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Plyometrics in der LA - ThomZach - 22.05.2015 Wenn Plyometric heißen soll, dass hochschnelle Muskelarbeit trainiert wird, weil man dabei den DVR (Dehnungs-Verkürzungs-Reflexbogen) anspricht, dann sind die meisten Übungen die unter dem Etikett Plyo laufen gar keine. Wann ist nun aber wirklich das Hochschnelle angesprochen? Nur dann wenn es bei der Übung schneller zugeht als bei der Ausführung der Zieltechnik (Hoch, Weit, Sprint, Wurf) selber. Also muss man Bedingungen schaffen, unter denen die Muskeln schneller arbeiten können und müssen, als unter normalen Voraussetzungen. Wenn wir also z.B. den Lauf kräftigen wollen, um den Start zu verbessern, taugen wohl Läufe in leichter Bergauf-Richtung. Aber um das Höchsttempo zu steigern und halten zu lernen, muss man leicht bergab trainieren. Dasselbe gilt für den Weitsprung. Man kann dann im Training etwas langsamer anlaufen, bzw. mit weniger Mühe genau so schnell, und muss dann am Balken (besser Absprung vom Gummi-Boden) etwas schneller agieren, was die Hoffnung begründet, dass sich dadurch ein Trainingseffekt im hochschnellen Bereich einstellt. Bei Schrittsprungserien die Kontaktzeit willentlich zu verkürzen spricht den DVR nicht an. Dies geschieht nur wenn die Horizontalgeschwindigkeit so hoch ist, dass die Stützzeiten von alleine kürzer werden. Man sollte dann aber nicht auf Leistung (Länge) gehen sondern eben auf Kürze. Auch hier ist der Trainingseffekt mMn keinesfalls nachgewiesen. Erst recht nicht für den Hochsprung, da die Bewegungsstrukturen viel zu unterschiedlich sind, sich das Eine also gar nicht für das Andere nutzen lässt. Für den Hochsprung braucht man keine schräge Ebene. Man kann das hochschnelle Abspringen einfach dadurch herausfordern, dass man etwas schneller anläuft und dafür etwas flacher abfliegt. Jeder Springer sollte technisch so versiert sein, dass er zwischen 40° und 60° Abflugwinkel aus entsprechenden Anlauf-Tempi prozieren kann. Die ideale Sprung-Schnellkraft-Übung für Hochspringer ist der beidbeinige Flop aus steilem Anlauf mit Vierteldrehung vor dem Aufsetzen der Füße. Ideal weil völlig ungefährlich für die Gesundheit, denn die Last wird von einem auf beide Beine verteilt, und weil so jedes Bein viel schneller strecken kann. Zudem wird dabei die richtige Rotationsrichtung mental-motorisch gespeichert und kann das richtige Überquerungsverhalten eingeübt werden. Sicher fallen den Kollegen hier für andere Disziplinen Übungen ein, bei denen auf ähnliche Weise Voraussetzungen geschaffen werden, um DVR und Schnellkraft wahrhaftig reizen und trainieren zu können. Es sei darauf hingewiesen, dass auch bei Würfen DVR gefordert ist, da in der Bewegungskette die einzelnen Glieder gegeneinander arbeiten und sich gegenseitig zu reflexbedingten Kontraktionen reizen. RE: Plyometrics in der LA - ThomZach - 23.05.2015 Plyometrisch bedeutet eigentlich nicht mehr als "ansteigendes Maß". Das Wort sagt also gar nichts aus in Bezug auf Schnellkraft oder Reaktivkraft. Mir scheint hier wurde ein Begriff geschaffen, um ein Geschäft anzukurbeln, ähnlich anderen Systemen wie Pilates und Eurhythmie und Aerobic. Also alles wieder fürnaasch. Bloß dass die Fachwelt genau so blöd ist wie das Publikum und den Marktschreiern auf den Leim geht. Schlimmer. Das Resultat ist ja, dass immer unspezifischer trainiert wird und so eben an der eigentlichen Zielbewegung (Technik) vorbei. Plyometric steht für mich daher für falsches, krankmachendes, leistungsminderndes Gehabe Mangels korrekter technischer und didaktischer Konzepte. Ein Produkt der Ignoranz. War das jetzt provozierend genug, um hier mal wieder Bewegung und Leben reinzubringen? RE: Plyometrics in der LA - MZPTLK - 23.05.2015 (23.05.2015, 01:57)ThomZach schrieb: Mir scheint hier wurde ein Begriff geschaffen, um ein Geschäft anzukurbeln,Der Begriff ist doch uralt, stammt noch aus der nicht-kommerziellen Ära. Die Fachwelt ist meistens nicht so blöd wie das Publikum, reitet aber oft opportunistisch, also aus wohlverstandenem Eigeninteresse, mit den Säuen durchs Dorf. RE: Plyometrics in der LA - MZPTLK - 23.05.2015 (22.05.2015, 10:10)ThomZach schrieb: Wenn Plyometric heißen soll, dass hochschnelle Muskelarbeit trainiert wird,Genau. Vorbeschleunigung, Spannungsaufbau(auch durch Verwringung) und ab geht die Post! RE: Plyometrics in der LA - ThomZach - 23.05.2015 (23.05.2015, 13:48)MZPTLK schrieb: ...reitet aber oft opportunistisch, also aus wohlverstandenem Eigeninteresse, auf den Säuen durchs Dorf.Der Gag des Tages! ![]() RE: Plyometrics in der LA - MZPTLK - 24.05.2015 Auch lustig. Man kann es sich aussuchen im Leben: Entweder wirft man Perlen vor die Säue, oder man ist eine... ![]() RE: Plyometrics in der LA - ThomZach - 25.05.2015 (24.05.2015, 18:28)MZPTLK schrieb: Entweder wirft man Perlen vor die Säue, oder man ist eine......oder man isst sie! RE: Plyometrics in der LA - lor-olli - 26.05.2015 Wie ThomZach schon angeführt hat, wird der Begriff plyometrics (allein schon der Ausdruck ist nicht sehr überzeugend …) häufig recht unterschiedlich angewendet. Der "Entdecker" dieser Technik, Yuri Verkhoshansky, ging von einem ultrakurzen Impuls aus (wie im mehrfach verlinkten Film "The Price Of Gold" erwähnt), wie er etwa entsteht wenn man aus erhöhter Position herunter springt und in der Reaktionsphase direkt abspringt - die Zeiten liegen hier bei 0,1- 0,2 sec! (also vergleichbar mit einer willentlichen Reaktionszeit) In der "zweiten Phase" haben dann amerikanische Wissenschaftler den Begriff übernommen für Techniken die z.B. aus aufeinander folgenden Sprüngen bestanden - hier sind die Reaktionszeiten allerdings deutlich länger, sprich es handelt sich um keine reaktive Antwort des Apparates im Sinne von Verkhoshansky. Da der Begriff schon von Anbeginn schwammig war wurde er im weiteren noch großzügiger ausgelegt… Elektromyographische Untersuchungen könnten hier Klarheit bringen, aber dazu muss eine Nadel / Elektrode direkt am Muskel angebracht werden… Freiwillige? (in gesteuerter Bewegung mag das ja noch angehen, aber unter einer extremen Belastung? Und die "Speicherarbeit" der Bänder und Sehnen hätte man damit nicht erfasst, sie ließe sich höchstens fehlerbehaftet interpolieren) RE: Plyometrics in der LA - MZPTLK - 26.05.2015 @ Lor-Olli: Ich ernenne Dich zu meinem Pressereferenten. Wenn ich nicht so faul/überlastet wäre, hätte ich das nicht besser geschrieben. Ich habe übrigens schon lange den Verdacht, dass sich hinter Lor-Olli ein ganzes Autorenkollektiv verbirgt... ![]() RE: Plyometrics in der LA - Hellmuth K l i m m e r - 26.05.2015 Zu I.V. Werchoshanskij und seinen Forschungen: Der Vielschreiber unter den sowjetischen Forschern publizierte ab etwa 1970 Artikel insbes. zur Sprungkraft und Muskelentwicklung auch bei Werfern und Mehrkämpfern. Den Begriff "Plyometrics" gebrauchte er nie; auch war er nicht "der Entdecker dieser 'Technik' (?)" - welcher denn? Der Russe aus Moskau benutzte immer nur die Begriffe: Explosivkraft und reaktive (Sprung-)Kraft. Dass wir in der DDR mit seinen Forschungsergebnissen geradezu überschüttet wurden, lag einerseits daran, dass seine Forschungen damals tatsächlich das Know-how darstellten aber auch an der Parole: "Von der SU lernen, heißt siegen lernen." ![]() H. Klimmer / sen. |