfe eine chronische Gelenksentzündung (oder ähnlich behindernde Verletzung) mit Schmerzmittel, Entzündungshemmern und mehr kann wettkämpfen bin aber vermutlich nicht im Vollbesitz meiner Leistungsfähigkeit. Ich habe Verletzung wie einen Muskelfaserriss, einen Sehnenabriss, einen Ermüdungsbruch etc. da kann ich mich “volldröhnen" wie ich will, an Wettkämpfe brauche ich während der Regeneration gar nicht denken, TUE hin oder her…

Dem Zuschauer ist es vermutlich egal wie die Argumentation für oder gegen eine Maßnahme aussieht - sie muss nur nachvollziehbar begründet sein! Derzeit ist sie es eher nicht, was auch dazu führt, dass die Diskussion um eine völlige Freigabe von Doping immer wieder aufbranden kann. Das Bekanntwerden um die TUEs verschiedener Spitzenathleten wird diese Diskussion wieder befeuern - gut so, denn letztlich werden wir um eine klare und logischere Regelung als jetzt nicht herum kommen. lebenswichtige Medikamente werden wir nicht verbieten wollen / können / dürfen, dabei oder damit aber Sport zu treiben um eine Einschränkung zu überdecken aber schon.

Keine Illusionen, wir werden trotzdem nicht alle Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen: wenn ich z.B. in Folge einer Krebserkrankung bestimmte Medikamente die eben auch leistungssteigernd wirken nehmen muss, kann dieser Effekt auch durchaus Auswirkungen auf die wieder aktive Zeit haben. (Armstrong, Muskelaufbau etc.)


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - Atanvarno - 17.09.2016

@lor-olli
Wobei Armstrong nach seiner Krebserkrankung nicht deswegen so überlegen war, weil er während der Erkrankung mit EPO und Testosteron behandelt wurde, sondern weil er das Zeug auch danach in rauhen Mengen eingenommen hat.


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - Robb - 17.09.2016

(16.09.2016, 23:34)Delta schrieb: Zu aller erst soll einmal verboten werden, dass die WADA überhaupt solche Bewilligungen ausstellt.

Im Falle von Obergföll ist das der FAll. Sie ist direkt bei der WADA in Lausanne vorbei.

Schau dir die TUE von Obergföll an, ausgestellt von der IAAF, authorisiert von der IAAF, die WADA kommt in dem Dokument nirgends vor.

Rechts unten in der TUE steht ADAMS TUE 2.3 01/2011. Mich würde interessieren, was das bedeutet,  ist das die Versionsnummer der TUE? Wie kann eine TUE aus dem Jahr 2008 eine Versionsnummer aus dem Jahr 2011 haben?


RE: Missbrauch von TUE im Leistungssport - lor-olli - 17.09.2016

(17.09.2016, 09:15)Atanvarno schrieb: @lor-olli
Wobei Armstrong nach seiner Krebserkrankung nicht deswegen so überlegen war, weil er während der Erkrankung mit EPO und Testosteron behandelt wurde, sondern weil er das Zeug auch danach in rauhen Mengen eingenommen hat.

Wobei das nur die halbe Wahrheit ist! Natürlich hat er nach Strich und Faden beschi…en, zu jedem Zeitpunkt seiner Karriere, worauf ich aber hinaus wollte: Im Rahmen einer Krebsbehandlung und der Substitution mit Steroiden, kann man einen Kraftzuwachs erlangen, wie er auf normalem Weg mit einfachem Training nicht möglich ist. Dieses Problem besteht z.B. auch, wenn ein Athlet wegen eines Steroiddopings gesperrt wird - bei richtigem Training (das geht dann sogar sauber) sind die Muskeln ja nicht plötzlich weg sondern können zum größeren Teil erhalten bleiben, sie müssen nur weiter trainiert werden. Fairer Weise müsste einem solchen Athleten eigentlich ein Kraftraining in der Zeit der Sperre verboten werden… (Zur Reduktion der “illegalen Muskelmasse").

Das viele Steroid-Doper auch danach weiter dopen ist vor allem dem psychischen Problemen geschuldet, die die hormonelle Veränderung mit sich bringt: Steroide machen nicht nur den Muskel stark, sie fördern die Aggressivität, das Selbstbewusstsein (über die stärkere Physis, aber auch über die hormonell stimulierte Psyche). Steroid-Doper sind nicht nur physisch, sondern auch psychisch echte Abhängige, ein Aspekt der gern "vergessen" wird!