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Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - Druckversion

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Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - kari.hgw - 02.06.2015

Hallo

heute mal kein Regelfall:

Ich wollte mal Fragen, was ihr für Erfahrungen mit optischer Weitenmessung habt:

Besitzt ihr die Anlage oder habt ihr einen Dienstleister?
Ausfallanfälligkeit?
Wer bedient sie?
Ab welcher Ebene setzt ihr sie ein (Kreis-, Land- oder Regional)?


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - Hellmuth K l i m m e r - 02.06.2015

(02.06.2015, 14:14)kari.hgw schrieb: Hallo

heute mal kein Regelfall:

Ich wollte mal Fragen, was ihr für Erfahrungen mit optischer Weitenmessung habt.
Ich vermute, hier wird nach der derzeit noch üblichen optischen Weitenmessung (mit Einsteckstab und Reflektor) gefragt -  n i c h t  nach der modernen  Weitenmessung, die z.B. bei der Hallen-DM in der Arena Leipzig zur Anwendung kam.
Zweifellos ist sie eine technische Perfektionierung; allerdings wird die Präzession der Messung durch den damit beschäftigten Kampfrichter  bestimmt. Das Setzen des Markierungsstiftes ist stets etwas subjektiv und besonders von der perfekt geglätteten Oberfläche der Sandgrube abhängig und der Anfeuchtung des Sandes.

Da unterschied sich das Bemühen der Karis bei der DM der Senioren in Erfurt 2014  (perfekte Glättung!) von der beim Meeting in Dessau beträchtlich. Confused

Die technisch perfekteste Weitenmessung, wie ich sie in Leipzig erlebte (s. betr. Disk. hier im Forum!), wird wohl auch zukünftig  n u r  bei bedeutenden Veranstaltungen Verwendung finden.
Ich bleibe bei meiner vor Jahren hier gemachten Feststellung: Nichts in der LA wird ungenauer gemessen (im Vgl. zu Zeitmessung und mit Ausnahme des Gehens) als Sprünge in den Sand. HuhConfused

H. Klimmer / sen.


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - MZPTLK - 02.06.2015

(02.06.2015, 17:24)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Nichts in der LA wird ungenauer gemessen (im Vgl. zu Zeitmessung und mit Ausnahme des Gehens) als Sprünge in den Sand.
Exakt.
Das liegt weniger daran, dass manche Karis zu ...... sind, sondern an deren Motivation und Identifikation mit den AthletInnen.

Da wird allzuoft lustlos in der Grube herumgestakst, einarmig mit dem herumbaumelnden Markierungsstab hantiert, den korrekten Einstichpunkt leicht verfehlend schräg in den Sand gestochen, dabei das Massband in den Sand gedrückt....Angry

Wäre kein Problem, wenn alle Fehler sich gegenseitig aufheben würden und das bei allen Konkurrenten passieren würde.


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - t.win.ning snail - 03.06.2015

@Hellmuth und MZPTLK,

(off topic) ich sehe da beim Weitsprung aber kein Mess-Problem:
1. misst der selbe Kampfrichter immer gleich bei allen Springern (immer zu viel oder immer zu wenig) und
2. entspricht ein Mess-Fehler von einem Zentimeter bei 5 m Weite einem relativen Fehler von nur 0,2 Prozent.

Ich sehe die Mess-Probleme viel eher beim Wurf (Diskus und v. a. Speer). Da sehe ich manchmal - je nach Bodenbeschaffenheit - keinen Abdruck mehr. Wenn ich zusätzlich noch von der gegenüber liegenden Sektor-Seite anlaufe, kann ich manchmal den Punkt nur schätzen.
Das wäre bei einem realistischen Mess-Fehler von 0,5 m auf 50 m schon ein relativen Fehler von 1 Prozent.


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - MZPTLK - 03.06.2015

(03.06.2015, 15:40)t.win.ning snail schrieb: Ich sehe die Mess-Probleme viel eher beim Wurf (Diskus und v. a. Speer). Da sehe ich manchmal - je nach Bodenbeschaffenheit - keinen Abdruck mehr. Wenn ich zusätzlich noch von der gegenüber liegenden Sektor-Seite anlaufe, kann ich manchmal den Punkt nur schätzen.
Das wäre bei einem realistischen Mess-Fehler von 0,5 m auf 50 m schon ein relativen Fehler von 1 Prozent.
Das habe ich bei der Weitsprungmessung schon oft unterschiedlich gesehen.

Was das Speerwerfen angeht, dürfte man einige Würfe eigentlich gar nicht 'messen', weil der Abdruck nicht oder nicht genau sichtbar ist.
Daraus können Fehler in der Grössenordnung von 1 Meter resultieren, auch wenn der Kari die Speerlandung aus der Nähe beobachtet.


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - t.win.ning snail - 03.06.2015

(off topic)
Tja, jeder Speerwurf, der mit der Metallspitze zuerst landet, ist gültig und muss bestmöglich gemessen werden. Ein Nicht-Abdruck bei harten Böden ist kein Nichtmess- oder Ungültigkeitskriterium.

Deswegen ist beim Speerwurf der Messfehler ja auch potenziell viel größer als beim Weitsprung - ohne Berücksichtigung, dass man vorher bei der grundsätzlichen Gültigkeitsentscheidung (siehe oben) schon leicht daneben liegen kann. Dafür braucht man sehr viel Erfahrung als Kari.


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - Peter gridling - 17.06.2015

Hallo Leute!

Nachdem ich mich die letzten Woche mit diesem Thema sehr intensiv beschäftigt habe, wollte ich mich mal bei dieser Diskussion beteiligen.
Wir haben heuer bei praktisch allen Veranstaltungen, die von uns betreut wurden, eine elektronische Weitenmessung mit dabei gehabt und diese wurde meistens auch von vor Ort eingeschulten Helfern des Veranstalters bedient. Möglich wurde dies dadurch, dass unsere Software Seltec Track & Field mittlerweile die Distanzberechnung und trigonometrischen Funktionen beherrscht und die Funktionalität wirklich einfach zur Verfügung stellt, so dass der Benutzer eigentlich nichts falsch machen kann, solange er sich beim Kalibrieren an die Anweisungen der Software hält.

Im Zuge dessen haben wir auch die Genauigkeit und Unterschiede zwischen einem Stahlmaßband und der elektronischen Weitenmessung gemessen und sind ehrlich gesagt zu einem schockierenden Ergebnis gekommen: In der Praxis ist die Messung mit einem Stahlmaßband auf Zentimetergenauigkeit IMMER falsch!

Nur unter folgenden Bedienungen ist die Messung mit einem Stahlmaßband korrekt:

- Temperatur: 20,0°C
- Höhendifferenz zwischen Meßpunkt (Wurf) und Meßlinie (Sprung): 0mm
- Zug am Maßband: 5,0kN
- Abwurf-Linie bzw. Wurfkreis muss exakt ein Kreis sein

In der Praxis ist keine der 3 Parameter einhaltbar und wer meint, dass wir von Abweichungen im mm-Bereich sprechen, der irrt: Wir sprechen hier von Abweichungen bis zu 3cm. Das ist auch der Grund, warum es im Bauwesen Temperatur-Tabellen gibt, um welche dann die Stahlbandmessungen angepasst werden müssen.

Ein konkretes Beispiel des Speerwurfs in Salzburg mit folgenden Außenparametern:

- Temperatur 11°C (also 9° unter der geeichten Temperatur des Stahlmaßbandes)
- Höhendifferenz am Platz (zwischen +10cm und +22cm, je nach dem wo der Speer hin geworfen wurde)

Abweichung Stahlmaßband/EDM: Zwischen 2 und 3cm, eine Abweichung von 0 oder 1cm konnte nur am Abwurfkreis festgestellt werden, da dieser eine Höhendifferenz zum Kreismittelpunkt von 0mm hatte. Der Abwurfkreis war übrigens auch nicht 100% ein Kreis, sodass auf der rechten Seite 0mm und auf der linken Seite 5mm Abweichung war, sodass hier ebenfalls ein Zentimeter Abweichung am 0 Punkt zu messen war.

Die Vorgehensweise, dass Rekorde immer noch mit dem Stahlmaßband nachgemessen werden und im Zweifel das Stahlmaßband gilt, halte ich für äußerst kritisch, da es schlicht und einfach die Messergebnisse verfälscht. Den größten Einfluss hat übrigens die Temperatur, gefolgt von der Platzbeschaffenheit und dem Zug am Stahlmaßband.

Natürlich wird jetzt immer wieder das Preisargument ins Feld geführt, allerdings angesichts der Tatsache, dass man lediglich ein x-beliebiges Messgerät für die Messung braucht, welches im Bauwesen mittlerweile Standard ist, sind die Kosten derart Gering, dass es sich meines Erachtens lohnen würde, vermehrt mit EDM zu messen, zumindest wenn man in den Bereich von Rekorden kommt.

Liebe Grüße,

Peter Gridling


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - lor-olli - 17.06.2015

Alle korrekt lieber Peter, dass größte Problem stellen meiner Meinung nach aber eh unerfahrene KaRis dar…

Sie finden beim Diskus den Auftreffpunkt nur im "Halbmeterbereich", setzen beim Speer die Marke recht beliebig und halten beim Weitsprung das Maßband so "geschickt" an die Landestelle, dass diese nicht mehr wirklich erkennbar ist, obendrein wird oft das Maßband schräg von der Mitte des Balkens zur Landestelle geführt… (entspricht dann vielleicht sogar der wirklichen Sprungweite, aber nicht den Regeln fürs Messen)

Technisch ist es meines Erachtens mit heutiger Lasertechnik und Triangulation möglich sogar berührungslos zu messen. (Sprich ohne erst noch eine Peilmarke zu setzen, wie z.B. beim Messen der Sprungweiten eines Steines, der über eine Wasseroberfläche hüpft)

Nimmt der Leichathletik aber auch etwas vom antiken Charme … Wink


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - MZPTLK - 17.06.2015

(17.06.2015, 15:54)lor-olli schrieb: Nimmt der Leichathletik aber auch etwas vom antiken Charme … Wink
Genau. Als ich vor 30 Jahren das Ostfriesenabitur bestand Thumb_upFahne,
haben wir u.a.  Stabweitsprung über Moorbäche gemacht.
Gemessen wurde da nix, kamste rüber, egal wie, haste bestanden.
Ansonsten biste zur Erbauung der Zuschauer mit dem Hintern in der Pampe gelandet.Big Grin


RE: Erfahrungen mit optischer Weitenmessung - Mockauer - 11.07.2015

Ich kenne es in Magdeburg bei allen Sportfest im Einsatz. Dort besitzt ein Kampfrichter so eine Vermessfirma und bringt sie immer gleich mit. Weiterhin kenne ich es ab Landesmeisterschaften mit Weitenmessung. In Sachsen gibt es dafür eine AG, die dann eingeladen wird und eingesetzt wird.