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Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Druckversion

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RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - MZPTLK - 25.06.2015

(25.06.2015, 15:57)lor-olli schrieb: Wir brauchen eine gesunde Einstellung zur Leistung...
Damit ist eigentlich alles gesagt, nur nicht von allen.
(Karl Valentin)

Zunächst nur soviel dazu:

Ob man etwas tut oder nicht
- es gibt immer ein Ergebnis.

Ob man etwas so oder anders tut
- es gibt immer ein Ergebnis.

Die entscheidende Frage ist immer:
Gefällt einem das Ergebnis oder nicht?


Zum Sinn und Unsinn von Leistung demnächst mehr.
Muss jetzt Leistung bringen.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - EsZet - 26.06.2015

Ich weiß, dass wir hier alle für die gleiche Sache stehen...aber bei manchen Aussagen kommt mir der kalte Kaffee hoch.....Angry

Kinder und Jugendliche hatten zu JEDER Zeit ihren Druck, mit dem sie umgehen mussten. In den 40ern war es der Krieg, in den 90ern und Anfang des neuen Jahrtausends die fehlenden Ausbildungsplätze und jeder von uns wird das eine oder andere Päckchen zu tragen gehabt haben. Und trotzdem sind daraus gesunde Generationen erwachsen. Wenn ich höre, dass die Kinder soviel Stress haben und jedes 6. Kind Burn-out-Symptome hat, dann frage ich mich angesichts ständig sinkender Anforderungsniveaus ernsthaft, ob es der Stresspegel ist, welcher gestiegen ist, oder die Stressresistenz gesunken ist. Ich meine, letzteres ist der Fall. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Wenn ich Kinder in Watte packe, wie will ich dann erwarten, dass sie als Jugendliche den wachsenden Anforderungen gerecht werden können? Wir reden hier über eine gesellschaftliche Entwicklung, die ganz gefährlich ist. Mütter, welche ihre Kinder nicht 3 Jahre lang zu Hause verhätscheln, sondern aus ganz persönlichen Gründen oder Ansichten ihre Kinder in Kitas bringen, wo Grundlagen der sozialen Komepetenz gelegt werden, müssen sich ja schon als Rabenmütter anfeinden lassen. In der Schule darf keiner mehr Sitzenbleiben - heisst umgekehrt, mach was du willst, oder besser, mach nichts, es hat keine Konsequenz. Sich dann aber wundern, wenn alle Abitur machen wollen. Ja logisch wollen das alle, weil jeder Arbeitgeber weiss, was da für Blindschleichen von der Schule angetappert kommen, muss der seine Erwartungshaltung anpassen. Selbst der Abiturient hat doch schon seine Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben. Aber er weiss genau, was ihm zusteht. Empirische Studien beweisen... Wenn ich das schon höre. Traue nie einer Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Und wes Geistes Kind die Initiatorin der Petition ist, zeigt doch schon, wie sie sich selber widerspricht. Nennt die Petition " BJS abschaffen!!!" aber labert im nächsten Satz davon, zum Nachdenken anregen zu wollen. Auch  kann ich diesen Gender-Unsinn nicht mehr hören!!! Da sollen nach Meinung der Dame Kinder unter 11 Jahren gemischt starten. Tolle Sache! Ich höre schon, wie die Jungs den Klassenkameraden verspotten, welcher gerade gegen ein Mädchen verloren hat. Und wenn der Sohn der Initiatorin dann wieder heulend bei Mama angetippelt kommt, dann wird bestimmt wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Vielleicht sollen dann alle kurze oder lange Haare haben und das gleiche Sportzeug tragen - so kriegen wir die schöne homogene Kindermasse doch geformt. Muss doch hinzukriegen sein!!! Wenn mein Sohn heulend nach Hause käme, weil es bei den BJS nicht so geklappt hat, würde ich ihn sagen, dass ich mir mein Sportzeug anziehe und mit ihm zusammen trainiere, damit es beim nächsten mal besser läuft. Aber die Initiatorin der Petition setzt sich lieber den halben Abend mit ihrem Hintern auf die Couch und verfasst eine Petition.

Das musste jetzt mal raus! Mich wundert nur, dass es noch keine Strampelanzüge für Erstklässler gibt...Undecided

Bezeichnend auch: eine Freundin (Sozialpädagogin) erzählt mir, dass der bundesdeutsche Altersschnitt, wo Kinder "trocken" ( im Sinne von nciht mehr Einnässen ), bei 6 Jahren liegt. Das ist ja nicht die Realität, sondern formuliert einen Anspruch. Mache sich jeder seine Gedanken dazu!


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Adonis1 - 30.06.2015

(26.06.2015, 13:55)EsZet schrieb: Wenn ich höre, dass die Kinder soviel Stress haben und jedes 6. Kind Burn-out-Symptome hat, dann frage ich mich angesichts ständig sinkender Anforderungsniveaus ernsthaft, ob es der Stresspegel ist, welcher gestiegen ist, oder die Stressresistenz gesunken ist. Ich meine, letzteres ist der Fall. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Genau das ist des Pudels Kern! Die Kinder wachsen allzu überbehütet auf, jedes Wehwehchen wird dramatisiert, von Pflichten im Haushalt wird der Nachwuchs befreit, ...
Stress entsteht allerdings wohl durch die Hyperkommunikation, denen die Kinder ausgesetzt sind/werden (Neue Medien, pädagogische Programme,...) Auch stimmt es, dass Schule/Bildung? bei uns inzwischen viel zu wichtig genommen wird. Haufenweise Kinder, die nichts an einem Gymnasium zu suchen hätten (ca. 30%), landen dennoch dort (Abi über alles!). Daraus ergibt sich dann einerseits Überforderung bei vielen Kindern (inkl. extrem hoher Nachhilferaten, Medikamente,...!), andererseits erfolgt an den Schulen/im Unterricht zwangsläufig eine unwillkürliche Niveauabsenkung zur Angleichung der unterschiedlichen Ausgangspotentiale.... Inflation der 1er Abis... Alles politisch gewollt!
Angesichts eines dermaßen linkspädagogischen, schulpolitischen Programms, das den Sozialismus quasi durch die Hintertüre einführt, kann die wachsende systemimmanente Skepsis gegenüber jeglichen harten Leistungskriterien niemanden ernsthaft verwundern. Ich gebe den BJS keine 10 Jahre mehr und der Leichtathletik wird es auf Dauer wohl ähnlich ergehen - vgl. die in den letzten Jahren enorm wachsende Anzahl von wettkampfunwilligen Kindern im Bereich U14-U8 (siehe Kinderleichtathletik als weiterer Katalysator der Entwicklung!).
gez. Resignator
 


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Wechselschritt1 - 30.06.2015

Das ganze nimmt ausgesprochen merkwürdige Formen an. Eine Drohung per Email? Das schießt nun doch weit über das Ziel hinaus.
http://www.focus.de/familie/schule/nach-online-protest-gegen-sportwettbewerb-wegen-drohung-gegen-bundesjugendspiele-schule-in-trier-schliesst_id_4785148.html?utm_source=facebook&utm_medium=social&utm_campaign=facebook-focus-online-panorama&fbc=facebook-focus-online-panorama&ts=201506301328
Undecided


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Hellmuth K l i m m e r - 30.06.2015

Hallo, "Resignator"  Wink  Adonis1

Dein sicher aus dem Erleben der derzeitigen Schulpraxis erlangtes Resümee enthält viel Wahres.
Ich glaube auch, dass viele Kinder zu einseitig  n u r  auf die Schule, das Gymnasium orientiert werden. Dabei kann Sport nur stören. Teufel
Manchmal denke ich, unsere Kinder sollen  a b gehalten werden, sich zu vergleichen ... - und ich wünsche mir die Prämisse der alten, spartanischen Griechen zurück:
"Der nicht geschundene Mensch wird auch nicht erzogen."

H. Klimmer / sen.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - kari.hgw - 01.07.2015

Ich bin Lehrer und war als Schulkind bis zur 10. Klasse eher unsportlich und kann Aspekte der Muttermeinung verstehen.

Was ich verstehe ist die Frage: Warum muss mein Kind daran teilnehmen? Die Antwort ist:
a) Um an Sport herangeführt zu werden bzw.
b) um Niederlagen wegstecken zu lernen

a) ist absurd, kein unsportliches Kind lässt sich durch Misserfolge motivieren oder kommt von dem Sporttag wieder und denkt "Mensch, da muss ich wohl mehr Sport machen, damit ich nächstes Jahr besser bin"
==> Ich finde es richtig und wichtig, dass die Kinder zu mehr SPort machen motiviert werden müssen und es sollte auch mehr Sportmöglichkeiten  oder mehr Sportunterricht geben, ein einmaliger Wettstreit hilft da nicht

b) Das ist vollkommen richtig. Die Konsequenz müsste aber sein, dass dann auch alle an der Matheolympiade teilnehmen müssen, damit auch die mittelmäßigen Sportler Niederlagen lernen

Man erreicht mit Zwang nichts. Aus einer Couchpotatoe machen ich von außen niemals einen Sportler, das kann nur aus jedem selbst kommen.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Atanvarno - 01.07.2015

(01.07.2015, 09:14)kari.hgw schrieb: b) Das ist vollkommen richtig. Die Konsequenz müsste aber sein, dass dann auch alle an der Matheolympiade teilnehmen müssen, damit auch die mittelmäßigen Sportler Niederlagen lernen
Es muss ja nicht gleich die Matheolympiade sein. Mein Mathematiklehrer in der Grundschule hat jedes Jahr einen Kopfrechenwettbewerb durchgeführt, an dem jeder Schüler teilnehmen musste. Die schlechten Kopfrechner sind in der ersten Runde ausgeschieden und mussten lernen mit dieser Niederlage umzugehen. Geschadet hat es keinem.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Pollux - 01.07.2015

Seit wann ist der Schulsport ein notwendiges Medium des Leistungsvergleichs? Bin ich gebildet, wenn ich gelernt habe, mit ner Niederlage im Kugelstoßen zu leben? Das einzige, was ich dabei gelernt habe, ist, dass ich gegen den stämmigen Kollegen ohnehin nie ne Chance hatte. Man ist nur dann genötigt, mit Niederlagen umzugehen, wenn man viel Aufwand in eine Sache gesteckt hat: von der man glaubt, dass man sie mindestens genau so gut kann wie Andere. Also Spaß daran hat (oder gewinnt), sich mit Anderen zu messen. Deshalb lernen im schulischen Mathevergleich nur diejenigen Niederlagen einzustecken, welche vorher glaubten, echt was drauf zu haben. Der Rest bekommt nur vor Augen geführt, was ohnehin schon klar war: dass man zu denen gehört, die ne „längere Leitung“ haben.  

Man kann aber bei den sportlichen Bundesspielen lernen, dem Sport (als Bereich der Kultur) etwas abzugewinnen. Ja sogar lernen, dass der Sport Teil der FREIHEITSWELT sein kann. Selbst wenn dort Leistungen gefordert sind. Nur lernt man das bestimmt nicht, wenn es ausschließlich darum geht, eine Leistung ABLIEFERN zu müssen. (Denn dann lernt man bloß, den Sport als Teil der Arbeitswelt zu „schätzen“) Wenn einer so zum Sport kommt (was ich sehr bezweifle), ist er ne arme Sau. Oder stärker formuliert: er ist ohne Bildung! 

Was aber eben keineswegs impliziert, dass Bundesjugendspiele nicht dazu beitragen können, Menschen zu gebildeten Menschen zu machen. Ob die nun ne Urkunde - mit der Unterschrift vom Bundespräsi - bekommen oder nicht. Denn ohne Urkunde ist man kein Verlierer. Wer das Gegenteil behauptet - oder von Demütigung spricht, ist ungebildet. Oder stärker formuliert: Dumm wie Brot! 


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - dominikk85 - 01.07.2015

(25.06.2015, 13:29)Adonis1 schrieb:
(25.06.2015, 08:33)dominikk85 schrieb: Die Künste haben halt bei der intellektuellen Elite immer noch einen höheren Stellenwert....

Ich glaube dafür ist weniger eine intellektuelle Elite verantwortlich, als die "Verweiblichung unseres Schulsystems". Da inzwischen "weibliche Leistungs-Kategorien" wie Kommunikationsfähigkeit, gutes Klassenklima, Anti-Mobbing-Aktionen, Sanitätsdienst, soziale Ader= soft skills ... weit vor harten Leistungsparametern rangieren, ist der sinkende Stellenwert des Sports im Vergleich zu den anderen Künsten nur logisch. Daher sind ja auch die Jungs inzwischen die Verlierer unseres Schulsystems (Deutliche Überbewertung der mündlichen Mitarbeit, der Gruppenarbeit, des "offenen Lernens" im Vergleich zum objektiveren/härteren schriftlichen Abfragen).

Ich frage mich ob an diesen ganzen Untergangsgesängen auf die deutsche Jugend und das bildungssystem wirklich was dran ist.

natürlich gibt es eine gruppe an bildungsverweigerern, aber wenn man auf die Quoten von Abiturienten, studienanfängern und auch Absolventen schaut sind diese so hoch wie noch nie in der geschichte der Bundesrepublik.

natürlich kann man auch hier wieder eine Diskussion über die Schwierigkeit von Abitur und Studium (FH...) führen, aber dennoch gibt es heute unter dem strich mehr Akademiker und mehr Abiturienten  als jemals zuvor.

auch die Quoten von langzeitstudenten und abbrechern ist geringer geworden, ich sehe in Deutschland einfach keinen trend zu geringerer schul und studienleistung.


RE: Bundesjugendspiele abschaffen ..... - Hellmuth K l i m m e r - 01.07.2015

(01.07.2015, 11:27)Pollux schrieb: Wenn einer so zum Sport kommt (was ich sehr bezweifle), ist er ne arme Sau. Oder stärker formuliert: er ist ohne Bildung! 


Denn ohne Urkunde ist man kein Verlierer. Wer das Gegenteil behauptet - oder von Demütigung spricht, ist ungebildet. Oder stärker formuliert: Dumm wie Brot! 
Deftige Töne, Pollux! - aber ich find sie richtig und stimme dir zu.

Und sie erinnern natürlich an die Antike, ans Sprichwort der Griechen, die Bildung eines Menschen einschätzend:
"Er kann weder schreiben noch schwimmen."

Ich bin ein klein wenig stolz, in der Saline-Stadt Halle tätig gewesen zu sein.  Die Halloren nämlich sorgten bereits Ende des 17. Jahrhunderts dafür, dass viele Bürger das Schwimmen erlernten. Thumb_up

H. Klimmer / sen.