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DISKUS - sionsfall - Druckversion

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DISKUS - sionsfall - kari.hgw - 06.05.2014

Schön, dass es jetzt hier dieses Untermenü gibt. Ich möchte jetzt mal einen sehr interessanten Diskussionsfall zum besten geben, an denen sich viele schon die Zähne ausgebissen haben.

Beim Diskuswurf beginnt der TN mit dem Andrehen. Dabei rutscht ihm der Diskus aus der Hand und fällt in den Wurfring.
Er hebt ihn auf, säubert ihn kurz und wirft dann regelgerecht.
Du bist Obmann und hebst welche Fahne?


RE: DISKUS - sionsfall - Hellmuth K l i m m e r - 06.05.2014

Da habe ich auch noch ne Frage, resultierend aus eignem Erleben (bei einem kleinen regionalem Wettkampf):

Der Diskus berührt das Netz (oder den vorderen Ständer) beim Abwurf, fliegt aber (vom Seitenwind begünstigt) ins Feld.
Frage: gültig oder ungültig?

Und gleich noch eine ("Einer geht noch ..." Rolleyes ):  


Der Diskuswerfer verlässt ordnungsgemäß den Kries noch hinten aber das Gerät berührte noch nicht den Boden; der KaRi meint, er habe das (das Aufschlagen des Gerätes) zwar nicht gesehen, aber gehört!
Frage: Ist diese Ungültig!-Entscheidung korrekt?

H. Klimmer / sen.


RE: DISKUS - sionsfall - kari.hgw - 07.05.2014

Fall 1: Eindeutig gültig, selbst wenn er dagegen kommt und wie ein nasser Sack zu Boden fällt, hauptsache er landet vollständig im Sektor.

Fall 2: Ja. Der KaRi kann ja kaum gleichzeitig nach vorne und hinten gucken.


RE: DISKUS - sionsfall - Diskusmann - 07.05.2014

Sehr richtig, beides kommt immer wieder vor und viele kennen die anzuwendenden Regelungen nicht. Kari.hgw hat die Antwort aber richtig gegeben. Wenn der Diskus Netz oder Gestänge des Käfigs berührt und in den Sektor geleitet wird, ist der Versuch gültig. In der anderen Frage muss das Gerät zunächst den Boden berührt haben, eher der Athlet den Ring oder die (Speerwurf-)Anlage verlassen darf. Der Athlet muss dabei aber nicht zum Gerät gesehen haben! Nur die Tatsache des Nacheinanders von Landen > Ring/Anlage verlassen ist dabei wichtig.

Kari.hgws erster Fall dagegen ist wirklich knifflig und so wohl nirgends an sich geregelt. Da bedarf es wahrscheinlich der Interpretation.
Der Athlet darf das Gerät im Ring ablegen (und sogar den Ring verlassen, um dann erneut den Ring zu betreten und dann den Versuch auszuführen). Er darf aber vorher den Versuch noch nicht begonnen haben, also die Ausgangsstellung nicht eingenommen und mit der Bewegung begonnen haben! Im Fallbeispiel hat der Athlet den Versuch begonnen; dass er ihn nicht wie gewollt zu Ende führen konnte, spielt keine Rolle. Verliert er unterwegs den Diskus und schlägt dieser nicht im Sektor auf, sollte der Versuch - und als solcher muss er gewertet werden, denn der Diskus hat die Hand verlassen - ungültig sein. In der alltäglichen Wettkampfpraxis wird mit solch einem Fall allerdings i.d.R. anders verfahren und der Athlet darf seinen Versuch wieder aufnehmen.


RE: DISKUS - sionsfall - Hellmuth K l i m m e r - 07.05.2014

(07.05.2014, 07:33)kari.hgw schrieb: Fall 2: Ja. Der KaRi kann ja kaum gleichzeitig nach vorne und hinten gucken.
Da mir das wirklich passierte (bei einer Sen.-LM in Stendal) frag(t)e ich - trotz überaus seltenem Vorkommen - dennoch kritisch nach: 
Was macht der Kari, wenn im Stadion großer Lärm herrscht, er also keinesfalls das Aufschlagen des Gerätes auf dem Rasen  h ö r e n   kann?

Einer der erfahrendsten Kampfrichter und mehrfacher Diskus-DDR-Meister und -Rekordhalter aus Leipzig meinte: Eine völlig antiquierte und   u n n ö t i g e   Regel!


H. Klimmer /sen.


RE: DISKUS - sionsfall - ako - 07.05.2014

Wenn ich als Obmann Diskus eingesetzt bin, ist genau das der Punkt worauf ich achte, wenn der Diskus regelgerecht auf den Weg gebracht wurde. Ich kann zwar nicht gleichzeitig in den Sektor und in den Ring schauen aber doch sehr schnell hintereinander. Und wenn es sich nicht um Zehntelsekunden handelt, kann ich schon beurteilen, ob der Diskus zuerst gelandet ist oder der Athlet den Ring verlassen hat. Und wenn nicht, dann im Zweifel für den Athleten.

Und so unsinnig ist die Regel nicht. Es wird verhindert,  dass Versuche gültig wären, wenn der Athlet unkontrolliert nach hinten aus dem Ring fällt. Das passiert auch beim Kugelstoßen recht häufig. Ein Athlet kann sich nicht mehr halten und verlässt den Ring mit einem Sprung hinter den Linien. Das wäre ohne diese Regel alles gültig.


RE: DISKUS - sionsfall - Hellmuth K l i m m e r - 08.05.2014

(07.05.2014, 15:46)ako schrieb: Und so unsinnig ist die Regel nicht. Es wird verhindert,  dass Versuche gültig wären, wenn der Athlet unkontrolliert nach hinten aus dem Ring fällt. 
In diesem Fall bin ich auch für die (konsequente) Beachtung der Regel.

Aber ich schrieb, dass der Werfer den Kreis ordnungsgemäß nach hinten verließ; nicht springend, stolpernd, ...

Eine eindeutigere Regelbeschreibung wäre hier nötig, die solche (seltenen) Fälle klärt. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass diese Regel eigentlich in der vorliegenden Formulierung überflüssig ist. Wobei eben nur das "Herausspringen und -stolpern" geahndet werden sollte - und das ist Auffassungssache des Kampfrichters. Aber zwischen "ruhigen" Verlassen des Kreises und "Herausstolpern" wird er doch unterscheiden können. Rolleyes


H. Klimmer / sen.


RE: DISKUS - sionsfall - Javeling - 08.05.2014

(07.05.2014, 09:11)Diskusmann schrieb: Kari.hgws erster Fall dagegen ist wirklich knifflig und so wohl nirgends an sich geregelt. Da bedarf es wahrscheinlich der Interpretation.
Der Athlet darf das Gerät im Ring ablegen (und sogar den Ring verlassen, um dann erneut den Ring zu betreten und dann den Versuch auszuführen). Er darf aber vorher den Versuch noch nicht begonnen haben, also die Ausgangsstellung nicht eingenommen und mit der Bewegung begonnen haben! Im Fallbeispiel hat der Athlet den Versuch begonnen; dass er ihn nicht wie gewollt zu Ende führen konnte, spielt keine Rolle. Verliert er unterwegs den Diskus und schlägt dieser nicht im Sektor auf, sollte der Versuch - und als solcher muss er gewertet werden, denn der Diskus hat die Hand verlassen - ungültig sein. In der alltäglichen Wettkampfpraxis wird mit solch einem Fall allerdings i.d.R. anders verfahren und der Athlet darf seinen Versuch wieder aufnehmen.

Ich interpretiere den Fall auch so (auch innerhalb der Zeitregel). Nur, wie man das Gerät ablegt, ist eigentlich egal (hier gibt's ja keinen 'Schönheitspreis'), es darf nur nicht den Wurfkreis/die Begrenzungslinien verlassen.


RE: DISKUS - sionsfall - kari.hgw - 08.05.2014

Gibts nicht einen Unterschied zwischen ablegen und fallen lassen? Der Sinn der Regel ist doch, dass man das Gerät noch mal vor dem Versuch ablegen kann, um ggf. die Hände zu trocknen oder so, aber sicher nicht damit der Versuch beim Fallenlassen gültig bleibt.


RE: DISKUS - sionsfall - Diskusmann - 08.05.2014

(08.05.2014, 12:55)Javeling schrieb:
Ich interpretiere den Fall so (auch innerhalb der Zeitregel) : Wenn ein Gerät noch nicht den Stoß-/Wurfkreis/die Anlaufbahn verlassen hat, dann kann ein Versuch abgebrochen werden (siehe auch z.B. Weit-/Hochsprung). Allerdings darf man nach einem unterbrochenen Versuch den Kreis/die Anlaufbahn nicht mehr verlassen (dann gilt der Versuch). Wie man das Gerät ablegt, ist eigentlich egal (hier gibt's ja keinen 'Schönheitspreis'), es darf nur nicht den Wurfkreis/die Begrenzungslinien verlassen.

Du vergisst dabei, dass der Versuch bereits begonnen wurde! In dem Fall darfst du das Gerät nicht mehr ablegen, um den Ring zu verlassen und auch nicht vor einem Neuansatz "ablegen" (gilt nicht für Hammerwurf). Legst Du nach Versuchsbeginn das Gerät ab (oder verlierst wie in diesem Fall das Gerät), ist es ein ungültiger Versuch. Brichst Du einfach den Versuch ab OHNE das Gerät zu verlieren/abzulegen, kannst Du innerhalb der Zeit den Versuch neu beginnen.
Was sagt Kari.hgw dazu?