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RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 28.08.2015

(28.08.2015, 15:52)Pippen schrieb: Man muss sich nicht umbringen. Niemand wird gezwungen, gesundheitsschädlichen Hochleistungssport zu betreiben. Wer sich dafür entscheidet und sich zusätzlich dafür entscheidet, sein Leben durch Doping zu riskieren, der ist nicht anders als ein Banker oder Showstar, der sich zukokst, um seinen Job besser machen zu können oder ein Journalist, der aus Kriegsgebieten berichtet, um sich einen Namen zu machen. Menschen riskieren tagtäglich ihre Gesundheit für viel weniger.

Wenn Doping freigegeben wird, muss ich tödliche Dosen um meinen Beruf erfolgreich ausüben zu können.
Ich kann ein hervorragender Banker oder Showstar sein, ohne mich zuzukoksen, ein brillianter Arzt ohne Alkoholiker zu sein (was hast Du eigentlich generell für eine merkwürdige Vorstellung von der Menschheit an sich Huh ) .

Ich muss als Feuerwehrmann, Polizist, Soldat, Bergarbeiter eventuell mein Leben in Ausübung meines Berufes riskieren (Berufsrisiko), aber ich muss mich nicht zwangsläufig gesundheitsschädlich verhalten, um diesen Beruf erfolgreich ausüben zu können.

Du aber willst, dass Sportler, als einzige Berufstätige der Welt, ihre Gesundheit vorsätzlich schädigen müssen, um ihren Beruf erfolgreich ausüben zu können. Warum?

Es ist verdammt nochmal unsere Pflicht als Gesellschaft dafür zu sorgen, dass Sportler erfolgreich Sport treiben können, ohne sich dopen zu müssen.

(28.08.2015, 16:08)MZPTLK  schrieb: Richtig, und wir Idioten machen das Spiel mit und geilen uns - auch in diesem Forum - daran auf, wenn es wieder mal Delinquenten erwischt hat.

Meinem Eindruck nach geilt sich in diesem Forum niemand daran auf, wenn Dopingsünder erwischt werden. Wir kommen einer "Chronistenpflicht" nach und dokumentieren den positiven Fall und freuen uns manchmal, wenn es einen offensichtlichen Dopingsünder erwischt hat. Ich kann daran aber nichts verwerfliches finden.

Das Konstrukt einer Dopingsündersuche als zusätzliches Spannungsmoment der LA finde ich doch sehr weit hergeholt.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 28.08.2015

(28.08.2015, 16:47)Atanvarno schrieb: Wenn Doping freigegeben wird, muss ich tödliche Dosen um meinen Beruf erfolgreich ausüben zu können.

Ich verstehe das nicht. Sportler könnten sich dann von einem Arzt behandeln und überwachen lassen. Das wäre ein Fortschritt. Es würde auch keinen Sinn machen, aktuell lebensgefährliches Doping zu betreiben, weil das Risiko, vom eigentlich angepeilten Erfolg nichts zu haben, viel zu groß wäre. Dein Horrorszenario würde daher ein Einzelfall bleiben. Wenn du mit "tödlich" eine langfristige Wirkung meinst, dann gibt es genug Bsp. aus unserer Gesellschaft, wo das nicht anders ist.

Hast du schonmal im Berg gearbeitet oder im Straßenbau oder ähnlichem? Die schädigen sich im Laufe der Jahre nicht weniger als jmd., der Anabolika nimmt. Die haben nach 20 Jahren kaputte Rücken, Gelenke, Lungenkrebs u.ä. Krankheiten durch giftige Dämpfe usw.

Ich resspektiere deine Ansicht, dass es unsere Pflicht sein sollte für einen sauberen fairen Sport zu sorgen - ja ich hoffe sogar du behälst Recht und ich Unrecht - aber die Entwicklung der LA seit 1950 zeigt deutlich den Willen aller Protagonisten zu dopen. Der Mensch ist eben vieles, auch ein homo fraudulentus.


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 28.08.2015

(28.08.2015, 17:04)Pippen schrieb: Hast du schonmal im Berg gearbeitet oder im Straßenbau oder ähnlichem? Die schädigen sich im Laufe der Jahre nicht weniger als jmd., der Anabolika nimmt. Die haben nach 20 Jahren kaputte Rücken, Gelenke, Lungenkrebs u.ä. Krankheiten durch giftige Dämpfe usw.

Also schaffen wir doch einfach alle Arbeitsschutzbestimmungen ab. Bringt ja eh nix und das sind schließlich erwachsene Menschen, die sich freiwillig entschieden haben, diesen Beruf zu ergreifen. Oder?


RE: Doping freigeben? - dominikk85 - 28.08.2015

(27.08.2015, 12:22)Atanvarno schrieb: Soll dann wirklich der gewinnen, dem sein Leben am wenigsten wert ist und der bereit ist für den Sieg zu sterben (und entsprechend hohe Dosen nimmt)? Absolut inakzeptabel.

Sehe ich auch so. Selbst wenn heute Leute dopen können sie es immer noch nicht hemmungslos in sich hineinstopfen, da sie zumindest zur wm sauber sein müssen und auch mal ne unangekündigte probe überstehen müssen. Würde man es dagegen total freigeben würden die Leute sich randvoll und mit 5 Substanzen ballern, so dass man es noch in der Kläranlage ihres Abwassers nachweisen könnte, das wäre noch wesentlich gefährlicher.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 28.08.2015

(28.08.2015, 17:14)Atanvarno schrieb:
(28.08.2015, 17:04)Pippen schrieb: Hast du schonmal im Berg gearbeitet oder im Straßenbau oder ähnlichem? Die schädigen sich im Laufe der Jahre nicht weniger als jmd., der Anabolika nimmt. Die haben nach 20 Jahren kaputte Rücken, Gelenke, Lungenkrebs u.ä. Krankheiten durch giftige Dämpfe usw.

Also schaffen wir doch einfach alle Arbeitsschutzbestimmungen ab. Bringt ja eh nix und das sind schließlich erwachsene Menschen, die sich freiwillig entschieden haben, diesen Beruf zu ergreifen. Oder?

Das ist ein guter Punkt.


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 28.08.2015

Wenn man damit verirrte Menschen wie dich wieder ins Boot holt, bin ich sofort dafür, den Anti-Doping-Kampf als Arbeitsschutzmaßnahme für Berufssportler zu deklarieren Wink


RE: Doping freigeben? - Pippen - 28.08.2015

Eieiei...das ist gar nicht so fernliegend, immerhin ist Sport auf dem Level, um welches es hier geht, Beruf und Arbeit. Hm...jetzt müsste ich mich als Neoliberaler outen, für den auch Arbeitsschutz kommunistisches Teufelszeug ist. Das kann ich aber nicht, weil ein gewisser Arbeitsschutz wohl notwendig scheint, weil sonst die Arbeiter mittelfristig zu sehr ausgenutzt werden, was wiederum (und das ist der eigentliche Punkt) negative Konsequenzen hat (Streiks, Kämpfe, Wirtschaftsprobleme).

Ist dies das Ende des ersten zarten Versuchs, Doping in Dtschld. zu erlauben? Die Analogie von Atanvarno mit dem Arbeitsschutz ist jedenfalls richtig gut.


RE: Doping freigeben? - ThomZach - 28.08.2015

(28.08.2015, 19:23)Pippen schrieb: Die Analogie von Atanvarno mit dem Arbeitsschutz ist jedenfalls richtig gut.
Jetzt kommen wir dem Gesamtbild näher. Arbeitsschutz ist Pflicht des Arbeitgebers.
Und wer sind die Arbeitgeber der Athleten? Und wer noch profiitert vom Doping?
Die wahren Schuldigen bleiben wie immer unbehelligt.
Doping-Hersteller/Händler und Sponsoren dürften da ja sogar Hand in Hand "arbeiten".
Und die Verbände die Doping fördern und die Regierungen die es unterstützen.
Niemand von diesen Instanzen hat ein Interesse an der Überwindung des Dopings.
Das würde ja die Chancengleichheit wiederherstellen.
Und die will man durch Doping doch gerade unterlaufen.
Doping erlauben hätte da dieselbe Wirkung wie seiner Herr zu werden.
Die Welt ist wie sie ist, weil sie nicht anders sein kann.


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 29.08.2015

(28.08.2015, 22:05)ThomZach schrieb:
(28.08.2015, 19:23)Pippen schrieb: Die Analogie von Atanvarno mit dem Arbeitsschutz ist jedenfalls richtig gut.
Jetzt kommen wir dem Gesamtbild näher. Arbeitsschutz ist Pflicht des Arbeitgebers.
Und wer sind die Arbeitgeber der Athleten? Und wer noch profiitert vom Doping?
Die wahren Schuldigen bleiben wie immer unbehelligt.
Doping-Hersteller/Händler und Sponsoren dürften da ja sogar Hand in Hand "arbeiten".
Und die Verbände die Doping fördern und die Regierungen die es unterstützen.
Niemand von diesen Instanzen hat ein Interesse an der Überwindung des Dopings.
Die Analogie ist gut, obgleich sie doch in mancherlei Beziehungen hinkt, aber das tun eigentlich alle Vergleiche.

Die Profiteure sind alle, nicht nur die bösen Funktionäre, etc.
Der Athlet ist beides, sowohl sein AG wie auch sein AN.

Er gibt sich selbständig und freiwillig diese Aufgabe/Arbeit - quasi wie ein Unternehmer mit entsprechenden Chancen und Risiken -
und kann sich jederzeit entscheiden, damit aufzuhören
oder seinen Sport unter anderen Voraussetzungen und auf einem anderen Niveau zu betreiben.

Wir alle, die Zuschauer/Konsumenten des Sports sind selbstverständlich die massgeblichen Arbeitgeber der Athleten in der Wertschöpfungskette.

Die Funktionäre, Dopingverkäufer, Trainer, usw. sind nur die Bindeglieder, Zuträger, Zwischenhändler, Manager der Veranstaltung.
Wir als Konsumenten=Geldgeber=Arbeitgeber haben also als letztlich entscheidende Instanz Inhalte, Regeln und Design der Veranstaltung in der Hand.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie verhalten sich die Zuschauer?
Tolerieren sie die Machenschaften, weil für sie der Kick des Entertainments mehr zählt?
Dazu muss man schon lange leider auch den schizophren-wohligen Rücken-Schauer vieler 'Sport'-Konsumenten zählen,
wenn mal wieder einer der Gladiatoren aus dem Verkehr gezogen wurde oder gar ins Gras gebissen hat.

Ich mache mir da keine Illusionen, täglich pfeifen sich die (Un-)Menschen auf der ganzen Welt
mit uneingestandener, heuchlerischer Wonne fiktionalen und realen Mord und Totschlag in der Glotze rein
- ohne Ende.


RE: Doping freigeben? - Pippen - 29.08.2015

(29.08.2015, 11:57)MZPTLK schrieb:
Wir alle, die Zuschauer/Konsumenten des Sports sind selbstverständlich die massgeblichen Arbeitgeber der Athleten in der Wertschöpfungskette.

Die Funktionäre, Dopingverkäufer, Trainer, usw. sind nur die Bindeglieder, Zuträger, Zwischenhändler, Manager der Veranstaltung.
Wir als Konsumenten=Geldgeber=Arbeitgeber haben also als letztlich entscheidende Instanz Inhalte, Regeln und Design der Veranstaltung in der Hand.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie verhalten sich die Zuschauer?
Tolerieren sie die Machenschaften, weil für sie der Kick des Entertainments mehr zählt?

Der Zuschauer toleriert es. Genaugenommen kommt es ihm auf große Leistungen an, auf ein immer Höher, Weiter, Schneller und darin liegt implizit die Erlaubnis zu dopen. Das sieht man an der Fokusierung auf Superstars wie Bolt und der Geringschätzung von 01815-Athleten wie Ringer (auf dt. Ebene gibt es das analog). Die Leute wollen circus maximus.

Die Analogie mit dem Arbeitsschutz wackelt auch sonst, nicht nur weil Sportler viel eher Unternehmer als AN sind. Arbeitsschutz hat keinen Selbstzweck. Er will ultimativ den Wirtschaftskreislauf und damit eine Gesellschaft sicherstellen, in dem er das Risiko für Arbeitskämpfe senkt oder kanalisiert. Wenn Bauarbeiter, Busfahrer, Lehrer oder Ärzte am laufenden Band streiken würden, dann hätte das fatale Konsequenzen. Im Profisport gilt das nicht. Niemand braucht diese Unterhaltung. Gäbe es morgen keinen TV-Sport mehr, dann würden die Leute halt noch mehr am PC zocken oder ihre eigenen kleinen Sportfeste abhalten.

Damit neigt sich die Waage doch wieder in Richtung Dopingfreigabe^^.