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Technikfehler David Storl - Druckversion

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RE: Technikfehler David Storl - icheinfachma - 20.07.2016

(16.07.2016, 00:30)Gertrud schrieb: 1. Nicht die absolute Muskelstärke ist entscheidend, sondern die Sequenzierung. Die Hamstrings dürfen keine andere Muskelschwäche kompensieren (z. B. glutaeus maximus). Es darf keine Dysfunktion im Ablauf bestehen.
2. In einer geschlossenen Kette arbeiten die Hamstrings als Kniestrecker und nicht als Kniebeuger.
3. Der glutaeus maximus darf nicht vor den Hamstrings anspringen.
4. Die gesamte Sequenzierung erfolgt von den intrinsischen Fußmuskeln bis hin zum glutaeus maximus. Die Kraftausübung kann nur in dieser Sequenzierung erfolgen. Hier erfolgt genau die Reihenfolge wie bei der Rückenmuskulatur zur Kraftausprägung.
5. Die Nordic-Hamstring-Übung betont die Scherkräfte im Kniegelenk.

Beziehen sich die Punkte 1, 3 und 4, insbesondere aber der Punkt 4 auf die Stützphase oder die vordere Schwungphase?


RE: Technikfehler David Storl - Gertrud - 20.07.2016

(20.07.2016, 08:28)glimmer schrieb:
Zitat:Das ist aktuell bestätigt
Inzwischen wird David geholfen - dank eines Instruktors, der im Gertrudschen Sinne arbeitet.
Viel Erfolg!
Thumb_up
In Amsterdam war aber trotz Lienhard und schmerzfreiem Knie in Punkto Stemmbein leider kein technischer Fortschritt zu erkennen! Habe auch den Eindruck, dass hier ein falsches Bewegungsmuster automatisiert wurde. Damit gerät auch der jeweilige Trainer in die Kritik.

Ich hatte Probleme mit meinem PC und war daher einige Tage nicht auf dieser Seite.

Der Irrtum besteht darin, dass man meint, bestimmte neuartige Trainingsinhalte aufzusetzen und alte Sytsem parallel weiterlaufen zu lassen. Das ist so, als wenn ich abnehmen will und neben meinem gewohnten Konsum an Fleisch ... das vegetarische Essen zusätzlich zu mir nehme.  Wink
Das System muss dann komplett verändert werden. Das geht in viele Köpfe nicht hinein, weil man mit dem alten Weg erfolgreich, aber leider auch verletzungsträchtig in den meisten Fällen war. Es kommt dann beim Umschwenken schon eine sehr große Menge Arbeit und ein starkes Umdenken auf Trainer zu. Das Wissenspicking bringt gar nichts.
Gertrud


RE: Technikfehler David Storl - Gertrud - 20.07.2016

(20.07.2016, 11:52)icheinfachma schrieb:
(16.07.2016, 00:30)Gertrud schrieb: 1. Nicht die absolute Muskelstärke ist entscheidend, sondern die Sequenzierung. Die Hamstrings dürfen keine andere Muskelschwäche kompensieren (z. B. glutaeus maximus). Es darf keine Dysfunktion im Ablauf bestehen.
2. In einer geschlossenen Kette arbeiten die Hamstrings als Kniestrecker und nicht als Kniebeuger.
3. Der glutaeus maximus muss vor den Hamstrings anspringen.
4. Die gesamte Sequenzierung erfolgt von den intrinsischen Fußmuskeln bis hin zum glutaeus maximus. Die Kraftausübung kann nur in dieser Sequenzierung erfolgen. Hier erfolgt genau die Reihenfolge wie bei der Rückenmuskulatur zur Kraftausprägung.
5. Die Nordic-Hamstring-Übung betont die Scherkräfte im Kniegelenk.

Beziehen sich die Punkte 1, 3 und 4, insbesondere aber der Punkt 4 auf die Stützphase oder die vordere Schwungphase?

Ich habe einen Fehler gemacht. Der glutaeus maximus muss vor den Hamstrings anspringen, sonst sind die Hamstrings überbelastet.

Man muss alles als einen Bewegungsblauf sehen, wobei die intrinsischen Fußmuskeln als myofasziale Verbindung bis zu den Hamstrings und zum glutaeus maximus gehen. Es ist wichtig, einen harten Gegenpart zu haben, gegen den man mit den großen Mobilisatoren arbeiten kann, daher mein Vergleich mit der Rückenmuskulatur. 

Die Verletzungsursache liegt nicht in der Hamstringschwäche, sondern im schwachen Synergisten glutaeus maximus (im einbeinigen Stand). Der gl.max. wird in seiner Streckfunktion gehemmt, wobei die Hamstrings einspringen und natürlich überbelastet werden. Die Hauptaktivitäten der Hamstrings und vom gl. max. finden im Stütz statt, wobei die Hamstrings noch einen großen Einsatz vor Ende der Schwungphase haben, um dann am Ende Richtung 0 zu gehen. Ein sehr kleiner Peak des gl. max. findet auch zu Beginn des letzten Drittels in der Schwungphase statt. Ganz entscheidend wird sein, nicht auf die Muskelstärke zu achten, sondern auf das Einfügen in den Bewegungsablauf, weil das Gehirn auch in pattern denkt. Wenn man dann falsche Muster wie bei der Nordic-hamstring-Übung automatisiert, muss man sich über Verletzungen nicht wundern. Also das gesamte Unternehmen steht und fällt mit den richtigen Übungen!!! Wink Da erwarte ich konkrete Übungsbeispiele z. B. von den Bundestrainern. 

Wenn diese nervalen Verbindungen noch nicht bestehen, müsste man eigentlich konsequenterweise das Sprinten lassen. Das dauert manchmal ein halbes Jahr! Es ist sehr viel bekannt. Man muss es nur wissen. Das ist die Crux in unserem System. Thumb_down Ich bin permanent dabei, Querverbindungen zu knüpfen und Übungen zu verbessern. 

Gertrud


RE: Technikfehler David Storl - MZPTLK - 20.07.2016

Gertud: Thumb_up
Das würde auch gut in den Thread vom Lombardschen 'Paradoxon' passen.


RE: Technikfehler David Storl - Gertrud - 20.07.2016

(20.07.2016, 20:10)MZPTLK schrieb: Gertud: Thumb_up
Das würde auch gut in den Thread vom Lombardschen 'Paradoxon' passen.

Natürlich!!! Aber die Schwungphase hat auch ihre Tücken, auf die einfachichma hingewiesen hat. Deshalb sollte man das Lombardsche Paradoxon nicht isoliert betrachten. 

Noch mal zurück zu David Storl: Es fällt jedem auf, dass er mit der linken Oberkörperseite nicht fixieren kann und immer einen "Diener Richtung Boden auf der linken Seite" macht, was ihn enorm viel an Weite kostet. Ich sehe das als relativ geringe Handhabe im Abstellen dieses gravierenden Fehlers an. Ursache und Wirkung liegen oft nicht in einem Punkt.

Gertrud


RE: Technikfehler David Storl - MZPTLK - 20.07.2016

Das ist eben die Wirkung der Ursache des - im Gegensatz zu früher - wenig wirkenden Stemmbeins.
Würde er nun das Vordere zum Stemm-, besser: zum Hebelbein, machen,
um mehr Wirkung zu erzielen und das Risiko des Übertretens zu mindern,
bedeutete das ein Aufgeben vor der Kniemalaise.
Besissene Situation.


RE: Technikfehler David Storl - Gertrud - 20.07.2016

Hört, hört!!! Was predige ich seit Jahren im Forum? Wie sagte mal eine Trainerkollegin: "Gertrud, was nichts kostet, ist auch nichts!" Wink

FAZ: Einer der Ansätze Lienhards ist es, weniger im Kraftraum und mehr über die sportartspezifische Bewegungssteuerung zu trainieren.„Ich aktiviere wieder die richtigen Nervenbahnen“
In Storls Fall heißt das, nach einer verbesserten neuronalen Ansteuerung qualitativ gute Stöße ohne Schmerzen zu üben, anstatt in der „Folterkammer“ noch mehr Gewichte draufzulegen - eine Disziplin, in der Storl ohnehin nicht mit der schwereren und stärkeren Konkurrenz mithalten will und kann. Seine Waffe ist die saubere Technik. Lienhard sagt: „Wir machen neuronal gesteuertes Athletiktraining, das die Anforderungen der jeweiligen Disziplin berücksichtigt. Das Gehirn und das Nervensystem sind die zentralen Elemente der Bewegungssteuerung. Beides muss ins Training einbezogen werden, um Schmerzen zu lösen, Reserven auszuschöpfen und Verletzungen vorzubeugen.“

Ich lache mich schlapp!!!  Wink Für diese Erkenntnisse habe ich keinen Lienhard bei Sabine gebraucht. Das haben wir in unserem Team selbst erreicht, und das vor 20 Jahren.  Thumb_up Solange hat der DLV geschlafen. Genau diese Dinge habe ich vor 20 Jahren in einem DLV-Vortrag angerissen, als einge "Ossi-Trainer" sehr skeptisch waren. Das ist genau der Zeitpunkt, der in Deutschland benötigt wird, um auf wissenschaftliche Züge aufzuspringen (sinngemäß: Prof. Mester). So - und nun sage ich etwas ganz Ketzerisches: Es geht beim DLV vorrangig um Team - aus meiner Sicht "Kadavergehorsam" - und nicht um innovative, ausgeprägte Individualisten, die frühzeitig die Karre aus dem Dreck ziehen. Weil ich beim DLV wegen meiner berechtigten Ecken und Kanten nach Sabine nie mehr mit Athleten bedacht worden bin, habe ich nicht eingesehen, mein Know How zu lächerlichen Bedingungen unter die Leute zu bringen. Was ich hier von mir gebe, ist wirklich nur ein Zehntel dessen, was mich ausmacht!!! Letztens sah ich eine Übung einer deutschen Weltklasseathletin für die Hamstrings, wo man neuronal ansteuern wollte; nur traf das absolut nicht den Kern. Oft denke ich dann: "Was könnten diese Menschen erreichen, wenn sie bei gescheiten Trainern trainierten?!" Es gibt im Prinzip im DLV keinen an der Schnittstelle, dem ich absolutes spezielles Fachwissen attestiere. Der DLV ist doch erst etwas in Aufruhr, seit ich ihn permanent hier im Forum auf Lücken aufmerksam gemacht habe. 

Ich bin der festen Überzeugung, dass Storls OP vermeidbar gewesen wäre. Ich habe einiges bei ihm inspiziert und bin fündig geworden. Manchmal handelt es sich einfach um anatomisches Missmanagement!!!

Gertrud



RE: Technikfehler David Storl - MZPTLK - 21.07.2016

Kann es sein, dass das A und O das (vernachlässigte) Eindrehen des Stemmbeinfusses ist?
Dies hat nmM nicht nur Leistungseinbussen, sondern auch Innenband- und Meniskusprobleme zur Folge.


RE: Technikfehler David Storl - gera - 21.07.2016

Gertrud schrieb :
... " es geht beim DLV ( und ich ergänze, auch bei der IAAF ) vorrangig um Team - aus meiner Sicht ... und nicht um innovative,ausgeprägte Individualisten .. "

Wenn ich an der Behandlung meiner neuen Bewertungsmethode  NBL  für Mehrkämpfe denke, muss ich sofort aufhören weiter zu schreiben, damit ich nicht wütend und unsachlich werde.

Wieviel an klugen Ideen und Erkenntnissen geht verloren , nur  weil sie im Moment nicht ins System passen.

Schluß jetzt.


RE: Technikfehler David Storl - dominikk85 - 21.07.2016

(21.07.2016, 09:03)MZPTLK schrieb: Kann es sein, dass das A und O das (vernachlässigte) Eindrehen des Stemmbeinfusses ist?
Dies hat nmM nicht nur Leistungseinbussen, sondern auch Innenband- und Meniskusprobleme zur Folge.


Meinst du das die Fußspitze des vorderen Fußes eher nach vorne als Parallel zum Balken zeigen sollte?

Ich habe auch gehört, dass das besser für das Knie ist, allerdings verliert man eventuell ein paar cm "Reach" nach vorne, da die Fußspitze ja ein paar cm Platz braucht.