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Hochsprungfehler - Druckversion

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RE: Hochsprungfehler - HHKp - 07.08.2014

Ich befinde mich jetzt ein wenig in der Zwickmühle, bin ich mir doch sicher die bessere Technik zu vertreten und doch bin ich ununterbrochen verletzt. Die Verletzungen kommen aber nicht von der Technik, sondern vielmehr von dem Plattfuß, falscher Ernährung und Übereifer im Training.

Es bleibt dabei, dass der Großteil der Weltspitze über eine sehr kurze Bodenkontaktzeit im vorletzten Schritt mit einem kurzen letzten Schritt ihre Leistungen abruft. Im Thread Hochspruntechnik in Training ist das Video von Fassinotti gepostet, der die kürzeste Bodenkontaktzeit auf dem vorletzten Fußaufsatz hat. 2,34m und Weltspitze, naja aber dicht dran, andere Daten habe ich gard nicht zur Hand. 
Zu sehen bei den meisten Springern ist auch ein aktiver letzter Fußaufsatz kein Hinstellen des Fußes, wie im Straddel früher, es wird versucht bei hohem Kniewinkel, wenn möglich 180° (144° im Video von Fassinotti) unter den Körper zu ziehen(schwierig zu beschreiben und lässt Spielraum für Diskussion).

Was mich da wundert ist das Posten solcher Videos und dann die Meinung man müsste anders Springen, man wiederspricht sich dabei selbst, außer man meint die Springen alle falsch, dann wird man aber nur zu einem Schwarzseher und ähnelt den Opas aus der Muppetshow.

Die Hochsprungtechnik, die ich selbst versuche zu verwirklichen, was mir aufgrund körperlicher Defizite nicht gelingt. Ist nicht von mir entwickelt oder einfach hingenommen worden. Lang und ausgiebig habe ich mit meinem Trainer diskutiert, sehe aber die Logik die dahinter steckt und habe die Vorteile eingesehen.

Mein Trainer hat Olympiateilnehmer, Welmeisterteilnehmer, Europameisterteilnehmer trainiert und ich glaube dort mit seinen Athleten auch Medallien erlangt.


RE: Hochsprungfehler - dominikk85 - 07.08.2014

war es nicht so, dass der letzte schritt kurz und der vorletzte schritt lang sein soll?


RE: Hochsprungfehler - HHKp - 07.08.2014

Nein sowohl der Vorletzte, als auch der letzte Schritt sind kürzer als die vorangegangenden. Barshim macht das Eindrucksvoll vor. Wenig KSP Senkung ein "Einspringen" in die letzten 2 Schritte, dies ist erst seit 2-3 Jahren so. Vlasic springt so, Jungfleisch extrem (wobei dort der Vorletzte ein wenig länger ist). Der Vorletzte wird nicht "auf" die Kurve gesetzt sondern näher zur Matte hin, eine stärkere Innenlage entsteht und der Letzte wird sehr kurz vor die andere Schulter gesetzt. Dereinst möchte ich so springen, dafür fehlt nur noch viel.

Bondarenko geht auf den letzten 2 Schritten viel tiefer als Barshim, muss sich daraus hochkämpfen und ist dann nicht 90° zu der Latte, über der Latte. Aber auch hier ist der Vorletzte nur geringfügig länger.




Aber hier ist wieder eine Unterscheidung zu treffen, ein Kraftspringer(Ukhov) muss den Vorletzten länger setzten um eine noch stärkere KSP Senkung zu erzielen.

Wie man springen möchte bleibt jedem selbst überlassen, ich kann nur sagen, dass meines Erachtens der Sprungstil von Barshim am Besten ist, auch von Körpertyp zu Körpertyp ist dies natürlich unterschiedlich. 

Da sind wir auch schon beim Hauptproblem dieser ganzen Diskussion und jeder Diskussion im Hochsprung. Bin ich vom Typ her leicht und habe ein Wumms im Fuß springe ich wie Barshim, bin ich der krasse Krafttyp springe ich wie Ukhov. Was leichter zu trainieren ist muss man schauen.


RE: Hochsprungfehler - ThomZach - 07.08.2014

Danke, HHKp, für Deine humorvolle Art. Weiter so.
Nur ich mach das jetzt seit 1971. Da darf man schon mal die Waffen strecken. 
Dennoch vielleicht dies:
Es ist logisch, dass die Bodenkontakte kürzer werden, je schneller man läuft.
Und das ist beim Hochsprung eben über dem vorletzten Schritt so.
Daraus den Schluss zu ziehen, man laufe schneller und springe höher,
je mehr man dafür tut, dass die Bodenkontakte kurz sind, ist absurd,
stellt die Kausalität auf den Kopf. Setzt man den Irrschluss in die Tat um,
können nur Scheitern und Verletzungen folgen. 

Noch blöder aber auf derselben Schiene ist die Annahme, man brauche nur
immer schneller anzulaufen, um immer höher springen zu können. 
Auch hier ist es umgekehrt: Wenn man stark genug ist, kann man
größere Impulse umsetzen. Also läuft der Topathlet auch am schnellsten an. 

Barshim wie Kontrahenten haben schlechte Überquerungswerte, weil sie 
die Technik nicht ganz beherrschen: Gipfel hinter der Latte. Reißen, bevor 
die Körperteile ihre größte Höhe erreicht haben. (Perfekt: Wessig in Moskau)

Das Denken der Trainer die ich meine, ist abstrus und realitätsfern.
Ob Dein Trainer da eine Ausnahme bildet, weiß ich nicht.
Mancher hat einfach nur mal Glück mit seinen Schützlingen gehabt.
Pech für all die, die er in die Wüste geschickt hat. DA muss man suchen,
wenn man einen Trainer bewerten will.


RE: Hochsprungfehler - MZPTLK - 07.08.2014

(07.08.2014, 14:34)ThomZach schrieb: Mancher hat einfach nur mal Glück mit seinen Schützlingen gehabt.
Pech für all die, die er in die Wüste geschickt hat. DA muss man suchen,
wenn man einen Trainer bewerten will.
Thumb_up


RE: Hochsprungfehler - Hellmuth K l i m m e r - 07.08.2014

Ganz gleich wer HHKp sein mag, und ob er > 2.20 m springen kann sowie einen Weltklasse-Trainer hat:
I c h   (als kleiner Longjumper Wink ) neige dazu ,  i h m   zu glauben; seine Argumentation scheint mir schlüssig.


Letztendlich - glaube ich - dass die Länge der letzten Schritte und die Bodenkontaktzeiten eigentlich nur Ausdruck der Rhythmisierung des Anlaufs sind. Wie bei allen anderen Sprüngen ist es nötig, am Ende Schrittlängenänderungen vorzunehmen, um "abheben" zu können. (Das erfolgt bei Talenten oft intuitiv, wird selten stur geschult.)
(s.a. die Diskussion zu Weitspringerin Moguenara's AL-Probleme!)

H. Klimmer / sen. 


RE: Hochsprungfehler - ThomZach - 07.08.2014

Wie meistens, divergieren auch beim Absprung subjektive
„Wahr“nehmung und objektive Messung. Wenn man das nicht
auseinanderhält, endet man im Chaos.
Objektiv muss man in den letzten Schritten die Frequenz erhöhen.
Damit die Schritte dann (vor allen der Vorletzte) nicht zu kurz werden,
muss man etwas dagegen tun, also subjektiv „lang werden“ und trotzdem schneller.
Wenn man dagegen die Messwerte
zu Vorgaben erhebt, macht man alles falsch.
 
Den letzten Schritt macht man instinktiv zu lang, also muss man ihn
aktiv kurz setzen. Um das zu erreichen, kann man den Arm- und Beinschwung
bis zu antizyklisch übereilen. Parallel heißt dann nicht mehr auch
synchron zum Schrittrhythmus.
All das fühlt sich ganz anders an, als es die Messwerte wiedergeben.
 
Das Setzen des vorletzten Schrittes aus der Kurve heraus (zur Matte hin)
nennen wir doch side step. Dieser erleichtert das Absenken des KSP,
weil die Kurvenneigung zunimmt.
Aus dem Absenken muss man sich nicht wieder „herauskämpfen“,
sondern man vergrößert damit den Umlenkwinkel im letzten Stütz
und erleichtert damit den Absprung.
Man kann dann steiler oder schneller abspringen. Wie man meint,
dass es mehr Endleistung bringt. Wieder ein anderes Thema.

Richtig lustig ist das alles erst, wenn es einem im Kopf herumschwirrt,
und man damit Technik übt. Es also auf die praktische Probe stellt.
Dann erst erlebt man, wie Objektives und Subjektives in Einklang kommen.
Wie man sich also bei richtiger Ausführung zunächst unwohl fühlt
und trotzdem merklich höher fliegt oder besser dreht, etc.
 
Und immer wieder muss ich feststellen: Wenn ich das alles schon
1971 gewusst hätte, wäre ich bestimmt an die 2m30 gekommen.
Ich stelle demnächst ein Film-Dok ein, das 1971 drei Wochen vor
meinem PR
entstanden ist. Was es da noch alles zu verbessern gabt!...
Trotzdem wäre ich weder in München (Tarmak 2m23) noch
in Montreal (Wszola 2m25) O-Sieger geworden: Das Massaker hätte
mich zu sehr mitgenommen.
Und Regen zieht mir jeden Nerv.
Außerdem bin ich kein Siegertyp. Nur ein besessener Tüftler.Cool


RE: Hochsprungfehler - matthias.prenzlau - 08.08.2014

(07.08.2014, 12:51)HHKp schrieb: Bin ich vom Typ her leicht und habe ein Wumms im Fuß springe ich wie Barshim, bin ich der krasse Krafttyp springe ich wie Ukhov. Was leichter zu trainieren ist muss man schauen.

Den "Wumms" im Fuß kenne ich vom Dreisprung. Da wird versucht mit möglichst großen Kniewinkel eine scharende Bewegung bei den Absprüngen aus zuführen. Da sind kurze Bodenkontaktzeiten erwünschenswert, um wenig horizontale Geschwindigkeit zu verlieren.

Das funktioniert in der Horizontalen einigermaßen "gesund". Durch den flachen Absprungwinkel hält sich der Bremsstoß in Grenzen.

Wenn man das Ganze auf den Hochsprung überträgt, dann entsteht aufgrund des steileren Absprungs ein (gesundheitsgefährdender) Bremsstoß, der durch Muskeln, Sehnen und Bänder abgefangen werden muss.

Wenn man gesund und dauerhaft hochspringen möchte, kommt um das von "unten" nach "oben" steigen nicht herum, zumal so erst ein verträglicher Umlenkwinkel entsteht.

Viel schlauer ist es doch langsamer anzulaufen und fast die horizontale Geschwindigkeit in Höhe umzusetzen, ganz ohne Bremsstoß!
Das geht wirklich! Wer es nicht glaubt, muss es probieren!

Gruß


RE: Hochsprungfehler - ThomZach - 08.08.2014

Ohne zu glauben kann man nichts verlässlich ausprobieren.
Wenn man das Gegenteil von dem glaubt, was man ausprobiert,
wird man natürlich scheitern. Schon der Zeifel ist zu viel.
Man muss theoretisch überzeugt sein und es dann in der Praxis prüfen.
Wenn das schiefgeht, muss man die Theorie ändern.
Der umgekehrte Weg funktioniert nicht. Confused
Toll wäre natürlich, wenn HHKp davon das Gegenteil beweisen würde,
also ohne zu glauben unsere Erfolgsgefühle nacherleben könnte.


RE: Hochsprungfehler - dominikk85 - 09.08.2014

Ich denke mal, dass ein schneller anlauf wenn man ihn wirklich beherrscht eine gute sache ist, allerdings denke ich auch, dass 90% aller jungen HS zu schnell und lang anlaufen und nicht mal in die nähe kommen ihren KSP zu treffen.

fast alle sub 1,90 springer (bei männlicher jugend) könnten vermutlich aus 7 schritten mit gutem timing genauso hoch springen wie aus vollgas von der laufbahnSmile.

Ich denke man sollte erstmal sprunggefühl und technik trainieren und automatisieren bevor man anfängt schneller und länger anzulaufen.