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Doping freigeben? - Druckversion

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RE: Doping freigeben? - gera - 26.04.2016

die Ablehnung der Forderung nach Freigabe bestimmter Drogen kommt natürlich hauptsächlich aus gesundheitliche Überlegungen.
Was den Sport betrifft sind Überschneidungen zum " Betrug " auch da vorhanden, wenn auch nicht so stark wie mit richtigen Dopingmitteln.
Ich finde die Forderung nach Freigabe auf jeden Fall das falsche Signal .
Mag sein, das es dem Zeitgeist vor allem der Jüngeren entspricht, bestimmt gewinnt man durch diese Forderung sogar Wählerstimmen, aber muss man dem nachgeben ?
Aufklärung hat doch beim Rauchen auch schon Fortschritte gebracht.
Vielleicht entschuldigen sich die Befürworter nach Legalisierung bestimmter Drogen in einigen jahren dafür, so, wie  es die Grünen bei einem anderen Thema unlängst machten, ich hoffe es.
Trotzdem fühle ich mich nicht senil, lebendsfemd,altmodisch ...


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 26.04.2016

(26.04.2016, 10:18)gera schrieb: Mag sein, das es dem Zeitgeist vor allem der Jüngeren entspricht, bestimmt gewinnt man durch diese Forderung sogar Wählerstimmen, aber muss man dem nachgeben ?
Aufklärung hat doch beim Rauchen auch schon Fortschritte gebracht.
Vielleicht entschuldigen sich die Befürworter nach Legalisierung bestimmter Drogen in einigen jahren dafür, so, wie  es die Grünen bei einem anderen Thema unlängst machten, ich hoffe es.
Trotzdem fühle ich mich nicht senil, lebendsfemd,altmodisch ...


Das hat null mit dem Alter zu tun.
Die Frage ist, ob man Menschen-/Lebens-bejahend ist oder nicht.
Nicht zufällig werden mit Menschen-kaputtmachenden Dingen die höchsten Margen, Renditen, Gewinne erzielt:
Waffenhandel, Menschenhandel, Drogen...
Gründe vor allem: die Beruhigung des schlechten Gewissens
und die Gefahr des Erwischtwerdens(bei Illegalem) müssen eingepreist sein.
Und so findet man auch heute noch zum Beispiel neue Zigarettenmanager, denn die Margen liegen im hohen 2stelligen Bereich.


RE: Doping freigeben? - Hellmuth K l i m m e r - 26.04.2016

(25.04.2016, 21:46)Atanvarno schrieb:
(25.04.2016, 21:00)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Aber ganz ausrotten wird man die Unvernünftigen nie. Teufel




Und das von jemand, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Klemperer verweist Huh Angry Sad


 @ Atanvarno. 
Victor KLEMPERER hatte in seinem Buch "LTI" ("Die Sprache des Dritten Reiches") sich insbesondere gegen "die gänzliche Unempfindlichkeit gegen die Mechanisierung der Sprache" ausgesprochen. Er kämpfte gegen "verrohte Ausdrücke" der Faschisten, wie Goebels, Göhring, Hitler, ..., gegen "die Automatisierung des Lebendigen".

Gegen "ausrotten" hatte er nichts einzuwenden; und deshalb steht es auch im Duden - im Gegensatz z.B. zu: "ausradieren", "pulverisieren", "coventrieren", ...

(Allerdings ... -  wenn ich es richtig bedenke, haftet dem "Ausrotten" ein arg pejoratives Image an. Sad ) - Ich denke an Hitlers Feldzüge. Angry

H. Klimmer / sen.


RE: Doping freigeben? - RalfM - 26.04.2016

(25.04.2016, 13:40)lor-olli schrieb: Gemeinsamkeiten: Weder Drogen noch Dopingmittel werden versehentlich eingenommen, die Bereitschaft etwas zu verändern / erreichen welches sich auf physiologisch normalem Weg nicht erreichen lässt ist identisch :“ich helfe mir auf die Sprünge…“

Der von mir stets geschätzte Anonymus lor-olli (er hat sicher seine Gründe für seine Anonymität) redet von einem SEHR komplexen Problem. "Komplex" ist ein Wort, das man benutzt, wenn man zu klaren Formulierungen nicht gefunden hat. Was ist dann "SEHR komplex"?

Auf seinem gedanklichen Weg sehe ich schon in dem kurzen Zitatausschnitt drei Denkfehler.

Punkt 1: Auch Haferflocken werden nicht versehentlich eingenommen. Spricht das gegen Haferflocken?
Punkt 2: Alle Effekte, die sich durch Training, Haferflocken, oder Training mit Nahrungsergänzung durch verbotene Substanzen erzielen lassen, sind physiologisch normal. Sonst würde sie der Körper des Sportlers ja nicht hergeben.
Punkt 3: Auch Haferflocken helfen mir "auf die Sprünge", wenn sie das sind, was mein Körper braucht.

Doping zum Ziel der Leistungssteigerung im Sport (wir reden vom Leistungssport) ist etwas ganz anderes als (wieder erstens) die Steigerung von Leistungsfähigkeit außerhalb des Sports; (zweitens) die Steigerung von Wohlgefühl, das mit Sport nicht direkt zu tun hat.

Wer diese gedankliche Trennung immer wieder zu einer Soße vermischt ist der beste Freund der organisierten Doper im Sport. So lange über Gott und die Welt geredet wird, wird immer wieder die Aufmerksamkeit abgelenkt von den Profis im Gewerbe.

Sportler, ich bitte euch: wer weltanschauliche Themen (oder vielleicht sogar unverhandelte sehr persönliche) zum Gebrauch von psychisch oder physisch mehr oder weniger wirksamen Substanzen diskutieren will (aus welchen Antrieben auch immer), sollte bitte eine klare Abgrenzung zu allen Diskussionen über Doping im verbandskontrollierten Leistungssport vornehmen.


RE: Doping freigeben? - Pollux - 27.04.2016

Der gute Beitrag krankt an einem schrecklichen Manko: Er sollte dem Gegenüber auf die Sprünge helfen! (1) 

Also fällt auch ein schlüssiges Argument (und die Bereitschaft, es zu provozieren) unter Doping. (2) 

Wenn man den Gebrauch schlüssiger Argumente freigibt, beraubt man die Menschheit vielleicht nicht des Wohlgefühls, aber zumindest ....  (3) 

Sollte jetzt der Einwand folgen, dass auch Drehverschlüsse auf Weinflaschen schlüssig sind, so muss klargestellt werden: Dies taugt weder zur Steigerung des Wohlgefühls - noch zur Leistungssteigerung des Goschetunkers. (4) Big Grin Rolleyes Big Grin Rolleyes


RE: Doping freigeben? - lor-olli - 27.04.2016

Komplex… ist für mich eine Sache die ich nicht deutlich abgrenzen kann, syntaktisch, medizinisch, physiologisch, psychologisch. Es fängt mit dem Vorsatz der Einnahme an, bezieht die psychischen und auch die gesellschaftlichen Komponenten mit ein (Profisport) und geht weiter über Abhängigkeiten (physiologisch, psychisch aber auch finanziell - im Profisport, bei den anderen ist es eben "nur teuer") und endet (manchmal… Frau Pechstein könnte uns etwas darüber erzählen) in der juristischen "Komponente"

Anders herum wird es einfacher und dies kann eigentlich nur der Ansatz sein der gelingen könnte: Doping ist Betrug im und am Sport und wir möchten ihn nicht zulassen! Punkt. Eine andere Frage die trotzdem direkt involviert wird ist die, welche Substanzen wir zum Doping rechnen oder rechnen wollen (den "Eiertanz" demonstriert man uns gerade "melodisch" mit Meldonium) und mit welcher Begründung. Eine völlige Freigabe ist unmöglich, allein wegen der gesundheitlichen Gefahren vor denen man einige Menschen vor sich selbst schützen muss und schützen muss man vor allem die, die die Zukunft noch vor sich haben und es trotz UM nicht bis in den professionellen Sport bringen bei einem Alter der möglichen Selbstbestimmung… (Eltern, Trainer, Verbände - gibt es eine Garantie für Vernunft? Hah…)

Tun wir übrigens immer und überall… Alkohol wird bei uns auf "trinkbar" verdünnt (40% …Verätzungen), Tempo wird auf den meisten Straßen "gedeckelt" (maßhaltige Vernunft erwarten wir also gar nicht), schwere Narkotika kann man nicht eben in der Apotheke kaufen und so weiter.

Für mich zerstört Doping den Grundgedanken des Sports: den fairen Wettkampf um des Sportes Willen. Aspekte wie Geld, Geltungssucht, Rekordjagden, Fernsehtauglichkeit zählen für mich nicht, ich habe den Sport immer ohne diese trotzdem betrieben! (solch Edles lässt sich ja auch leicht sagen, wenn man auf dem Amateurniveau verblieben ist und die anderen Aspekte gar nicht erst in Reichweite kamen Wink ) Und Doping um mich selbst zu besche…n ist es mir dann doch nicht wert gewesen meine Gesundheit zu ruinieren. (Und ich war in den späten 70ern und den 80ern aktiv!)

@Pollux: der Drehverschluss ist bei der Qualität vieler Korken vielleicht nicht die schlechteste Lösung um eine Steigerung des Wohlgefühls zu erhalten - auch wenn dem Puristen dieser Frevel nicht über die Lippen kommt. In den USA und in Australien denkt man da schon deutlich um, einfach weil zu viele Flaschen eher "ungenießbar" denn "leer" wurden.


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 27.04.2016

Das Diskutieren von Mittelchen und Ingredienzien und von Abgrenzungen, was zum System Sport gehört und was nicht,
wird niemals entscheidend weiter führen.
Man muss an der Person ansetzen und an ihrem sozialen Bezug.

Wir hatten mal eine Diskussion über das Thema Fairness im Sport.
Ich habe damals kritisiert, dass Körperverletzung, zum Beispiel im Fussball
(fahrlässige und grob fahrlässige sowieso, aber auch maskierte vorsätzliche)
nicht oder unverhältnismässig gering sanktioniert wird,
im normalen Leben dagegen zu Recht schwer bestarft werden kann.

Der Sport ist kein rechtsfreier Raum, wo man die Sozialsau rauslassen darf.
Umgekehrt muss das Gleiche gelten.
Ansonsten haben wir eine Migrationsbewegung vom einen in den anderen Bereich.
Ich verkneife mir den Begriff soziale Gemeinschaft.


RE: Doping freigeben? - RalfM - 27.04.2016

(27.04.2016, 13:58)MZPTLK schrieb: Der Sport ist kein rechtsfreier Raum, wo man die Sozialsau rauslassen darf.
Umgekehrt muss das Gleiche gelten.

Hallo! Hilfe! Gibt es hier einen filosof im Forum? Kann mir jemand die Worte erklären?


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 28.04.2016

(27.04.2016, 23:48)RalfM schrieb:
(27.04.2016, 13:58)MZPTLK schrieb: Der Sport ist kein rechtsfreier Raum, wo man die Sozialsau rauslassen darf.
Umgekehrt muss das Gleiche gelten.


Hallo! Hilfe! Gibt es hier einen filosof im Forum? Kann mir jemand die Worte erklären?
Du weisst schon,was gemeint ist.
War allerdings von mir mit der heissen Nadel gestrickt, das kommt so, wenn man nur kurz hier reinspringt und gleich wieder raus.
Gemeint ist natürlich, dass der Sport zwar eine freiwillige Veranstaltung ist,
aber auch da müssen Menschenrechte, Recht und Gesetz gelten.
Die Normal-Gesellschaft ist zwar in vielen Teilen eine unfreiwillige Veranstaltung,
aber auch da kann man sich - Sozialverhalten vorausgesetzt - mehr Freiräume verschaffen, als es die Meisten nutzen.
Es sollte nicht dazu kommen, dass gesellschaftliche Subsysteme Freiräume für Sozialsäue bereit halten.


RE: Doping freigeben? - lor-olli - 28.04.2016

Mensch MZ…

Nehmen wir den thread-Titel mal wörtlich und frage: wohin “geht“ (entwickelt) sich die Leichtahtletik? Divers, im Sinne von zwei paar Schuhen betrachtet, gelten auch hier zwei Aspekte, der theoretische und der praktische… Ich trenne mal, Gegenrede, andere Meinungen durchaus erwünscht!

Theorie: “Wir“ legen die Regeln fest (und die Wettkampfregeln etwa haben wir wirklich FESTgelegt), auch die Regeln zum Betrug (u.a. Doping)
Praxis: Sport, Einhaltung der Regeln und deren Kontrolle.

Leichtathletik ohne Regeln ist eher undenkbar - es sei denn als Spiel. Betreibt man sie “ernsthaft“ definiert man Regeln, allein auf den guten Willen des Menschen hoffen funktioniert nicht! (Weil z.B. ein “Übergetreten“ oder nicht von den Beteiligten durchaus unterschiedlich wahrgenommen werden kann - bei bestem Willen!). Die Regeln dienen der Durchführung eines geordneten Wettkampfes, die Möglichkeiten hier zu betrügen sind stark eingegrenzt, wobei man vorsätzlich manipulierte Uhren, Messbänder oder Messanlagen, Sportgeräte nicht ausschließen kann und überprüft!
Das ist beim “Doping“ nicht anders, denn durch die Regeln legen wir fest ob etwas Doping ist oder eine erlaubte unterstützende Maßnahme (Nahrung, Physio, Training, Kaffee, Schmerzmitttel, Asthmamittel…  Wink). Regeln ohne Kontrolle führen eher dazu sie nicht einzuhalten (Mobiltelefon beim Autofahren…), die bekannten Betrugsmöglichkeiten schreiben die Kontrollen letztlich vor, also das Sportgerät überprüfen aber den Athleten nicht?

Letztlich lautet die Frage: Wohin wollen WIR die Leichtathletik gehen lassen? Wir können das theoretisch / philosophisch / logisch / emotional errötern, praktisch müssen wir aber eine Entscheidung treffen und in Fragen zum Wandel des Dopings auf die Gutmenschen in der Leichtathletik allein vertrauen nicht einmal die Gutmenschen. Einem Ego zu erzählen es solle sich bescheiden, oder der Gier zu sagen es reicht, funktioniert nicht und in einem Sport mit dem Geld verdienen kann erst recht nicht.

Was also schlägst du lieber MZ, konkret praktisch vor?
(Zugegeben ein wenig hinterhältig die Frage, aber ich habe so einige Stunden in Lokalpolitischen- und Verbandsdebatten zugebracht und gelernt, das eine gute Idee durchzusetzen nicht vorrangig eine Frage der Qualität der Idee ist… )

edit: sorry sehe gerade, dass Du zeitgleich schon weiter ausgeführt hast!