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Doping freigeben? - Druckversion

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RE: Doping freigeben? - lor-olli - 28.08.2015

Ich bleibe da weiterhin stur Wink und stelle die Frage: WAS IST DAS ZIEL? Sportlicher Vergleich des Menschenmöglichen, oder ungebremstes Spektakel?

Haben sich die "Doping-Freigabe-Enthusiasten" eigentlich mal die Frage gestellt ob man letztlich nicht ALLE (mit dem Ergebnis, dass da nur noch "menschenähnliche Gladiatoren auflaufen…) Limits abschaffen muss?
Hier wird die Milchmädchenrechnung aufgemacht, dass die Doping Diskussion beendet ist, wenn ich Doping freigebe, ich muss schmunzeln… Setze ich Limits, und die befürworten auch alle "Freigeber" verschiebe ich die Betrugslinie doch nur, es wird immer Personen und Personenkreise geben, die um des "lieben Vorteils" willen auch hier weiter betrügen werden, die Limits umgehen, genetisch manipulieren - es geht schließlich um viel Geld!

Wollen wir nicht wahrhaben? Anderes Szenario: Ich setze die erlaubte innerstädtische Geschwindigkeit für PKW auf 70km/h fest, was passiert? Die Massen werden sich recht schnell an die 70km/h herantasten, ABER es wird die notorischen Geschwindigkeitsübertreter weiter geben (Wenn 70 erlaubt sind, sind doch 90 nur eine Kleinigkeit darüber…). In der Summe wird es mehr Tote unter den schwächeren Verkehrsteilnehmern geben, analog werden wir mehr Dopinginvaliden und Tote haben, wofür? Für ein kurzfristiges Spektakel?

Was hilft gegen WIRKLICH gegen Doping? Die Ausweitung der Fahndung, die Anwendung der jeweils neuesten technischen Analysen, die Haftungsvereinbarung für Täter (Athleten, Trainer, Ärzte und schließlich der Verbände bei einer überschrittenen Anzahl an "Erwischten") und Rückzahlung aller durch den Sport erzielten Einnahmen (inkll. Werbeeinnahmen) sowie lebenslange Sperre. Würde es Doping ausrotten? Nicht solange es Menschen gibt, ABER es würde das Risiko unvergleichlich hochsetzen und auch Betrüger kalkulieren! Die WM hätte doch eine ganze Reihe von Teilnehmern weniger und es wäre nicht schade um die!

Bin ich ein Träumer? Nein, nach vielen Jahren des Beschäftigens mit dem Thema bin ich Realist, dieses Szenario wird es nicht geben, dazu sind die wirtschaftlichen und egoistischen Interessen Einzelner, von Verbänden und Sportartikelherstellern zu mächtig. Zudem ist die Masse der Zuschauer definitiv zu schnell bereit zu "vergeben" (wieso wird ein Typ wie Gatlin nicht bei jedem Auftritt gnadenlos ausgepfiffen?)


RE: Doping freigeben? - DerC - 28.08.2015

(27.08.2015, 22:25)Pippen schrieb: Ich oute mich daher als erster Dopingfreigabeanhänger. Es gelten die technischen Regeln der LA, es gelten gewisse biologische Regeln (Männersport für Männer, gewisse körperliche Rahmenmaße, so dass nicht irgendwann Leute mit 4m langen Beinen rumlaufen usw.) und das war's - wir können uns wieder voll auf den Sport konzentrieren.

Ich weiß, dass ich damit wohl allein dastehe oder gibt es Leute, die meine Meinung vertreten, vllt. Leute mit wesentlich mehr Expertise?
Du bist natürlich nicht der erste oder einzige Dopingfreigabeanhänger. Dass du davon ausgeht sagt allerdings einiges über deine Wahrnehmung und dein Wissen über das Thema aus. Recherchiere doch selber mal ein wenig, dann kannst du vielleicht auch etwas mehr Substanz in diese Diskussion bringen als bisher.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 28.08.2015

(28.08.2015, 06:52)lor-olli schrieb: Haben sich die "Doping-Freigabe-Enthusiasten" eigentlich mal die Frage gestellt ob man letztlich nicht ALLE (mit dem Ergebnis, dass da nur noch "menschenähnliche Gladiatoren auflaufen…) Limits abschaffen muss?
Hier wird die Milchmädchenrechnung aufgemacht, dass die Doping Diskussion beendet ist, wenn ich Doping freigebe,

Es gelten dann schlichtweg die technischen Regeln der LA, wie heute auch und zusätzlich sog. körperliche Rahmenmaße, um eine Perversion (Läufer mit 4m langen Beinen, 4m große Hochspringer,...) zu verhindern. Diese Maßregeln sind aber enfach durchzusetzen, weil sie auf einfachen (Ab-) Messungen beruhen und kaum so verschleiert werden können, wie heute diverse Dopingmittel.

Ich bestreite Atanvarno's Sicht, dass nämlich im Dopingkampf schon viel erreicht wurde und man sich der Problemlösung quasi wie eine Folge an einen Grenzwert annähert. Alle Experten, die ich dazu höre, sind da pessimistisch, warum wohl? Tatsächlich wird sich Doping immer einen Schritt vor den Fahndern bewegen, und immer mehr auf die Genetik hin. Schlußpunkt werden gezielte Züchtungen sein, da kann man dann per se nichts mehr nachweisen. Schon heute könnte man als Geschäftsmann auf die Idee kommen, um mal ein Fantasie-Bsp. zu geben, für viel Geld Usain Bolt mit V. Campell-Brown zu kreuzen, um deren Kinder dann gezielt aufzubauen und zu vermarkten. Ich wette, dass in gewissen kenianischen Regionen schon heute sowas abläuft, wo sich Familien für sowas zusammentun. Armut macht erfinderisch.

Ein Alternativvorschlag wäre, dass Sieger erst 10 Jahre nach ihrem Karriereende Prämien & Medaillen ausgezahlt bekommen. Sie laufen, springen und werfen daher erstmal unentgeltlich, wie lupenreine Amateure. Problem: Die Dopingwelle der 70iger/80iger zeigte sehr schön, dass Geld nicht der alleinige Dopingkatalysator ist, Ruhm gehört genauso dazu (wobei ich gar nicht weiß, ob Anabolika in den 70/80igern überhaupt verboten war).


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 28.08.2015

(28.08.2015, 14:31)Pippen schrieb: Ich bestreite Atanvarno's Sicht, dass nämlich im Dopingkampf schon viel erreicht wurde. Alle Experten, die ich dazu höre, sind da pessimistisch, warum wohl?
[...]
 Die Dopingwelle der 70iger/80iger zeigte sehr schön, dass Geld nicht der alleinige Dopingkatalysator ist, Ruhm gehört genauso dazu (wobei ich gar nicht weiß, ob Anabolika in den 70/80igern überhaupt verboten war).
Was sind das denn für ''''Experten''''? Big Grin
Ich verrate Dir ein Geheimnis, es war verboten.

Du machst es Dir sehr leicht nach dem Motto:
wenn wir Doping nicht ausrotten können, dann lassen wir es eben sein,
was kann schon Schlimmes passieren.

Man könnte auch meinen:
wenn wir die Dummheit der Menschen nicht ändern können, dann lassen wir es eben sein,
was kann schon Schlimm(er)es passieren.

Na dann: gute Nacht!


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 28.08.2015

@Pippen

Gehst Du bitte auf meinen letzten Punkt auch noch ein: Warum dürfen wir deiner Ansicht nach das Berufsbild des Berufssportlers (im Gegensatz zu jedem anderen Berufsbild) so weit ändern, dass man sich für eine erfolgreiche Berufsausübung umbringen muss?


RE: Doping freigeben? - trackman - 28.08.2015

Sorry, aber dass man über Dopingfreigabe diskutieren muss, ist für mich ein Unding. Pippen sollte sich mal Gedanken darüber machen, was Menschen anderen Menschen antun können und diese, auch kriminelle, Energie aufs Doping übertragen. Die LA als Vorreiter in der Dopingfreigabe - auch das ist lächerlich. Andere Sportarten dürften dann nachziehen.

Ein ganz schlechter Witz, der Thread hier. Angry


RE: Doping freigeben? - dht - 28.08.2015

(28.08.2015, 14:53)Atanvarno schrieb: @Pippen

Gehst Du bitte auf meinen letzten Punkt auch noch ein: Warum dürfen wir deiner Ansicht nach das Berufsbild des Berufssportlers (im Gegensatz zu jedem anderen Berufsbild) so weit ändern, dass man sich für eine erfolgreiche Berufsausübung umbringen muss?

Na ja, wenn man es nur darauf reduziert muss man auch sehen, dass es durchaus Berufe gibt, bei denen bewusst das eigene Leben riskiert wird. 
Soldaten und Polizisten wissen auch um die erhöhte Gefahr für Leib und Leben in ihrem Beruf.

Soll jetzt kein Argument für Doping sein, lediglich verdeutlichen, dass es durchaus solche Berufe gibt.


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 28.08.2015

(28.08.2015, 15:13)dht schrieb:
(28.08.2015, 14:53)undefined schrieb: Na ja, wenn man es nur darauf reduziert muss man auch sehen, dass es durchaus Berufe gibt, bei denen bewusst das eigene Leben riskiert wird. 
Soldaten und Polizisten wissen auch um die erhöhte Gefahr für Leib und Leben in ihrem Beruf.

Soll jetzt kein Argument für Doping sein, lediglich verdeutlichen, dass es durchaus solche Berufe gibt.
Der wichtige Unterschied:
Wir sollten diesen Menschen sehr dankbar sein, dass sie für Andere existenzbedrohende Risiken eingehen,
fern von Profit- und Ego-Streben.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 28.08.2015

(28.08.2015, 14:53)Atanvarno schrieb: @Pippen

Gehst Du bitte auf meinen letzten Punkt auch noch ein: Warum dürfen wir deiner Ansicht nach das Berufsbild des Berufssportlers (im Gegensatz zu jedem anderen Berufsbild) so weit ändern, dass man sich für eine erfolgreiche Berufsausübung umbringen muss?

Man muss sich nicht umbringen. Niemand wird gezwungen, gesundheitsschädlichen Hochleistungssport zu betreiben. Wer sich dafür entscheidet und sich zusätzlich dafür entscheidet, sein Leben durch Doping zu riskieren, der ist nicht anders als ein Banker oder Showstar, der sich zukokst, um seinen Job besser machen zu können oder ein Journalist, der aus Kriegsgebieten berichtet, um sich einen Namen zu machen. Menschen riskieren tagtäglich ihre Gesundheit für viel weniger.

@dht: So einfach ist das nicht. Viele Athleten, gerade in Ländern wie Russland oder Kenia, laufen/springen/werfen für ihre ganze Familie. Doping ist nicht nur Ausdruck einer habgierigen Fratze, sondern oft auch nur der Strohhalm für ein anständiges Leben in Gebieten, wo man nicht anständig leben kann.

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender, Grund für Dopingverbote wurde bereits angedeutet: Es hat sich eine Entertainmentindustrie um Dopingverdächtigungen und -enthüllungen gebildet. Was irgendwelche Fehltritte oder Scheidungen im Adel oder der Showbranche ist mittlerweile das Doping für die LA. Doping behindert nur die reine LA, die unreine LA (also das Geschäft mit der LA) ist wahrscheinlich (auch) deshalb für Dopingverbot, weil es ein interessantes Marketingmittel ist, um der LA eine neue Facette zu verleihen. Heutzutage generiert die LA wahrscheinlich mehr Interessenten über Skandale als über sportliche Leistungen.


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 28.08.2015

(28.08.2015, 15:52)Pippen schrieb: Ein weiterer, nicht zu unterschätzender, Grund für Dopingverbote wurde bereits angedeutet: Es hat sich eine Entertainmentindustrie um Dopingverdächtigungen und -enthüllungen gebildet. Was irgendwelche Fehltritte oder Scheidungen im Adel oder der Showbranche ist mittlerweile das Doping für die LA. Doping behindert nur die reine LA, die unreine LA (also das Geschäft mit der LA) ist wahrscheinlich (auch) deshalb für Dopingverbot, weil es ein interessantes Marketingmittel ist, um der LA eine neue Facette zu verleihen. Heutzutage generiert die LA wahrscheinlich mehr Interessenten über Skandale als über sportliche Leistungen.
Richtig, und wir Idioten machen das Spiel mit und geilen uns - auch in diesem Forum - daran auf, wenn es wieder mal Delinquenten erwischt hat.
Wie krank ist das denn?
Wie lange soll diese dekadente Horrorshow noch weiter gehen?