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Toleranz und Respekt - Druckversion

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RE: Kniebeuge im Sprungbereich - ThomZach - 17.04.2014

(17.04.2014, 12:39)hkrueger schrieb: Toleranz hilft nur den Rücksichtslosen
Toleranz wird immer wieder als endloses Nachgeben missverstanden.
Es geht um die Duldsamkeit die man braucht, um besonnen zu reagieren.
Wer nicht tolerant ist, also keine Geduld mit seinem Unfeld hat, der kann
auch nicht adäquat darauf einwirken, nichts zum Guten verändern.
Ungeduld ist die beste Voraussetzung für endlosen Streit und ewiges Missverstehen.


RE: Kniebeuge im Sprungbereich - MZPTLK - 17.04.2014

(17.04.2014, 12:44)ThomZach schrieb:
(17.04.2014, 12:09)MZPTLK schrieb: Der Klügere gibt solange nach, bis er der Dumme ist
Toleranz und Respekt heißen nicht "Nachgeben". Nur einfach Verzicht aufs Zurückschlagen.
Mehr braucht es nicht für "ein bisschen Frieden".
Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt,
sagte die vergewaltigte Frau, nachdem sie dem Kerl eins über die Rübe gehauen hatte.


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - ThomZach - 17.04.2014

Es ist nicht gut, dass hier zu einem Thema argumentiert wird, als drohe
aus ein bisschen Resepktlosigkeit oder zu scharfer Wortwahl eine endlose
Eskalation bis zur Waffengewalt.
Es ging darum, wie man mit unbequemen Usern umgeht. Und ich schlug vor:
Mit Respekt. Und ich zog den Vergleich zur Toleranz. Das war unglücklich.
Denn plötzlich geht es nur noch um Toleranz. Es ging aber um Respekt.
Und kein User sollte hier mit Barbaren und Vergewaltigern verglichen werden.
Allerdings: Dass das Thema ganz schön soziale Brisanz besitzt und manchem
sogar unter den Nägeln brennt, ist nicht zu leugnen. Also ich schlage vor:
Mit T&R zurück zur TKB. Und unbequeme User sind hier willkommen, weil
wir uns für alle alternativen Denkansätze interessieren - oder?


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - Diskusmann - 17.04.2014

Unbequeme, aber respektvolle und tolerante User sind immer willkommen, entweder hier zum Thema Respekt (und Toleranz) oder unter Training zum Thema Kniebeuge.


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - MZPTLK - 22.05.2014

'Toleranz ist ein Selbstzweck.

Toleranz gegenüber dem radikal Bösen erscheint jetzt als gut,
weil sie dem Zusammenhalt des Ganzen dient auf dem Wege zum Überfluss.

Die Nachsicht gegenüber der systematischen Verdummung von Kindern
wie von Erwachsenen durch Reklame und Propaganda....,
die ohnmächtige und wohlwollende Toleranz gegenüber dem unverblümten Betrug beim Warenverkauf, gegenüber Verschwendung....sind das Wesen eines Systems, das Toleranz befördert als ein Mittel,
den Kampf ums Dasein zu verewigen und die Alternativen zu unterdrücken....

Toleranz ist nur dann ein Selbstzweck,
wenn sie wahrhaftig allseitig ist und von den Herrschenden so geübt wird wie von den Beherrschten, von den Herren wie von den Knechten,
von den Häschern wie von ihren Opfern...'

Herbert Marcuse: Repressive Toleranz,
Essay in: Wolff, Moore, Marcuse: Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt 1965


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - MZPTLK - 18.06.2014

'Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und Güte'.
Charlie Chaplin in seiner Schlussrede als 'Grosser Diktator' 1940.


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - MZPTLK - 18.06.2014

'Die Besten haben ein Gefühl für Ästhetik,
den Mut, Risiken einzugehen,
die Disziplin, die Wahrheit zu sagen,
die Kraft, Opfer zu bringen.

Ironischerweise machen ihre Tugenden sie angreifbar.
Sie werden oft verletzt.
Manchmal zerstört.'

Ernest Hemingway



'Viele wollen Medaillen.
Aber nur ganz Wenige sind auch bereit, den dafür erforderlichen Aufwand zu leisten.'

Mark Spitz, 7facher Olympiasieger 1972



Die Erfordernis von Toleranz und Respekt wird meistens auf die Minderprivilegierten, Andersartigen bezogen.
Bei den Besten im obengenannten Sinne wäre das ebenso angebracht.
Ihre Andersartigkeit ist offensichtlich,
ihre Privilegierung haben sie sich oft sehr hart erarbeitet.


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - lor-olli - 19.06.2014

Es gibt und wird immer Begriffe geben, die zum Missbrauch einladen…

Toleranz übten zuerst die Römer gegenüber den Christen (tolerare) die sie fortan nicht mehr zur Tieffütterung verwendeten. Toleranz wurde im Mittelalter gegenüber eindeutigen Minderheiten geübt (Juden die man zwar in ein Ghetto steckte, die man aber ansonsten leben ließ) und immer als Duldsamkeit gegen Gruppen verstanden, die den Mächtigen nicht gefährlich werden konnten. Die Toleranz endet schnell wenn "Waffengleichheit" zweier gleichgroßer aber meinungsverschiedener Gruppen besteht (Katholiken gegen Protestanten, Sunniten gegen Schiiten, Hindus gegen Sikhs in Gegenden mit hohem Sikhanteil, deutsche Fußballfans gegen Englische Wink etc.)

Die Toleranz gegenüber dem Individuum kam erst mit der Aufklärung und auch da scheibchenweise. Heute ist Toleranz zur Parole geworden und da jeder gegenüber jedem tolerant sein "muss", fühlen sich viele schnell bedroht, weil der andere mein Selbstbild in Frage stellt. Toleranz setzt aber bei Gleichstarken die gegenseitige Rücksichtnahme voraus - bei Minderheiten tut es der Selbsterhaltungtrieb Wink. Ehrliche Toleranz verträgt eben keine verbalen Übergriffe, die halten manche aber für unerlässlich um überhaupt gehört zu werden - der mainstream fließt halt geräuschvoll und heute lauter denn je. (Früher konnte man testweise in den Wald rufen…, aber davon haben wir nicht mehr so viel)


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - Pollux - 19.06.2014

@lor-olli
Erwähnenswert beim Beispiel der römischen Form der Toleranz gegenüber fremden religiösen Überzeugungen ist die Tatsache, dass sie zu Zeiten praktiziert wurde, als die Römer diese Überzeugungen (und die daraus resultierenden Handlungsweisen) noch für falsch - und unter bestimmten Umständen auch für gefährlich - hielten. Der römischen Toleranz lag selbstverständlich keine Tugend, sondern ein ausgeprägtes machtpolitisches Kalkül zugrunde. Aber wichtig ist dennoch der Unterschied zu der von dir erwähnten „Gegenwartsnorm“, dass jeder gegenüber jedem tolerant sein sollte. Tolerant gegenüber jedem können nämlich nur Leute ohne Überzeugungen sein. (So dass andere Überzeugungen auch nicht falsch sein können) In dem Fall wäre T. ein Plädoyer für Gleichgültigkeit - oder Ausdruck eines ethischen Relativismus. Diese Auslegung von ‚Toleranz’ ist u.U. auf dem Vormarsch. Aber in dem Fall entledigt man sich der Substanz des Begriffs: Dass es um das Dulden und Ertragen (tolerare) von Überzeugungen, Sitten und Lebensformen geht, die man selbst für falsch hält- und halten darf, ohne damit intolerant zu sein.


@MZPTLK
Dass die „Besten“ im Sport über die von Hemingway beschriebenen Tugenden verfügen (oder verfügen sollten), könnte bezweifelt werden. Das Problem dabei: Wenn diese Leute siegen, bliebe dem Kritiker trotzdem gar nichts anderes übrig als tolerant zu sein.   
Rolleyes


RE: Toleranz und Respekt [war: Kniebeuge im Sprungbereich] - MZPTLK - 19.06.2014

(19.06.2014, 14:42)Pollux schrieb: @MZPTLK
Dass die „Besten“ im Sport über die von Hemingway beschriebenen Tugenden verfügen (oder verfügen sollten) könnte bezweifelt werden. Das Problem dabei: Wenn diese Leute siegen, bliebe dem Kritiker trotzdem gar nichts anderes übrig als tolerant zu sein.   
Rolleyes
Hemingway meinte das sicher nicht in Bezug auf Spitzensportler, ich hatte sein Zitat neben das von Spitz gestellt, um für mehr Toleranz der Neider, Miesmacher und Stänkerfritzen gegenüber Leistungseliten allgemein zu werben.

Aber ausser eventuell einer Tugend(rate mal, welcher) treffen die von Hemingway genannten Tugenden alle - notwendigerweise - auf Leistungssportler zu.
Da lasse ich auch nicht mit mir reden, da bin ich ein intoleranter Autist.
Klatsch! Wieder eine Watschn...