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Achillessehnen-Seuche - Druckversion

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RE: Achillessehnen-Seuche - Atanvarno - 15.07.2014

Anmerkung mod: Ich habe hier jetzt ein wenig aufgeräumt und themenfremde Beiträge in eigene Threads ausgelagert. Ich möchte im Interesse aller Leser darum bitten, zukünftig mehr beim Thema zu bleiben und falls der Bedarf besteht, neue Themen zu diskutieren, einen entsprechenden Thread zu eröffnen


RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 15.07.2014

(15.07.2014, 13:47)Gertrud schrieb: Ich wundere mich vor allem über die Ermüdungsbrüche im Fußbereich. Wenn eine harte Belastung auf unverschaltete Strukturen trifft, muss ein Kollaps der Gewebe erfolgen. Es geht gar nicht anders. Man kann mit verschalteten Strukturen hohe Lasten problemlos bewältigen. Darf ich jetzt mal knallhart sein?: Bankdrücken ist (scheinbar!) wichtiger!!! Thumb_down Derartige Gespräche wollte ich auf DLV-Fortbildungen anleiern - no chance!!!
Ich wundere mich darüber, dass Trainer im Deutschland des 21. Jahrhunderts unverschaltete Strukturen nicht beheben oder sogar verursachen.
Das wissen sogar die Bodybuilder seit längerem besser, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist
Schwarzenegger hatte noch isoliert trainiert, entsprechend roboterhaft hatte er sich bewegt.

Bankdrücken ist für leichtathletische Disziplinen nur insoweit effektiv, wie der kooperierende Bewegungsapparat energetisch, tonusmässig und koordinativ angepasst ist.
Beim Bankdrücken sieht man schnelle und genau messbare Erfolge, die anderen Qualitäten sind anspruchsvoller zu trainieren und in der Leistung schwieriger zu taxieren.

Die zentralen Muskeln brauchen wesentlich länger für ihre Trophie als die peripheren, zum Glück aber auch länger für ihre Atrophie.
Sie sind kaum zu sehen, und man ist geneigt zu sagen: Man muss nicht stark aussehen, man muss stark sein!

Nicht wenige Trainer und Athleten sind schon in diese psychologische Falle getappt.


RE: Achillessehnen-Seuche - Hinkebein - 16.07.2014

(15.07.2014, 17:15)MZPTLK schrieb: [quote pid='7576' dateline='1405428469']
Die zentralen Muskeln brauchen wesentlich länger für ihre Trophie als die peripheren, zum Glück aber auch länger für ihre Atrophie.
Sie sind kaum zu sehen, und man ist geneigt zu sagen: Man muss nicht stark aussehen, man muss stark sein!

[/quote]
Aber wie erreiche ich das? Wie werde ich stark?

Ich habe vor einigen Jahren ein Buch von Pavel Tsatsouline (Power to the People) gelesen.

Er empfiehlt dort als "Grundkraftübungen" das Bankdrücken und das Kreuzheben. 2 Sätze 5 Wiederholungen und wichtig nicht bis zum Muskelversagen. So soll man sich die Frische behalten und das zentrale Nervensystem "geschont" werden.

Diese Methode soll in leicht abgewandelter Form auch bei einigen amer. Sprinterinnen Einzug gehalten haben.


Evtl. sollte man dieses Thema in einen neuen Thread (Stark ohne stark auszusehen) verschieben.


RE: Achillessehnen-Seuche - Gertrud - 16.07.2014

(16.07.2014, 06:19)Hinkebein schrieb:
(15.07.2014, 17:15)MZPTLK schrieb: [quote pid='7576' dateline='1405428469']
Die zentralen Muskeln brauchen wesentlich länger für ihre Trophie als die peripheren, zum Glück aber auch länger für ihre Atrophie.
Sie sind kaum zu sehen, und man ist geneigt zu sagen: Man muss nicht stark aussehen, man muss stark sein!
Aber wie erreiche ich das? Wie werde ich stark?

Ich habe vor einigen Jahren ein Buch von Pavel Tsatsouline (Power to the People) gelesen.

Er empfiehlt dort als "Grundkraftübungen" das Bankdrücken und das Kreuzheben. 2 Sätze 5 Wiederholungen und wichtig nicht bis zum Muskelversagen. So soll man sich die Frische behalten und das zentrale Nervensystem "geschont" werden.

Diese Methode soll in leicht abgewandelter Form auch bei einigen amer. Sprinterinnen Einzug gehalten haben.


Evtl. sollte man dieses Thema in einen neuen Thread (Stark ohne stark auszusehen) verschieben.

[/quote]
Wir können trotzdem schön wieder zum Thema zurückkehren, indem wir untersuchen, ob das angebotene Übungspotential den Bereiche der Achillessehnen in der Bewegungssituation vernünftig unterstützt oder erheblich davon abweicht. Nur das verhindert Verletzungen. Wir müssen zudem drei Phasen in der Bewegung unterscheiden. Die erste Phase strafft sozusagen die Fibrillen zur parallelen Form, der zweite Teil betrifft die Dehnung, und im dritten Teil finden erstmalige kleine Zerreißungen bis zum kompletten Riss statt. Literatur-Prozentangaben auch hinsichtlich Reißfestigkeit differieren, zumal die meisten Studien an Tieren vorgenommen werden. Da die Reißfestigkeit von der Struktur abhängig ist, besteht unsere vornehmliche Aufgabe als Trainer/in in der jeweils individuellen Übungskonstruktion hinsichtlich dieses Körperteiles. Ganz entscheidend ist der Parameter der Dehnungsgeschwindigkeit und der Adaptation hinsichtlich Reißfestigkeit. Zudem ist ganz entscheidend, wie Vorbelastungen konzipiert werden, damit Längenänderungen eine Konstanz erfahren. Auch Dehnungsverhalten und Steifigkeit sind geschlechtsspezifisch. Die Sehnen sind in ihrem gesamten Verlauf hinsichtlich Kollagenstruktur unterschiedlich. Die Sehne reagiert auf die Sehnenzusammensetzung auch z. B. durch erhöhten Druck in Knochennähe, was z. B. sehr spannend für die Entstehung einer Haglundferse ist. Da sollten dann schon mal Fragen auftauchen, was wir denn in dem Fall falsch gemacht haben, weil es Hinweise gibt, dass diese Verletzungen Überlastungssyndrome sind. Auf Dauer kann  man sich als Trainer vor dem Wissenserwerb nicht drücken. 


Ich habe diese Herausforderung angenommen und wünsche, dass viele zum Wohle der Athleten folgen werden. Daher enthält meine Beurteilung von Trainern nie nur die nackte Leistungsbilanz, sondern immer auch die Häufigkeit und den Schweregrad der Verletzungen. Sicherlich führt kein Trainer absichtlich Verletzungen herbei. Wie viel mehr könnten wir erreichen, wenn die Verletzungszeiten ausfielen? Es gibt dafür immer allgemeine Hinweise und individuelle. Hier ist wirklich absolute Akribie von Trainern und Athleten verlangt.

Gertrud


RE: Achillessehnen-Seuche - Solos - 16.07.2014

(15.07.2014, 13:47)Gertrud schrieb: Das übliche propriozeptive Training kann man für den Sehnenbereich in die Tonne kloppen. Innerhalb der Einflussnahme ist die Sehne längst gerissen. Diese Übungen gelten allenfalls als Gleichgewichtsschulung. 

Das würde ich etwas differenzierter sehen. Propriozeptives Training hat sicher keinen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften der Sehne. Daher ist es nicht geeignet, um die Steifigkeit zu erhöhen, die Grenze der Reißfestigkeit nach oben zu verschieben oder die Fähigkeit zur Energiespeicherung/-rückgabe zu beeinflussen.

Allerdings lässt sich mit propriozeptivem Training über eine Ökonomisierung sensomotorischer Mechanismen die posturale Kontrolle verbessern. Durch das effizientere Zusammenspiel der das Gelenk umspannenden Muskulatur können Fehlbelastungen der Gelenkflächen, aber eben auch der Sehne minimiert werden. Das hat langfristig betrachtet einen präventiven Aspekt, da eine gleichmäßige Belastung der A-Sehnenenteile sichergestellt werden kann.
Ein verbessertes Zusammenspiel zeigt allerdings nur dann Wirkung, wenn keine muskulären Ungleichgewichte vorliegen. Wenn ein Muskel übermäßig stark oder schwach ist kann die beste Koordinierung aufgrund der ungleichen Zugentwicklung nicht vor Fehlbelastungen schützen. Damit ist klar, dass diese Trainingsform nur EIN Baustein von vielen sein kann. In die Tonne kloppen würde ich ihn aber nicht.


 


RE: Achillessehnen-Seuche - dominikk85 - 16.07.2014

Es wäre mal interessant wenn Sportwissenschaftler verletzte Sportler zu ihrem Training befragen würden. eventuell könnte man bei genug Athleten Tendenzen feststellen (oder auch nicht, vielleicht ist es ja wirklich auch die Veranlagung).


RE: Achillessehnen-Seuche - MZPTLK - 16.07.2014

(16.07.2014, 08:33)dominikk85 schrieb: Es wäre mal interessant wenn Sportwissenschaftler verletzte Sportler zu ihrem Training befragen würden. eventuell könnte man bei genug Athleten Tendenzen feststellen (oder auch nicht, vielleicht ist es ja wirklich auch die Veranlagung).
Ich stecke nicht im Thema, aber ich vermute stark, dass man beim DLV(Cheftrainer, Leistungssportdirektor...)durchaus mehr weiss und wissen muss, es aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht an die Öffentlichkeit bringt.
Da hilft nur eine systematische Befragung der betroffenen Athleten(Ärzte fragen geht nicht wegen der Schweigepflicht), wobei Systematik und Aussagekraft aufgrund der Freiwilligkeit eingeschränkt sein werden.
Eine Befragung von Sportlern verschiedener Sportarten wäre weniger spezifisch, könnte aber umso mehr weiterhelfen, desto mehr Teilnehmer sich finden.


RE: Achillessehnen-Seuche - Gertrud - 16.07.2014

(16.07.2014, 08:15)Solos schrieb:
(15.07.2014, 13:47)Gertrud schrieb: Das übliche propriozeptive Training kann man für den Sehnenbereich in die Tonne kloppen. Innerhalb der Einflussnahme ist die Sehne längst gerissen. Diese Übungen gelten allenfalls als Gleichgewichtsschulung. 

Das würde ich etwas differenzierter sehen. Propriozeptives Training hat sicher keinen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften der Sehne. Daher ist es nicht geeignet, um die Steifigkeit zu erhöhen, die Grenze der Reißfestigkeit nach oben zu verschieben oder die Fähigkeit zur Energiespeicherung/-rückgabe zu beeinflussen.

Allerdings lässt sich mit propriozeptivem Training über eine Ökonomisierung sensomotorischer Mechanismen die posturale Kontrolle verbessern. Durch das effizientere Zusammenspiel der das Gelenk umspannenden Muskulatur können Fehlbelastungen der Gelenkflächen, aber eben auch der Sehne minimiert werden. Das hat langfristig betrachtet einen präventiven Aspekt, da eine gleichmäßige Belastung der A-Sehnenenteile sichergestellt werden kann.
Ein verbessertes Zusammenspiel zeigt allerdings nur dann Wirkung, wenn keine muskulären Ungleichgewichte vorliegen. Wenn ein Muskel übermäßig stark oder schwach ist kann die beste Koordinierung aufgrund der ungleichen Zugentwicklung nicht vor Fehlbelastungen schützen. Damit ist klar, dass diese Trainingsform nur EIN Baustein von vielen sein kann. In die Tonne kloppen würde ich ihn aber nicht.

Natürlich hat das propriozpetive Training einen Sinn hinsichtlich posturaler Verbesserung, die ja im Sprint eine sehr große Rolle spielt. Das ist klar; aber bezüglich des Risszeitraumes besteht wegen der Zeitdifferenz kein Einfluss.

Natürlich spricht es auch die Muskeln an, aber eben auch nicht in der richtigen, schnellen funktionellen Dosierung. Selbst beim Stand wird es in der Oszillation benötigt. Man muss vorher bei der Übungsauswahl festlegen, wofür ich die Übung haben will.

Gertrude


RE: Achillessehnen-Seuche - Gertrud - 16.07.2014

(16.07.2014, 08:48)MZPTLK schrieb:
(16.07.2014, 08:33)dominikk85 schrieb: Es wäre mal interessant wenn Sportwissenschaftler verletzte Sportler zu ihrem Training befragen würden. eventuell könnte man bei genug Athleten Tendenzen feststellen (oder auch nicht, vielleicht ist es ja wirklich auch die Veranlagung).
Ich stecke nicht im Thema, aber ich vermute stark, dass man beim DLV(Cheftrainer, Leistungssportdirektor...)durchaus mehr weiss und wissen muss, es aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht an die Öffentlichkeit bringt.
Da hilft nur eine systematische Befragung der betroffenen Athleten(Ärzte fragen geht nicht wegen der Schweigepflicht), wobei Systematik und Aussagekraft aufgrund der Freiwilligkeit eingeschränkt sein werden.
Eine Befragung von Sportlern verschiedener Sportarten wäre weniger spezifisch, könnte aber umso mehr weiterhelfen, desto mehr Teilnehmer sich finden.
Es ist vielleicht auch richtig, dass nicht alles nach außen dringt. Trotzdem wäre eine Studie hinsichtlich der Prozenthöhe von Verletzungen in den Disziplinen hilfreich, um einfach auch zu sensibilisieren. Meistens dringen die Verletzungen nach außen, wenn eine/r ausfällt.

Gertrud


RE: Achillessehnen-Seuche - runny - 16.07.2014

Inwiefern ist denn überhaupt bei Sehnen eine Anpassung möglich?

Und ist eine "höhere Festigkeit" überhaupt erstrebenswert? Bei Metallen geht eine höhere Festigkeit üblicherweise mit höherer Sprödigkeit und somit schlechteren Eigenschaften bei Schwingbeansprungungen einher.

Das führt wiederum auf die Frage was die Achillessehne eigentlich genau leisten muss in der Leichtathletik und inwieweit es hier disziplinspezifische Unterschiede gibt...?