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Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - Gertrud - 21.01.2016 auf leichtathletik.de http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/spitzensport-potenzial-entdecken-neue-wege-in-der-talentauswahl/ Zitat:Vernetztes Arbeiten Übrigens sehe ich die Hauptarbeit in der Weiterbildung der Trainer. Es gilt, sie entsprechend zu befähigen, die Talente nach handfesten Kriterien herauszufiltern. Ich gehe mal von mir aus. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich für die Talentfindung keine wissenschaftliche Begleitung brauche. Ich bin selbst praktisch und wissenschaftlich genug geschult, diese Sachen selbst zu initiieren. Ich sperre mich natürlich nicht gegenüber neuen Erkenntnissen. Das mag aber in dem einen oder anderen Fall unterschiedlich sein. Es geht natürlich auch darum, die Talente, die nicht so gut untergebracht sind, zu sichten. Ich fühle mich in der Lage, relativ schnell "die Spreu vom Weizen zu trennen". Übrigens halte ich eine Vernetzung in einem so wichtigen Detail auch auf dieser Ebene für angebracht und würde dieses Thema nicht nur auf ein Institut projizieren. Ich habe den Eindruck, dass die Post immer mehr in Richtung Osten abgeht. Auch Prof. Dr. Arne Güllich hat sehr intensiv auf diesem Gebiet geforscht und sollte vielleicht Berücksichtigung erfahren. Die DSHS Köln hat ebenfalls sehr gute Sachen hinsichtlich Talentforschung in die Waagschale zu werfen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht mehr lange dauert und die DLV-Geschäftsstelle befindet sich auch im Osten Deutschlands - wäre doch praktisch bei der östlichen Kollektivarbeit?! ![]() Gertrud RE: Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - Gertrud - 22.01.2016 Zitat:Bisher erfolgte die Berufung der DLV-Nachwuchskader in erster Linie auf der Basis von Wettkampfergebnissen und dem „Trainerauge“. Das Auswahlverfahren soll nun um weitere Parameter wie konditionelle, koordinative und mentale Leistungsvoraussetzungen ergänzt werden. Das ist auch eine Frage, wie durchsetzungsstark ein/e Bundes- oder Landestrainer/in ist. Als ich in Dortmund Steffi Storp bei den Deutschen Jugendmeisterschaften sah, kam sie mit 11,?m nicht einmal in den Vorkampf. Ich habe sie trotzdem in den C-Kader genommen. Im nächsten Jahr stieß sie über 15m. Ich habe nur einige Werte abgefragt und ihr Potential gesehen. Ebenso habe ich es mit Claudia Mues gemacht. Bei Beate Peters habe ich absolut keinen Wert im Speerwurf auf die absolute Leistung im Jugendbereich gelegt, sondern die Perspektive für später gesehen und den Grundstein dafür gelegt. Besonders im Speerwurf sehe ich das auch heute noch so. Sie hat übrigens hervorragend Volleyball, Fußball und Tennis gespielt. Es wird immer wieder Weltklasseathleten und -athletinnen geben, die nicht in allem dem Ideal anhand des Spinnennetz-Diagramms entsprechen. Man braucht sich nur im Wurfbereich umzusehen. Richtig ist natürlich, frühzeitig die Ansätze aufzuzeigen und die Defizite deutlich zu bekämpfen, wobei ich mich persönlich mehr auf meine eigenen Erfahrungen stütze - auch anhand von Spezialübungen. Ich brauche mir nur z. B. Kugelstoßer/innen in der Weltklasse anzusehen und kann teilweise anhand der Technik meine Einschätzung auch zu anderen Bereichen geben. Gertrud. RE: Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - Gertrud - 22.01.2016 Ich halte es für sehr schwierig, dass z.B. Wissenschaftler vornehmlich die entsprechenden Tests für die Talentsichtung vorgeben, weil sie meistens nicht so tief in der Materie stecken. Da sehe ich die Schnittstelle Trainer - Wissenschaftler als sehr wichtig an. Nehmen wir nur mal spätere Programme der Leistungsverbesserung, wo ich z. B. ganz wenig im Sprint in der Summe aus dem deutschen Raum anhand meiner Erfahrungen bei Fortbildungen übernehmen würde, da ich die Programme teilweise mit Fehlern gespickt sehe. Das sehe ich teilweise dann auch so in der Talentsichtung. Das Spinnennetzdiagramm muss bei den unterschiedlichen Athletentypen auch unterschiedlich aussehen. Wo die Stellschrauben sind, hat sehr viel mit dem Weitblick der Trainer/innen zu tun. Das System kann nur so gut wie das fundierte Wissen sein. Das biomechanische Testprogramm halte ich teilweise für antiquiert nach meinen vielen Recherchen auf dem muskulären Bereich. Die Verletzungshäufigkeit der deutschen Protagonisten sehe ich in der Übungskonstruktion sehr skeptisch. Wenn ich einen Probanden hätte, der diese Schiene durchlaufen sollte, würde ich ihn bei unphysiologischen Krafttests ohne Diskussion knallhart herausnehmen. Natürlich ist es gut, wenn überhaupt erst einmal geforscht wird. Nehmen wir nur mal frühere DDR-Vorgaben an. Ich kann mich sehr gut an eine Kugelstoßerin Libera bei Junioren-EM erinnern, die nach dem Gewinn der Goldmedaille eiskalt von der DDR wegen ihrer angeblichen schlechten Perspektive aufgrund ihrer geringen Körpergröße aussortiert wurde. Danach hätte eine Marion Becker, die 1cm unter der Untergrenze lag, angeblich keine Chance gehabt. Also, es ist höchste Vorsicht mit dem Begriff Talent ja oder nein geboten. Auch Beate Peters wurde in den Anfängen als untalentiert von Wilfried Hurst bezeichnet, als er noch nicht wusste, dass sie bei mir trainierte. Ich habe geschmunzelt, als ich sein total überraschtes Gesicht gesehen habe, als er von unserer Zusammenarbeit erfuhr. Es gibt in der Talentauswahl Parameter, die mich begeistern müssen, dass ich an ein Talent glaube. Das müssen eben zunächst nicht die absoluten Disziplinleistungen sein. Gertrud RE: Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - MZPTLK - 22.01.2016 Wissenschaftliche Evaluation kann nur eine Grundlage darstellen. Letztendlich entscheiden müssen Adlerauge des/der Trainer(s) und Kommunikation mit dem Athleten. RE: Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - Gertrud - 22.01.2016 (22.01.2016, 12:35)MZPTLK schrieb: Wissenschaftliche Evaluation kann nur eine Grundlage darstellen. Das sehe ich auch so; allerdings kann die Wissenschaft helfen; ich möchte das nicht ganz abwürgen. Positiv zu werten ist sicherlich, dass man sich überhaupt Gedanken darüber macht. Viele Dinge z.B. auf dem psychologischen Sektor entwickeln sich auch erst im Laufe der Zeit. Ich halte die koordinative Schiene für enorm wichtig. Ich trainiere momentan einen angehenden jungen Langsprinter, der so viele Defizite in koordinativer Hinsicht hatte, dass es ihn und mich viele Mühe gekostet hat, diese Blockaden zunächst wenigstens teilweise aufzuheben. Das sind Gebiete, auf denen Trainer/innen gefordert werden. Ich habe natürlich das ausgezeichnete Bild einer Sabine Braun vor mir, die Wahnsinniges auf dem Gebiet der Koordination eingebracht hat und neue Herausforderungen umgehend umsetzen konnte. Gertrud RE: Kooperationsprojekt DLV und IAT Spitzensport-Potenzial entdecken - Gertrud - 23.01.2016 Studien haben sicherlich ihren Sinn. Es kommt aber sehr wesentlich auf die Reihenfolge an, in welcher man die Bedürfnisse in der hiesigen Leichtathletik abklopft. Da halte ich die Dringlichkeit der Ursachenforschung der Verletzungen unserer Protagonisten und der Prophylaxe auf breiter Fläche in der Jugend beginnend für vorrangig. Hier sehe ich die momentanen Bestrebungen in den Auswirkungen als sehr rudimentär an!!! Es scheint mir alles immer noch ein "Tropfen auf dem heißen Stein" zu sein. Gertrud |