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Doping freigeben? - Druckversion

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RE: Doping freigeben? - Pippen - 31.08.2015

(31.08.2015, 22:47)RalfM schrieb: im Marathon darf niemand mehr unter 85 kg teilnehmen, und im Speerwurf niemand über 1,70 m Körperhöhe im aufrereckten Zustand. Die Limits für alle anderen leichtathletischen Disziplinen werden von Herrn Pippen ins Regelwerk eingebracht.

So in etwa. Entschieden wird das durch eine Komission aus Experten. Die konkreten Werte sollen hier nicht interessieren, es geht um das Für und Wider meiner Grundidee, nämlich vom Doping als solches "loszulassen" und sich auf eine Maßtheorie zu stürzen, nach der nur diejenigen Sportler an Wettkämpfen teilnehmen können, deren Körper bestimmte Maximalausprägungen nicht überschreitet. Denn das kann man eindeutig messen. Und wenn zB festgelegt ist, dass das Lungenvolumen nur x betragen darf und nur y Lungenbläschen pro cm² mit z Leistungswhatever, dann bringt Doping nur noch genau bis dahin etwas, man kann dann nichts mehr verschleiern, denn jedes Dopingziel ist ja ein bestimmter körperlicher Zustand und der wäre fixiert. Selbst wenn auf irgendeiner Insel Super-Bolt's gezüchtet würden, wäre das mit meiner Idee zum Scheitern verurteilt.

Wie hoch der Aufwand wäre, weiß ich nicht, aber für Olympia & WM würde sich das rechnen, wenn man bedenkt, wieviel value die Sponsoren durch die neue Sauberkeit generieren könnten. In hunderten Jahren erwarte ich ohnehin neben der Trennung von Mann und Frau eine Trennung nach "meinen" Kategorien, denn ist es nicht unfair, dass jmd. mit schlechten Genen gegen jmd. mit guten Genen antreten muss? Da geht's nämlich schon los, Mutter Natur ist die schlimmste Doperin von allen^^.


RE: Doping freigeben? - lor-olli - 01.09.2015

(31.08.2015, 23:46)Pippen schrieb: …nämlich vom Doping als solches "loszulassen" und sich auf eine Maßtheorie zu stürzen, nach der nur diejenigen Sportler an Wettkämpfen teilnehmen können, deren Körper bestimmte Maximalausprägungen nicht überschreitet.…
Kleine Gemeinheit: Du argumentierst Dich gerade selbst in die Ecke Wink.

Ein Maß als Abgrenzung haben wir ja schon, bzw. viele Maße! Dein Vorschlag würde dem ganzen noch eine Vielzahl an Maßen hinzufügen, wir müssten dann nämlich nicht nur Blut und Urin wie bisher einem automatisierten Untersuchungsverfahren unterziehen, sondern wir müssten Untersuchungen vornehmen, die invasiv werden (Muskelbiopsie? Allen Ernstes?).

Wir müssten völlig neue medizinische Verfahren entwickelt um manche Deiner Vorstellungen zu erfassen. (Lungenbläschen pro cm^2 etwa wären nicht so relevant, es ginge vor allem um die Qualität der Lungenbläschen , ich verbessere ihre Kapazität ja allein schon durch das Training, nicht die Menge, da ließe sich mit Pharmaunterstützung noch sicher einiges machen - nicht nur EPO wirkt!).

Wenn ich z.B. das Muskelwachstum fördernde Präparate genehmige, müssen auch die Knochenstabilität beeinflussende Maßnahmen dazu kommen (warum gab es wohl in den 70er und 80er so viele Muskelrupturen - gibt es z.B. auch heute noch in den "Kraftsportarten" wie Strongmanevents etc.), die Bänder und Sehnen müssten diesem zusätzlichen Krafteffekt kompensieren - von selbst eher undenkbar, denn Bänder und Sehnen lassen sich nicht "antrainieren", sondern begrenzt trainieren und dies nur über längere Zeiträume!

Nur mal ein paar Gedanken…

Dazu käme noch: Wem wird dies gestattet? Ärzten? Jugendlichen? Eltern? (und sei sicher, da werden einige sofort zur Tat schreiten, wenn ich sehe was heutzutage allein an Ritalin@, Medikine@, Strattera@ etc. verordnet und genommen wird) In den USA schlucken bis zu 10% der Studenten auch ohne klinische Symptome Ritalin@, weil es gerade bei leistungsschwächeren die Phase der Konzentrationsfähigkeit erhöhen soll (klinisch nicht eindeutig, aber es gibt starke Indizien). Wohlgemerkt, die Mittel machen aus Deppen keine Genies, sie versprechen "nur" besseres Durchhalten beim Lernen, wie viele würden Präparate mit einem wissenschaftlich belegbaren Effekt schlucken? Langzeituntersuchungen machen wir dan in vivo? Risikofaktoren die wir nicht mal erahnen vererben wir dann den Gesundheitspolitikern der nächsten Generationen?

Und das alles damit "ein Bolt" einmal statt 9,57s einmal 9.48s läuft?


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 01.09.2015

Doping freigeben?
An Maschinen, nicht an Menschen.


RE: Doping freigeben? - MZPTLK - 01.09.2015

(01.09.2015, 08:11)lor-olli schrieb: Und das alles damit "ein Bolt" einmal statt 9,57s einmal 9.48s läuft?
Wie? Ist Bolt sauber?

Übrigens: Doping ist nicht für, sondern gegen Menschen.


RE: Doping freigeben? - beity - 03.09.2015

In der Diskussion lese ich immer wieder das Dopingsperren rechtlich problematisch seien, da sie faktisch ein Berufsverbot wären.
Aber was ist mit dem Berufskraftfahrer, der mehrfach gegen bestimmte Regeln verstößt und seine Fahrerlaubnis temporär oder gar auf Dauer abgeben muss?
Es gibt Rechtsanwälte, die Berufsverbot erhalten, es gibt Ärzte, die ihre Approbation verlieren......
Finde ich in der Konsequenz oft gravierender, als wenn der überführte Sportbetrüger mit der Teilnahme an Wettbewerben aussetzen muss.


RE: Doping freigeben? - lor-olli - 03.09.2015

Zitat:…In der Diskussion lese ich immer wieder das Dopingsperren rechtlich problematisch seien…
Das ließe sich umgehen, indem Verträge mit Athleten abgeschlossen werden (DIE wären nur bei lupenreinen Amateuren problematisch, also praktisch keine Athleten der Spitze), indem bei Vertragsverletzung, vulgo Doping Wink, der Vertrag mt der Startberechtigung gekündigt wird. Ärzte verstoßen z.B. gegen den hippokratischen Eid, Apotheker gegen die Apotheker-Vereinbarung, Busfahrer gegen die Verkehrsregeln - alles rechtsgültige Verträge.

@MZ
Zitat:Wie? Ist Bolt sauber?
Das kann man meinem post nun wirklich nicht entnehmen. In dubio pro reo gilt für mich auch bei Athleten. Bolt wurde nie faktisch verdächtigt, er wurde immer die Leistung angezweifelt, es wurde sicher unzählige Male getestet (auch schon 2008) und bisher scheint es nie zweifelhafte Ergebnisse zu geben - also ist er für mich sauber, genau wie Schippers.

Das man Tests intelligenter gestalten könnte, oder das die beiden besonders geschickt vorgingen will auch ich nicht ausschließen. Das Kriterium ist eine rote Linie, die überschritten wird oder eben nicht, die Grauzonen der Bewertung überlasse ich den "Sensationsjournalisten"  - vielleicht ist ja etwas verwertbares dabei.

Die oberste Frage lautet: Was wollen "wir"? Die Antwort fällt - auch hier im Forum, so vielfältig aus wie die Zusammensetzung aller Beteiligten. Also lautet die nächste Frage: Finden wir einen Kompromiss mit dem wir alle leben können UND der den Sport nicht zerstört (also zu einer "Unterhaltungveranstaltung" a là wrestling verkommen lässt)?


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 03.09.2015

Das Bundesverfassungsgericht schrieb:Ein Berufsverbot ist ein schwerwiegender Eingriff, mit dem die Allgemeinheit, sei es auch nur ein bestimmter Personenkreis, vor weiterer Gefährdung geschützt werden soll (vgl. BGHNJW 1975, 1712). Deshalb darf der Strafrichter es nur verhängen, wenn die Gefahr besteht, dass der Täter auch in Zukunft den Beruf, dessen Ausübung ihm verboten werden soll, zur Verübung erheblicher Straftaten missbrauchen wird (vgl. BGHSt 22, 144, 145 f.). Voraussetzung ist, dass eine - auf den Zeitpunkt der Urteilsverkündung abgestellte - Gesamtwürdigung des Täters und seiner Taten den Richter zu der Überzeugung führt, dass die Gefahr, das heißt die Wahrscheinlichkeit künftiger ähnlicher erheblicher Rechtsverletzungen durch den Täter besteht (vgl. BGHSt 28, 84, 85 f.).
Quelle

Wenn ich das lese, würde ich sagen, dass es eher unrealistisch ist zu erwarten, dass Dopingersttäter jemals mit einem Berufsverbot bestraft werden können.

(03.09.2015, 08:08)lor-olli schrieb: Also lautet die nächste Frage: Finden wir einen Kompromiss mit dem wir alle leben können UND der den Sport nicht zerstört (also zu einer "Unterhaltungveranstaltung" a là wrestling verkommen lässt)?

Ich hatte gedacht, der weiter oben formulierte Gedanke "Anti-Doping-Kampf = Arbeitsschutzmaßnahme" wäre kompromissfähig, aber wenn man wie Pippen diesen Kampf als grundsätzlich gescheitert bzw. nicht sinnvoll ansieht, mag man wohl keine Kompromisse mehr eingehen  Sad


RE: Doping freigeben? - beity - 03.09.2015

Der Busfahrer, der einmalig besoffen vor der eigenen Haustür sein privates Fahrzeug nur um wenige Meter umsetzt, der Schiedsrichter,der erstmals ein Spiel verschiebt, der Wettbürobesitzer, der erstmals auffiel, das er illegale Wetten platziert.....
In dem Moment, wo mit dem Sport eine Förderung dahergeht und oder noch Antrittsgelder, Preisgelder.....dazukommen, handelt es sich um Betrug.
Andere werden geschädigt. Man denke nur an den Schaden für die 4. oder 5. Platzierten bei internationalen Meisterschaften, die mit einigen Jahren Verzögerung auf einen Medaillenrang landen ( klaro, mal vorausgesetzt, das diese Nachrücker nicht auch gedopt waren).


RE: Doping freigeben? - Atanvarno - 03.09.2015

Wenn der Dopingtäter glaubwürdig darlegt, dass er nicht rückfällig wird, wird kein deutsches Gericht ein lebenslanges Berufsverbot gegen ihn verhängen können.
Temporäre Berufsverbote (Zweijahressperren) sind kein Problem.

Lies dir mal die obige Quelle durch, in welchem konkreten Zusammenhang das BVG sich gegen die Verhängung eines Berufsverbots ausgesprochen hat. Noch Fragen?


RE: Doping freigeben? - RalfM - 03.09.2015

(03.09.2015, 08:08)lor-olli schrieb: Das ließe sich umgehen, indem Verträge mit Athleten abgeschlossen werden (DIE wären nur bei lupenreinen Amateuren problematisch, also praktisch keine Athleten der Spitze), indem bei Vertragsverletzung, vulgo Doping Wink, der Vertrag mt der Startberechtigung gekündigt wird.

Da melde ich kräftige Zweifel an. Die Athletenvereinbarung ist genau so ein Vertrag, den ich moralisch und juristisch als sehr fragwürdig erachte, weil es ein Vertrag unter sehr ungleichen Partnern ist, vulgo ein Knebelvertrag.

Ein Vertrag an sich ist noch nichts Gutes. Mit meinem Hang zur Polemik: Auch der im Lkw erstickte oder im Mittelmeer ertrunkene Flüchtling hatte vorher einen rechtsgültigen Vertrag mit seinem Schlepper geschlossen, der ihn dann in den Tod führte.